Ein Gedicht: Der Webstuhl

[Eine Leserin hat uns folgendes Gedicht zu geschickt. Wir möchten es gerne mit dir teilen. Leider wissen wir nichts über den Verfasser.]

Der Webstuhl

Gott sitzt am Webstuhl meines Lebens,
und seine Hand die Fäden hält,
er schafft und wirket nicht vergebens,
wenn ihm ein Muster wohlgefällt.

Mir will es manchmal seltsam dünken,
wenn er die Fäden so verwirrt,
doch niemals seine Arme sinken,
wenn er das Weberschifflein führt.

Manch raue Fäden lässt er gleiten,
durch seine liebe Vaterhand,
er weiß aus allem zu bereiten,
für mich des Himmels Lichtgewand.

Auch dunkle Fäden eingebunden,
flicht er in das Gewebe ein,
das sind die Lebens trübe Stunden,
dann schweige ich und harre sein.

Und stille ich am Webstuhl stehe,
wenn er die dunklen Fäden spinnt,
den gold´nen Faden ich nur sehe,
und freu mich dessen wie ein Kind.

Denn ob es helle oder trübe,
aus allem glänzet doch hervor,
der gold´ne Faden seiner Liebe,
der mich zu seinem Kind erkor.

Und ist der letzte Tag zerronnen,
mein Sterbenstag von Gott gewollt,
dann ist der Webstuhl abgesponnen,
und alles glänzt wie lauter Gold.

Dann sing ich mit den Engelschören,
nach letzter durchgekämpfter Nacht,
dem großen Meister dann zu Ehren,
„Ja, du hast alles wohl gemacht!“

Photo by Chris Chow on Unsplash

Wie ich einen Polizisten ärgerte und was ich davon hatte

Wenn es etwas gibt, das ich in Albanien nicht leiden kann, dann ist es der Straßenverkehr. Jeder fährt auf den Straßen wie er will. Die Polizei schaut tatenlos zu. So war bislang mein Eindruck.

Letzten Freitag allerdings wurde ich auf dem Rückweg von unserem Kurzurlaub in Montenegro eines Besseren belehrt. Ich wurde nämlich wegen einer Verkehrswidrigkeit angehalten. Dabei bemerkte ich vor allem, was man davon hat, wenn man sich nicht dem albanischen System anpasst.

Wir waren unterwegs auf einer Landstraße. Hinter uns präsentierte sich ein herrlicher Sonnenuntergang. Im Auto machten die Kinder ein richtiges Theater und ich bemühte mich, die anstrengende Reise möglichst schnell hinter mich zu bringen.

Leider gehörte auch dazu, dass ich auf einer Landstraße, auf der nur 50 km/h erlaubt waren, zu schnell fuhr. Dies bemerkte ich, als ich am Straßenrand einen Polizeiwagen mit einem Polizisten daneben sah, der mich freundlich heraus winkte.

Ich folgte seiner Einladung und hielt an. Zuerst versuchte ich so zu tun, als wenn ich nur deutsch spräche. Mir wurde schnell klar, wie blöd das war. Ich händigte dem Polizisten meine Papiere aus und stieg dann aus dem Auto, weil mich der andere Polizist rief. Dieser fand nämlich schnell heraus, dass ich auch albanisch sprach.

Sie wiesen mich darauf hin, dass ich laut ihrer Messung 87 km/h gefahren bin. Die Strafe dafür hätte ich nun zu tragen. Ich machte deutlich, dass ich bereit bin zu kooperieren. Für den Polizisten bedeutet dies jedoch, dass ich bares Geld auf die Hutablage lege. Zum ersten Mal war ich nun direkt konfrontiert mit dem Thema "Korruption".

In stolzem albanisch machte ich dem Mann klar, dass ich nicht bereit sei, Schmiergeld zu zahlen.

Als der Polizist bemerkte, dass er mit mir kein Geschäft machen konnte, wurde er sehr ärgerlich. Wütend füllte er einen Zettel aus und steckte meine Papiere(Führerschein und Fahrzeugschein) in seine Jackentasche. Die Strafe von 10000 Lekë (70 Euro) sollte ich am Montag in der nächstgelegenen Polizeistation(150 km entfernt von Krume) bezahlen, dann bekäme ich die Papiere wieder.

Eilig packten die Polizisten danach ihre Sachen und fuhren davon.

Wir waren entsetzt. Wie konnte der Mann nur so handeln? Aber ich war bereit die Kosten für meine Prinzipientreue zu zahlen.

Wir haben leider in den vergangenen Monaten in Bezug auf das Thema "Korruption" folgendes gelernt: Das Schmieren von korrupten Beamten, gehört für die Menschen in Albanien zum Leben, wie das Aufstehen am Morgen. Es ist normal und selbstverständlich und jeder tut es.

