Eine altbekannte Mauer in unserer Straße und was sie mich lehrte

efeuAls ich letztens die altbekannte Straße zu unserem Haus lief, da fiel mir eine Mauer auf.

Es ist eine von den vielen Mauern hier in unserer Stadt. In unserem Viertel gibt es fast nur solche Mauern. Einfache Steine übereinander. Nicht besonders hübsch. Nicht besonders teuer. Aber sie erfüllt ihren Zweck. Sie schützt vor ungewollten Blicken, vor gefürchtetem Getratsche, sie gibt einem das Gefühl: hinter diesen Mauern kann ich sein wie ich möchte.

efeu1Doch diese Mauer war anders. Schon so oft bin ich daran vorbei gelaufen, doch diesmal öffnete mir Gott den Blick für etwas Schönes.
Das Schöne in dem Alltäglichen, in dem Grauen, in dem Normalen.
Wie so oft, wenn wir es zulassen, dass Gott unseren Blick nimmt und unsere Augen nicht das Unschöne sehen, sondern hindurch blicken.

Jede Begegnung auf der Straße mit einem alten Mann,
jede kleine streunende Katze,
jeder Sonnenstrahl, der durch die Nebeldecke spitzt,
jeder freundliche Blick und Gruß,
jedes Lächeln mit einem zahnlosen Kiefer...

Jetzt erst sah ich es. Da war etwas anders an dieser Mauer. Durch die Steine hindurch wuchs Efeu. Nicht zu übersehen.
Durch die so leblose Mauer, kühl und grau, kommt Leben hindurch.
Leben!
Frisches Grün bahnt sich seinen Weg durch scheinbar nicht zu überwindende Hindernisse. Diese Pflanze ging durch den Tunnel, durch Dunkelheit und streckte sich dem Licht auf der anderen Seite entgegen.
Und wuchs unaufhörlich weiter.
Immer weiter.
Bis zum Ende des Tunnels.
Bis zum Licht.
Bis zu einem ganz neuen AusBlick.
Immer in der Hoffnung: da ist mehr. Da ist mehr Licht!

Da war nicht nur ein Efeuzweig, da waren viele. Wie durch die Macht der Hoffnung haben sie alle sich ihren Weg gebahnt und zeigen der grauen, kalten und leblosen Mauer: nichts ist unmöglich! Auch du kannst mit Leben durchdrungen werden.

Dieser Efeu ist eine Demonstration des Sieges über scheinbar unüberwindbare Hindernisse. Dieser Efeu ist das Symbol für Leben, da, wo keines erwartet wurde.

Für mich ist es eine Botschaft von Gott.
Eine Botschaft an mein manchmal kleingläubiges Herz.
Das Herz, das angesichts der vielen Mauern hier,
der Hindernisse in der geistlichen Welt,
der vielen Andersartigkeit manchmal nicht das Licht am Ende des Tunnels sieht.

Ich strecke mich aus, ich will es sehen, aber im Moment scheint es noch durch die Dunkelheit zu gehen.

Wir sehnen uns nach diesem neuen Licht,
nach dem Leben, das geistlich tote Menschen durchdringt und neu macht.
Wir sehnen uns nach einem Durchbruch,
nach einer Demonstration von Gottes großer Macht, die jeglichem Hindernis trotz.
Wir sehnen uns danach, dass hier viele hindurchdringen und das Licht des Evangeliums sehen und begreifen dürfen.

Leben, Hoffnung, Licht.
Für die Menschen hier,
die Gott uns anvertraut hat.
Denen wir die frohe Botschaft bringen.

Die Botschaft, einfach, vom Efeu, der durch die kalte, graue Mauer wächst,
Und ich IHN sehe auf meinem ganz alltäglichen Weg nach Hause.

Ach, Herr Herr, siehe du hast Himmel und Erde gemacht
Durch deine große Kraft
Und durch deinen ausgestreckten Arm,
Und es ist kein Ding vor dir unmöglich;
Der du Gnade erweist vielen Tausenden... (Jeremia 32,17-18)

Lied: Sovereign Over us

Kennst du das? Dein Leben läuft nicht wie es soll. Du hast Fragen an Gott und du verstehst ihn nicht und dann hörst du ein Lied und die Botschaft des Liedes spricht genau zu dir. So erging es meiner Frau zuletzt, als sie mit manchem bekümmert auf ein Lied stieß. Es heißt: Sovereign Over us - Der Titel lässt sich im Deutschen nicht so leicht übersetzen. Ich habe das deutsche Wort souverän gewählt. Es heisst so viel wie: Gott herrscht über uns und hat alles unter Kontrolle. Aaron Keyes ist der Autor, aber Michael W.Smith und Shane & Shane haben es auch schon gecovert.

