Wüstenzeiten

Seit zwei Tagen sind wir in Quarantäne. Wir sind von unserer Stadt weg, da wir unsere alten Nachbarn von unten so wenig wie möglich gefährden wollen. So sind wir fast alle im Team angeschlagen, und wenn auch nur Danny positiv getestet wurde, gehen wir davon aus, dass wir alle positiv sind. Wir sind müde und abgeschlagen. Die Kinder sind recht lebhaft und die Nächte schlecht und kurz, mal wieder. Irgendwie liegen die Nerven blank. Emotional und körperlich irgendwie eine anstrengende Zeit. 

Gestern hab ich mit Gideon einen langen Spaziergang am Meer gemacht. Im Sommer waren wir schon mal hier und alles war schön und hell und warm und aufgeräumt und grün und lebendig. Jetzt gleicht die Landschaft eher einer Wüste, das Meer ist aufgebraust und gar nicht schön blau, der Strand ist dreckig, die Schirme liegen halb kaputt herum, vieles steht wegen des anhaltenden starken Regens unter Wasser. Als ich so durch diese öde Landschaft lief, da dachte ich, ja, diese Landschaft spiegelt gerade mein Inneres wider. Irgendwie fühle ich mich innerlich karg und wenig lebendig. Habe ich grad mit einigem zu kämpfen, fühle ich mich etwas trostlos. 

Es tat mir gut, durch diese Landschaft zu gehen. Und ich schaute bewusst. Auf die kleinen Dinge, wie kleine Schnecken, die da zuhauf lagen. Oder den wunderschönen Krebs oder den bunten Ball, der sich stark von den anderen Farben abhob. Und ich machte Bilder davon. Ich beugte mich tief und sah die schönen, dürren, leblosen Gräser von unten, sah den Himmel, sah die Weite. Sah irgendwie auch Licht. 

„Siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden…“ (Hosea 2,16)

Angst?

Heute wurden die neuen Corona Maßnahmen bekannt gegeben. Oh Mann, es ist einfach noch kein Ende in Sicht. Weiterhin Schule zuhause, Kindergarten zu Hause, Arbeit zu Hause. Maskenpflicht ausgeweitet und verschärft, Treffen mit Freunden kaum überhaupt noch möglich… ach Mann, es tut mir so leid  und ich habe so großen Respekt vor euch allen zuhause in Deutschland, vor den Familien mit vielen Kindern, vor allen berufstätigen Mamas, den Vätern, die neben dem Chaos zuhause auch noch produktiv arbeiten müssen usw. Da dagegen ist unser Leben hier nur sehr wenig eingeschränkt. 

Ja und dann ist da noch dieses große unbekannte Zukunft. Wie wird es denn weitergehen? Wird Social distancing das neue normal werden? Wird sich der Virus immer weiter mutieren und uns erstmal nicht mehr in Ruhe lassen und unser normales Leben leben lassen? Und unsere Wirtschaft? Ist es möglich, dass unser Wohlstand einen Knick bekommt und nicht mehr ansteigt? Diese kontinuierlichen negativen Nachrichten machen doch etwas mit einem. 

Aber vielleicht ist es nicht Corona was dein Leben grad so schwer macht. Vielleicht eine schwierige Ehe, Kinder auf Abwegen, eine unheilbare Krankheit, Schulden ohne Ende, eine Glaubenskrise, Arbeitslosigkeit…. ach, Dinge die uns Angst einjagen sind so zahlreich wie der Sand am Meer.

Und vielleicht würdest du nüchtern sagen: nein, ich habe doch keine Angst. Es beschäftigt mich nur, oder ich habe Respekt davor, oder ich mache mir Sorgen um… 

Aber es hält dich nachts wach und lässt dich nicht mehr einschlafen. Es beschäftigt dein Denken und Fühlen den ganzen Tag, es ist Inhalt vieler Gespräche und es raubt dir die Freude. Ich denke, dass hinter all dem doch Angst steckt. Vielleicht kleiden wir es lieber in anderen Worten oder schieben es weg. Doch tief drin wissen wir, dass es dieses Urgefühl des Menschen ist, das wir mit all unserer Aufgeklärtheit und Absicherung nicht besiegen können. 

Und ich muss gestehen, dass auch ich immer wieder Angst habe. Manchmal, schleicht es sich ganz leise und fast unbemerkt in mein Herz und flüstert mir ein, dass alles ganz schrecklich werden wird. Was wie ein kleiner Funke beginnt kann zu einem Flächenbrand werden und mein Herz öde machen. Das heißt, da sprießt keine Freude mehr, keine freundlichen Worte, keine Ermutigung für andere, keine Hoffnung und Zuversicht. Ja, und letztlich ist auch das ganze Vertrauen in Gott verbrannt. Plötzlich, in diesen Momenten, die so unerwartet über einen kommen können wie ein Dieb in der Nacht, in diesen Momenten scheint es keinen Gott zu geben. Und erst recht nicht einen Gott, der es gut mit uns meint. 

Ann Voskamp drückt es in dem Buch „Tausend Geschenke“ so aus:

„Ein Großteil der Sorgen meines Lebens kamen aus mangelndem Glauben… aus einem inneren Widerstand gegenüber Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes liebevolle Fürsorge.“ 

„Wenn ich Gott in allen Bereichen meines Lebens vollständig vertrauen könnte, würde das nicht meine Angst, meine Selbstverdammnis und meine seelischen Löcher heilen?“

„Jedes Mal, wenn ich Angst und Sorgen Raum gebe und mich dem Stress überlasse, erkläre ich damit nicht, dass man Gott nicht vertrauen kann? Dass ich ihm nicht glauben kann?“ 

Ja, es stimmt, Angst ist Unglaube. Angst ist das, was entsteht, wenn ich meinen Blick von Jesus abwende und nur auf mich und diese Welt blicke. Wenn ich meinen Blick abwende von all dem guten, was ich empfangen habe hin zu all dem fürchterlichen, was passieren könnte. Wenn ich meinen Blick abwende von dem fürsorglichen Gott und mein Herz ein Spielball wird des Feindes und all seiner unbewussten Drohungen. 

Abraham 

Ich war erstaunt und ermutigt, als ich die letzten Wochen wieder einmal die Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob las. (Was für ein unheimlich lebendiges Wort die Bibel doch ist. Auch nach dem 200 sten mal lesen offenbart sie sich immer wieder neu und überraschend…). 

