Augen gefüllt mit Herrlichkeit

Heute war ein schöner Sonnen-Wolken-Tag. Wir haben als Familie einen herrlichen Spaziergang gemacht ganz nach meinem Geschmack: die Augen weit geöffnet für die vielen schönen Dinge, die Gott in seiner Schöpfung für uns bereit hält, auch im Winter: die knallroten Hagebutten, an denen müde noch ein paar Wassertropfen schwer hängen, die Flieger, die etwas vertrocknet am Baum hängen und aussehen wie übergroße Flügel einer Biene, deren feine Adern man sieht, wenn man sie gegen die Sonne hält. Oder die herrlichen verschiedenen Arten von Moos. Diese wunderschönen Grüntöne, diese unterschiedlichen Formen und Gestalten, wie es da an Steinen und wächst. Oder die Äste, die schon mutige Knospen getrieben haben und deren grün man schon auf die Spur kommen kann. Der große Ast eines Apfelbaumes, der vom letzten Sturm zu Boden geworfen wurde und uns nun bereitwillig seine voller lebendiger Knospen bestückten Äste abtrat, sodass wir sie zuhause in eine Vase stellen und dem Wunder zuschauen können.

Jetzt bin ich zu Hause. Es ist ruhig. Die Kinder sind wieder draußen. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es sind fast heilige Momente, diese Stille und das Wissen um unseren geliebten Opa, der seine letzten Stunden auf dieser Erde verlebt. Er öffnet die Augen nicht mehr und schläft nur noch. Ob er das nächste mal, wenn er die Augen öffnet, seinen geliebten Retter Jesus sieht? Er ist auf seinem Weg in sein ewiges wirkliches Zuhause. Zu all den geliebten Menschen, die vor ihm gegangen sind…

Der Winterspaziergang hat mich wieder einiges gelehrt und mir die Verheißung neuen Lebens zugeflüstert. In jedem Grün, in jeder kleinen, kaum sichtbaren Knospe, in dem Fließen des Wassers und dem trägen Wassertropfen am Ast, in dem sich der Himmel spiegelt. Wie die Sonne mit ihrem überwältigenden Licht durch vertrocknete Gräser flutet und sie in ein leuchtendes Wunderland verwandelt, wunderschön, herrlich - plötzlich voller Leben. Leben, das höre ich laut und deutlich durch das, was im Moment tot und leer und grau und trüb und matschig scheint. 

Leben vibriert und leuchtet überall. Es ist die Art des Schöpfers. Es ist überall und es macht das, was tot scheint, lebendig. Wenn wir nur Augen haben, zu sehen. Wenn wir unseren Blick nur heben und nicht den Zerfall und das Erstorbene sehen, sondern das schöne und lebendige, oft verborgen, oft versteckt, schüchtern am Rand. Ach, mögen wir doch viel mehr Augen haben, es zu sehen inmitten von all dem was vergeht.

Ich denke an meinen geliebten Opa. Sein Körper ist müde. Er hat gelebt und hat gut gelebt. Es scheint das Ende. Es ist traurig. Eine ganze Welt verschwindet. Die Welt eines Menschen. Und doch, ich weiß es tief in meinem Herzen, durch Tränen und einem trauernden Herzen: Alles ruft Leben! Inmitten des kahlen Landes. Bald wird er so lebendig sein, wie noch nie zuvor. Und so glücklich wie noch nie zuvor. Er wird leben! Er wird auferstehen! Und wie ich mich für ihn freue. 

Möge Gott uns Augen schenken, das Leben zu sehen und die Auferstehung zu sehen und die Hoffnung, die jedes Grün, jeder Regentropfen, jede Knospe, jeder mutige Vogel mit seinem unerschütterlichen Gesang im kalten Winter unserer Herzen  zu uns tragen.

Es ist kurz vor Weihnachten - Ein Gedicht

Es ist kurz vor Weihnachten.
Die Sonne hat sich seit vielen Tagen nicht gezeigt.
Dichter Nebel liegt schwer auf der Stadt.
Es wird immer kälter, auch drinnen.

Die Wohnung ist manchmal schmerzhaft klein.
Das Heimweh oft schmerzhaft groß.
Der Opa zuhause sehr krank.
Die kleinen Neffen und Nichten unbekannt. 

Der Fernseher bei Besuchen läuft ohne Pause.
Die Nachrichten haben vergessen über Gutes zu berichten.
Ablenkung und Lärm übertünchen innere Leere.
Bekanntes und Schönes wenig zu finden. 

Die Nächte sind kurz.
Die Tage sind laut.
Der Abwechslung ist wenig.
Die Freunde sind fern. 