Vers 1

There is strength within the sorrow, There is beauty in our tears
You meet us in our mourning, With a love that casts out fear
You are working in our waiting, Sanctifying us
When beyond our understanding, You're teaching us to trust
Da ist Kraft in den Sorgen
Da ist Schönheit in unseren Tränen.
Du begegnest uns in unserer Trauer,
Mit einer Liebe, die alle Furcht vertreibt.
Du wirkst in unserem Warten, heiligst uns,
wenn du uns lehrst, über unser Verstehen,
dir zu vertrauen.

Chorus

Your plans are still to prosper, You have not forgotten us
You're with us in the fire and the flood
Faithful forever, Perfect in love
You are sovereign over us
Deine Pläne sind noch am gedeihen.
Du hast uns nicht vergessen.
Du bist mit uns im Feuer und der Flut
Treu für immer, vollkommnen in der Liebe,
Du bist souverän über uns.

Vers 2

You are wisdom unimagined,
Who could understand your ways
Reigning high above the heavens,
Reaching down in endless grace
Youʼre the Lifter of the lowly,
Compassionate and kind
You surround and You uphold me,
Your promises are my delight
Du bist unvorstellbare Weisheit,
wer kann deine Wege verstehen
Du regierst hoch über den Himmeln,
Streckst dich herunter in endloser Gnade,
Du richtest die Erniedrigten auf,
Bist mitfühlend und gütig,
Du umgibst mich und du hälst mich.
Deine Verheißungen sind meine Freude.

Bridge

Even what the enemy means for evil
You turn it for our good,
You turn it for our good and for your glory
Even in the valley You are faithful
Youʼre working for our good,
Youʼre working for our good and for your glory
Selbst die bösen Absichten des Feindes
wendest du für uns zum Guten,
Du wendest es für uns zum Guten und zu deiner Ehre.
Selbst im Tal bist du treu,
Du wirkst für uns zum Guten, Du wirkst für uns zum Guten und zu deiner Herrlichkeit.

Wir waren auch mal Christen

88234032Du wirst es nicht glauben, aber in Gesprächen kommen die Männer immer wieder auf einen interessanten Punkt zu sprechen. Sie verweisen auf die Geschichte Albaniens und betonen, dass Albanien früher ein christliches Land war. Der Nationalheld Skenderbeg, (albanisch Georg Kastrioti) kämpfte im 15.Jhdt mit seinen Truppen erfolgreich gegen die Eroberung Albaniens durch die Osmanen. Seine Geschichte, wie er als Kind entführt wird von den Osmanen, geschult wird am Hof des Sultans und zum Islam konvertiert, die kannst du in dem verlinkten Artikel nachlesen.

Als Skenderbeg gegen sein eigenes Volk kämpfen soll desertiert er und wird zur Führungsfigur des albanischen Widerstands gegen die Osmanen. Er verläßt den Islam und konvertiert zum Katholizismus. Nach dem Tod Skenderbegs zerbricht die Einheit der Stämme und Albanien wird im Jahr 1478 von den Osmanen überrannt.

Fast 500 Jahre lang herrschen die Osmanen in Albanien. Diese Besatzungszeit hat viele Spuren hinterlassen. Manche Spuren wie der türkische Kaffee sind eher unbedeutend. Viel bedeutender ist der Islam, der den Menschen aufgezwungen wurde. In vielen Dörfern gibt es nun Moscheen und die Menschen nun Teil der islamischen Religion. Viele sind es nur nach dem Namen. Doch jeder ist irgendwie stolz auf seine religiöse Identität.

Dass ich aber immer wieder Männern begegne, die lautstark bezeugen: "Wir waren auch mal Christen", das finde ich interessant. Ich frage mich dann: "Was hat das wohl zu bedeuten?" und: "Kann ich dieses christliche Erbe Albaniens und die immer wiederkehrenden Äusserungen dazu irgendwie nutzen um geistliche Gespräche zu führen?" 

Klar ist: Ich will die Menschen nicht dazu bringen, von einer Religion zur anderen zu konvertieren. Ich will sie vielmehr mit dem lebendigen Gott bekannt machen, der in Jesus Mensch geworden ist. Ich will sie in eine Beziehung mit Jesus führen, die viel mehr ist, als das strikte Einhalten von irgendwelchen Regeln der Religion.