Ich las von ihrer Angst. Abraham, der Vater des Glaubens, unser großes Vorbild, er hatte Angst. Eben noch hatte er Gottes größte Verheißung für einen Menschen überhaupt bekommen (1.Mose 12, 1-3) da findet er sich in einer Situation wieder, in der er um sein Leben fürchtet. In Ägypten, als er seine wunderschöne Frau für seine Schwester ausgibt, da er Angst hat, getötet zu werden, wenn er als ihr Mann gilt. Abraham, was hat Gott dir gerade versprochen? Er wird aus dir eine große Nation machen! Und doch lässt er sich hier von seiner menschlichen Angst beherrschen.

Isaak 

Oder Isaak. Genau das gleiche hier. Eben hatte Gott ihm die gleiche Verheißung gegeben wie seinem Vater (1.Mose 26,3-4), da befindet er sich doch glatt in der gleichen Situation wie sein Vater Jahre zuvor. Isaaks Frau Rebekka ist auch wunderschön (wie gefährlich es damals doch war, eine sehr schöne Frau zu haben… anscheinend war das für manche damals ein Todesurteil). Und ebenso wie sein Vater zuvor, fürchtete auch Isaak sich, seine Frau als seine Frau auszugeben und sagt stattdessen, sie sei seine Schwester. Warum?

„Denn er fürchtete sich zu sagen: meine Frau. Er dachte nämlich: die Männer des Ortes könnten mich sonst wegen Rebekka erschlagen.“ (1.Mose 26,7)

Da ist wieder dieser Funke, diese Gedanken in seinem Herzen, das wegschauen von dem Gott, der ihm die größte Verheißung gegeben hat (er wird leben und der Vater einer ganzen Nation werden) und hin zu seinen menschlichen Gedanken. 

Etwas später heißt es noch so bezeichnend, als Abimelech in zur Rede stellt:

„Weil ich mir sagte: ich könnte sonst ihretwegen sterben.“

Und dann handelt er eigenmächtig und bringt viel Schmerz über viele Menschen dadurch (ganz abgesehen davon, was das wohl mir seiner eigenen Frau gemacht hat…).

Jakob 

Und dann ist da Jakob. Er bekommt den klaren Auftrag von Gott, nach 20 Jahren bei seinem Onkel Laban, zurück in sein Land und zu seiner Verwandtschaft zu gehen. Und Gott verspricht ihm explizit, dass er mit ihm sein wird. (1.Mose 31,3)

Klar, dieser Gang war kein leichter für Jakob. Auch nach all den Jahren steht ihm der grollende, hasserfüllte und nach Rache lechzende Esau nur zu gut vor Augen. Er hatte seinen Bruder hinterhältig betrogen. Er war geflohen und wusste anscheinend in all den Jahren wenig über seinen Bruder und seine Gefühle ihm gegenüber.

Jedenfalls zieht Jakob erstmal mutig los (aber auch erst, als es bei seinem Onkel unerträglich wird…)

So zog er los in die Ungewissheit. Als er hörte, dass ihm sein Bruder Esau mit 400 Mann (das sind nicht wenig!) entgegenkam, da packte Jakob die Angst. Die pure Angst. Doch er bringt sie an die richtige Adresse: zu Gott!

Er betet und benennt klar seine Angst. Er erinnert Gott an seine Zusagen und seine Verheißung. Es geschieht dann noch einiges, bevor er Esau trifft, aber diese Szene ist so schön: Jakob, der sich demütig und reuig vor seinem Bruder nicht einmal, sondern siebenmal niederwirft und dieser ihn kurzerhand herzlich in den Arm nimmt und ihm alles vergibt. Wie wunderbar Gott hier sein Versprechen erfüllt.

Und wir?

Wir haben vielleicht nicht diese Verheißung, die unsere Glaubensväter in ihrem Herzen trugen, aber wir haben eigentlich fast noch mehr. Wir haben die Verheißung Jesu, der unser Freund und Bruder ist, dass er uns nie verlassen wird. Dass alles zu unserem besten ist, dass er die Welt überwunden hat, dass er treu zu uns steht auch wenn wir untreu werden. Dass sein Friede unsere Herzen regiert und sein guter Geist in uns wohnt. Wieviel mehr an guten Verheißungen hat er über unser Leben ausgeschüttet. So fürchte dich nicht, du verzagtes Herz. Schau auf Jesus, und die Ängste müssen weichen. Immer wieder, wenn sie sich heimlich einigeschlichen haben...

Die Wahrheit hinter der glänzenden Fassade

Ich weiß nicht, ob du unsere Gebetskarte irgendwo hängen hast. Ich mag dieses Bild von unserer Familie sehr. Wir sehen alle so glücklich und harmonisch aus. Ich schau mich an und denke: was für eine nette Mutter das ist. Sie strahlt so, wirkt so voller Leben, voller Freude und Energie. Die Kinder sehen so süß und brav aus, wie sie da in Papas Armen sind. 

Man kann fast jedes unserer Familienfotos hernehmen und den Eindruck bekommen: wow, was für eine nette Familie, wie „perfekt“ sie doch aussieht.

Ich weiß nicht, ob du das schon mal gedacht hast. Ich ertappe mich schon hin und wieder bei solchen Gedanken, wenn ich Ausschnitte aus dem Leben anderer sehe. Was für anständige Kinder das sind, was für ein fürsorglicher Vater, was für eine sanfte und verständnisvolle Mutter… und dann schaue ich auf mich und bekomme die Krise. Wieviel bekomme ich nicht hin. Wie oft muss ich meine Kinder ermahnen. Wie viele Male am Tag bin ich genervt und am Ende meiner Weisheit. Bin verzagt und weiß beim besten Willen nicht, wie ich allen Bedürfnissen gerecht werden soll. Wie oft will ich mich einfach verziehen und für mich sein. Wie oft kommt der Gedanke, dass ich eine miserable Mutter bin. Und ich doch eigentlich so und so sein will. Und doch das und das machen will. Und dies und das versäumt habe und nicht mehr nachholen kann. Wie oft bin ich entmutigt. Will ich aufgeben. 