Das Streiten der Kinder ist nervig.
Das eigene Versagen anklagend.
Die Stille und Einkehr flieht.
Die Sehnsucht nach Gott bleibt.

Die Verzweiflung der Menschen ist greifbar
Die Hoffnungslosigkeit teilweise unerträglich
Das Leid vielschichtig und undurchsichtig
Das Leben oft Kampf und Niederlage. 

Die Nöte enden nie.
So wenig wir unsere eigene Hilflosigkeit.

Es erinnert mich
An den Feigenbaum, der nicht blüht,
An die Reben, die keinen Ertrag geben,
An den Ölbaum, der seine Leistung versagt,
An die Gärten, die keine Nahrung geben,
An die Schafe, die verschwunden sind und
An die Rinder, die nicht in den Ställen sind. 

Und es erinnert mich an das Wunder,
Das genau dann geschieht,
Wenn Dinge hart sind im Leben:

Freude bricht sich Bahn!

Ich aber, ich will in dem Herrn jubeln
Will jauchzen über den Gott meines Heils.
Der Herr, der Herr, ist meine Kraft!
Den Hirschen gleich macht er meine Füße,
Und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten.
(Habakkuk 3,18–19)

Ich aber, ich will mich freuen.

Ich will nicht stehen bleiben.
Nicht bei Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit.
Nicht bei Unsicherheit und offenen Fragen. 

Ich will mich nicht entmutigen lassen.
Nicht von irritierendem Verhalten der Kinder.
Nicht von Enttäuschungen mancher Art.

Ich will mich freuen.
Weil es immer, immer Grund zur Freude gibt.
Weil Jesus da ist.
Weil er alles hält und mich hält.
Weil ich ihm vertrauen kann
In allem Bruchstückhaften,
In allem Schmerz,
In allem eigenen Versagen,
In allen Begrenzungen,
In aller Ungerechtigkeit 

Er ist immer gut und er macht alles gut.
Er wird eines Tages alles zur Blüte und Fülle bringen.

In meinem Leben des Mangels hier,
Gebe ich ihm meine Freude als Geschenk.
Als Gabe, als Opfer, als Vertrauensbeweis. 

Und dafür füllt er mir mein Herz!
Und füllt es aus mit seinem Licht und seiner Liebe.
Nichts brauche ich mehr.
Nichts mehr als genau das. 


Photo by Tim Mossholder on Unsplash

Von den vielen verborgenen Heldinnen

Schon seit ich noch ein junges Mädchen war, vielleicht 12 Jahre alt, war ich begeistert von Mutter Teresa. Ich verschlang Bücher über sie, hielt Referate über ihr Leben in der Schule, hatte ihr Gebetsbuch und ließ mich von ihren Gebeten inspirieren für mein eigenes Gebetsleben. Wenn ich mit der Schule fertig sein würde, wollte ich auf jeden Fall mal ein Jahr zu den Schwestern der Nächstenliebe nach Kalkutta. Ich sah mich schon mit abgemagerten und dreckigen Kindern im Arm und sehnte mich danach, diesen vergessenen Menschen Jesu Liebe zu bringen. Als Mutter Teresa dann 1997 starb (wir waren gerade in Spanien auf einer Familienfreizeit) war ich auch sehr bewegt und befasste mich weiterhin sehr mit ihr. 

Wusstest du, dass Mutter Teresa eine Albanerin war? Sie wird hier in Albanien als Nationalheldin verehrt, es gibt einen extra Feiertag für sie und hier und da sieht man Statuen von ihr. Sie ist eine Heldin für dieses Land und für die ganze Welt. 

Doch hier will ich nicht über sie schreiben. Schon lange liegt es mir auf dem Herzen, über andere Heldinnen zu schreiben. Frauen, die im verborgenen leben, alleine kämpfen und leiden. Frauen, die mir in vielerlei Hinsicht ein Vorbild sind. Je länger ich hier lebe und je mehr Schicksale von Frauen ich mitbekomme, je mehr Frauen mir gegenüber sitzen und mir ihre Geschichte erzählen, desto mehr wächst in mir die Ehrfurcht vor diesen Heldinnen. Nach außen sehen sie nicht so aus. Vielleicht erscheinen sie auf den ersten Blick auch als schwach und gleichgültig, nicht ehrgeizig genug, sich in ihr Schicksal ergeben ohne zu kämpfen… So dachte ich manchmal. Doch je mehr ich mitbekomme, je mehr sich mein Herz mit ihrem verbindet, desto mehr sehe ich auch die Kraft und Stärke, die in ihnen liegt. 