Einen guten Ansatz habe ich noch nicht gefunden, wie ich diese Äusserungen am besten nutzen kann. Aber sie helfen mir trotzdem mehr Zuversicht zu haben. Denn eines ist mir bewusst: Die Menschen in unserer Region waren nicht immer islamisch und sie müssen es auf keinen Fall bleiben. 

Manchmal denke ich mir: Ich bin hier um sie wieder zurückführen zu ihrer ursprünglichen religiösen Identität, aber das ist ja nicht richtig.

Ich bin hier um Sie hinzuweisen auf den Helden überhaupt, JESUS.

Skenderbeg war ein wirklicher Held und er war Christ(was auch immer das heißt). Aber JESUS ist noch viel besser. Er befreit nicht nur von der Herrschaft durch weltliche Mächte, sondern er befreit uns von der Macht des Teufels und macht uns zu Bürgern eines neuen Reiches.

Ich denke dieses Sprungbrett vom Nationalhelden zum Helden JESUS, dieses muss und will ich mehr nutzen. Ich bin gespannt, wann ich das nächste Mal eine Gelegenheit dazu bekomme.

 

The Streets I Feared To See.

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George MacDonald (* 10. Dezember 1824 in Huntly, Schottland; † 18. September 1905) war ein schottischer Schriftsteller, Dichter und Pfarrer. Als Gott ihn vom Land in die dreckige Stadt London berief, schrieb er folgendes Gedicht. Es spiegelt ein wenig von dem Opfer wieder, das wir bringen dürfen, auch wenn wir nicht in einer verdreckten Weltmetropole leben.

The Streets I Feared to See

I said: “Let me walk in the field;”

God said: “Nay, walk in the town;”

I said: “There are no flowers there;”

He said, “No flowers, but a crown.”

 

I said: “But the sky is black,

There is nothing but noise and din;”

But He wept as He sent me back,

“There is more,” He said, “there is sin.”

 

I said: “But the air is thick,

And fogs are veiling the sun.”

He answered: “Yet souls are sick,

And souls in the dark undone.”

 

I said: “I shall miss the light,

And friends will miss me, they say,”

He answered me, “Choose tonight,

If I am to miss you, or they.”

 

I pleaded for time to be given;

He said: “Is it hard to decide?

It will not seem hard in heaven

To have followed the steps of your Guide.”

 

I cast one look at the fields,

Then set my face to the town;

He said: “My child, do you yield?

Will you leave the flowers for the crown?”

 

Then into His hand went mine,

And into my heart came He;

And I walk in a light Divine,

The streets I had feared to see.

 

 

By George MacDonald (1824-1905)

9 auffällige Andersartigkeiten im albanischen Kindergarten

kindergartenDie letzte Woche war ich mit den Kindern im Kindergarten. Hier im Ort gibt es nur einen einzigen mit sieben Gruppen, nach Alter aufgeteilt. So ungefähr 160 Kinder sind angemeldet, allerdings kommen lang nicht immer alle.

Ich hatte mich nun entschieden, Gideon und Livia gemeinsam in eine Gruppe mit den dreijährigen zu geben. Die Kinder in Gideons Alter sind schon sehr viel dabei, zu schreiben und die Zeit im Kiga gleicht schon mehr einem Unterricht in der Schule. Daher hielt ich es für den besseren Weg, beide zu den jüngeren zu tun. Auch ist eines unserer Nachbarmädchen in der Gruppe, mit dem sich unsere Kinder gut verstehen.

Bisher verbracht ich die ganze Zeit gemeinsam mit den Kindern dort. Jemima konnte ich in der Zeit bei unserer lieben Nachbarin von unten lassen.

Was meine Eindrücke und Erlebnisse in dieser Zeit waren, möchte ich nun kurz erzählen. Vorher möchte ich aber noch sehr betonen, dass das, was ich hier schreibe in keinster Weise eine Beurteilung ist. Ich möchte einfach einmal zeigen, wie anders es hier doch ist.

1. Vater und Oma

Da viele Frauen oft nicht rausdürfen, sind es meistens die Väter oder eine Oma, die die Kinder bringen und auch abholen. So ist es auch bei meinen beiden Nachbarinnen. Meine Freundin gegenüber hat vier Kinder, aber sie war selbst noch nie im Kiga gewesen.