Doch ich habe für mich beschlossen:

Ich werde niemals Geld bezahlen, um Recht zu beugen.

Auch die Bibel findet hierzu deutliche Worte. Gott sprach schon durch Mose zu seinem Volk , als er sagte:

"Du sollst das Recht nicht beugen, du sollst die Person nicht ansehen und kein Bestechungsgeschenk nehmen. Denn das Bestechungsgeschenk macht die Augen der Weisen blind und verdreht die Sache der Gerechten." 5. Mose 19,6

Weil ich Gott gehorsam sein will und weil mir der gesunde Menschenverstand sagt, wie schädlich Korruption ist, werde ich die Konsequenzen für meine Haltung mit der größten Tapferkeit ertragen. Koste es, was es wolle.

Wir machten uns also auf den Heimweg, ohne Führerschein und Fahrzeugschein. Doch 30 min später wurden wir wieder von der Polizei angehalten. Mittlerweile war es dunkel geworden. Es waren die gleichen Polizisten, wie wir schnell bemerkten.

Scheinbar konnte der freundliche Polizist, den ärgerlichen zur Besinnung rufen. Denn sie teilten mir mit, dass ich meine Strafe auch in unserer Stadt bezahlen kann. Die Papiere würden sie hier hochschicken.

Morgen werde ich versuchen meine Papiere wieder zu bekommen. Ich werde 70 Euro Strafe zahlen und hoffen, dass der Herr meine Treue in diesem Fall in irgendeiner Weise belohnen wird.

Frage: Wie hättest du gehandelt? Was denkst du über das Thema Korruption?

Vom Schrecken, den uns eine Heuschrecke einjagte

Gestern Abend ließ ich für einen kurzen Moment das Fenster auf um noch ein wenig frische Luft hereinzulassen. Kurze Zeit später stürmte Rahel entsetzt ins Bad und erzählte mir von irgendeinem Riesenviech, das in unserem Schlafzimmer herumfliegt.

Ich konnte mir nicht vorstellen, was für ein Tier das sein sollte. Doch schnell entdeckte ich, um was es sich handelte. So also müssen Heuschrecken aussehen. Ich hatte sie noch nie in echt gesehen. Ich kannte nur den Bericht aus der Bibel, wo Gott dem Volk der Ägypter eine Heuschreckenplage sandte.

Dieses Viech war unheimlich. Es hatte die  Größe meines Zeigefingers und es bewegte sich rasend schnell von einer Wand zur anderen, so schnell konnte man nicht gucken. Dabei machte es ganz komische Fluggeräusche.

Wir wussten, dass wir mit so einem Viech im Schlafzimmer nicht schlafen gehen wollten. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als dieses Tier zu töten. Dies tat ich dann auch und bemerkte wie zäh dieses Viech ist.

Beruhigt konnten wir danach schlafen gehen. Ich will nun so schnell wie möglich Fliegengitter besorgen, so dass Heuschrecken keinen Zugang mehr zu unserer Wohnung haben.

Hier ein noch Foto von diesem getöteten Riesenflugobjekt.

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Mein Erlebnis einer Brautschau und der völlig anderen Welt, in die ich eintauchte

brautschauGestern fand hier im Ort eine der vielen Hochzeiten in diesen Sommermonaten statt. Unser "Clan", sprich die Familie, zu der wir sozusagen zugezogen sind, waren alle da. (Hier im Ort gibt es einige größere Familien, die alteingesessen und sehr angesehen sind. Gott hat es gut gemacht, uns in eine von ihnen "einzupflanzen", indem wir hier in diesem Haus wohnen. Das ist ein sehr großer Vorteil, wie wir schon oft gemerkt haben.)

Heute morgen war dann die traditionelle Brautschau. Ich wusste nicht so recht, was das sein sollte, als ich dazu eingeladen wurde. In meinem deutschen Denken stellte ich mir die Braut in ihrem Kleid vor, freudig strahlend und stolz über all die vielen Geschenke und ihr schönes Kleid. Ich stellte mir vor wie sie die Geschenke auspackt und sie ihren Freundinnen und ihrer Familie mit einem Lachen zeigt. (mehr …)

Warum, oh Gott? - Wie ich in meinem Glauben an meine Grenzen kam

 

Ehrlich gesagt habe ich mir bisher in meinem Leben noch nicht allzu oft die Frage nach dem Warum gestellt. Ich wusste tief und fest in meinem Herzen, dass Gott allmächtig ist und habe das immer eher als tröstlich empfunden in allen auf und abs meines Lebens.