Manchmal sitze ich da und bin beschämt. Beschämt, wenn ich mitbekomme, wie schwer ihr Leben war und ist. Wenn ich darüber nachdenke, wie sie ihr ganzes Leben nur gedient haben und dienen. Wie sie es selbstlos und selbstverständlich tun. Wie sie sich hingeben für ihren Mann und vor allem für ihre Kinder. Wie schnell bin ich am klagen und wie schnell ärgere ich mich schon mal über dieses oder jenes Verhalten von meinem Mann oder meinen Kindern.

Hier sitze ich Frauen gegenüber, die viele Kinder geboren haben, oder die Scham der Kinderlosigkeit ertragen mussten. Frauen, deren Kinder gestorben sind, bevor sie drei Jahre alt waren, Frauen, deren Männer im Gefängnis sitzen, die trinken, sie schlagen, sie anschreien, ihnen untreu sind und selber aber ihre Frauen vor Eifersucht zuhause einsperren. 

In so viele Augen habe ich geschaut, die sich mit Tränen gefüllt haben, zitternde Lippen, ein nach Fassung suchendes Herz, das aber manchmal einen Raum braucht um all den Schmerz freizulassen, der viel zu oft viel zu lang viel zu fest verschlossen ist. Es ist eine Art, sich zu schützen, abzustumpfen, all das Elend zu ertragen.

„Ich will gar nicht mehr haben, reicher sein,  ich will nur ruhig leben.“ 

„Seit zwanzig Jahren leide ich unter diesem Mann. Ich lebe nur noch für meine Kinder. Dass sie ein besseres Leben haben…“

„Ich habe als Kind solche Armut erlebt, dass ich jetzt mit diesem kleinen bescheidenen Leben so zufrieden bin…“

„Ich könnte unsere miserablen Lebensumstände so viel besser ertragen, wenn mein Mann nur nicht immer betrunken nach Hause kommen und alles Geld ausgeben würde…“

Die Nöte sind vielschichtig. Aber ich bewundere diese Frauen, wie sie sich so oft doch so eine Fröhlichkeit bewahrt haben, ihre Gesichtszüge weich geblieben sind, sie sich immer wieder investieren in eine schier aussichtslose Beziehung, wie sie dienen, ganz selbstverständlich, sich zurücknehmen und für andere leben. 

Manchmal kommt man als Ausländer an, sieht ungerechte Lebenssituationen, denkt, dass man sich doch das alles nicht gefallen lassen kann, dass man doch aufstehen muss, zur Polizei gehen, die Familie einschalten, und überhaupt: tu doch etwas dagegen!

Doch jetzt sitze ich oft da, spüre meine eigene Unfähigkeit wirklich zu helfen. Ich höre mir Geschichten ruhig an. Ich weine mit. Ich habe in meinem Herzen großen Respekt. Ich drücke diesen aus. Ich umarme und ich segne in Jesu Namen. Und ich biete ihnen die effektivste Hilfe überhaupt an: für sie zu beten. Ich sehe dann ein wenig mehr Hoffnung in diesen Augen, ich sehe eine große Dankbarkeit und Wärme in dem, wie sie meine Hand halten. Ich möchte so gerne diese Frauen direkt in Jesu Arme lieben und sie dort lassen. 

Ich habe gegeben, was ich konnte, und bin doch beschenkt durch das Beispiel von Frauen, die innere Stärke und Würde leben inmitten von lebensfeindlichen Umständen. Sie sind meine Heldinnen. Hier mitten in meiner Mitte. Ich will sie ehren und lieben und von ihnen lernen. 

Das Geheimnis eines überreichen Lebens

Was kommt dir in den Sinn, wenn du diesen Titel liest? Ein überreiches Leben, wer will es nicht? Nicht nur ein reiches, sondern ein überreiches?

Doch was bedeutet es, überreich zu sein? Heißt es, viel zu besitzen? Ein Haus mit schönem Garten in einer attraktiven Lage? Ein sehr gut bezahlten und vor allem krisensicheren Job haben, der es mir ermöglicht, viermal im Jahr in den Urlaub zu fahren? Ein Bankkonto und Versicherungen zu haben, die mir Sicherheit geben im Hinblick auf das Alter und die Zukunft? Vorgesorgt zu haben für alle möglichen Eventualitäten?

Würdest du dich als einen überreichen Mensch bezeichnen? 

Vielleicht ist für dich der Reichtum nicht in all diesen Dingen gelegen. Eher in einer guten Gesundheit, glücklichen und wohlgeraten Kindern, deiner Familie, deinem Glauben, deinem positiven Blick aufs Leben überhaupt. - Ja, all das ist Reichtum. Und all das macht uns reich. 

