Allein sein

Mein kleiner Koffer ist gepackt. Auch mein Rucksack und meine Handtasche. Da ich nur für mich denken musste, war alles schnell erledigt. Wie unkompliziert, wenn man nicht für sechs Leute sondern nur für sich selber packen muss. Das war mir früher gar nicht so bewusst… 

Meinem lieben Mann kam der Gedanke, dass mir mal eine kleine Auszeit gut tun würde. Und damit hatte er sicher recht, das wusste ich. Aber wie und wo könnte ich die Auszeit machen? Und wirklich ganz allein? Ich wusste, dass alle unsere Teammitglieder weg sind, also muss ich wirklich allein los, wenn ich los will. 

Innerlich überkommt mich ein unsicheres Gefühl. Kann ich das überhaupt noch, allein sein? Für ein ganzes Wochenende? An einem neuen Ort? Allein dort hinfahren? Allein wandern gehen und essen? Wird mir das nicht zu viel allein? 

Ich habe es früher immer geliebt, allein zu sein. Noch immer genieße ich die kurzen ruhigen Zeitfenster, die ein Tag auch mit Kindern mir bietet. Aber lange Zeit am Stück allein sein? Ohne Mama hier und Mama da? Ohne einen prüfenden Blick über meine Schulter: sind auch alle noch da? Kein Streit schlichten, nicht nachts aus dem Bett müssen?

Doch ich will mich dem stellen. Außerdem bin ich ja nicht alleine. Jesus ist bei mir und ihm möchte ich begegnen. Mit ihm möchte ich essen gehen und mit ihm möchte ich wandern und mit ihm möchte ich sprechen am Abend des Tages. 

So mache ich mich tatsächlich auf den Weg. Es ist total komisch, so allein aus der Stadt zu fahren. Ich hab das Gefühl, dass alle mich anschauen und sich fragen, wohin ich denn wohl fahre. Es ist für die Menschen bei uns gar nicht verständlich, wie eine Frau allein wegfahren kann. Und dass der Mann, der Verrückte, sie auch noch lässt und mit den Kindern zurückbleibt. Das passt in ihr Vorstellungsvermögen nicht hinein. Und ich bin nun fast sieben Jahre schon von diesem Denken geprägt und es macht mir irgendwie zu Anfang ein schlechtes Gewissen. 

Doch dann bin ich aus Krume raus. Ich mache mir schöne Musik an, "The Brilliance" höre ich gerade gern, diese wunderschönen Lieder „Gravity of love“, „See the love“, „Will we ever rise“ (kennst du sie schon?) und besonders heute: „Night has passed“: 

Night has passed 
And the day lies open
Before us
Let us pray with one heart and mind
We rejoice
In the gift of this day
Morning comes 
With the light of your presence
Upon us.

Ich will mich freuen an diesem Tag und der Gelegenheit, allein mit Gott zu sein. Ich will das Licht seiner Gegenwart sehen und spüren und mich davon berühren lassen. Er ist da mit mir. Und es ist ok, allein loszuziehen. 

Nun bin ich schon in die Schönheit und Majestät der Landschaft hier eingetaucht. Berge um mich und Ruhe. Sein Wort und seine Gegenwart. Einfach losziehen und genießen. Wandern (ja, ich hab tatsächlich eine 6-stündige Wanderung allein gemacht) und nach einer erfrischenden Dusche (ohne ein wild klopfendes Kind an der Tür, das unbedingt auf Toilette muss…;) entspannt zu Abend essen. In Ruhe und Frieden, meinen eigenen Gedanken nachhängend. 

Immer wieder geht mein Blick auf die Berge und unwillkürlich kommen mir die Worte aus Psalm 121 in den Sinn, den ich vor 20 Jahren für den Konfirmanden Unterricht auswendig gelernt habe: 

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher wird mir Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat….

Ich bin allein und doch auch nicht. Ich bin mit dem Schöpfer, der all das um mich herum gemacht hat. Und ich bin im Herzen ruhig. Und dankbar, dass ich diese Zeit erleben darf.

Hier sind noch ein paar Eindrücke, die ich mit meinem iphone 8 gemacht habe.

Was mich „Die Säulen der Erde“ und unsere Schildkröten gelehrt haben

Der Roman 

Ich bin kein großer Romanleser. Nicht, dass ich nicht gerne lese, gerne gefesselt werde oder in fremde Welten abtauche. Es liegt mehr daran, dass ich nicht viel Zeit habe zum lesen und wenn ich sie dann mal habe, dann lese ich meine Bibel oder auch mal ein gutes geistliches Buch. 

Als ich zuletzt mit Danny eine längere Autofahrt hatte, da begannen wir damit, den Klassiker „Die Säulen der Erde“ als Hörbuch zu hören. Bis dahin hatte ich, ehrlich gesagt, auch noch nie ein Hörbuch angehört, aber es fesselte mich und machte mir Freude. Letzte Woche wurde ich dann fertig damit. Über 500 Hörbuch-Kapitel möchten Zeit finden, gehört zu werden und die fand ich nicht allzu oft. V.a. im Urlaub am Strand und an gemütlichen Bastelabenden (hatte ein großes Bastelprojekt am laufen für unsere Unterstützer, was mir sehr gelegen kam… 🙂 tauchte ich in die Welt des Mittelalters ein. 

Was mir in dieser langen epischen Geschichte besonders in Erinnerung geblieben ist, sind nicht die Intrigen und Liebesgeschichten, die brutale Bosheit mancher Charaktere, sondern vielmehr die Tatsache, dass, egal, wie schlimm eine Situation aussah, wie hoffnungslos und zum Himmel schreiend ungerecht sie war - es ging immer weiter, es gab immer einen neuen Weg. 

Zentrum des Romans ist der Bau einer Kathedrale, die die schönste und größte werden sollte. Doch genau dieses Unternehmen ist immer wieder in Gefahr, mit Rückschlägen und Anfeindungen konfrontiert. Da sind viele, die es verhindern wollen aus unterschiedlichen Gründen, immer wieder mal kommt der Bau ins Stocken, aus Geldnot, Angriff, Zerstörung, schlechter Bausubstanz, Streiks der Arbeiter.... Doch immer und immer wieder werden neue Wege gefunden, an Geld zu kommen, Motivation aufgebracht, kaputtes wieder aufzubauen, mit Unrecht umzugehen und nicht zu resignieren.

Das ist das, was mir hauptsächlich von diesem Roman in Erinnerung bleibt und durch das Gott mich auch ermutigt hat. (Das kann er in seiner Allmacht ja auch durch einen weltlichen Roman 😉 Wir sind ja auch am Bau eines großen Projektes, Gottes Reichs, beteiligt. Auch hier haben wir mit allen möglichen Problemen und Rückschlägen zu tun. Aber Gott ist der Baumeister und er bringt seinen Bau auf jeden Fall zu Ende! Wir dürfen beteiligt sein und uns von ihm immer wieder zurufen lassen: Mach weiter, gib nicht auf! Es wird herrlich werden!

Die Schildkröte 

Dann war ich begeistert von einem wunderschönen Tier: einer Schildkröte. Es gibt hier sehr viele von ihnen überall rumlaufen und zuletzt hatten wir uns eine nach Hause geholt und in ein selbstgebautes Gehege gesetzt. Mir war schon irgendwie klar gewesen, dass Schildkröten wahre Meister sind im sich irgendwo durchzwängen, aber dass sie es so gut können, hätte ich nie gedacht. Hier hat Danny mal ein kleines Video erstellt.

So hatten wir die zwei in dem Gehege sitzen, versorgten sie fleißig mit allem, was sie brauchten (und noch mehr, dank der Kinder). Wir beobachteten schon, wie sie das Gatter abliefen, immer wieder versuchten, hier und da sich durchzuzwängen, aber dennoch dachte ich, alle eventuellen Fluchtmöglichkeiten beseitigt zu haben. 

Jedoch fehlte am nächsten Tag die erste Schildkröte. Ich fand sie hinter dem Zaun, unter einer Spinatpflanze eingegraben, am schlafen. Ich machte auch die wahrscheinliche Schwachstelle des Zauns aus und dichtete sie ab. 

Doch am Nachmittag fehlte wieder eine und dann wieder und wieder. Um es kurz zu machen: eigentlich immer, wenn ich ins Gehege ging, um nach ihnen zu sehen (und das war nicht zu selten), fehlte eine. Einmal hatte sie sich so gut im Gehege versteckt, dass ich nach langer vergeblicher Suche außerhalb die Freudenrufe von Gideon vernahm, der sie unter einem Stein wiederfand...

Zwar war das suchen immer wieder zeitaufwendig, aber ich hatte Freude daran. Ich freute mich über diese Geschöpfe Gottes, die so dermaßen geschickt waren, Auswege zu finden. Sie machten sich auf die Suche, liefen immer wieder die gleichen Strecken ab, drückten hier und da, und irgendwann fanden sie das Loch oder den Spalt und weg waren sie. Sie waren eingesperrt und wussten nicht wo sie waren. Aber sie resignierten nicht, sondern waren aktiv und auf scheinbar wunderbare Art entkamen sie dem Gefängnis. 