Hättest du das hinter dem strahlenden Lächeln vermutet? Hast du vielleicht gedacht: die Rahel, die scheint alles perfekt im Griff zu haben. Und sie hat sogar noch Zeit zum Schreiben…

Hier und jetzt möchte ich dir sagen: es stimmt nicht. Ich habe nichts im Griff. Ich bin zur Zeit sogar ziemlich am Ende mit allem möglichen. Am Ende meiner Weisheit und Kraft und meiner Freude, Mutter zu sein. Manchmal will ich einfach nur wegrennen. Will dem Lärm und Chaos entfliehen. Bin ich immer noch nicht in der Realität angekommen, das vier Kinder eben das mit sich bringen und es normal ist. Ich will das aber so oft nicht wahrhaben und sträube mich dagegen. Und das macht mich unzufrieden. Mit meinen Kindern und meinem Mann und v.a. auch mit mir selber. Weil ich es nicht schaffe, ruhig zu bleiben, ausgeglichen, der Fels in der Brandung, der Ruhepol der Familie. Das will ich so gerne sein und das muss man als Mutter doch auch sein, oder? Da ist wieder diese unerfüllte Erwartung, die ich an mich habe und die mir noch mehr meinen Frieden raubt. 

Wie geht es dir? Ich denke oft, ich bin die einzige Versagerin, der es so geht. So fühle ich mich oft. Aber ich weiß, dass es wohl anderen auch so geht. Aber wir trauen uns so oft nicht, es zu sagen. Viel lieber zeige ich jedem das schöne Familienbild, auf dem alle so lieb schauen und alles so leicht und voller Freude aussieht.

Doch so ist das Leben fernab von diesen einmaligen Schnappschüssen nicht. Das Leben ist anders. Es ist wild und chaotisch, traurig und doch voller überschäumender Freude zugleich, es ist voller Enttäuschungen und Rückschlägen, Tränen und Leid, ja aber auch immer wieder voller kleiner und großer Erfolge und Siege. Und das beste ist: Jesus ist mittendrin! Oh, was wäre nur, wenn er das nicht wäre. So will ich ihm immer wieder mein leeres und doch schweres Herz hinhalten und: oh Herr, fülle du es mit allem, was ich so dringend brauche. Doch vor allem mit deiner Gegenwart! 

Vom Minimalismus, engen Wohnungen und der Freude an Schönheit

Zu Weihnachten habe ich ein schönes Buch geschenkt bekommen. „Mein zuhause zum Aufatmen“ heißt es und darin geht es darum, eine gemütliche Minimalistin zu werden. Es geht darum, den eigenen Stil zu finden, schöne Räume zugestalten, Kram loszuwerden, Ruhe Oasen zu schaffen und zu lernen, wie man das Beste aus einem individuellen Raum macht, welcher es auch immer sein mag.

Manchmal fühle ich mich schon komisch, so etwas hier in Albanien zu lesen und mich damit zu beschäftigen. Manchmal habe ich sogar kurzzeitig ein schlechtes  Gewissen. Wie kann ich mich bei so vielen Nöten um mich herum nur mit so etwas Trivialem beschäftigen? Doch da es mir gut tut und es eine gute Ablenkung eben von all dem ist, was an Not ständig auf mich einprasselt, gönne ich mir Momente, mich mit „nicht gerade dem wichtigsten“ zu beschäftigen. Und doch ist es ja auch ganz unwichtig. Wir haben immer wieder viel Besuch gehabt die letzten Jahre und es ist mir sehr wichtig, dass sich Menschen bei uns zuhause und in unserer Familie „sauwohl“ fühlen (wie man bei uns im Frankenwald sagt…) 

Bei den allermeisten Albanern hier geht es allerdings nicht unbedingt darum, wie sie ihr zuhause gemütlich und minimalistisch einrichten können. Kaum einer beschäftigt sich mit so etwas. Viele sind Minimalisten. Aber nicht, weil sie sich dafür entschieden hätten, sondern weil sie schlichtweg keinen Kram besitzen, der ihnen alles voll stellen könnte und den sie loswerden müssten. Und falls sie doch einiges haben, dann ist es so gut versteckt, dass es keine neidischen Blicke auf sich zieht. Das Gegenteil ist aber auch manchmal der Fall, nämlich dass man seinen Reichtum extra  zur Schau stellt.

Der Stil ist hier auch sehr anders als unserer, obwohl er sich so langsam verändert. Als wir hierher kamen, da war noch in den meisten Zimmern die komplette Wand um das Fenster mit Vorhang zugehängt. Die Leiste ganz oben und über die Länge der Wand gezogen. Ich fand es höchst unvorteilhaft und oft erdrückend und einengend. Auch kam dadurch so gut wie kein natürliches Licht in den ohnehin schon dunklen Raum. (Wie kann man nur mit so wenig Tageslicht leben? Das ist für mich eines der wichtigsten Dinge in der Wohnung: Licht!) 

Nun ja, seit ungefähr vier Jahren hat sich hier im Ort dann immer mehr die Gardinenstange durchgesetzt. Es war schon fast revolutionär, als meine Freundin sich bei ihrem Mann durchsetzte und ihn tatsächlich dazu brachte, Halterungen in die Wand zu bohren für dieses neumodische Ding. 

Seither hat dieser Trend doch breite Kreise gezogen und immer mehr Haushalte haben auf Gardinenstange umgestellt. 

In unserer kleinen Wohnung allerdings herrscht mein Stil vor. Es ist für mich sehr wichtig, dass ich mich hier in der “Fremde“ in meinem Zuhause wohl fühle. Viel natürliches Licht, kleine Lampen am Abend die gemütliche Atmosphäre verbreiten, Bilder der Kinder an den Wänden, Bücherregale, viele Pflanzen usw. 

Etwas, was wir allerdings mit den meisten albanischen Haushalten hier teilen, ist die Enge, ist die kleine Größe der Wohnung (oder wie man das sagt…). Allein dieser Fakt zwingt mich, minimalistisch zu sein und zu bleiben. 

Dieses Buch nun, das ich lese, geht wohl eher davon aus, dass jeder ein Haus besitzt und nicht weiß, was zu tun mit all dem Platz. Für was möchtest du den Raum nutzen, war eine Frage. Nun, unser 4x4 m2 Schlafzimmer wird zum schlafen, zum arbeiten, zum spielen und als Wohnzimmer genutzt, da es neben der kleinen Küche der einzige „Gemeinschaftsraum“ ist (naja, eigentlich ist es primär unser Schlafzimmer…). Da ist dann nur noch das gleich große Kinderzimmer, das vier Kindern Platz zum schlafen und spielen gibt, allerdings im Winter nicht immer ganz warm ist…

Diese großen Unterschiede der Lebensweise hindern mich allerdings nicht, mich an dem Buch zu freuen (die Autorin ist übrigens auch gläubig:) und mich dennoch inspirieren zu lassen. Es ist auch eine schöne Herausforderung, als 6-köpfige Familie so eng zu leben und es zu einem schönen und praktischen Lebensraum für alle zu machen. Und es ist erstaunlich, wie man doch immer wieder Dinge verändern kann und neu gestalten kann, wenn man Mut und ein Ja zur Veränderung hat.