Doch meine Frage bleibt noch immer bestehen. Was ist ein überreicher Mensch? Und vor allem: Wen bezeichnet die Bibel als überreich?

Ich lese im Moment meinen Lieblingsbrief von Paulus (naja, ich habe einige Lieblingsbriefe): den 2. Korintherbrief. Je mehr ich ihn zur Zeit studiere, desto mehr wächst wieder meine Liebe und Faszination für diesen außergewöhnlichen Brief. 

Und heute blieb ich besonders hängen an einem Wort: überreich. 

Es kommt im 8. und 9. Kapitel des Öfteren vor. Dieses „über“. Mehr als genug. 

Überschwang (8,2)

Überreich (8,2)

Überreich (8,7)

Überströmend (8,7)

Überreichlich (9,8)

Überreich (9,8)

Überreich (9,12)

Überragend (9,14)

Doch von was redet Paulus in diesen zwei Kapiteln? Was macht überreich? Was lässt ihn so in dieses „extrem“ verfallen?

Er redet vom Geben! 

Nicht vom anhäufen, sich aneignen, sich versichern, sich absichern. 

Nicht vom nehmen und sparen. 

Nicht vom Verständnis dieser Welt, was Reichtum ist.  

Es ist revolutionär: Du wirst überreich, indem du überreichlich gibst!

Es ist ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das immer wieder in diesem Brief vorkommt. 

Das Geheimnis des Reichtums in Jesus! Der Schätze im Himmel! Des Lebens, das Gott verherrlicht und andere zum Lob und dank Gottes anspornt. 

Das Geheimnis eines Lebens, das überreich, ausgefüllt und lohnend ist. 

Nicht in den Augen dieser Welt. Sondern im Angesicht Gottes. 

Das Geheimnis, das zu allererst Jesus Christus in diese Welt gebracht hat und uns gleichsam lehrt:

„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich wurdet.“ (8,9)

Und Paulus, der Nachahmer Jesu sagt ein paar Verse zuvor:

„Als Arme, aber viele reich machend, als nichts habend und doch alles besitzend.“ (6,10)

In Kapitel 8 nun berichtet Paulus von den Gemeinden in Mazedonien, die genau das getan haben. Nicht nur im geistlichen Sinn, sondern hier sehr eindrücklich im materiellen Sinn. 

Es ist aus der Gnade Gottes geschehen, die ihnen geschenkt wurde, dass sie in viel Bedrängnis und in großer Armut doch bereit waren, überschwänglich zu geben. Und das nicht aus Zwang oder missmutig, sondern im Überschwang ihrer Freude. Es bedeutet für sie Gnade, dass sie geben dürfen. Und sie geben nicht nur soviel sie konnten, sondern darüber hinaus. „Über ihr Vermögen“, so heißt es da. Wieder ein „über“ in diesem Text. Sie mussten sogar Zureden und Überreden, dass Paulus die Gabe annahm. Doch Geben, das haben diese eifrigen Christen verstanden, bedeutet Segen, bedeutet Gehorsam, bedeutet Lobpreis Gottes und zeigt ihre Liebe zu Gott und den Menschen. 

„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ - Bin ich so ein fröhlicher Geber, wie Paulus ihn hier beschreibt. Zeichne ich mich aus durch Großzügigkeit? Habe ich tief in meinem Herzen begriffen, dass es in diesem Leben als Christ nicht darum geht, Dinge anzuhäufen, mir anzueignen, auf mich zu schauen, sondern darum, weiterzugeben, nicht festzuhalten, mich lösen und großzügig sein? Auch und gerade mit meinem Besitz, meinem Geld? 

Wir sind ja selbst davon „abhängig“, dass Menschen uns unterstützen, uns geben, damit wir hier leben und arbeiten können. Aber das heißt nicht, dass mir dieser Aufruf nicht auch gilt. Denn es ist ein Geheimnis, dass geben nicht bedeutet, dass man ein Opfer gibt, weil es eben nicht anders geht. Sondern indem ich gebe, werde ich überreich beschenkt, werde ich gesegnet, es ist ein Gnadenwerk. Es ist ein Geheimnis. Der Geber ist der Beschenkte. Und Gott ist der, der die Ehre und den Dank bekommt. Allen wird geholfen! Alle werden gesegnet. Doch vor allem der Geber!

Ich will zutiefst diesen Lebensstil des Gebens leben. Ich weiß und spüre es, dass es das richtige ist. Doch so viel in dieser Welt will einen eher davon abhalten. Die Vernunft: du musst doch auch an dich und deine Kinder denken. Und an dein Alter. Und wenn etwas unvorhersehbares geschieht und und und. 

Doch worin unterscheiden wir uns dann von dieser Welt und ihrer Denkweise? 