Da wir selber gerade in einer Zeit stecken, in der der Feind einen zum aufgeben bringen möchte, entmutigen und „einsperren“ will, wenn auch nur in den Gedanken, sprachen diese Schildkröten eine laute Sprache in mein Herz. Es gibt immer einen Weg bei Gott! Manchmal müssen wir warten und eifrig suchen, hier und da etwas anstoßen und manche Stellen von allen Seiten betrachten und immer wieder bewegen. Manchmal erleben wir Rückschläge und Entmutigung. Zwar konnte die Schildkröte das nicht ausdrücken, aber dennoch tat es mir schon leid, sie nach erfolgreicher Flucht immer wieder zurückzubringen. Aber sie hat weiter gemacht und wieder einen neuen Weg gefunden. 

Wir sind aufgerufen, nicht müde zu werden. Nicht müde werden, aus Gottes Gnade zu leben. Nicht müde werden, den Willen Gottes zu suchen. Nicht müde werden, Gutes zu tun. Nicht müde werden, das Evangelium zu verkünden. Nicht müde werden, in Treue den unteren und unbeachteten Weg zu gehen. Nicht müde werden, den Weg in die Freiheit zu suchen und zu finden und ihn zu gehen. Das haben mich unsere Schildkröten gelehrt. Nach drei Tagen bei uns durften sie dann wieder in die große weite Welt ziehen. Ob sie uns vermissen?

Take Heart!

Es ist schon wieder ein Lied, das mich in diesen Tagen begleitet und das Gott mir regelrecht geschenkt hat. Ich war gerade mit dem abendlichen Abwasch beschäftigt und hörte dabei, wie sehr oft, Lobpreismusik. Dabei höre ich über Spotify und die Lieder stellen sich selbst zusammen. Ich war in meinen Gedanken schon bei unserem Teamtreffen, das in wenigen Minuten beginnen sollte. Mein Herz war schwer. Es war der letzte Abend gemeinsam mit Bela, unserer langjährigen Teamkollegin (sie kam ein halbes Jahr nach uns nach Krume). Ich war traurig, dass die Zeit in Krume mit ihr so schnell und nicht aus nicht schönem Grund endete. 

Ich hing in meinen Gedanken, was wir an diesem Abend singen und machen würden. Da öffnete Gott mir mein Ohr plötzlich und ich hörte bewusst auf das mir noch unbekannte Lied. Wie hieß es da immer wieder?

Take heart! Take a breath!

Was für wundervolle Aufforderungen. So einfach und doch so gut. Ich atmete einmal tief und hörte mir dann das Lied in Ruhe und unter Tränen nochmal ganz bewusst an:

Take heart (Matthew West)

Woke up this morning
And life as you know it
Looks nothing like the kind of life you knew before
All of a sudden
Fear stole the headlines
And it don't feel safe to even step outside your door

In this world you will have trouble
But I have overcome the world
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
I know it's looking dark
When the world falls all around you
I won't let you fall apart
Take heart
Take heart

Do you remember singing
Back when you were younger
He's got the whole world in His hands
Well, that's still true
I hold your family, all your friends, and all your loved ones
And even when you're barely holding on
I'm holding you
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
Take heart
Oh, take heart
Just take heart
In this world you will have trouble
But I have overcome the world
Oh, in this world you will have trouble
But I have overcome the world
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
I know it's looking dark
When the world falls all around you
I won't let you fall apart
So take heart
Child, take heart

Hier die deutsche Übersetzung des Textes:

Bin heute morgen aufgewacht
Und das Leben wie ich es kannte
Sieht überhaupt nicht mehr so aus wie das Leben das du kanntest
Ganz plötzlich hat Angst die Schlagzeilen verdrängt
Und es fühlt sich nicht mal mehr sicher an, vor die Tür zu treten.

In dieser Welt werdet ihr Bedrängnis haben
Aber ich habe die Welt überwunden

Darum: Fasse Mut 
Atme durch
Lass mich die schwere Last von deiner Brust heben
Nehme meine Hand 
Ich weiß, es sieht dunkel aus
Wenn die Welt um dich auseinanderbricht
Werde ich dich nicht auseinander brechen lassen
Fasse Mut! Fasse Mut!

Kannst du dich erinnern
Als du jünger warst zu singen
Er hat die ganze Welt in der Hand
Und ja, das ist immer noch wahr

Ich halte deine Familie, alle deine Freunde, und alle deine Lieben
Und auch wenn du dich kaum noch festhalten kannst
So halte ich dich

Darum: Sei getrost
Atme durch
Lass mich die schwere Last von deiner Brust heben
Nehme meine Hand 
Ich weiß, es sieht dunkel aus
Wenn die Welt um dich auseinanderbricht
Werde ich dich nicht auseinander brechen lassen
Sei getrost

In dieser Welt werdet ihr Bedrängnis haben
Aber sei getrost, ich habe die Welt überwunden )

„Take heart“ - dieser Ausdruck ist schwer eins zu eins zu übersetzen. Aber er heißt wörtlich: nimm dein Herz und wird mit „fasse Mut“ oder „sei getrost“ übersetzt.

Es sind die Worte Jesu, die in diesem Lied zu mir und jedem Hörer sprechen:

„In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ 

oder

„In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: ich habe die Welt besiegt.“ (NGÜ)

Diese Bedrängnis, diese Unsicherheit, diese Angst und Dunkelheit spürt wohl jeder, der in dieser Welt lebt. Bedrängnis hat Jesus uns als seinen Nachfolgern vorausgesagt. Aber er hat uns seinen großen Frieden und seinen Sieg gegeben. 

Diese Tatsache und diese Worte des Liedes klangen in mir den ganzen Abend nach und dieses Lied begleitet mich nun jeden Tag und erinnert mich daran, mit Jesu Hilfe und Frieden mutig voran zu gehen!

Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

Turn Your Eyes Upon Jesus

Es ist ein weltbekanntes einfaches Lied und doch trifft es die Wahrheit und die Kunst eines Lebens als Nachfolger Jesu auf den Punkt:

Turn your eyes upon Jesus
Look full in his wonderful face
And the things of earth 
Will grow strangely dim
In the light of his glory and grace

Mich begleitet dieses Lied schon sehr lange. Ich erinnere mich, als ich 2004 in Haiti war und ein kleines, süßes Haitianer Mädchen mir dieses Lied vorsang mit ihrer reinen und klaren Stimme. Wie sie mich anschaute dabei und ihre Augen leuchteten. Wie ihre kleinen krausen Zöpfe, die mit lustig bunten Haarbändern zusammengebunden waren, im Rhythmus tanzten. Es war ein wahrhaft heiliger Moment für mich als junges Mädchen, noch unerfahren und am Anfang meines Weges mit Jesus. 

Aber ich wusste, dass diese einfachen Worte mich begleiten sollten. Ich sang dieses Lied oft für mich, oder am Ende meiner Gebete und später zusammen mit Danny. 

Viele Jahre später traf ich auf die doch recht unbekannte Autorin dieser Zeilen: Lilias Trotter. (Hier hab ich schon von ihr geschrieben). Ihre Person und ihr Leben als Missionarin in Algerien beeindruckte mich und gab mir neuen Mut und neue Motivation, auch meinen Ruf in die Mission weiter zu verfolgen. 

Heute stehe ich an einem ganz anderen Punkt meines Lebens. Wie noch nie vorher spüre ich die Herausforderungen, die ein Leben für Jesus mit sich bringen. Die Anfechtungen und Angriffe von außen und innen. 

Die Last will mich manchmal fast erdrücken. 
Die Traurigkeit über etwas, was nicht mehr ist und sein wird.
Die Sorge um unsere Arbeit und unseren Dienst.
Die Hilflosigkeit angesichts von schamloser Ungerechtigkeit.
Die Zweifel, ob ich eine gute Mutter für meine Kinder bin.
Die Verzweiflung, nicht mehr Herr der eigenen inneren Anspannung zu sein.
Die Angst, die Angriffe des Feindes könnten mich übermannen.
Die Mutlosigkeit, die schleichend an mein Bett kommt und mich nicht schlafen lässt.
Die Selbstanklage, die mich zermürben will, hätte ich doch das und das anders gemacht…

Eine Freundin schrieb mir heute von ihrem Traum, in dem sie Jesus gesehen hat:

„Ich hatte kein konkretes Bild von Jesus aber ich habe in seine Augen geschaut, die voller Stärke, Verständnis und unendlicher Liebe waren. Er hat mich fixiert, ich konnte gar nicht woanders hinschauen. Und es hat mir Last genommen, ich konnte dort ausruhen. Diese Woche hatte ich das Bild wieder, aber es war wie bei Petrus, Jesus hat mich aus dem Boot herausgerufen, dabei habe ich meine Umgebung (Sturm, Wellen) kaum noch wahrgenommen, weil ich so sehr an den Augen von Jesus hing…“

Ich musste sofort wieder an dieses Lied denken. Ja, es stimmt, gerade in Zeiten der Not, da ist der Blick auf Jesus, auf unseren Heiland, Retter, Freund, Fürsprecher, Bruder, Hirte, Herr und souveränen Gott das, was meine Seele zutiefst braucht und ihr den Halt gibt in den Stürmen, die toben. 