Und es ist gut, da ich, wenn ein Raum mir zu laut wird (d.h. wenn sich zu viel ansammelt, es zu unordentlich wird, man keinen Platz mehr findet …) automatisch beginne, auszuräumen, wegzugeben, auszusortieren. Das bringt es mit sich, wenn man einfach keinen Platz hat für Krempel… 😉 Immer wieder packt es mich deshalb und ich versuche, mit so wenig auszukommen, wie möglich, klar zu sortieren, und mir auch Gedanken zu machen, wem ich was schenken könnte. 

Ich merke, wie meine Augen aus sind nach Schönheit. Irgendwie hat Gott mich so gemacht. Irgendwie denke ich, hat Gott uns alle so gemacht. Die ultimative Schönheit zu sehen, das ist Jesus, seine Herrlichkeit und Schönheit, ach, wenn ich die doch nur immer so vor Augen hätte wie meine schöne neue Deko, an der ich mich so freue… alles ist letztendlich ja der Abglanz seiner Schönheit, alles, was hier auf Erden ist. 

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Neuanfang - Noah und das Evangelium

In diesem Jahr habe ich wieder mit einem Bibelleseplan begonnen, bei dem ich durch die ganze Bibel in einem Jahr lese. (Hier haben wir von diesem Plan geschrieben…) 

So begann ich wieder ganz am Anfang, im 1.Buch Mose. Und dann kam ich zu der so bekannten Geschichte von Noah und der Sintflut. Was für eine vertraute Geschichte, wie oft hab ich die wohl gelesen, wie viele Bilder dazu gemalt, wie oft sie selbst anderen erzählt oder Predigten dazu gehört.

Doch wie es mit Gottes Wort so ist, es spricht immer wieder neu und auf faszinierende Art zu einem Herzen, das offen ist, Gottes Stimme zu hören. Denn die Bibel ist das, was Gott zu uns sagen will…

So las ich von diesem atemberaubenden Moment, als Noah mit seiner Familie und allen Tieren aus der Arche trat, nach vielen und  langen Tagen in Dunkelheit und Ungewissheit. Alles war neu gemacht von Gott. Alles alte, hässliche, sündhafte, gewalttätige - alles war ertrunken in den Fluten der Tränen Gottes. 

Was für ein Neuanfang! Wie wenn ein Blatt mit 1000 Fehlern verbrannt wird und ein komplett neues, weißes Blatt vor dir liegt. Du darfst von neuem beginnen!

Noah trat heraus und atmete sicher tief durch, endlich wieder reine Luft, die nicht nach Mist stinkt. Sein Blick zum strahlend blauen Himmel. Alle Bäume und Pflanzen hatten neue, grüne Blätter und Triebe. Blumen in allen Farben.

Voller Dankbarkeit bringt er Gott ein Dankopfer dar, dem Gott, der aus Gnade sein Leben und das seiner Familie gerettet hatte. Und der Rauch war ein Wohlgeruch vor Gott. Und dieser verspricht, nie wieder gleiches zu tun und die Erde und alles, was auf ihr ist, zu vernichten. Doch genau hier musste ich innehalten… 

Dachte Gott, dass jetzt alles besser wird? Dass dieser Neuanfang mit dieser Welt neue, gottesfürchtige, liebe Menschen hervorbringen wird? Verspricht er deshalb, es nicht mehr zu tun? Hat er Hoffnung in diese Familie Noahs?

Nun ja, weit gefehlt. Obwohl alles mehr oder weniger „neu“ war - da waren immer noch Menschen. Und da war das menschliche Herz, dieses durch und durch verdorbene, trotzig und verzagt Ding. Das überlebte auch diesen radikalen Schnitt. 

„Und der Herr sprach in seinem Herzen: nicht noch einmal will ich den Erdboden verfluchen wegen des Menschen; denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an; und nicht noch einmal will ich alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe. Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1.Mose 9,21-22)

Gott sah nicht vom Himmel und dachte: So, jetzt wird alles wieder gut! Jetzt versuchen wir es nochmal von vorne. Sicher wird jetzt alles viel besser werden…

Nein, Gottes Urteil klingt hart und ist doch gleichzeitig so wahr: 

Der Mensch ist seit dem Sündenfall verdorben und keine 1000 Sintfluten würde dieses unheilbar kranke Herz heilen können. Das weiß Gott nur zu gut. Ja, es ist ein gewisser Neuanfang, aber die Schlechtigkeit der Menschen zeigt sich nach wenigen Tagen wieder. 

Gott weiß, dass es für dieses Herz des Menschen nur ein Heilmittel gibt. Das wusste er schon damals, als er diesen vermeintlich neuen Anfang sah. Das bewegt mich sehr. Gott lässt keine Sintflut mehr kommen, weil es die Menschen schon schaffen werden, sich gut zu verhalten. Oh nein. Unsere Welt würde gar nicht mehr auftauchen bei all seiner Sündhaftigkeit. Im Gegenteil: Gott begründet es genau anders herum. Der Mensch wird es nicht schaffen. Es wird immer weiter bergab gehen. 

Gott hat eine andere Lösung und nur diese wird ein für allemal funktionieren:

nicht die Welt wird zum Tod verurteilt, sondern Gottes eigener Sohn wird verurteilt. Und Er wird die Flut des Zornes Gottes über jede Sünde über sich ergehen lassen, als Er am Kreuz stirbt. Das absolut reine und sündlose Herz Jesu würde dieses gebrochene und ständig von Sünde umworbene Herz der Menschen - mein Herz und dein Herz - erlösen, freikaufen, losbinden und fähig machen, nach dem guten und ehrbaren zu Sinnen. 

Das ist das wunderbare Evangelium, welches schon bei Noah durchklingt. Seit Jesu Tod und Auferstehung beginnt dieser Neuanfang immer und immer wieder. Da, wo Menschen ihr verwundetes, gebrochenes Herz diesem liebenden Retter hinhalten und es von ihm heilen lassen. Hier beginnt die wahrhaft neue Kreatur. Das wahrhaft neue Leben. Der wahrhaftige Neuanfang der voller Hoffnung ist bis in alle Ewigkeit...