Wir sind ein Brief Christi (2.Kor 3,3), Diener des neuen Bundes (2.Kor 3,6), neue Kreaturen (2.Kor 5,17), Gesandte an Christi statt (2.Kor 5,20) und Diener Gottes (2.Kor 6,4). Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist (2.Kor 5,15). 

Unser Leben und unser Geben muss sich so radikal unterscheiden von denen, denen der Gott der Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht sehen (2.Kor 4,4).

Doch uns ist diese Lichtglanz in unseren Herzen aufgeleuchtet. - Wie können wir da noch für uns leben?

Ich wünsche mir so sehr, dass wir als Christen ein radikal anderen Umgang mit unserem Besitz und unserem Geld leben. Ich weiß, geben ist nicht nur auf materielles bezogen, viel wichtiger ist ja auch das geben von Zeit und Liebe und Anteilnahme. Aber Paulus schreibt hier explizit, dass das Geben von Geld die Echtheit der Liebe bezeugt. Und da sicher erst einmal unserer Liebe zu Gott aber dann auch zu unseren Geschwistern. 

„Wenn es ums Geld geht, dann hört die Liebe auf.“ - das ist ein bekannter Satz. Bekannt für diese Welt, in der wir leben. 

Nach Paulus müsste es heißen:

„Wenn es ums Geld geht, dann beginnt die Liebe erst richtig.“ 

Wir leben in unsicheren Zeiten. Unser bisheriger Wohlstand ist bedroht. Wie wird alles werden? Kann ich überhaupt noch weitergeben? Oder nicht doch lieber zurücklegen soviel es geht, man kann ja nie wissen? 

Und bitte versteht mich nicht falsch. Das soll in kleinster Weise ein versteckter Aufruf sein, uns zu unterstützen. Ich spreche für dich und mich. Lasst uns gerade in dieser unsicheren Zeit ein Zeichen setzen und großzügig sein. Nicht festhalten, was wir nicht festhalten können. Gerade jetzt lasst uns mindestens noch ein Patenkind unterstützen in einem armen Land. Gerade jetzt Missionare unterstützen und Gemeinden helfen. 

„Denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk.“ (2.Kor 9,7+8)

Und wenn es die Hölle wirklich gibt?

Es ist ein unbequemes Wort und schon fast fühlt man sich schlecht, es überhaupt zu schreiben. Es wird nicht viel darüber gesprochen, weil es irgendwie so radikal, so fundamentalistisch klingt. Und doch ist es ein Wort, ist es eine Tatsache, von der die Bibel, von der Jesus sehr viel redet. 

Ehrlich gesagt würde ich es auch gerne manchmal ausblenden. Die Tatsache, dass Menschen ohne Jesus verloren sind. Das Menschen ohne Jesus in die Hölle gehen. 

Was empfindest du, wenn du das liest? Baut sich in dir so ein gewisses Unbehagen auf? Das kann man doch so nicht sagen? Keiner weiß doch genau, ob und wie und überhaupt… wer sind wir, dass wir so etwas sagen können?

Vor ein paar Tagen las ich ein Buch zu Ende, das schon lange auf meiner Liste an Büchern stand, die ich lesen möchte. Es ist das neue Buch von David Platt „Something needs to change“ („Es muss sich etwas ändern“). Dieses Buch ist ein Reisebericht des Autors auf einem Hike in den Himalaya. Eine Woche lang ist diese Gruppe von fünf Männern unterwegs zu Dörfern und zu Menschen, die ab vom Schuss leben, die weitgehend unerreicht sind vom Evangelium. Menschen, die noch nie den Name Jesus gehört haben, geschweige denn die gute Nachricht, die er uns gebracht hat. Menschen, die in unglaublichen Nöten und Ängsten leben und  im täglichen Überlebenskampf stehen. Er berichtet von Dörfern, in denen es keine Mädchen zwischen 7 und 15 mehr gibt, weil sie in größere Städte verschleppt wurden, und die Hoffnung auf ein besseres Leben schnell an der harten Realität eines Lebens in der Prostitution zerbricht.

Das Buch geht an die Nieren. Es bewegt. Es ist ehrlich. Es scheut sich nicht vor unangenehmen und harten Fragen. 

Eine Stelle ging mir besonders nach. Die Gruppe war gerade Zeuge einer Feuerbestattung geworden. Ein Mensch, der aufgebahrt liegt und verbrannt wird. 

David Platt spricht dann mit dem Leiter der Gruppe darüber, was ihn bewegt. 