Ein Gebet in meinem Andachtsbuch („Pressing Pause - 100 quiet moments for moms to meet with Jesus“ - sehr zu empfehlen für Mütter!) hat es dann nochmal auf den Punkt gebracht:

„Dear Lord, forgive me for looking around and comparing myself or my circumstances to others. May I look only to you for contentment and peace. In Jesus‘ name, Amen.“

Turn your eyes upon Jesus, so einfach und oft doch so schwer. So befreiend und doch so umkämpft. Unser Blick zu Jesus, den will der Feind auf alle Fälle trüben, ablenken, verzerren, verklären, verhärten, verkleinern. Er weiß zu gut, dass unser Leben im Geist, unsere Fruchtbarkeit im Dienst, unsere Freude im Leben und Sterben davon abhängt. Ist mein Blick auf Jesus? Unverwandt und ohne Hindernis? 

Ich will in diesen Tagen im Urlaub wieder ganz neu lernen, immer dann, wenn mein Blick, meine Gedanken und Gefühle abwandern zu Sorge und Angst und Machtlosigkeit und Ärger und Schuld - dann will ich mir dieses Lied selbst Singen. Mit tiefem Glauben im Herzen, dass es mehr, als nur ein Lied ist...

Unten findest du noch drei Versionen des Liedes als Youtube-Videos.

Gefestigt ist mein Herz, Gott!

Ich hatte bisher in meinem Leben selten so emotional dichte Zeiten wie gerade.

Da ist viel Freude über die lieben Menschen, die aus der Schweiz auch in Zeiten von Corona gekommen sind, um uns und den Menschen hier zu dienen. Ich genieße es, eine Freundin mit ebenso vier Kindern hier zu haben, mit der ich mich austauschen kann, von der ich lernen kann, die mit und für mich betet.

Doch da ist auch diese tiefe Traurigkeit in mir über den Tod eines lieben Jungen, der jeden Tag an unserem Tor stand und mit zarter Stimme nach Gideon rief. Der mit seinem schönen Fahrrad wartete und es mit seinen Freunden teilte. Ein schmächtiger, hübscher, blonder Junge. Wie unserer.
Er, Gideon und die zwei Nachbarjungs waren in den letzten Monaten ein untrennbares Gespann.

Und dann kam der Donnerstag. Unser erster Tag mit der Klinik im Dorf. Mittags kam die schreckliche Nachricht, dass eben dieser Junge tragisch ums Leben kam, als er mit den Nachbarjungs auf dem Fußballplatz spielte. Wohl ist ihm das schwere Tor auf den Kopf gefallen. Später gaben die Eltern als Todesursache einen Herzinfarkt bekannt. Er sei eines natürlichen Todes gestorben. Die meisten, mit denen ich spreche, gehen davon aus, dass das nicht stimmt. Aber es ist wohl für alle leichter das zu verkraften.

Ich muss nun nur einen Jungen sehen, der mit einem Fahrrad fährt und ich werde an Armando erinnert. Ich muss nur zu unserer Mauer aus dem Küchenfenster schauen und ich werde erinnert. An die vier Jungs, die da saßen und Karten spielten. Jetzt ist einer nicht mehr da, einfach weg, von heute auf morgen aus dem Leben gerissen. Und ich verspüre so eine Traurigkeit und Enge in meinem Herzen, die ich immer wieder nur Jesus abgeben kann. Und meinen Tränen will ich Raum geben…

Ich lese zum Abschluss meines Bibelleseplans noch einige Psalmen und sie passen mal wieder genau richtig in die momentane Situation:

Gefestigt ist mein Herz, Gott! (Psalm 108,2)

Denn Ich bin elend und arm, und mein Herz ist verwundet in meinem Inneren.
(Psalm 109,22)

Er (der Gerechte) wird sich nicht fürchten vor böser Nachricht. Fest ist sein Herz, es vertraut auf den Herrn. Beständig ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er heruntersieht auf seine Bedränger.
(Psalm 112,7-8)

Gott sieht und kennt mein Herz (und das aller Menschen). Er sieht meine Traurigkeit, mein Furcht, meine geistliche Armut. In all das spricht Jesus sein Wort:

Herz, sei gefestigt in mir!
Vertraue auf mich!
Fürchte dich nicht!
Nichts geschieht ohne meinen Willen.
Ich bin stärker als alle deine Bedrängnisse und Bedränger.
Du musst dich nicht vor böser Nachricht fürchten.
Sei mutig und stark.
Ich tröste dein Herz, ich stärke dich auch.
Du bist mein.
Sei gestärkt, sei gefestigt du Herz von Rahel!
Ich bin bei dir!

Durch was immer auch du gerade gehen magst - diese Worte Jesus gelten auch deinem elenden und armen und verzagten und furchtsamen Herzen.

Schau auf Jesus und sage: Gefestigt ist mein Herz, Gott!

Photo by Denys Nevozhai on Unsplash

Das Geheimnis eines überreichen Lebens

Was kommt dir in den Sinn, wenn du diesen Titel liest? Ein überreiches Leben, wer will es nicht? Nicht nur ein reiches, sondern ein überreiches?

Doch was bedeutet es, überreich zu sein? Heißt es, viel zu besitzen? Ein Haus mit schönem Garten in einer attraktiven Lage? Ein sehr gut bezahlten und vor allem krisensicheren Job haben, der es mir ermöglicht, viermal im Jahr in den Urlaub zu fahren? Ein Bankkonto und Versicherungen zu haben, die mir Sicherheit geben im Hinblick auf das Alter und die Zukunft? Vorgesorgt zu haben für alle möglichen Eventualitäten?

Würdest du dich als einen überreichen Mensch bezeichnen? 

Vielleicht ist für dich der Reichtum nicht in all diesen Dingen gelegen. Eher in einer guten Gesundheit, glücklichen und wohlgeraten Kindern, deiner Familie, deinem Glauben, deinem positiven Blick aufs Leben überhaupt. - Ja, all das ist Reichtum. Und all das macht uns reich. 

Doch meine Frage bleibt noch immer bestehen. Was ist ein überreicher Mensch? Und vor allem: Wen bezeichnet die Bibel als überreich?

Ich lese im Moment meinen Lieblingsbrief von Paulus (naja, ich habe einige Lieblingsbriefe): den 2. Korintherbrief. Je mehr ich ihn zur Zeit studiere, desto mehr wächst wieder meine Liebe und Faszination für diesen außergewöhnlichen Brief. 

Und heute blieb ich besonders hängen an einem Wort: überreich. 

Es kommt im 8. und 9. Kapitel des Öfteren vor. Dieses „über“. Mehr als genug. 

Überschwang (8,2)

Überreich (8,2)

Überreich (8,7)

Überströmend (8,7)

Überreichlich (9,8)

Überreich (9,8)

Überreich (9,12)

Überragend (9,14)

Doch von was redet Paulus in diesen zwei Kapiteln? Was macht überreich? Was lässt ihn so in dieses „extrem“ verfallen?

Er redet vom Geben! 

Nicht vom anhäufen, sich aneignen, sich versichern, sich absichern. 

Nicht vom nehmen und sparen. 

Nicht vom Verständnis dieser Welt, was Reichtum ist.  

Es ist revolutionär: Du wirst überreich, indem du überreichlich gibst!

Es ist ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das immer wieder in diesem Brief vorkommt. 

Das Geheimnis des Reichtums in Jesus! Der Schätze im Himmel! Des Lebens, das Gott verherrlicht und andere zum Lob und dank Gottes anspornt. 

Das Geheimnis eines Lebens, das überreich, ausgefüllt und lohnend ist. 

Nicht in den Augen dieser Welt. Sondern im Angesicht Gottes. 

Das Geheimnis, das zu allererst Jesus Christus in diese Welt gebracht hat und uns gleichsam lehrt:

„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich wurdet.“ (8,9)

Und Paulus, der Nachahmer Jesu sagt ein paar Verse zuvor:

„Als Arme, aber viele reich machend, als nichts habend und doch alles besitzend.“ (6,10)

In Kapitel 8 nun berichtet Paulus von den Gemeinden in Mazedonien, die genau das getan haben. Nicht nur im geistlichen Sinn, sondern hier sehr eindrücklich im materiellen Sinn. 

Es ist aus der Gnade Gottes geschehen, die ihnen geschenkt wurde, dass sie in viel Bedrängnis und in großer Armut doch bereit waren, überschwänglich zu geben. Und das nicht aus Zwang oder missmutig, sondern im Überschwang ihrer Freude. Es bedeutet für sie Gnade, dass sie geben dürfen. Und sie geben nicht nur soviel sie konnten, sondern darüber hinaus. „Über ihr Vermögen“, so heißt es da. Wieder ein „über“ in diesem Text. Sie mussten sogar Zureden und Überreden, dass Paulus die Gabe annahm. Doch Geben, das haben diese eifrigen Christen verstanden, bedeutet Segen, bedeutet Gehorsam, bedeutet Lobpreis Gottes und zeigt ihre Liebe zu Gott und den Menschen. 