Doch der Sonntag vor zwei Wochen hat mich so einiges gelehrt. Ich habe mir an diesem Tag in meinem Inneren so oft diese Frage gestellt. Nicht etwa, weil etwas sehr schlimmes, lebensveränderndes passiert wäre. Nein, es waren eher die vielen kleinen Dinge, die an diesem Tag „schief“ gingen und die dennoch in meinem Inneren eine große Lawine ausgelöst haben.

An diesem besagten Tag traten wir unsere Reise in die Türkei an. In folgendem Artikel berichte ich über unsere 24 Stunden Reise und was Gott dann tat:

Wie der Tag begann...

Der Tag begann schon mit nicht wenig Stress. Wir hatten noch viel zu packen und zu erledigen, die Kinder waren nicht so gut drauf und ich hatte schon zwei Tage vorher seltsame, für mich sehr ungewöhnliche Bauchschmerzen. Ja, ich hatte Angst vor dem Flug nach Istanbul, dem Umsteigen mit wenig Zeit, dem Anschlussflug zu unserem Zielort, Izmir und dann dem Shuttle um ca. 23 Uhr in unser Hotel (ca. 45 min). Schon der letzte Flug nach Deutschland ohne Umsteigen empfand ich mit zwei kleinen, sehr mobilen Kindern als sehr anstrengend. Nun, ich hatte Bauchschmerzen davor.

Müde und auch etwas genervt packten wir alles in den Sharan unseres Nachbarn, dessen Dienste wir als Taxifahrer nutzten. (V.a., um mit ihm ins Gespräch zu kommen und auch seine Familie zu unterstützen.) Allerdings fuhr uns nicht der Nachbar, sondern ein Freund von ihm, auch ein Nachbar, ein strenger Muslim mit Bart (den tragen hier nur wenige…). Wir fuhren etwas verspätet los. Beim  ersten Stopp sprang das Auto nicht mehr an. Mit etwas anschieben allerdings tat der gute VW doch wieder seine Dienste. Ich betete nur, dass Gott uns keine Panne über den Weg schickt…

Der erste Schock

Nein, das tat er vorerst nicht. Wir kamen wohlbehalten in Pristina am Flughafen an. Unser Fahrer fuhr direkt weiter. Mit all unserem Gepäck und zwei noch verschlafenen Kindern schleppten wir uns in das neue Flughafengebäude. Unser erster Blick ging auf die Anzeigetafel. Doch wo war nur unser Flug nach Istanbul? Da stand nichts. Oder doch? Ganz unten, 19:25 Uhr - Istanbul. Aber nein, unser Flug sollte doch um 15:30 Uhr gehen. Jetzt war kurz nach 14 Uhr. Hilflos liefen wir zum Schalter, keiner konnte uns Auskunft geben. Aber uns war sehr schnell klar, dass wir diese Tatsache einfach hinnehmen mussten. Das taten wir auch. Am Schalter buchte man uns einen neuen Flug nach Izmir, um 23:50 Uhr. Nun, meine Stimmung sank sehr den Berg herunter. Ich war müde, ich wollte nur schnell diesen Tag hinter mich bringen. Und nun das…
Nach scheinbar endlosen Fahrten mit der Rolltreppe, hoch und runter, hoch und runter, und dem Gepäckwagen - der Gideon und Livia und auch die anderen wartenden Fluggäste bei Laune hielt, checkten wir ein und es ging etwas vorwärts.

Das ohnmächtige Warten

kinder-3Dann saßen wir an unserem Gate. Doch weit und breit war kein Flugzeug in Sicht. Es war doch schon 19 Uhr. Die Kinder wurden unruhig, Livia fand nicht in den Schlaf. Die Sonne stand schon sehr tief. Der Tag verabschiedete sich, Gideon freute sich an dem Mond „da oben“. An der Anzeigetafel stand jetzt auch eine neue Uhrzeit 20:50 Uhr Abflug. das darf doch wohl nicht wahr sein, dachte ich. So machtlos und so tatenlos mussten wir diesen Tag hier verstreichen lassen. Alle anderen schienen es gelassen zu nehmen. Ob das Flugzeug überhaupt kommt sei fraglich, meinte ein erfahrener Fluggast.

Spätestens jetzt wollte ich wieder nach Hause. Ich wollte gar nicht mehr fliegen. Im Geiste sah ich uns schon die ganze Nacht auf dem harten Flughafenboden verbringen. Die Kinder taten mir leid. Was taten wir ihnen da an. Und ich konnte nicht verstehen, wie Gott das einer sowieso schon gestressten Mutter zumuten konnte. - Aber es kam noch schlimmer…

Um 21:30 Uhr konnten wir Pristina endlich via Flugzeug hinter uns lassen. Die Kinder fanden in einen kurzen, ruhigen Schlaf. Ich sah immer wieder etwas verzweifelt auf die Uhr. Ob wir unserem Flug noch bekommen? Einen späteren würde es nicht mehr geben, erst am nächsten morgen wieder.