2. Telefonieren erlaubt

Gerade letzten Freitag fiel es mir besonders auf: innerhalb von einer halben Stunde telefonierte die Erzieherin bestimmt viermal. Einmal mit der Mutter, dann mit dem Mann usw. Nachdem es zum vierten Mal klingelte und die Kinder entsprechend immer wieder abgelenkt von ihren Stühlen aufstanden und sich die Erzieherin auch schon ärgerte war ich ja nahe dran zu sagen, dass sie doch das Telefon auch einfach mal ausschalten könnte. Aber das geht in dieser sehr beziehungsorientierten Gesellschaft nicht. Die Beziehung geht weit über die Arbeit.

3. Bitte schlagen Sie mein Kind

Dass Kinder hier von ihren Eltern geschlagen werden, das ist mir leider nicht neu. Das ist hier auf jeden Fall “Erziehungsmethode” Nummer eins. Dabei wird oft nicht sehr zimperlich vorgegangen. Auch in der Schule, so höre ich immer wieder, ist schlagen an der Tagesordnung.
So rief nun im Kiga ein Vater an und hielt die Erzieherin an, seine Tochter doch zu schlagen, wenn sie nicht gehorcht. Das sei sie von zuhause so gewöhnt.
Ich war froh dann zu hören, dass die Erzieherin das auf keinen Fall machen wird.

4. Bitte ganz schnell lernen!

Ganz am Anfang klagte mir die Erzieherin ihr Leid. Von seitens der Eltern komme so ein starker Druck, dass die Kinder doch ganz schnell und viel lernen sollen. Am besten schon mit drei Jahren schreiben können etc. Dabei wird auch verglichen, welche Kinder bei welcher Erzieherin besser sind.
Wenn die Kinder abgeholt werden fragen Sie die Kinder immer zuerst, was sie gelernt haben. Auch die Erzieherin erzählt fleißig, was gemacht wurde im “Unterricht”.

Im allgemeinen ist es hier wichtig, Dinge möglichst früh und schnell zu können:
Läuft dein Kind schon? Hat es schon Zähne? Was isst es? Spricht es schon? Etc.
Was das laufen anbelangt, habe ich immer betont, dass meine Kindern noch sehr viel laufen würden und ich froh bin, wenn sie noch nicht so schnell so mobil sind. 🙂

5. Sa turp!

Diesen Ausdruck hört man in einem albanischen Kindergärten sehr oft. Turp heißt eigentlich Schande und man würde vielleicht den Ausdruck “Sa turp” mit “Das macht man nicht” oder “das gehört sich nicht” übersetzen. Dabei wird den Kindern meistens nicht erklärt, warum es so ist. Es gibt einfach einige Dinge, die sind einfach turp.

6. Gedichte

Hier in unserem Land lernen die Kinder schon von klein auf viele Lieder und Gedichte. Wenn sie etwas älter sind, dann tragen Sie diese auch vor großen Menschenmengen vor. Es ist eine Stärke von Ihnen, auswendig zu lernen. Jeden Morgen wird zuerst im stehen die Nationalhymne gesungen. Nach einem kurzem Sportprogramm und Übungen zum zählen (es werden immer alle Kinder gezählt, dann Mädchen und Jungen, dann werden die Wochentage ausgesagt, die Jahreszeiten etc.). Dann setzt sich die Erzieherin hin und nimmt sich immer wieder ein Kind nach vorne, mit dem es Gedichte und Lieder aufsagt. Eines geht ungefähr so:
“Ich liebe Mama und den Papa auch, liebe meine Schwester und die Erzieherin… Doch über alles liebe ich Albanien.”
Mir fiel auf, dass der Bruder gar nicht vorkommt. Das war der Erzieherin gar nicht bewusst gewesen.

7. Vergleichen

Was mir nicht so gut gefällt ist, dass hier sehr viel verglichen wird. Die Frage, welches meiner Kinder ich am liebsten habe, oder dass Kinder gefragt werden, ob sie Mama oder Papa lieber haben, das ist hier sehr normal.
Nun werden auch Gideon und Livia verglichen. Livia fällt es leichter, sich einzufügen und an anderen Orten zu bleiben. Gideon ist da einfach ein ganz anderer Charakter. Aber es wird verglichen, das macht man einfach.