„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ - Bin ich so ein fröhlicher Geber, wie Paulus ihn hier beschreibt. Zeichne ich mich aus durch Großzügigkeit? Habe ich tief in meinem Herzen begriffen, dass es in diesem Leben als Christ nicht darum geht, Dinge anzuhäufen, mir anzueignen, auf mich zu schauen, sondern darum, weiterzugeben, nicht festzuhalten, mich lösen und großzügig sein? Auch und gerade mit meinem Besitz, meinem Geld? 

Wir sind ja selbst davon „abhängig“, dass Menschen uns unterstützen, uns geben, damit wir hier leben und arbeiten können. Aber das heißt nicht, dass mir dieser Aufruf nicht auch gilt. Denn es ist ein Geheimnis, dass geben nicht bedeutet, dass man ein Opfer gibt, weil es eben nicht anders geht. Sondern indem ich gebe, werde ich überreich beschenkt, werde ich gesegnet, es ist ein Gnadenwerk. Es ist ein Geheimnis. Der Geber ist der Beschenkte. Und Gott ist der, der die Ehre und den Dank bekommt. Allen wird geholfen! Alle werden gesegnet. Doch vor allem der Geber!

Ich will zutiefst diesen Lebensstil des Gebens leben. Ich weiß und spüre es, dass es das richtige ist. Doch so viel in dieser Welt will einen eher davon abhalten. Die Vernunft: du musst doch auch an dich und deine Kinder denken. Und an dein Alter. Und wenn etwas unvorhersehbares geschieht und und und. 

Doch worin unterscheiden wir uns dann von dieser Welt und ihrer Denkweise? 

Wir sind ein Brief Christi (2.Kor 3,3), Diener des neuen Bundes (2.Kor 3,6), neue Kreaturen (2.Kor 5,17), Gesandte an Christi statt (2.Kor 5,20) und Diener Gottes (2.Kor 6,4). Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist (2.Kor 5,15). 

Unser Leben und unser Geben muss sich so radikal unterscheiden von denen, denen der Gott der Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht sehen (2.Kor 4,4).

Doch uns ist diese Lichtglanz in unseren Herzen aufgeleuchtet. - Wie können wir da noch für uns leben?

Ich wünsche mir so sehr, dass wir als Christen ein radikal anderen Umgang mit unserem Besitz und unserem Geld leben. Ich weiß, geben ist nicht nur auf materielles bezogen, viel wichtiger ist ja auch das geben von Zeit und Liebe und Anteilnahme. Aber Paulus schreibt hier explizit, dass das Geben von Geld die Echtheit der Liebe bezeugt. Und da sicher erst einmal unserer Liebe zu Gott aber dann auch zu unseren Geschwistern. 

„Wenn es ums Geld geht, dann hört die Liebe auf.“ - das ist ein bekannter Satz. Bekannt für diese Welt, in der wir leben. 

Nach Paulus müsste es heißen:

„Wenn es ums Geld geht, dann beginnt die Liebe erst richtig.“ 

Wir leben in unsicheren Zeiten. Unser bisheriger Wohlstand ist bedroht. Wie wird alles werden? Kann ich überhaupt noch weitergeben? Oder nicht doch lieber zurücklegen soviel es geht, man kann ja nie wissen? 

Und bitte versteht mich nicht falsch. Das soll in kleinster Weise ein versteckter Aufruf sein, uns zu unterstützen. Ich spreche für dich und mich. Lasst uns gerade in dieser unsicheren Zeit ein Zeichen setzen und großzügig sein. Nicht festhalten, was wir nicht festhalten können. Gerade jetzt lasst uns mindestens noch ein Patenkind unterstützen in einem armen Land. Gerade jetzt Missionare unterstützen und Gemeinden helfen. 

„Denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk.“ (2.Kor 9,7+8)

An dich, vielgeliebte Mama, die du Jesus vertraust

Heute ist es mal wieder so weit. Es ist Muttertag! Überall auf der Welt wird die Mutter gefeiert und das zu Recht, wie ich finde. Seit ich selbst Mama sein darf, merke ich, was es doch für eine herausfordernde und zugleich schöne Berufung ist. Wohl kaum etwas anderes bringt soviel Freude und soviel Leid zugleich. 

Ob du eine frische Mama bist und dieses Jahr deinen ersten Muttertag als Mama feierst und dein Herz vor Freude und Glück überströmt...

Ob du eine Mama bist mit vielen kleinen Kindern und nicht weißt, wie du morgen überhaupt aus dem Bett kommen sollst vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung...

Ob du eine Mama bist mit Teenagern, die dich fordern, die ihre eigenen Wege finden und gehen, Wege, die du nicht so gut findest...

Ob du eine Mama bist, die ihr kleines viel zu früh verabschieden musste, bevor sie es überhaupt sehen konnte...

Ob du eine Mama bist, die voller Freude den kommenden Tag entgegenlacht...

Oder ob du eine Mama bist, die vor Tränen und Schmerz nicht den nächsten Schritt vor Augen sieht...

Ob du eine Mama bist, die ihre eigene Mama verloren hat und trauert...

Egal welche Mama du bist, diese Worte sind für dich. Für dich, Mama, die du deine einzige Hoffnung und deine ganze Kraft von Jesus erwartest. Dies hier ist für dich!

Daniels atemberaubende Begegnung mit Jesus 

Kennst du den Prophet Daniel? Und weißt du, dass er, wie ich finde, eine der schönsten Begegnungen mit Jesus hatte? 

Daniel stand am Ufer eines Flusses, als er aufsah und einen Mann erblickte. Die Beschreibung gleicht der aus Offenbarung 1:

Da steht Jesus. Verherrlicht. Wunderschön. Leuchtend. Voller Macht.

Allein Daniel kann ihn sehen.  Alle anderen spüren nur diese machtvolle Präsenz des Schöpfers, Gott allmächtig, dass sie weglaufen müssen und sich verstecken, voller Frucht. 

Doch Daniel, er sieht! Und er hört Worte wie von einer großen Volksmenge. Er allein sieht und alle Kraft weicht von ihm. 

Er wird bleich und keine Kraft blieb in ihm. Bei dem Klang der Worte Jesu fällt er zu Boden und ist wie betäubt.

Keiner kann gerade stehen bleiben, wenn der herrliche Jesus vor ihm steht. Das Gesicht zur Erde, kraftlos, betäubt, gelähmt.

Doch dann berührt ihn eine Hand.  Sie rüttelt ihn wach, richtet ihn auf und Daniel bleibt auf Knien stehen und er, (war es Gabriel?), er spricht zu ihm:

Daniel, du vielgeliebter Mann!

Ich bin jetzt zu dir gesandt, 

höre auf meine Worte. 

Steh an dem Platz, an dem du bist, ich rede zu dir.

Voller Furcht erhebt sich Daniel, er ist voller Zittern.

Dann dieses Wort, in Vollmacht von Gott geredet:

Fürchte dich nicht, Daniel!

Seit dem Tag, an dem du Weisheit suchtest und

dich gedemütigt hast vor deinem Gott,

Von diesem Augenblick an wurdest du erhört.

Nichts konnte mich aufhalten, zu dir zu kommen. 

Der Engel berührt Daniels Lippen, damit er reden kann. 

Demütig bekennt er seine Kraftlosigkeit, seine Wehen, die ihn überfallen haben. Wie kann es sein, dass er mit dem Herrn reden kann. Da ist keine Kraft und kein Odem in ihm übrig.

Da rührt der Engel ihn wieder an und stärkt Daniel. Und er spricht:

Fürchte dich nicht! Du vielgeliebter Mann! Friede sei mit dir! Sei stark, ja, sei stark!

Und als er noch redet, wird er stark. Und bereit in Seiner Kraft zu dienen,  sagt Daniel:

Mein Herr möge reden! Denn du hast mich gestärkt.

(Frei nach Daniel 10,4-19; dass die erste Erscheinung Jesus ist, wird von vielen Auslegern so gesehen und das der Mann, der mit Daniel redet ein Engel, am wahrscheinlichsten Gabriel ist, wird auch angenommen.)

Diese Begebenheit hat mich zutiefst berührt. So sehr, dass ich auf dem Sofa saß und mir Tränen kamen. Meine kleine Tochter kam und fragte: „Mama, warum du weinen?“ 

Es gibt Tränen der Trauer und Tränen der Überwältigung. 

Wisst ihr, was mich überwältigt?  Es ist dieses Wort der Liebe und der Stärke. Es ist diese Berührung und dieser Zuspruch.

Du bist vielgeliebt!

Weißt du, liebe Mama, dass du in Jesus eine Vielgeliebte bist!

Nicht nur geliebt, sondern viel geliebt. Ohne Maßen geliebt. Bis in den Tod geliebt.

Weißt du, dass diese Worte auch an dich gerichtet sind. 

Rahel, du Vielgeliebte. Du heiß und innig Geliebte.

Vielleicht fällt es dir, wie auch mir, manchmal schwer, diese Liebe anzunehmen und zu erfassen. Vielleicht machst du deinen Wert und dein Geliebtsein abhängig von deiner Leistung, die du aufbringst. Du liebst viele, aber fühlst dich überhaupt nicht vielgeliebt. Geht es dir, wie mir so oft?