Er glaubt an die Bibel und was sie sagt, auch über die Menschen, die nie die Möglichkeit hatten, das Evangelium zu hören. Warum kämpft er beim Anblick dieser Bestattung eines Menschen, der sicher nicht an Jesus geglaubt hat, so mit dieser Wahrheit?

Die Antwort, die ihm gegeben wird, die hat mich beschäftigt:

„Ich kenne keinen, der an die Hölle glaubt, der nicht an einem gewissen Punkt mit diesem Glauben hadert. Wenn da kein Hadern ist über das, was du über die Hölle glaubst, dann glaubst du nicht wirklich an die Hölle.“

Das stimmt! Und ich habe manchmal den Verdacht, dass wir nicht mehr hadern, weil wir nicht mehr wirklich daran glauben. Es passt nicht in unsere (auch christliche) Toleranz. Wir leben in einer Welt, in der doch jeder glauben darf, was er möchte. Was maße ich mir an zu sagen, wer gerettet wird und wer nicht. Aber es ist doch die logische Folge, wenn Menschen gerettet werden, dass auch Menschen verloren gehen. 

Würden wir wirklich noch an die Existenz der Hölle glauben (und die Bibel spricht so klar und deutlich davon: Mk 9,43-45; Offb.14,11; Lk 16,19ff; ...), dann würde unser Leben zutiefst anders ausgerichtet sein.

Wenn wir an die ewige Verlorenheit der Menschen ohne Jesus glauben würden, würden wir dann nicht alles daran setzen, Menschen davor zu bewahren?

Würden wir unser Leben nicht einsetzen, um Menschen von Jesus und dem Rettungsweg zu erzählen?

Wäre es dann nicht ein Ausdruck tiefer Liebe, wenn wir mit Menschen über das Evangelium reden?

Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir gleichgültig geworden sind, weil wir nicht mehr an die Hölle glauben. Wir wollen lieber „friedlich“ und ohne anzuecken leben, jeden Menschen da lassen, wo er ist und nennen das dann Liebe den Menschen gegenüber. 

Jede Woche hören wir von Menschen, die gestorben sind. Danny geht auf viele Beerdigungen. Der Tod steht uns hier mehr als in Deutschland immer wieder vor Augen. Und damit auch die Dringlichkeit unserer Arbeit hier. Die Dringlichkeit, zu beten, dass Gott doch Menschen hier rettet. 

Als ich das Buch gelesen habe, da ging es mir durch und durch, als es um die Menschen ging, die noch nie von Jesus gehört haben. Was geschieht mit ihnen? Würden wir glauben, dass sie nicht verloren sind, dass Jesus selbst ihnen später noch eine Chance geben wird, dann wäre es doch das verkehrteste überhaupt, zu den Unerreichten zu gehen und ihnen den Status „noch nie von Jesus gehört“ zu nehmen, sie vor die Entscheidung zu stellen, und ihnen die Möglichkeit geben, sich gegen Jesus zu entscheiden und damit verloren zu gehen. Wären sie nicht besser dran gewesen, keiner hätte ihnen etwas erzählt, und sie wären nicht schuldig geworden, Jesus abgelehnt zu haben (was ja viele Menschen tun…). Wäre dann nicht auch unser Dienst hier verkehrt?

Es ist gut, dass wir an einen Gott glauben dürfen, der ganz sicher nicht ungerecht ist und kein Mensch wird in die Hölle gehen, der es nicht verdient hat. So viel steht fest, oder? Und jeder, der gerettet wird, der wird doch aus Gnade gerettet, unverdient, weil er eigentlich Strafe verdient hätte… 

Das sind nur ein paar Gedanken, die mich zur Zeit beschäftigen. Es ist keine theologische Ausarbeitung und ich weiß, dass es sicher kontrovers gesehen werden wird. Aber ich möchte durch diesen Artikel bewusst zum Nach- und Überdenken deines Lebens anregen. Nimm deine Bibel und prüfe nach und lass dich von der Botschaft herausfordern. Denke neu und scheue dich nicht, die Worte der Bibel ernst zu nehmen. 

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Gottes rebellische Kinder

In meiner Bibellese bin ich bei den kleinen Propheten angekommen. (Trotz einiger Wochen Ausnahmezustand, da in Deutschland, bin ich immer noch gut bei meiner bible reading challenge dabei - Halleluja!)