Photo by Aneta Foubíková on Unsplash

Trust - ein wunderschönes, unbekanntes Lied

Gerade höre ich gerne auf Spotify die playlist „missed hits“, also eine Liste von Liedern, die Spotify meint, dass sie mir gefallen, ich sie aber während des Jahres 2020 nicht gehört habe. Und tatsächlich finden sich da nicht wenige Lieder, die ich wirklich sehr schön finde und über die ich mich aber auch noch 2021 freue. 🙂

Ein Lied stach mir da die letzten Tage besonders heraus. Der einfache Titel „Trust“ von einem mir unbekannten Künstler namens Joe Zambon. Ich wollte nun gerne die Lyrics nachlesen und habe gegoogelt. Doch nun stellt euch vor, ich habe sie nicht gefunden. Es scheint sie tatsächlich nicht im World Wide Web zu geben, unglaublich.

So habe ich mir die Arbeit gemacht sie aufzuschreiben, für alle, die sie gerne wollen. 

Das Lied ist wirklich wunderschön in seiner Melodie, der Stimme und besonders auch dem Text. Scrolle nach unten um weiterzulesen. Sorry, der Player ist ein wenig groß. 😉

Als ich anfing, den Text aufzuschreiben, fiel mir gleich auf, das er mir bekannt vorkam. Schon vor Jahrzehnten prägten sich diese Worte in mein junges Herz ein, Worte von Teresa von Avila, weltbekannt:

Nichts soll dich beunruhigen
Nichts dich erschrecken
Alles vergeht

Gott ändert sich nicht
Geduld
Erlangt alles

Wer Gott hat
Dem fehlt nichts
Gott nur genügt

Und nun der Text in Englisch. Ihr werdet die Ähnlichkeit sicher merken:

Let nothing disturb you
And nothing frighten you
For all things are passing away
But God alone never changes
And God alone never changes

Patience obtains all things
Whoever has God
They lack nothing
Cause God alone survices
And God alone survices

So why do I worry
Why do I not trust you
Oh child why hurry
When you have a father who provides
And never withholds his whole heart

Oh why do I worry
And why do I not trust you
Oh Child why hurry
When you have a father who provides
And never withholds his whole heart

For God alone never changes
For God alone survices
And God alone remain faithful
And God alone never changes

So why do I worry?

Nichts beunruhige dich
Und nichts ängstige dich
Weil alle Dinge vergehen
Aber Gott allein verändert sich nie

Geduld erhält alle Dinge
Wer Gott hat
Denen wird kein Gutes mangeln
Weil Gott allein überlebt

Warum sorge ich mich also?
Warum vertraue ich dir nicht?
Oh Kind, warum so eilig?
Wenn du einen Vater hast der für dich sorgt
Und dir nie sein ganzes Herz vorenthält

Weil Gott allein verändert sich nie
Weil Gott allein überlebt
Weil Gott allein treu bleibt
Und Gott allein sich nie verändert

Also: warum sorgst du dich?)

Photo by Liane Metzler on Unsplash

Augen gefüllt mit Herrlichkeit

Heute war ein schöner Sonnen-Wolken-Tag. Wir haben als Familie einen herrlichen Spaziergang gemacht ganz nach meinem Geschmack: die Augen weit geöffnet für die vielen schönen Dinge, die Gott in seiner Schöpfung für uns bereit hält, auch im Winter: die knallroten Hagebutten, an denen müde noch ein paar Wassertropfen schwer hängen, die Flieger, die etwas vertrocknet am Baum hängen und aussehen wie übergroße Flügel einer Biene, deren feine Adern man sieht, wenn man sie gegen die Sonne hält. Oder die herrlichen verschiedenen Arten von Moos. Diese wunderschönen Grüntöne, diese unterschiedlichen Formen und Gestalten, wie es da an Steinen und wächst. Oder die Äste, die schon mutige Knospen getrieben haben und deren grün man schon auf die Spur kommen kann. Der große Ast eines Apfelbaumes, der vom letzten Sturm zu Boden geworfen wurde und uns nun bereitwillig seine voller lebendiger Knospen bestückten Äste abtrat, sodass wir sie zuhause in eine Vase stellen und dem Wunder zuschauen können.

Jetzt bin ich zu Hause. Es ist ruhig. Die Kinder sind wieder draußen. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es sind fast heilige Momente, diese Stille und das Wissen um unseren geliebten Opa, der seine letzten Stunden auf dieser Erde verlebt. Er öffnet die Augen nicht mehr und schläft nur noch. Ob er das nächste mal, wenn er die Augen öffnet, seinen geliebten Retter Jesus sieht? Er ist auf seinem Weg in sein ewiges wirkliches Zuhause. Zu all den geliebten Menschen, die vor ihm gegangen sind…

Der Winterspaziergang hat mich wieder einiges gelehrt und mir die Verheißung neuen Lebens zugeflüstert. In jedem Grün, in jeder kleinen, kaum sichtbaren Knospe, in dem Fließen des Wassers und dem trägen Wassertropfen am Ast, in dem sich der Himmel spiegelt. Wie die Sonne mit ihrem überwältigenden Licht durch vertrocknete Gräser flutet und sie in ein leuchtendes Wunderland verwandelt, wunderschön, herrlich - plötzlich voller Leben. Leben, das höre ich laut und deutlich durch das, was im Moment tot und leer und grau und trüb und matschig scheint. 

Leben vibriert und leuchtet überall. Es ist die Art des Schöpfers. Es ist überall und es macht das, was tot scheint, lebendig. Wenn wir nur Augen haben, zu sehen. Wenn wir unseren Blick nur heben und nicht den Zerfall und das Erstorbene sehen, sondern das schöne und lebendige, oft verborgen, oft versteckt, schüchtern am Rand. Ach, mögen wir doch viel mehr Augen haben, es zu sehen inmitten von all dem was vergeht.

Ich denke an meinen geliebten Opa. Sein Körper ist müde. Er hat gelebt und hat gut gelebt. Es scheint das Ende. Es ist traurig. Eine ganze Welt verschwindet. Die Welt eines Menschen. Und doch, ich weiß es tief in meinem Herzen, durch Tränen und einem trauernden Herzen: Alles ruft Leben! Inmitten des kahlen Landes. Bald wird er so lebendig sein, wie noch nie zuvor. Und so glücklich wie noch nie zuvor. Er wird leben! Er wird auferstehen! Und wie ich mich für ihn freue. 

Möge Gott uns Augen schenken, das Leben zu sehen und die Auferstehung zu sehen und die Hoffnung, die jedes Grün, jeder Regentropfen, jede Knospe, jeder mutige Vogel mit seinem unerschütterlichen Gesang im kalten Winter unserer Herzen  zu uns tragen.

Am Ende des Jahres

Wir befinden uns mal wieder in den letzten Tagen des alten Jahres. Einem denkwürdigen und nicht schnell zu vergessenen Jahres. 