Dann höre diese Worte, jetzt, und setze deinen Namen ein und höre die Stimme die zu dir sagt: „… du vielgeliebte Frau!“ 

Bleib stehen oder sitzen und schließe deine Augen und sehe Jesus, der dir diese Worte sagt. Leise und voller Liebe. 

Du bist vielgeliebt von Gott! Das allein ist deine Identität, darin liegt dein unschätzbarer Wert. Von Gott geliebt. Das musst du jeden Tag hören:

Du, die du viele liebst, bist vielgeliebt!

Sein Wort gilt dir

So wie der Engel zu Daniel gesandt ist, um ihm Verständnis zu geben, so wurde das Wort selbst, Jesus, zu uns gesandt. Durch seinen Geist schenkt er uns Erkenntnis. 

Und du tust gut daran, auf sein Wort zu hören an dem Ort, an dem du stehst. 

Achte auf Gottes Wort, liebe Schwester, liebe Mama, denn es ist dein Leben und deine Quelle, es ist deine Weisheit und deine Stärke, dein Halt und dein sicherer Felsen.

Ende Mai werde ich es geschafft haben. In neun Monaten hab ich Gottes Wort durchgelesen. Ich bin eine Mama mit vier Kindern. Und es ist wirklich möglich. Und ich kann dir nicht sagen, welcher Segen es war und ist. Gottes Wort, alles ist von ihm eingegeben und nützlich, uns zu unterweisen. „Sie hilft uns, unsere Schuld einzusehen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen und so zu leben, wie es Gott gefällt. So werden wir reife Christen und als Diener Gottes fähig, in jeder Beziehung Gutes zu tun.“ (2.Timotheus 3,16+17)

Lass Gottes gutes Wort in deinen Alltag als Mama hineinsprechen. Nimm dir Zeit dafür, auch wenn anderes warten muss. Mach es zu einer Priorität. Und suche dir nicht immer wieder deine Lieblingspassagen aus. Lese das ganze Wort Gottes. Fülle dein Denken damit. Ringe damit, wundere dich, reg dich auf, grabe tiefer, schau dahinter, lass es zu dir sprechen, ob beim abwaschen oder putzen, beim stillen oder Sport machen. Wir brauchen so sehr Gottes Weisheit, seine Zusagen, seine Verheißungen, seine Heilsgeschichte, die zu unserer geworden ist. Wir können es uns nicht leisten, ohne all das zu leben und zu kämpfen. 

Gott hört und erhört dich

Es gibt wohl kaum schönere Aussagen in der Bibel über die Erhörung von Gebet, wie im Danielbuch. Schon ein Kapitel zuvor kommt der Engel Gabriel zu Daniel und sagt zu ihm:

„Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ergangen und ich bin gekommen, um es dir mitzuteilen.“ Warum? „Denn du bist ein Vielgeliebter.“ (Daniel 9,23)

Und hier nun kommt der Engel wieder unter Widerstand zu ihm, direkt, nachdem Daniel sich vor Gott demütigte und Verständnis suchte. Seine Worte wurden erhört und es wurde direkt gehandelt.

Ich weiß, das klingt schön, aber so oft empfinden wir das nicht so. 

Das Kind wacht immer noch gefühlte hundert mal in der Nacht auf und bringt uns um den so dringend gebrauchten Schlaf. Noch immer hat es der Sohn nicht gelernt, dankbar an den Tisch zu kommen. Und immer wieder diese Eifersucht. Noch immer glaubt der Mann nicht an Jesus und mein unheilbar krankes Kind wird nicht geheilt. Wieder muss ich den Schmerz einer Fehlgeburt erleben, obwohl ich mir doch so sehr noch ein Kind wünsche. Immer noch geht mein Kind krumme Wege und entfernt sich immer weiter von Gott und seinen Wegen. Immer noch kämpfe ich mit Unzufriedenheit und Neid, mit Selbstsucht und Ungeduld. 

Wie oft hast du wohl schon gebetet und scheinbar hat sich nichts getan. Vielleicht bist du schon müde geworden. Vielleicht hat sich in dir ein gewisser Sarkasmus (dahinter steht der Feind!) entwickelt, der dir einflüstert: Dein Gebet macht doch sowieso keinen Unterschied. 

Nein, lass dir, liebe müde und enttäuschte Mama, nicht diese Lügen einflüstern. Stelle dich dagegen mit dem Schild des Glaubens, der alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen kann. (Epheser 6,16)

Unser Glauben verspricht uns: Dein Vater weiß, was du brauchst, noch bevor du ihn bittest. Noch bevor du überhaupt Worte formulierst, weiß er darum. (Matthäus 6,8)

Und alles, was du den Vater bittest in Jesu Namen, das wird er dir geben. (Johannes 15,16)

Ja, es stimmt, viele unserer Gebete beantwortet Gott anders, als wir es wünschen, anders, als wir in unserer beschränkten menschlichen Perspektive es für das beste halten. Kannst du es wagen, ja, es ist ein Wagnis des Glaubens, an dem Geheimnis festzuhalten, dass Gott alle Dinge zu unserem Besten plant,von Anbeginn der Zeit? Das soll kein dumpfer, oberflächlicher Tröster sein. Ich bin überzeugt und habe es schon erlebt, dass darin, in Gottes über allem stehenden Souveränität, mein tiefster innerer Frieden verborgen liegt. Diesen wünsche ich dir über allem! 

Was auch immer dein Gebet gerade ist, ob klein oder groß, wisse und vertraue darauf, dass dein allmächtiger Vater im Himmel dich hört und erhört, weil du vielgeliebt bist von Jesus!

Gott gibt dir neue Kraft 

Ich glaube, jede Mama kennt dieses Gefühl der Kraftlosigkeit. Wahrscheinlich nicht so ausgeprägt, wie Daniel es hier erlebt, aber ganz ehrlich: ich hätte nicht gedacht, dass mich das Muttersein so an meine körperlichen und damit auch nervlichen Grenzen bringen würde. In den knapp neun Jahren als Mama kann ich mich nicht an viele Nächte erinnern, in denen ich durchschlafen konnte. Dieser 24 Stunden Einsatz, rund um die Uhr, am Wochenende, im Urlaub, auch dann, wenn ich mich total müde fühle, mich nur noch aufs Sofa legen will, Füße hoch, gutes Buch her… dann sind sie da, meine kleinen Geschenke Gottes (die mir leider nur zu oft nicht so erscheinen). 

Dann sind da diese anstrengenden Phasen, die nie zu enden scheinen, Trotz und Bock, nein und doch, aber und warum ich? Naja, vielleicht kennst du diese Wörter auch. 

Oder da ist das Kind, das dein Kind ist und doch ist es dir fremd, irgendwie so unverständlich in seiner Art, du studierst und lernst nur langsam, wie dieses Kind am besten zu „handhaben“ ist. Aber es kann dich in den Wahnsinn treiben. Und auf die Knie und ins Bad, wo du in Tränen ausbrichst und absolut nicht mehr weiter weißt. Ich war da. Ich kenne diese einsamen Momente, in denen man die Welt und sich selbst und das Kind und überhaupt Gott nicht mehr versteht. 

Warum gerade ich? Warum bin gerade ich mit so einem herausfordernden Kind „beschenkt“? Könnte nicht alles glatt laufen? So, wie in meinem Erziehungsratgeber? Oder wie bei den Kindern meiner Freunde? Warum läuft nur bei uns alles anders?

Nun, ich habe meistens durch Ehrlichkeit meinerseits herausgefunden, dass fast jede Familie ein Kind hat, das besonders viel Kraft kostet und dass auch in anderen Familien nicht alles so glatt läuft und dass die braven Kinder am Kaffeetisch, die von einem anderen Stern zu sein scheinen, tatsächlich auch streiten können.

Trotz all dem: Mutter sein ist ein Geschenk. Jedes Kind ist ein Geschenk speziell von Gott, mit Liebe genau an dich adressiert. Gott weiß, was wir brauchen.

 Ja, meine Kinder haben mich eines gelehrt: Ich brauche Gottes Kraft! Ich brauche Gottes Gnade! Ich brauche Gottes Befähigung. Ich brauche Gottes Liebe, ausgeschüttet in mein Herz, damit ich in der Lage bin, zu lieben.

Nichts können wir, wenn nicht Gottes Kraft uns dazu befähigt. Davon bin ich überzeugt. Wir brauchen seine Stärke und das schöne ist, er will sie uns geben. 

Stärke kommt, indem wir Jesus berühren. Heilung kommt, wenn wir Jesus berühren. Hoffnung kommt, wenn wir Jesus berühren. 

Wenn wir es nur schaffen, immer wieder innezuhalten, Jesus vor uns zu sehen und ihn zu hören:

Fürchte dich nicht. Du vielgeliebte Frau. Friede sei mit dir. 

Sei stark, ja, sei stark.

Und als er redete, wurde mir Stärke zuteil. So berichtet Daniel, und so habe ich es schon oft erleben dürfen. Es gäbe noch so viel dazu zu schreiben. Aber ich will es nun mal hier bei belassen: Lass dich täglich von Jesus stärken für den Auftrag, den er dir gegeben hat! 