Meistens höre ich die Texte aus dem alten Testament, während ich meine morgendliche Routine fahre (Tisch abräumen, abspülen, Saubermachen…). Vieles prägt sich mir echt besser ein, wenn ich es höre. Ich weiß noch ganz genau, wo Ich was sauber gemacht habe, als dieses und jenes Gemetzel war… 😉

So bin ich nun also bei dem Propheten Hosea. Hosea ist in vielerlei Hinsicht echt ein besonderer Prophet, von dem Gott auch besonderes gefordert hat. Während Jeremia z.B. nie heiraten durfte, sollte Hosea eine Hure heiraten, von der er wusste, dass sie ihm untreu werden wird (Hosea 1,2). Und dann soll er seine hurerische Frau sogar ein zweites Mal heiraten (Hosea 3,1). Warum? Um dem Volk Israel ganz bildlich zu zeigen, was sie mit ihrem Gott tun. Die Worte in Hosea sind hart. Das Gericht, das angekündigt wird, grausam.

Soviel ich jetzt im alten Testament gelesen habe, von der Geschichte der Menschheit hin zur Geschichte des Volkes Israel, immer wieder frage ich mich, warum der Mensch immer (oder fast immer) den Weg weg von Gott wählt. Warum verlassen sie immer wieder den Weg, der zum Leben führt? Warum wählen sie Tod und Zerstörung, Krieg und Elend? Warum bleiben sie nicht bei ihrem Gott, der sie liebt und schützt, der sie rettet und ernährt?

In Hosea Kapitel 11 musste ich beim Hören plötzlich innehalten. Es hat mich so betroffen gemacht, was ich da hörte:

Der Herr sagt:

 »Als Israel jung war, habe ich es ins Herz geschlossen und als meinen Sohn angenommen. Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen und zurück in die Freiheit geführt. Doch wenn ich dann nach meinem Volk rief, liefen die Israeliten mir bloß davon. Sie opferten den Götzen und brachten ihren Götterfiguren Räucheropfer dar. Dabei habe ich Ephraim doch das Laufen gelehrt und ihn immer wieder auf meine Arme genommen, wenn er fiel. Aber die Menschen in Israel haben nicht erkannt, dass ich es war, der ihnen Gutes tat und sie heil machte. Mit Freundlichkeit und Liebe wollte ich sie ihren Weg führen. Ich habe ihnen ihre Last leicht gemacht – wie ein Bauer, der seinem Ochsen das Joch hochhebt, damit er besser fressen kann, ja, der sich bückt, um ihn selbst zu füttern. Trotzdem weigern sie sich, zu mir umzukehren. […] Mein Volk ist mir untreu, und davon lässt es sich nicht abbringen! Sie rufen zu ihren Götzen, doch die können ihnen nicht helfen. Ach, wie könnte ich dich im Stich lassen, Ephraim? Wie könnte ich dich aufgeben, Israel? Sollte ich dich vernichten wie die Städte Adma und Zebojim? Nein, es bricht mir das Herz, ich kann es nicht; ich habe Mitleid mit dir!

Hier spricht Gott als ein liebevoller Vater zu seinem Kind. Der heilige Gott hat dieses Volk als sein Kind angenommen und er liebt es über alles. Er hat sein Kind in die Freiheit geführt. Er hat ihm das laufen gelehrt und hat es ernährt. Er hat es mit Liebe und Freundlichkeit umgeben und alles getan, um ihm die Last leicht zu machen. Wo findet sich ein besserer Vater? Und wo gäbe es ein glücklicheres Kind als dieses?

Doch die Liebe des Vaters stößt nicht auf Gegenliebe. Die Freundlichkeit und Zuwendung des Vaters findet keine Erwiderung. Keine Dankbarkeit. Keine heile, friedvolle, zufriedene Beziehung. 

Stattdessen: Rebellion. 

„Sooft ich sie rief, gingen sie von meinem Angesicht weg.“

Ich weiß, wie ich mich fühle, wenn mich meine Kinder ignorieren und nicht auf meine Stimme hören. Wenn sie in eine andere Richtung laufen, obwohl ich sie aus Liebe zu mir gerufen habe. Wenn sie bewusst meine Anweisung nicht befolgen. 

Die Kinder laufen weg und wollen ihr Glück woanders finden. Fern von dem Vater, der ihnen das laufen beibrachte, der stolz und glücklich war, wie jeder Vater, der seinen Sohn zum ersten Mal laufen sieht. Liebevoll nahm Gott sie immer wieder auf die Arme, wenn sie fielen, tröstete und heilte sie. Aber sie?

 „Sie erkannten nicht, dass ich sie heilte.“

Gott erzieht seinen Sohn. Er lässt ihn durch schwere Zeiten gehen. Und doch?

„Aber mein Volk bleibt verstrickt in die Abkehr von mir.“

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer lieben Freunden. Es ging mal wieder um unsere Kinder und die Erziehung. Ihre vier Kinder sind schon alle aus dem Haus und nicht jedes von ihnen geht den Weg, den die Eltern gerne sehen würden. 