Ich habe mein altes Tagebuch abgeschlossen, genau ein Jahr habe ich es gehabt. Ich muss schmunzeln darüber, was ich geschrieben haben zu Beginn des Jahres und jetzt, im Wissen, was dieses Jahr gefüllt und in vielerlei Hinsicht einzigartig gemacht hat, da will ich mir zuflüstern: wenn du nur gewusst hättest… Nun, es ist gut, dass ich es nicht wusste. Denn allein die Dinge, die mich Ende letzten Jahres beschäftigt haben, die haben mir an Last schon gereicht. Wie wahr ist doch Jesu Wort: Macht euch keine Sorgen um morgen. Jeder Tag hat seine eigene Last. Und die genügt. (Frei übersetzt)

Jetzt stehe ich wieder da und schaue auf ein neues Tagebuch, noch leer und unbenutzt. Es weiß noch nichts von all den Worten, all den Gefühlen und Gedanken, die da wohl in den nächsten spannenden Monaten einfließen werden. 

Werde ich in einem Jahr auch über meine jetzt „kleinen“ Sorgen schmunzeln, weil ich weiß, was noch alles gekommen ist? Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Gott weiß es, er allein und das ist gut so! 

Zuletzt las ich einen tollen Artikel und darin auch das bekannte Zitat von John Piper:

„Zu Zeiten trauere tief über das Leben, 
das du dir erhofft hast.
Betrauere den Verlust. 
Spüre den Schmerz.
Dann wasche dein Gesicht 
Vertraue Gott 
Und umarme das Leben,
Das er dir geschenkt hat.“

Die Autorin des Artikels schreibt dann dazu:

„Das Leben zu umarmen, das Gott uns gegeben hat, ist weit besser, 
als einfach nur zu überleben. 
Es ist bewusstes Leben in der Gegenwart, 
wahrnehmen und annehmen, was schwer ist 
und entscheiden, mitten in all dem, zu vertrauen.
Es ist willkommen zu heißen, wo wir gerade im Leben stehen, 
während wir ehrlich das betrauern dürfen, was wir uns anders wünschten. 
Es ist unsere Enttäuschungen zu sehen und zu benennen,
Uns aber nicht von ihnen definieren zu lassen.“ (Vaneetha Rendall Risner)

Ja, das Leben, das neue Jahr wird sicher seine Höhen und Tiefen mit sich bringen. Und vielleicht bist du enttäuscht, wenn du über das vergangene Jahr nachdenkst. Vielleicht hat sich nicht das erfüllt, was du dir erträumt hast. Du hast immer noch keinen Partner gefunden und fühlst die Einsamkeit wie ein nicht zu füllendes Loch in dir. Vielleicht hat dich dein beruflicher Weg in eine Sackgasse geführt und du bist unglücklich. Vielleicht haben Dich gute Freunde enttäuscht, vielleicht auch Gott. Vielleicht hast du dir oft immer wieder etwas gutes vorgenommen und es einfach nicht geschafft, es durchzuhalten. Vielleicht bist du am Ende mit deinen Kräften als Mutter. Deine Kinder treiben dich in den Wahnsinn, und du willst manchmal einfach nur weg. Vielleicht machst du dir Sorgen und es quälen dich Ängste, wenn du in die Zukunft blickst. Wie wird das noch alles enden mit diesem Virus, mit dieser Unberechenbarkeit, mit dieser Unsicherheit, mit dieser Unplanbarkeit. Wird es enden und wie?

Mir sind viele dieser Gedanken und Fragen bekannt. Und immer wieder ist es eine bewusste Entscheidung in meinem Herzen, wem ich vertrauen will, auf was ich schaue und wovon ich mich bestimmen lasse.

Glaube ich auch an trüben Tagen, an denen der Regen der Trauer, Enttäuschung und Sehnsucht, der offenen Fragen und ungelösten Probleme über mich niederprasselt an die Worte aus Psalm 84:

„Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, 
Gnade und Herrlichkeit wird der Herr geben,
Kein Gutes vorenthalten denen,
Die in Lauterkeit wandeln.
Herr der Heerscharen,
Glücklich ist der Mensch,
Der auf dich vertraut.“

Hilf mir, im hier und jetzt zu leben. Voll und ganz zu leben. Hilf mir, nicht auf andere neidisch zu blicken, sondern alles von dir zu erwarten.  Du gibst mir das Beste. Du hältst mir nichts vor, was ich brauche für ein Leben, das dir Freude macht und das zu meiner ultimativen Freude führt. Hilf mir, dir zu vertrauen mit meinem ganzen Leben, was war und ist und kommt. Nichts wünsche ich mir mehr, als fest in dir verwurzelt zu sein, damit mich nichts wirklich umhauen kann. Mein Leben liegt ungewiss vor mir. Wird es einfacher, wird es schwerer? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass du immer da bist und das du immer gut bist und dass ich glücklich genannt werde, weil ich dir vertraue. Ich will dieses Glück tief in meinem Herzen spüren. Und zuversichtlich und vertrauensvoll und glücklich in das nächste Jahr gehen!

Es ist kurz vor Weihnachten - Ein Gedicht

Es ist kurz vor Weihnachten.
Die Sonne hat sich seit vielen Tagen nicht gezeigt.
Dichter Nebel liegt schwer auf der Stadt.
Es wird immer kälter, auch drinnen.

Die Wohnung ist manchmal schmerzhaft klein.
Das Heimweh oft schmerzhaft groß.
Der Opa zuhause sehr krank.
Die kleinen Neffen und Nichten unbekannt. 

Der Fernseher bei Besuchen läuft ohne Pause.
Die Nachrichten haben vergessen über Gutes zu berichten.
Ablenkung und Lärm übertünchen innere Leere.
Bekanntes und Schönes wenig zu finden. 

Die Nächte sind kurz.
Die Tage sind laut.
Der Abwechslung ist wenig.
Die Freunde sind fern. 

Das Streiten der Kinder ist nervig.
Das eigene Versagen anklagend.
Die Stille und Einkehr flieht.
Die Sehnsucht nach Gott bleibt.

Die Verzweiflung der Menschen ist greifbar
Die Hoffnungslosigkeit teilweise unerträglich
Das Leid vielschichtig und undurchsichtig
Das Leben oft Kampf und Niederlage. 

Die Nöte enden nie.
So wenig wir unsere eigene Hilflosigkeit.