So wünsche ich dir heute und an jedem Tag des Jahres (es ist ja irgendwie immer ein Muttertag), dass du erlebst, was in Psalm 84 so wunderbar steht (leicht abgewandelt):

Glücklich die Mutter, deren Stärke in dir ist,

In deren Herz gebahnte Wege sind!

Sie geht durch das Tränental und macht es zu einem Quellort.

Ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen.

Sie geht von Kraft zu Kraft. 

Sie erscheint vor Gott in Zion. 

Loslassen und Empfangen - Die Kunst des Lebens

Seit einiger Zeit habe ich tatsächlich meinen eigenen kleinen Schreibplatz.

Da es bei uns sehr eng ist, wir nur ein Kinderzimmer, eine Küche und ein Schlafzimmer haben, hatte ich bisher keinen eigenen Platz für mich gehabt. Der Schreibtisch, der im Schlafzimmer steht und über dem unsere Bücherregale hängen, ist meistens mit Stapeln von Büchern und anderen Sachen überhäuft und nur in sehr seltenen Fällen habe ich mich mal dorthin gesetzt. An einem Tag wurde mir bewusst, wie mir so ein „das ist mein Platz und mein Ort und mein Rückzug“ fehlt. 

So suchte ich eine kleine Lösung, die in das eine Eck unseres Schlafzimmers passen würde. Und ich fand tatsächlich einen kleinen Schminktisch, den ich zum Schreibtisch umfunktionierte. Und so hab ich jetzt tatsächlich einen, wie ich finde, wunderschönen Platz, an den ich mich immer gerne setze, wenn auch klein. Aber die Bibel und mein Tagebuch passen drauf und in den kleinen Schubladen finden meine Karten und allerhand anderes Platz. 

Wenn ich dort nun sitze, dann schaue ich zwei Figuren an. Es sind diese wundervollen willow tree Figuren. Sie heißen „blessings“ und „soar“. 

Das eine Mädchen hält ihre beiden Arme vor sich geöffnet, ihre Handflächen nach oben, den Kopf geneigt. Das andere Mädchen hält ihr Handflächen zusammen nach oben und in ihnen sitzt ein kleiner Vogel. Seine Flügel sind schon ausgebreitet, bereit, zum Abflug. Das Mädchen schaut auf ihn, willig, ihn fliegen zu lassen.

Ich habe mir diese beiden Figuren ausgesucht, damit sie mich begleiten, weil sie für mich das Geheimnis eines glücklichen und erfüllten Lebens ausdrücken. 

Peter Dyckhoff drückt es wunderbar aus in diesem Gebet:

„Mein Herr und Heiland, 

Lehre mich das vertrauensvolle Loslassen 

und das bereitwillige Empfangen dessen,

Was du für mich vorgesehen hast.

Gib mir Mut und Entschiedenheit

Zu diesem heilbringenden Wagnis 

Meiner Existenz vor dir.“

Loslassen und Empfangen können, das ist die Kunst eines glücklichen Lebens. 

Meine Hände offen halten für dieses Leben, für das, was Gott mir schenkt. Blessings, Segnungen- das ist alles, was Er mir gibt, auch wenn es meinem menschlichen Auge und Herz oft so schwer fällt, das so zu sehen. Ich will mich an jedem Tag im Geist so wie dieses Mädchen vor Gott stellen. Die Handflächen nach oben, verletzlich, geöffnet. Mein Herz öffnen für Gott! Bereit sein, es füllen zu lassen. Bereit sein, weiterzugeben. Bereit sein, in seinem Dienst zu stehen. Hier bin ich, es geschehe mit mir, wie du es willst - das hat schon ein anderes, ganz besonderes Mädchen zweitausend Jahre vor mir gesagt. 

Und ich will die Kunst des loslassens lernen. Ich will nicht krampfhaft festhalten an dem, was war, an meinen Kindern, an der Gesundheit, an dem Leben hier. Ich will leise dastehen und den Vogel fliegen lassen. Ich will mein Streben nach Kontrolle gehen lassen. Ich will meine Ängste und Sorgen loslassen. Ich will vertrauensvoll loslassen in dem festen Wissen, dass Gott mir nichts Gutes vorenthält, dass er die Last nehmen will und mich frei machen will. In dem Wissen, dass er viel mehr gibt, als ich träumen kann, wenn ich nur bereit bin, loszulassen, was mich jetzt noch  gefangen hält. 

Diese beiden Mädchen auf meinem geliebten Schreibtisch reden zu immer. Immer, wenn ich mich endlich setze und zur Ruhe komme, dann flüstern sie mir diese Worte zu. Dann erinnern sie mich an die Kunst des Lebens. 

An die Schönheit meiner Existenz vor meinem liebenden Gott:

Empfange mit weiten Armen und offenen Händen!

Lass los im tiefen Vertrauen. Lass los!

„Herr,

Du sprichst in mein Dunkel hinein,

Dass die Finsternis vergeht

Und dein Licht hervorbricht.

Ich danke dir,

Dass ich alle ungelösten Dinge,

Alles Notvolle

In deine allmächtigen Hände

Legen darf.

Weil du so gut bist,

Wirst du alles für mich lösen.

Ich bringe zu dir 

Alles bruchstückhafte Dienen,

Meine Hilflosigkeit,

Mein großes Versagen

Und meine Armut.

Ich danke dir,

Dass du alles birgst

Und zu deiner Stunde hervorbrechen wirst

In der Herrlichkeit deines Sieges

Und deiner allesüberwindenden Liebe.

Als Beschenkter stehe ich vor dir

In Anbetung und Freude.

Ehre sei dir, ewiger Gott,

Ewige Liebe, ewiger Geist. 

(Hanna Hümmer) 

Woran man erkennt, dass unsere Kinder in Albanien aufwachsen

Es gibt immer wieder so Situationen in Alltag, die mich zum schmunzeln bringen. Es sind Dinge, die meine Kinder tun oder sagen, die mir klar zeigen: meine Kinder sind deutsch, ja, aber sie verbringen eine entscheidende Phase ihrer Kindheit in einer anderen Kultur, in Albanien, in einem Land, einem Umfeld, in dem vieles sehr anders ist, als wir gewohnt sind. Ja, wir erziehen sie auf „deutsche“ oder besser auf „christliche“ Art und Weise (das versuchen wir jedenfalls mit Gottes Hilfe). Und dennoch werden sie geprägt. Und das ist mir manchmal gar nicht so bewusst. 

Viel könnte man dazu schreiben, hier wollte ich allerdings nur einige Begebenheiten erzählen, die mich echt zum Lachen gebracht haben und auch euch zeigen können, von welchem Weltbild unsere Kinder umgeben sind und was in ihrem Alltag normal ist.

„Warum redest du mit einem Mann?“

Als wir in Deutschland waren und ich mich nach einem Gottesdienst mit einem Freund unterhalten habe (sicher habe ich ihn auch zur Begrüßung umarmt), fragte mich Livia im Anschluss etwas aufgebracht: „Mama, wer ist der Mann, mit dem du da gesprochen hast?“ (Sie sagte das in so einer besorgten Weise, dass ich lachen musste und ihr dann erklärt habe, dass man einfach auch andere Männer als gute Freunde haben kann…) - Hintergrund dazu ist, dass wir hier in einer extrem getrennten Frauen und Männer Welt leben. Ich rede nicht viel und intensiv mit anderen Männern hier und das beobachten meine Kinder natürlich. Daher ist es verständlich, dass Livia das auffällt…

„Mama, eine Frau am Steuer!“

Auch in Deutschland: Gideon schaut aus dem Fenster, als wir mit dem Auto unterwegs sind und stößt voller Verwunderung aus: „Da fährt eine Frau mit dem Autos! Und da auch! Mama, warum fahren hier so viele Frauen Auto?“ noch dazu kam, dass viele der Frauen mit schönen, dicken Autos fuhren. -

Tatsächlich fuhren bis vor kurzem noch sehr wenige Frauen hier mit dem Auto. Das hat sich im letzten Jahr etwas geändert. Immer mehr Frauen machen jetzt Führerschein. Aber Autos sind eine absolute Männer Domäne hier und das Statussymbol schlechthin. Unser Gideon lässt sich auch sehr von tollen und vor allem schnellen Autos faszinieren. Und ich habe gemerkt, dass sogar Henry schon zu Autos läuft (ihm ist es allerdings egal, wie sie aussehen) und darauf zeigt. 

„Juchu, Strom ist da!“

Jemima möchte bei unserer albanischen Oma etwas Fernsehen. Bevor sie voller Freude runter läuft, kommt sie in die Küche und schaut auf die leuchtenden Zahlen auf unserem Ofen. „Strom ist da!“, freut sie sich und weg ist sie. „Stromausfall“ ist ein sehr alltägliches Wort bei uns. Unsere Kinder sind es schon sehr gewohnt und sind in keinster Weise mehr überrascht, wenn es plötzlich völlig dunkel wird. 