8. Kneifen erlaubt

An was man sich sehr gewöhnen muss, ist das kneifen, küssen und ständige umarmen der Kinder. Damit haben meine Kinder schon ihre Erfahrung. In der Regel mögen sie es nicht besonders, wenn ihnen Fremde einen Kuss geben wollen oder sie in die Backe kneifen, was ich auch sehr gut verstehen kann. Aber das ist einfach die Art, wie den Kindern hier liebe gezeigt wird. Ich habe es mir nun auch schon angewöhnt, kleine Kinder wenigstens ein bisschen anzufassen oder die Wange zu streicheln, weil das hier das Zeichen von Zuneigung und Liebe ist, und das möchte ich den Kindern ja auch zeigen. Insgesamt ist der Umgang hier für unser Verständnis einfach etwas rauer und “handgreiflicher”. 🙂

9. Plötzlich Elternsprecher

Gestern war ich auf der Elternversammlung. Ich fand es sehr interessant, mal an so etwas teilzunehmen, einer von ihnen zu sein, auf der gleichen “Ebene”. Genau wie Sie bin ich dort, weil ich Kinder in der Gruppe habe, nicht weil ich eine deutsche bin und irgendwas bringe. Erst gingen länger darum, ob im Winter auch genug Holz zum heizen bereitsteht (in Deutschland ist das wohl weniger ein Diskussionsgrund). Ich war bemüht, möglichst viel von der teilweise auch hitzigen Debatte mitzubekommen. Plötzlich schwenkte das Thema und es ging um den Elternsprecher. Plötzlich höre ich meinen Namen. Alle stimmen zu und ohne mich auch nur einmal zu fragen, bin ich jetzt eben der Elternsprecher. Was denn da meine Aufgaben sind, das erfragte ich im Nachhinein noch bei der Erzieherin.

Geliebtes Haiti

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Wenn ich die Nachrichten lese, die Worte, die versuchen zu ergreifen, was geschehen ist, dann weint mein Herz.

Hurrikan Matthew, der genau dort wütete, wo ich vor gut 10 Jahren für neun Monate lebte. Ich lese die Namen der verwüsteten Städte und in meinem Gedächtnis kommen die Bilder, die Begegnungen, es kommen liebevolle Gefühle für ein Land, das immer wieder geschlagen wird von der Natur. Orte, an denen ich war, Menschen traf, an denen ich glücklich war, zu dem ich eine klare Berufung hatte.

Haiti ist für mich viel mehr als das ärmste Land der Welt.
Haiti ist meine erste Liebe.
Haiti hat mir eine Heimat geschenkt, ein Zuhause.
Haiti hat mich angelacht und geliebt.
Und wie ich es geliebt habe und immer noch liebe...

Die Menschen, die man auf den wackligen Bildern sehen kann, zerlumpt und schmutzig jetzt, sie sind für mich viel mehr als nur arme Menschen, die alles verloren haben.
Diese Menschen habe ich geliebt. Diesen Menschen habe ich mein Herz geschenkt, diese Menschen haben mich aufgenommen und sie haben mich erleben lassen, was Gastfreundschaft bedeutet. In ihren Augen sehe ich meine Freunde, meine geliebten Freunde, die ich so hoch schätzen gelernt habe. Menschen, die oft schon vor dem Erdbeben und dem Hurrikan in Armut lebten und doch Gott vertrauen.

Die Kinder sind für mich nicht einfach nur arme, mitleidserregende Kreaturen.
Diese Augen, die verzweifelt in die Kamera starren, Augen, die schon zu viel Leid sehen mussten, deren Leben ein Kampf ums Überleben ist.
Diese Kinder haben mein Herz gestohlen. Diese Kinder haben mir mehr gegeben, als ich je geben konnte. Jedes dieser Kinder ist so einzigartig und kostbar. Ich höre noch die Stimmen, wie sich mich schon von ferne rufen: Sè Rachelle!

Die Kinder, die ich damals kannte, sind nun schon groß. Vielleicht haben manche schon selber Kinder. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, welches meiner geliebten Kinder noch lebt, welches glücklich ist, welches unsere Einladung, mit Jesus zu leben, angenommen hat. Ich weiß so wenig. Die Jahre sind vergangen, das Leben ist unaufhaltsam weitergegangen. Ich habe viel erlebt, viel ist geschehen.
Aber eines hat sich nicht geändert: Haiti ist und bleibt meine erste Liebe!