Es erinnert mich
An den Feigenbaum, der nicht blüht,
An die Reben, die keinen Ertrag geben,
An den Ölbaum, der seine Leistung versagt,
An die Gärten, die keine Nahrung geben,
An die Schafe, die verschwunden sind und
An die Rinder, die nicht in den Ställen sind. 

Und es erinnert mich an das Wunder,
Das genau dann geschieht,
Wenn Dinge hart sind im Leben:

Freude bricht sich Bahn!

Ich aber, ich will in dem Herrn jubeln
Will jauchzen über den Gott meines Heils.
Der Herr, der Herr, ist meine Kraft!
Den Hirschen gleich macht er meine Füße,
Und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten.
(Habakkuk 3,18–19)

Ich aber, ich will mich freuen.

Ich will nicht stehen bleiben.
Nicht bei Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit.
Nicht bei Unsicherheit und offenen Fragen. 

Ich will mich nicht entmutigen lassen.
Nicht von irritierendem Verhalten der Kinder.
Nicht von Enttäuschungen mancher Art.

Ich will mich freuen.
Weil es immer, immer Grund zur Freude gibt.
Weil Jesus da ist.
Weil er alles hält und mich hält.
Weil ich ihm vertrauen kann
In allem Bruchstückhaften,
In allem Schmerz,
In allem eigenen Versagen,
In allen Begrenzungen,
In aller Ungerechtigkeit 

Er ist immer gut und er macht alles gut.
Er wird eines Tages alles zur Blüte und Fülle bringen.

In meinem Leben des Mangels hier,
Gebe ich ihm meine Freude als Geschenk.
Als Gabe, als Opfer, als Vertrauensbeweis. 

Und dafür füllt er mir mein Herz!
Und füllt es aus mit seinem Licht und seiner Liebe.
Nichts brauche ich mehr.
Nichts mehr als genau das. 


Photo by Tim Mossholder on Unsplash

Von den vielen verborgenen Heldinnen

Schon seit ich noch ein junges Mädchen war, vielleicht 12 Jahre alt, war ich begeistert von Mutter Teresa. Ich verschlang Bücher über sie, hielt Referate über ihr Leben in der Schule, hatte ihr Gebetsbuch und ließ mich von ihren Gebeten inspirieren für mein eigenes Gebetsleben. Wenn ich mit der Schule fertig sein würde, wollte ich auf jeden Fall mal ein Jahr zu den Schwestern der Nächstenliebe nach Kalkutta. Ich sah mich schon mit abgemagerten und dreckigen Kindern im Arm und sehnte mich danach, diesen vergessenen Menschen Jesu Liebe zu bringen. Als Mutter Teresa dann 1997 starb (wir waren gerade in Spanien auf einer Familienfreizeit) war ich auch sehr bewegt und befasste mich weiterhin sehr mit ihr. 

Wusstest du, dass Mutter Teresa eine Albanerin war? Sie wird hier in Albanien als Nationalheldin verehrt, es gibt einen extra Feiertag für sie und hier und da sieht man Statuen von ihr. Sie ist eine Heldin für dieses Land und für die ganze Welt. 

Doch hier will ich nicht über sie schreiben. Schon lange liegt es mir auf dem Herzen, über andere Heldinnen zu schreiben. Frauen, die im verborgenen leben, alleine kämpfen und leiden. Frauen, die mir in vielerlei Hinsicht ein Vorbild sind. Je länger ich hier lebe und je mehr Schicksale von Frauen ich mitbekomme, je mehr Frauen mir gegenüber sitzen und mir ihre Geschichte erzählen, desto mehr wächst in mir die Ehrfurcht vor diesen Heldinnen. Nach außen sehen sie nicht so aus. Vielleicht erscheinen sie auf den ersten Blick auch als schwach und gleichgültig, nicht ehrgeizig genug, sich in ihr Schicksal ergeben ohne zu kämpfen… So dachte ich manchmal. Doch je mehr ich mitbekomme, je mehr sich mein Herz mit ihrem verbindet, desto mehr sehe ich auch die Kraft und Stärke, die in ihnen liegt. 

Manchmal sitze ich da und bin beschämt. Beschämt, wenn ich mitbekomme, wie schwer ihr Leben war und ist. Wenn ich darüber nachdenke, wie sie ihr ganzes Leben nur gedient haben und dienen. Wie sie es selbstlos und selbstverständlich tun. Wie sie sich hingeben für ihren Mann und vor allem für ihre Kinder. Wie schnell bin ich am klagen und wie schnell ärgere ich mich schon mal über dieses oder jenes Verhalten von meinem Mann oder meinen Kindern.

Hier sitze ich Frauen gegenüber, die viele Kinder geboren haben, oder die Scham der Kinderlosigkeit ertragen mussten. Frauen, deren Kinder gestorben sind, bevor sie drei Jahre alt waren, Frauen, deren Männer im Gefängnis sitzen, die trinken, sie schlagen, sie anschreien, ihnen untreu sind und selber aber ihre Frauen vor Eifersucht zuhause einsperren. 

In so viele Augen habe ich geschaut, die sich mit Tränen gefüllt haben, zitternde Lippen, ein nach Fassung suchendes Herz, das aber manchmal einen Raum braucht um all den Schmerz freizulassen, der viel zu oft viel zu lang viel zu fest verschlossen ist. Es ist eine Art, sich zu schützen, abzustumpfen, all das Elend zu ertragen.

„Ich will gar nicht mehr haben, reicher sein,  ich will nur ruhig leben.“ 

„Seit zwanzig Jahren leide ich unter diesem Mann. Ich lebe nur noch für meine Kinder. Dass sie ein besseres Leben haben…“

„Ich habe als Kind solche Armut erlebt, dass ich jetzt mit diesem kleinen bescheidenen Leben so zufrieden bin…“

„Ich könnte unsere miserablen Lebensumstände so viel besser ertragen, wenn mein Mann nur nicht immer betrunken nach Hause kommen und alles Geld ausgeben würde…“

Die Nöte sind vielschichtig. Aber ich bewundere diese Frauen, wie sie sich so oft doch so eine Fröhlichkeit bewahrt haben, ihre Gesichtszüge weich geblieben sind, sie sich immer wieder investieren in eine schier aussichtslose Beziehung, wie sie dienen, ganz selbstverständlich, sich zurücknehmen und für andere leben. 

Manchmal kommt man als Ausländer an, sieht ungerechte Lebenssituationen, denkt, dass man sich doch das alles nicht gefallen lassen kann, dass man doch aufstehen muss, zur Polizei gehen, die Familie einschalten, und überhaupt: tu doch etwas dagegen!