„Darf ich mir meine Frau selber aussuchen?“

Abends im Bett hat man ja bekanntlich die tiefsten Gespräche mit den Kindern. So lag ich letztens bei Gideon im Bett und wir unterhielten uns. Er fragte mich dann: „Mama, darf ich mir meine Frau selber aussuchen oder nicht?“Ja, ich musste innerlich schmunzeln, aber es zeigt, wie sehr Gideon von der Kultur hier geprägt ist.

Hier wird man nämlich in der Regel noch verheiratet. D.h. die Eltern arrangieren die Verbindung zwischen Mann und Frau. Ein normales kennenlernen ist normalerweise nicht möglich. So oft wir unseren Kindern natürlich erzählt haben, dass sie ihren Ehepartner selber aussuchen dürfen (Jemima möchte Gideon heiraten und Livia den Papa und Gideon die Mama… 😉 und wir auch dafür beten, dass sie jemand tolles finden, so sind sie doch so von ihrem Umfeld beeinflusst, dass das manchmal in den Hintergrund rückt… 

„Und jetzt ordentlich posieren, bitte!“

Am Sonntag haben wir einen kleinen Ausflug gemacht. Auf einem der vielen alten Bunkern aus kommunistischer Zeit kann man tolle Fotos machen. Ich bin immer wieder total überrascht, wie gekonnt Livia (und immer mehr auch Jemima) posieren kann. Hände in die Hüfte, ein seitlicher Blick von unten hoch, ein Bein vor, die Hüfte elegant auf die Seite, ein Kussmund und vieles mehr. Da ist wirklich ein kleines Modell an ihr verloren gegangen. Es ist manchmal schwer, diesen inneren Drang, sich so in Pose zu bringen, zu unterdrücken, wenn wir z.b. ein „natürliches“ Familienfoto machen wollen. Da sehen wir immer wieder eine Livia mit Händen in der Hüfte und einem aufgesetzten Lächeln… 

Auch das spiegelt zutiefst die albanische Kultur hier wieder. Auf Fotos posiert man extrem (in unseren Augen) und versucht sich möglichst ins allerbeste Licht zu rücken. Die vielen verschiedenen Filter, die es jetzt gibt, sind hier überaus beliebt, v.a. die, die das Gesicht wie das einer Schaufensterpuppe erscheinen lässt. 

Livia spielt viel mit ihren Freundinnen und sieht hier und da Musikvideos (da hier ja der Fernseher so gut wie immer läuft) und das färbt auch ab…

„Kindergeburtstage!“

Ein großer Vorteil ist es, dass wir hier nicht so unter dem Druck des Vergleichens mit anderen stehen. Also, jedenfalls nicht so wie in Deutschland. Das fällt mir besonders auch bei Festen auf. Was ich aus Deutschland teilweise höre, das macht mir schon fast Angst. Kindergeburtstage sind bis ins kleinste Detail geplante Events, die möglichst mindestens genauso toll und aufwendig sind, wie die der Freunde in der Schule. (Ist vielleicht etwas übertrieben…)

Hier werden Geburtstage eher nicht gefeiert. Geschenke haben viele Kinder noch nie in ihrem Leben bekommen. Daher versuchen wir die Geburtstage unserer Kinder schön, aber auch bescheiden zu gestalten. Ich finde es schön zu sehen, wie unsere Kinder auch mit wenig und kleinen Geschenken zufrieden und glücklich sind.

Zu Mimas Geburtstag haben wir ein Spiel gespielt als wir spazieren gingen. Wir sammelten alle Getränkedosen vom Straßenrand (und das sind extrem viele, da das leider hier völlig normal ist, einfach den Müll aus dem Auto zu schmeißen, egal, wo man ist…), warfen sie auf die Straße und machten uns einen Spaß, die rollenden Dosen plattzutreten (wenn sie nicht schneller waren…:) dann packten wir alle zusammen und schenkten sie einer uns bekannten Frau, die sie verkauft und etwas Geld dafür bekommt… ich musste mir nichts großes ausdenken, aber es machte so einen Spaß. Dabei haben wir noch die Natur gereinigt und einer Frau geholfen. 

Es gäbe noch so einige Dinge, die so anders sind im Leben unserer Kinder. Ich hoffe und bete, dass ihre Kindheit in Albanien ihnen in richtig guter Erinnerung bleibt und für sie ein Schatz wird, der sie für ihr ganzes Leben begleitet. 

Der Ramadan hat begonnen

Seit dem letzten Freitag fasten weltweit wieder Millionen von Muslimen. Der Ramadan, einer der fünf Säulen des Islam, hat begonnen. 

Mir scheint es so, als ob auch in unserer Stadt immer mehr Menschen den Ramadan halten (wie man so schön sagt). Die Moschee im Ort ist weiterhin geöffnet (gegen das Gesetz…) und Menschen gehen hin zum beten. 

Vor ein paar Tagen war ich bei meiner Nachbarin, eine gute Freundin, der ich schon sehr viel von Jesus erzählt habe und die einmal schon sehr nahe dran war, Jesus anzunehmen. Schon im letzten Jahr hat sie gefastet. Warum? Nun, das konnte sie mir auch nicht so genau erklären. Es ist gut und vielleicht erfüllt Gott ihr einen ihrer Wünsche. Dieses Jahr fasten nun auch ihre zwei älteren Mädchen mit. Auch ihre Antwort auf meine Frage, warum sie das machen, war doch eher oberflächlich. Ach, zum Spaß, weil es viele machen. Dann schaute sie wieder in ihr Smartphone.

Ich muss ehrlich sagen, dass in mir schon ein gewisser Ärger aufstieg. Nicht gegen sie natürlich, sondern eher gegen dieses ganze System, das so dermaßen an unserem eigentlichen Problem vorbei driftet. Vielen Menschen hier sind das ganze Jahr über dem Glauben so gleichgültig gegenüber, aber dann kommt der Ramadan und man kann seine Geistlichkeit zeigen. So kommt es mir vor. Aber da ist so wenig wissen über den Glauben, über das, was dahinter steckt, über den Koran etc. es macht mich so traurig und wütend, dass so viele Menschen hier sich in einer falschen Sicherheit wiegen, etwas tun, und doch gar nicht wissen warum.

Diese gute Freundin hatte mir vor einer Weile die Bibel, die ich ihr geschenkt hatte, zurückgegeben. Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Es tat mir so weh. Und diese Nachbarin versucht jetzt ihr Heil im halten des Ramadan zu finden. 

Als ich mich von ihr verabschiedete, da wünschte ich ihr von Herzen, dass Gott ihr in dieser Zeit begegnet und das ich dafür beten würde. 

Und ja, ich glaube, dass Menschen oft in dieser Zeit offener sind für geistliches wie zuvor. Und es ist mein echtes und inniges Gebet, dass sie Jesus begegnet und dass sie nach der Fastenzeit eine Bibel wieder haben möchte!

Betest du mit mir für sie und für die vielen vielen Muslime in dieser Zeit?

Vielleicht helfen dir die täglichen Anliegen der Initiative „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ daran zu denken und dir deinen Blick zu weiten. Hier kannst du für jeden Tag eine spezielle muslimische Gruppe und Gebetsanliegen finden. 

Was du dir an jedem Morgen bewusst machen solltest

Wir leben in bewegten und aus menschlicher Sicht unsicheren Zeiten. In so noch nie dagewesene Zeiten. Solche Zeiten gab es immer wieder. Es sind Zeiten, die uns wunderbare Lehrmeister sind, um auf Jesus zu schauen und unsere einzige und ewige Sicherheit in ihm zu suchen und zu finden. In seiner Gegenwart, in seiner Nähe, in seinem Wort.

Dietrich Bonhoeffer lebte auch in Zeiten, die so noch nie dagewesene waren. In sehr schweren Zeiten, lebensbedrohlichen Zeiten. Hört, welchen Rat er uns gibt:

„Die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören 

nicht eigenen Plänen und Sorgen,

Auch nicht dem Übereifer der Arbeit,

Sondern

Gottes befreiender Gnade,

Gottes segnender Nähe.

Jeder morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens.

Jeder Tag ein abgeschlossenes Ganzes.

Der heutige Tag ist die Grenze unseres Sorgens und Mühens.

Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren,

Um Glauben zu halten.

Darum schuf Gott Tag und Nacht,

Damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten,

Sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen.

Dazu passen auch Jesu Worte aus Matthäus 6,34:

„So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem übel genug.“

Leider schaffe ich es lang nicht immer, morgens so in den Tag zu starten. Aber ich will nicht aufgeben, es immer wieder zu versuchen. Und wenn es nur ein paar Augenblicke sind, in denen ich innerlich ganz still werde und weiß:

Jesus ist da. Er kennt meinen Tag. Er kennt meine Mühe. Er will mir heute begegnen. Er will mich segnen. Nur diesen Tag muss ich leben. Nur diesen Tag will ich ihm ganz geben. Mich investieren in sein Reich. Nur heute. Und am Abend lege ich alles wieder zurück in seine gnädigen Hände, die mich halten. 

Nur an diesem Tag, heute, bin ich aufgerufen, im Vertrauen auf Gott und in seiner Nähe zu leben. 