Das Land ist geschunden, es ist verwüstet, es ist in sich zusammengefallen.
Als ich 2004 im September mit dem Flugzeug auf den Weg nach Haiti war und in Miami eine Nacht zwischen landen musste, da erreichten mich fast gleiche Bilder im Fernsehen. Damals war es der Hurrikan Jeanne. Er hatte den Norden des Landes um die vom Voodoo Kult stark beherrschte Stadt Gonaive getroffen. Ich weiß noch, dass die Gemeinden im Süden es als eine Strafe von Gott ansahen.
Doch jetzt? Jetzt ist der Teil Haitis am meisten betroffen, in dem wohl die meisten Christen leben. Unzählige Kirchengebäude sind jetzt zerstört oder stark beschädigt. Warum?

Ist Haiti ein Land ohne Hoffnung? Ein Land ohne Zukunft?

Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube zutiefst, dass Gott diese Nation nicht vergessen hat. Er kennt jeden einzelnen Menschen dort. Er kennt sie mit Namen.

Haiti ist ein Land voller Leben - so habe ich es kennengelernt.
Kein leichtes Leben, aber Leben.
Und wo Leben ist, da ist Zukunft.
Wo Jesus ist, da ist Hoffnung!
Und ich weiß, dass es in Haiti viele, viele Menschen gibt, die Jesus lieben und in denen Jesus lebt. Wunderbare Menschen!

Ich lese die Nachrichten, sehe die kurzen Videos der Zerstörung. Und mein Herz schmerzt. Mein Herz trauert. Mein Herz leidet mit diesen Menschen, mit meinem geliebten Haiti.

Ich weiß noch, als ich in Port-au-Prince ins Flugzeug stieg und Haiti verließ.
"Au revoir, mon cherie, Haiti!" Habe ich laut gesagt.
Dann erhob sich das Flugzeug und immer kleiner wurden die Häuser und die Slums, die Straßen übervölkert mit Menschen.

Betet für dieses Land! Betet für die Gemeinden! Betet für neue Hoffnung!

Wir sagen Danke

Für unsere Unterstützer haben wir vor einigen Wochen ein Video erstellt. In diesem Video sagen wir Danke für die Unterstützung in den vergangenen drei Jahren.

Indem du unsere Webseite besuchst bist du auch in gewisser Weise ein Unterstützer und deswegen möchten wir dir dieses Video gerne zur Verfügung stellen.

Wir sagen Danke. from rahda:films on Vimeo.

26 wertvolle Dinge, die ich an meiner Frau schätze

Jeder Mann lernt seine Frau erst in Extremsituationen richtig kennen. Dann nämlich wenn der Druck und der Stress übermächtig werden, wie eine übergroße Tsunamiwelle, der man nicht entfliehen kann. Das Leben in Albanien ist herausfordernd, besonders für eine Mutter von drei jungen Kindern. Hinzu kommen die Mühen des Gemeindebaus und viele andere kleine Sorgen, die wie kleine, gemeine Mückenstiche das Leben erschweren.

Nach drei Jahren Leben im Ausland wird mir dies erst so richtig bewusst. Und ich erkenne immer mehr, welch kostbare “Gehilfin” mir Jesus an die Seite gestellt hat.

Ich habe 26 Gründe aufgeschrieben, wofür ich dankbar bin, wenn ich an meine Frau denke. Dies ist ein Folgeartikel zu diesem Artikel, in dem ich einen Grund aufschrieb, warum ich stolz bin auf meine Frau.

Hier ist die Liste mit jeweils einem erklärenden Absatz.

 1. Sie liebt die Menschen hier.

Das ist eine Grundvoraussetzung für unseren Dienst und dennoch möchte ich dies hervorheben. Denn es ist nicht immer leicht, die Menschen zu lieben. Sie sind kulturell so anders, doch das hindert Rahel nicht sie zu lieben und anzunehmen.

2. Sie lässt sich nicht unterkriegen.

Die schwierigen Dinge, die Rahel in den vergangenen drei Jahren erlebt habt, waren oft wie ein schwerer Schlag, bei dem sie zu Boden ging, doch niemals ist Rahel liegen geblieben. Manchmal durfte ich ihr helfen, doch immer war Jesus da um sie wieder aufzurichten.

3. Sie nimmt immer wieder Abschied.

Nach jedem Deutschlandaufenthalt heißt es für Rahel wieder Abschied zu nehmen, vor allem von ihrer geliebten Mutter, deren einzige Tochter sie ist. Das bedeutet Leben in der Mission. Was mir ohne Tränen zu vergießen gelingt, das ist für Rahel oft sehr schmerzhaft. Aber sie trägt es mit der Tapferkeit einer wahrhaft mutigen Frau.