Doch jetzt sitze ich oft da, spüre meine eigene Unfähigkeit wirklich zu helfen. Ich höre mir Geschichten ruhig an. Ich weine mit. Ich habe in meinem Herzen großen Respekt. Ich drücke diesen aus. Ich umarme und ich segne in Jesu Namen. Und ich biete ihnen die effektivste Hilfe überhaupt an: für sie zu beten. Ich sehe dann ein wenig mehr Hoffnung in diesen Augen, ich sehe eine große Dankbarkeit und Wärme in dem, wie sie meine Hand halten. Ich möchte so gerne diese Frauen direkt in Jesu Arme lieben und sie dort lassen. 

Ich habe gegeben, was ich konnte, und bin doch beschenkt durch das Beispiel von Frauen, die innere Stärke und Würde leben inmitten von lebensfeindlichen Umständen. Sie sind meine Heldinnen. Hier mitten in meiner Mitte. Ich will sie ehren und lieben und von ihnen lernen. 

Ein Geschenk für Jesus

Vor einigen Tagen hatte ich mit unseren Kindern mal wieder über Weihnachten gesprochen. Sie freuen sich schon sehr darauf, auch wenn hier in Krume gar nichts auf dieses Fest hinweist. Keine Lichterketten überall, keine Weihnachtsmusik leise im Hintergrund in jedem Geschäft. Keine Menschen mit großen Tüten voller Geschenke in der Hand. (Naja, das hat sich in Deutschland dieses Jahr vielleicht auch geändert?)

Dass sie Geschenke bekommen und dass das auch der größte Grund ihrer Vorfreude auf Weihnachten ist, naja, das ist glaub ich einfach kindlich oder sogar menschlich. Sie haben auch gemeinsam einen Adventskalender bekommen (wir haben in unserer Wohnung keinen Platz für vier) und in einem großen albanischen Einkaufsmarkt haben wir tatsächlich die ganz gewöhnlichen und schönen Schokoladenkalender gefunden, aus Deutschland. Sie waren ganz unten im großen Regal versteckt, vielleicht so 10 Stück (dachten, sie wären noch vom letzten Jahr liegengeblieben, aber nein, sie sind noch haltbar…;)

Wir haben uns jedenfalls gefreut wie die Schneekönige über dieses kleine Zeichen von vertrautem inmitten einer ganz und gar nicht weihnachtlichen Umgebung… (aber darauf kommt es gar nicht an, das weiß ich nach 7 Jahre Weihnachten in Albanien).

Als ich nun so mit den Kindern sprach, da kamen wir darauf, dass ja Jesus Geburtstag hat und er eigentlich Geschenke bekommen sollte. Doch was könnten wir ihm schenken? Über was würde er sich freuen? Über brave Kinder? Natürlich. Da freut sich die Mama wahrscheinlich noch mehr drüber wie Jesus…

Doch dann hatten wir eine Idee. Wir schenken ihm unseren Dank. Geballter Familie Fröse Dank in einem kleinen Heft. Jeder darf mitmachen. Schreiben, malen, nummerieren. Ob wir auf 500 Dank Gründe kommen? Gestern haben wir dann begonnen. Voll motiviert haben wir locker 25 Dinge gemeinsam aufschreiben können. Es war so schön und tat so gut, zu sehen, wie sie überlegen, wie sie schreiben, zu sehen, wofür sie dankbar sind (zum Beispiel, dass sie reiche Eltern haben 🙂

Nun haben wir das Heft gut sichtbar in der Küche platziert und wollen jeden Abend zusammensitzen und Jesus unseren Dank bringen. Am Ende packen wir das Heft schön ein, machen eine große Schleife drum und legen es unter die anderen Geschenke. Und dann lesen wir es vielleicht als Teil unserer Anbetung am Heiligabend zusammen durch. Ich glaube, Jesus freut sich sehr darüber. 

Und was dabei noch so toll ist: wir selber werden froh dabei in unserem Herzen. Und die Adventszeit wird noch schöner und vor allem dankbarer!

Wenn du Familie hast, dann mach das doch auch mit deinen Kindern! 

Begeistere sie dafür, Jesus ein Geschenk zu machen. Er freut sich so über unseren Dank!

Und wenn du keine Kinder hast, dann mache es doch mit deinem Partner oder allein. Danke sagen ist so heilsam für die Seele! Lass dich herausfordern und beginne damit… Vielleicht machen wir damit dann einfach immer weiter...

Headerfoto von Nathan Lemon on Unsplash

Der Adventskalender von Ann Voskamp auf deutsch

Folgenden Artikel veröffentlichen wir jedes Mal vor Weihnachten.

Schon seit einigen Jahren begleitet mich eine Frau, deren Bücher und Blog ich sehr gerne lese. Sie heißt Ann Voskamp.

Vor einigen Jahren stieß ich dann auf einen Adventskalender, den sie auf ihrem Blog frei zur Verfügung stellt. Schon mehrmals habe ich ihn für mich genommen in der Adventszeit und wurde sehr dadurch gesegnet. Es sind 24 ermutigende Texte gedruckt auf Karten in Haftnotizgröße. Ziel der Texte ist es deinen Blick in diesem Advent neu auf das Wesentliche, auf Christus zu richten.

Eine gute Freundin von mir hat sich dran gemacht, die Texte ins Deutsche zu übersetzen. Wir möchten gerne, dass möglichst viele Menschen dadurch auch in Deutschland gesegnet werden.

Klicke einfach auf den folgenden Link und lade dir den Kalender herunter.

DER ADVENTSKALENDER AUF DEUTSCH

Du kannst ihn dir ausdrucken und zuschneiden, für dich selbst und vielleicht eine gute Freundin.

Sehr zu empfehlen!

Der Einführungstext der englischen Version lautet folgendermaßen.

Sticky Notes for the Soul (Haftnotizen für die Seele)

Für ein gesundes & heiliges Weihnachten.

Drucke dieses Set von 25 Notizkarten aus, eine für jeden Tag im Dezember. Für Spiegel und Schränke, für  Taschen und Wände und Büros. An diesem Weihnachten.

Jede Karte ist eine Ermutigung, ein Gebet, für jeden Tag in diesem Dezember. Es sind Zitate aus dem Buch "The Greatest Gift & Unwrapping the Greatest Gift", umgeschrieben in Worte, die du jeden Tag beten kannst, um dir zu helfen den Fokus drauf zu richten, Christus zu feiern.

Gott segne deine Adventszeit und richte deinen Fokus neu auf Christus. In IHM verbunden.