Wie mich das Buch Jeremia erschlagen hat und welche anderen Gedanken mir kamen

Gerade habe ich das Buch des Propheten Jeremia fertig gelesen. Ich sitze nun in der Sonne auf unserem Balkon und bin irgendwie erschlagen. 

Erschlagen 

Erschlagen von den vielen Erschlagenen, von denen in diesem Buch die Rede ist.

Erschlagen von der völlig unverständlichen Gnade Gottes.

Erschlagen von seiner rigorosen Treue zu seinem Volk.

Erschlagen aber auch von seinem Zorn und seiner Rache, die sich über Nationen ergießt.

Erschlagen zu sehen, wie der größte König der damaligen Welt als  „Knecht“ Gottes bezeichnet wird. 

Wieder einmal völlig hin und weg von der Größe und Souveränität Gottes (wenn es dir schwerfällt, daran voll und ganz zu glauben, dann lies Jeremia!)

völlig hin und weg von seiner Geduld und Güte,

seinem Erbarmen und seiner Vergebungsbereitschaft. 

Immer wieder

Wie er immer und immer wieder sich „früh aufmachend und sendend und redend“ (diese Wendung kommt 10x vor) seinem untreuen Volk zuwendet.

Wie er immer wieder Worte des Heils inmitten völliger Gottlosigkeit spricht, 

Worte des Friedens und der guten Zukunft, 

wie er redet von all dem Guten, das er seinem Volk zuteilwerden lassen möchte. 

Seine absolut „unmenschliche“ Liebe, die man nur so erklären kann: 

Er selbst ist die Liebe! 

Dieses Volk 

Da ist ein Volk, das eigentlich immer nein zu seinen Worten sagt. 

Das ihm eigentlich immer den Rücken zukehrt.

Das eigentlich immer nicht hört und das Gegenteil von dem tut, was geboten wird.

Das eigentlich immer den Weg des Ungehorsams und des Untergangs geht.

Das Lüge zur Wahrheit erklärt und Wahrheit verdreht und mit Lüge tauscht.

Das einfach nicht versteht. Nicht begreift, dass da ein Gott ist, ihr Gott, der sich ausstreckt nach ihnen aus reiner Liebe!

Dieser Gott 

Ein Gott, der sie aus dem Sklavenhaus geführt hat und ihr Retter ist!

Ein Gott, der die Quelle lebendigen Wassers ist und den sie ablehnen.

Ein Gott, der allmächtiger Schöpfer aller Dinge ist und der ihnen nachgeht.

Ein Gott, der sich nicht spotten lässt und der der einzige Gott sein will.

Warum?

Ich lese diese Worte Jeremias und frage mich, wie dieses Volk nur so dermaßen verstockt sein konnte. 

Warum, warum hören sie nicht? 

Warum machen sie nicht ihre Augen auf und sehen, dass Jeremia Wahrheit spricht? Warum kehren sie nicht um? 

Warum wählen sie den Tod? 

Warum lästern sie Gott ins Gesicht? 

Warum lassen sie sich blenden von Lügen?

Warum, warum, warum?

Und heute?

Wenn ich so darüber nachdenke, dann könnte man sich eigentlich genau diese Fragen auch heute stellen. Auch heute handeln die Menschen nicht anders. Wir laufen weg von Gott. Wir glauben Lügen mehr, wie unserem Schöpfer, beten Geschaffenes an und machen uns abhängig von irdischen Dingen anstatt von unserem Gott.

Wir vertrauen auf unsere eigene Stärke, sind hochmütig und stolz (das sind genau die Anklagepunkte, die Gott gegen die verschiedenen Völker hat, die am Ende des Jeremia Buches gerichtet werden). Vielleicht hat uns Gott deshalb diesen Virus geschickt, um uns genau an diesen Punkten die Realität vor Augen zu malen?

Traurige Geschichte 

Am Ende des Buches steht sehr eindrücklich, wie alles, was Jeremia vorhergesagt hat, eingetroffen ist. Das schreckliche Gericht über den gottlosen König Zefanja wird sogar zweimal fast wortgleich beschrieben. Jerusalem wird komplett zerstört und alles was Rang und Namen oder Fähigkeit hat, entweder getötet oder gefangen weggeführt. Der andere Rest findet sein Ende wieder wegen seines Ungehorsams im „Sklavenhaus“ Ägypten. Traurige Geschichte.

Armer Jeremia 

Traurig vor allem auch für Jeremia. Was hat er nur für einen frustrierenden Dienst gehabt. So oft im Namen des Herrn geredet und eigentlich immer abgewiesen. Oft sogar in Lebensgefahr oder im Gefängnis oder in Gewahrsam, einmal sogar in einer mit Schlamm gefüllten Zisterne, in der er fast stirbt. 

Aber all das ist nichts gegen seine inneren Kämpfe. 

Seine innere Zerrissenheit und Trauer. 

Seine Depression und Todessehnsucht. 

Er verwünscht den Tag seiner Geburt, er fühlt sich von Gott betrogen und verlassen. Er will seiner Aufgabe entfliehen, aber es ist unmöglich, weil Gottes Wort wie ein brennendes Feuer in ihm ist. 

Er darf nicht heiraten und nur einmal liest man davon, dass er eine Familie hat, die er sehen wollte und bei diesem Versuch wird er beschuldigt, sein Volk zu verraten.

Armer Jeremia. Geschundener Prophet. 

Aber ein goldenes Werkzeug in Gottes allmächtiger Hand. 

Wie oft werden die Worte Gottes in seinem Herzen nachgeklungen haben, die er zu Beginn seines Dienstes mit auf den Weg bekommen hat: 

„Fürchte dich nicht vor ihnen!

Denn ich bin mit dir, um dich zu retten.“ (Jeremia 1,8)

Hoffnungsvolle Geschichte 

Jeremia muss viel und oft Gericht ankündigen. Die meisten Kapitel enthalten eine Gerichtsandrohung Gottes. Da ist viel von Zerstörung und Schwert und Hunger und Pest die Rede. Von Wegführung und Zerstreuung. 

Aber immer wieder lässt Gott durch die dunklen und dichten Wolken, die den Himmel verfinstern, Lichtstrahlen leuchten, Hoffnungsstrahlen, die all die Finsternis wie aus dem nichts in helles Licht verwandeln. 

Jeremia verkündet mehrfach Gottes Erbarmen nach dem Gericht, er segnet den Mann, der sich auf den Herrn verlässt und vergleicht ihn mit einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Plötzlich, nach unschönen Weherufen, kommt die Verheißung des Messias, Jesus wird mehrmals angekündigt als „Herr der Gerechtigkeit“, als „Spross Davids“.

Dann wird verheißen, dass das Volk ein neues Herz bekommt, um Gott zu erkennen, dass sie eine Umkehr zu Gott mit ganzem Herzen vollziehen werden.

Den Menschen im babylonischen Exil schreibt Jeremia im Namen Gottes: 

Es sieht zwar im Moment überhaupt nicht so aus, aber ich habe Gedanken des Friedens für euch und ich gebe euch Zukunft und Hoffnung. Ich höre euch, wenn ihr ruft und ich lasse mich finden, wenn ihr sucht. Ich bringe euch in euer Land zurück. 

Die Wunden scheinen unheilbar, aber Gott wird sie heilen und Genesung bringen.

Mit ewiger Liebe liebt Gott sein Volk und zieht es zu sich aus lauter Güte.

Und ja, der neue Bund, Gottes Gesetz im Herzen der Menschen geschrieben, dass jeder ihn erkennen kann. Und die Vergebung der Schuld: 

„Denn ich werde ihre Schuld vergeben

Und an ihre Sünde nicht mehr denken.“ (Jeremia 31,34)

Lies Jeremia

Ich will dich ermutigen, dieses mit seinen 52 Kapiteln doch eher lange biblische Buch zu lesen. Bewusst habe ich nicht überall Versangaben gemacht. Ich wünsche mir, dass du dich selber ran machst und all diese Dinge (und noch so viel mehr,) in diesem so eindrücklichen Buch findest.

Lass dich dadurch neu begeistern von Gottes Liebe und Treue, aber auch von seiner Heiligkeit, seinem gerechten Zorn und seiner absoluten Souveränität, die das Weltgeschehen lenkt. Gerade das finde ich in unserer heutigen Zeit von unglaublicher Kraft. Mir gibt es Ruhe und Frieden zu wissen, Gott hat das Heer der Babylonier gebraucht, wie er es wollte, und er gebraucht den Corona Virus, wie er es will. 

Ich möchte hier enden mit diesem wunderbaren Lobpreis auf Gottes Größe:

„Er ist es, der die Erde gemacht hat durch seine Kraft,

Der den Erdkreis gegründet hat durch seine Weisheit 

Und den Himmel ausgespannt hat durch seine Einsicht,

Auf dessen Befehl sich die Menge des Wassers am Himmel ergießt,

Der Wolken aufsteigen lässt vom Ende der Erde,

Blitze macht für den Regen 

und den Wind aus seinen Kammern herauslässt!

Dumm steht da jeder Mensch, ohne Erkenntnis.“   (Jeremia 51,15-17)