4. Sie pflegt Beziehungen.

Rahel ist eine Meisterin darin Worte der Ermutigung weiterzugeben, geschrieben auf eine selbst gebastelte Karte. Wenn sie weiß, dass sie besonderen Menschen begegnet, die ihr etwas bedeuten, dann bringt sie dies durch wohl gewählte Worte zum Ausdruck.

5. Sie macht die beste Pizza.

Es ist nicht immer leicht zu wissen was man kocht, wenn einem die Vielfalt der deutschen Supermarkt-Angebote fehlen. Für eine Pizza braucht man nicht viel. Die Pizza ist immer wieder ein besonderer Genuss und lässt vergessen an wieviel es hier fehlt.

6. Sie hält die Wohnung sauber.

Ohne zu Murren und ohne Anzuklagen, sorgt sie sich Woche für Woche darum, dass unsere Wohnung sauber ist. Ich schätze das sehr, auch wenn ich es viel zu wenig zum Ausdruck bringe.

7. Sie liebt Ordnung.

Hin und wieder bekomme ich einen Rüffel, weil der Schreibtisch im Wohnzimmer wieder chaotisch aussieht, oder weil meine Klamotten wieder überall rumliegen, aber niemals wird sie müde, diese von mir verursachte Unordnung zu beseitigen.

8. Sie ist kreativ.

Da ich das auch in gewisser Weise bin, freut es mich natürlich umso mehr, dass wir hier auf der gleichen Wellenlänge liegen. Von einer hübsch dekorierten Wohnung, bis zu kreativ gebastelten Karten profitiere ich in vielfältiger Weise von diesem Talent meiner Frau.

9. Sie kümmert sich um die Schulbildung.

In Deutschland läuft das ganze wie von selbst. Irgendwann meldet man das Kind im Kindergarten an und wenn es das richtige Alter erreicht hat, kommt es in die Schule. Bei uns ist das nicht ganz so einfach, aber Rahel denkt mit, überlegt und plant wie unsere Kinder beschulen können.

10. Sie kleidet unsere Kinder.

Das hört sich erst einmal nicht sehr besonders an, aber wenn ich sehe, welch einen Aufwand Rahel jeden Frühjahr und Herbst betreibt um die Kleidung für unsere drei Racker herauszusuchen, dann bin ich einfach nur dankbar, dass ich mir darum keine Sorgen machen brauche.

11. Sie organisiert gut.

Ob es unsere Teamtreffen sind, oder der anstehende Urlaub. Sie durchdenkt und plant notwendige Details der anstehenden Projekte viel besser als ich. Wäre das Wohl unserer Familie und Arbeit von meinem Organisationstalent abhängig, dann wären wir aufgeschmissen.

12. Sie bleibt dran an den Gläubigen.

Rahel hat schon so manche Enttäuschung erlebt in den Beziehungen zu den gläubigen Frauen in unserer Stadt. Ich staune immer wieder mit welch einer Kraft und Zuversicht sie andauernd den ersten Schritt auf die Gläubigen zugeht, auch wenn sie mal wieder entmutigt wurde.

13. Sie hält es mit mir aus.

Wie oft musste sie mich schon um dies oder das bitten und wieviel Geduld musste sie aufbringen, weil ich ihrer Bitte immer noch nicht nachgekommen bin. Den Sandkasten um den sie schon den ganzen Sommer gebeten hatte, habe ich immer noch nicht gebaut. So ist das manchmal mit mir.

14. Sie hat den Blick für andere.

Sie sieht die am Rande der Gesellschaft stehenden. Sie sieht die Vernachlässigten und Ausgestoßenen. Das war schon während ihrer Bibelschulzeit so, als sie den Obdachlosen und Armen an der Bielefelder Tafel diente und das ist auch heute noch so.

15. Sie setzt sich ein mit all ihrer Kraft.

Diese ist leider oft nur begrenzt, weil das Leben mit drei kleinen Kindern einfach seinen Tribut fordert. Aber die Kraft, die Rahel zur Verfügung steht, nutzt sie, um sich einzusetzen für die Menschen hier, das Team und ihre Familie.

16. Sie trauert mit den Trauernden.

Rahel hat eine hohe Gabe mit den Menschen mitzufühlen. Wenn unsere Nachbarinnen trauern, weil sie jemanden verabschieden mussten, oder weil sie körperlich leiden, dann ist Rahel immer da um mitzutrauern und mitzuleiden.  Sie spendet dann Trost durch eine herzliche Umarmung oder ein Gebet.