Die enttäuschte Hoffnung

Als das Flugzeug landete konnten wir es gar nicht erwarten schnell rauszukommen. Mit unseren Kindern auf dem Arm marschierten wir sehr eilig zur Passkontrolle. Kurz davor erwartete uns schon ein Mann mit unseren Flugtickets nach Izmir. Wie gut, dachten wir, wir können es also noch schaffen. "Schnell, schnell", rief uns der Mann noch zu. Bei der Passkontrolle wurden wir vorgelassen und mit allem was wir hatten rannten wir durch den halben Flughafen in Istanbul. Livia im Manduka und Gideon müde an der Hand. Wir rannten, mal in die falsche Richtung, die Rolltreppe runter und immer weiter. Unglaublich wo man diese Energie herbekommt, wenn man etwas unbedingt möchte. Und da sahen wir den Schalter. Izmir, stand da. Ich atmete durch. Doch warum brachte man uns nicht schnell zum Flugzeug. Es wartet doch nur auf uns...

Als der Angestellte unsere Tickets einscannte, piepte es nur. Hier stimmte etwas nicht. Auf dem kleinen Display war zu lesen. "Tickets are corrupted." Nach einigen Minuten war klar, was das bedeutet. Man teilte uns mit, dass der Flug überbucht sei und für uns kein Platz mehr ist. Ich verstand die Welt nicht mehr. Da standen wir um Mitternacht mit unseren zwei kleinen Kindern, völlig durchgeschwitzt und müde und wir mussten den ganzen Weg wieder zurücklaufen. Spätestens jetzt kam wieder die Frage: Warum, oh Gott?!

Das schlimmste Szenario wird wahr

Wieder warten. Warten. Warten. Dann, um halb zwei ging es mit einem völlig überfüllten bis ins Hotel. Um zwei waren wir da, etwas später im Bett. Endlich schlafen. Dachte ich. Doch unsere Kinder waren so aufgezogen, dass sie eine Stunde lang nicht schliefen. Ich lief ins Bad und weinte einfach nur. Um halb sechs mussten wir aufstehen und unseren Shuttle nehmen. Ein Kaugummi verlieh einem wenigstens etwas das Gefühl von Sauberkeit. All unsere Waschsachen, Zahnbürste etc. Waren in unserem eingecheckten Gepäck.

Der Flug um acht Uhr verlief, oh Wunder, ohne große Zwischenfälle. Wir nahmen ein Taxi (der günstige Shuttle fuhr am Montag morgen nicht mehr).

Endlich angekommen

Um halb zwölf kamen wir an. Völlig müde, völlig ausgelaugt.

kinder-4Das schwimmen im Meer weckte in mir wieder so manche Lebensgeister.
"Macht jetzt, was euch erstmal gut tut." Dieser liebe Rat einer Mitarbeiterin war Balsam für meine Seele.

Ich weiß nicht, warum Gott all das so geführt hat oder zugelassen hat. Ich war wohl selten so an meinen emotionalen und körperlichen Grenzen. Mein Herz war wie versteinert. Doch mein lieber Vater im Himmel, der er immer noch ist, auch nach solchen Erfahrungen, wusste es gut, seine Tochter wieder aufzubauen. Durch sein Wort, durch das Reden mit ihm, durch andere Menschen, durch Tränen und Fragen - er half mir und stellte mich wieder auf einen festen Felsen. Ich bin ihm so dankbar!

Mein Tagebuch ist mir ein teurer, wichtiger Begleiter gewesen und ich bin so dankbar, wenn ich die Seiten lese, v.a. Die Bibelverse, die ich aufgeschrieben habe.

Am letzten Tag las ich Psalm 40.

"Ich harrte des Herrn und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.
Er zog mich aus der grausigen Grube aus lauter Schmutz und Schlamm und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann. ... Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben (ich habe tatsächlich eines geschrieben 🙂 zu loben unsern Gott.
Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den Herrn hoffen.
Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn. ...
Lass deine Güte und Treue mich allewege behüten....
Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen...

Denn ich bin arm und elend:
Der Herr aber sorgt für mich!"

Diese Worte haben für mich nochmal meine ganze Erfahrung zusammengefasst.
Und ich möchte es euch allen erzählen Gott zum Lob!
Auch wenn das "warum" in unser Leben tritt und wir manches nicht verstehen, Gott ist immer noch größer, soviel größer! Wohl dem, der auf ihn trauet. Er wird nie enttäuscht werden.