17. Sie erträgt die schwierigen Umstände.

Manchmal gilt es einfach nur Auszuhalten in den widrigen Umständen des Lebens. Die Freizeitgestaltung für unsere Kinder ist eine Herausforderung. Besonders der Winter, der nun vor uns liegt, macht manches schwieriger, aber Rahel erträgt es.

18. Sie macht das Beste aus den schwierigen Umständen.

Hin und wieder reicht das Ertragen nicht aus, sondern man muss das Beste draus machen. Und genau das schafft Rahel immer wieder. Ist unser Garten nur noch ein Schlammacker, dann dreht sie halt mit unseren Kindern ihre Runde um den Block.

19. Sie verkündet Jesus.

Die Menschen hier haben kein Problem über Gott zu reden. Aber es macht einen Unterschied, ob man allgemein über Gott redet, oder ob man den Namen Jesus bekennt. Rahel scheut sich nicht den Namen Jesus zu bekennen und im Namen Jesu für die Menschen zu beten.

20. Sie fördert die Kreativität unserer Kinder.

Unsere zwei Großen haben schon so manches Kunstwerk erschaffen mit dem Pinsel und dem Wasserfarbmalkasten. Wenn Rahel die Wachstischdecke über unserem Küchentisch ausbreitet, dann können die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

21. Sie ist ohne Ende gastfreundlich.

Gastfreundschaft ist ein Gebot Jesu, welches wir mit Freuden leben. Regelmäßige Sonntaggottesdienste, spontane Übernachtungsgäste, oder monatelange Mitbewohner sind für Rahel eine willkommene Gelegenheit gastfreundlich zu sein.

22. Sie lebt zuversichtlich mit einem kranken Mann.

Auch wenn eine Frau zuletzt schrieb, dass es gar nicht so scheint, dass ich MS habe, so ist dies doch eine Tatsache, die wir nicht leugnen können. Doch Rahel verschwendet keinen Gedanken daran, was mal mit mir sein wird. Sie lebt mit mir im Hier und Jetzt und vertraut die Zukunft unserem gnädigen Herrn an.

23. Sie verarbeitet ihre Herausforderungen in einem Tagebuch.

Ich wüsste nicht was Rahel machen würde, wenn sie ihre Gedanken, ihre Sorgen und ihren Kummer nicht in ihrem Tagebuch verarbeiten würde. Ich bin dankbar, dass Rahel mit Hilfe des Heiligen Geistes und ihrem Tagebuch, die Herausforderungen angehen, bearbeiten und verarbeiten kann.

24. Sie ist spontan und kommt mit Veränderungen zurecht.

Mit dieser unverzichtbaren Voraussetzung für unseren Dienst kommt Rahel ganz gut zurecht. Ob es unerwarteter Besuch ist, oder wesentliche Veränderungen im Team oder den Umständen. Ja, es kostet oft Überwindung sich auf neues einzustellen, aber es gelingt Rahel doch immer wieder ausgesprochen gut.

25. Sie ergänzt mich in besonderer Weise.

Das Leben in der Ehe und die Arbeit im Werk des Herrn verlangen ein gutes, reibungsloses Miteinander, wo der eine die Schwächen des anderen ausgleicht. Rahel tut das für mich und dafür bin ich sehr dankbar.

26. Sie liebt Jesus und die Ehre seines Namens.

Aus Liebe zu Jesus ist Rahel mit mir ausgereist. Weil ER sie berufen hat und sie IHM gehorsam ist, deswegen leben wir in Albanien. Dieser Punkt ist entscheidend für unseren ganzen Dienst. Damit steht und fällt alles. Würde Jesus Rahel die berühmte Frage stellen, dann wäre ihre Antwort: "Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe." Es tut so gut, das zu wissen.

Diese Liste ließe sich noch weiter fortführen, aber hier mache ich mal Schluss. Falls du es bis hier her geschafft hast, ziehe ich meinen Hut. Die Liste ist lang, aber sie sollte nicht ermüdend sein. Immerhin handelt sie von einer ganz besonderen Frau.

Den Artikel beende ich mit einem Wort aus dem berühmten Kapitel 31 des Sprüchebuches. Dort schreibt ein Mann in wertschätzenden Worten über seine Frau. Seine Worte könnten auch meine sein.

Es gibt viele tüchtige Frauen«, sagt er; »aber du bist die allerbeste!«