Ich war an einem Punkt, an dem ich echt niedergeschlagen war, wegen einer schweren Sache, die vorgefallen war. Irgendwie war ich ernüchtert und enttäuscht und fragte mich, welchen Unterschied meine Erziehung macht. Ich versuche das beste, ich will wirklich eine gute und liebevolle Mutter sein, Ich bilde mich weiter, lese Bücher und bete für meine Kinder. Und trotzdem stehen sie da und lügen dir ins Gesicht. Ich war entmutigt. Wir geben unser bestes und doch kommt es oft so anders, wie wir wollen.

Meine Freundin erzählte mir eben von diesem Vater, der oben beschrieben ist. Der perfekte Vater, weil Gott nicht weniger als perfekt sein kann. Und was geschieht? Selbst seine Kinder wenden sich von ihm ab. Er hat alles richtig gemacht (was ich von mir nun wirklich nicht behaupten kann…) und doch wählen seine Kinder den Weg des Todes, des Leides, der Zerstörung ihrer selbst und der Beziehung zu ihrem Vater. Es ist traurig. - Aber es zeigt die Natur des Menschen seit dem Sündenfall. Weg von Gott, weg vom Schöpfer, hin zu selbstgemachten Götzen. 

Mich lehrt dieser Text so einiges: meine Kinder werden eines Tages ihren Weg wählen. Ich kann für sie beten, ich kann sie den Weg Gottes lehren und ihnen so gut ich kann das Evangelium vorleben, aber sie selbst entscheiden für ihr Leben. 

Auch will ich mich nicht erheben und mit dem Finger auf das Volk Israel zeigen. Wie oft laufe ich weg von Gott? Wie oft will auch ich mich seiner liebenden Hand entziehen, weil es woanders besser erscheint? Wie oft vergesse ich seine Freundlichkeit und seine Stricke der Liebe, mit denen er mein Leben durchwebt?

Rebellion liegt im Wesen des Menschen. Wie gut, dass ein Gott und Vater über uns wacht, der voll Mitleid ist und uns immer wieder zu sich zurückzieht. Jesus sei dank!

Das Krippenspiel und der Junge, der störte

In diesem Jahr kam ich mal wieder in den Genuss, ein gut eingeübtes deutsches Krippenspiel zu sehen an einem Heiligabend Gottesdienst. So viele Kinder und sogar meine unter ihnen, die mit ihren schönen Stimmen tolle Lieder sangen, alle fein gemacht und mit super auswendig gelernten Texten. Sie haben es wirklich toll gemacht. 

Im Hintergrund standen zwei Jungen. Ich denke, es waren Brüder. Der große stand vor dem kleinen. Von meinem Platz an der Seite konnte ich sie gut sehen. Der kleinere ärgerte seinen großen Bruder, der bemüht war, bei den Liedern mitzusingen. Immer wieder stieß er ihn von hinten. Irgendwie eine komische Situation. Der ältere blieb standhaft und erduldete diese Schikane scheinbar ungerührt, fast. (Wer weiß, was es hinterher für einen Ärger gab.)

Ich saß nun da und irgendwie musste ich schmunzeln und es war, als wenn Jesus mit zu flüsterte: Für genau solche bin ich gekommen. In diese dunkle und dreckige Welt. Nicht nur zu denen die alles richtig machen und nach außen super aussehen. Ich bin in diese Welt geboren worden, um Sünder zu rufen, Außenseiter, Störenfriede. Oh Mann, ja, genau das ist die Botschaft von Weihnachten, dachte ich. 

Und ich dachte an all unsere anvertrauten Menschen in unserer Stadt in Albanien. Oh, einige können einen so nerven, und ärgern, wenn sie einen zum gefühlt 100sten mal anlügen. Es ist manchmal so mühsam. Der Armut begegnen, dem Leid und der inneren und äußeren Kälte. Ich wünsche mir manchmal, dass es alles so ein sauberes Spiel ist, das Leben. Dass jeder seinen Text ordentlich und ohne Fehler spricht. Weiß, wann er dran ist und ja nicht ungeplant dazwischen platzt. Dass alle schön aussehen und gut riechen, dass keiner stört. Keiner nervt. Jeder seinen Platz kennt. Alles geordnet abläuft. 

Aber so ist die Welt und so ist mein Leben nicht. Und in so eine Welt ist Jesus nicht hineingeboren worden. Was er vorfand, war alles andere als perfekt. Es war die über alles erlösungsbedürftige Welt. Und wir! Wir alle. Wir alle sind mehr wie dieser nervige, störende Junge. - Mann, genau für dich ist Jesus geboren! 

Mein Herz erfüllte sich mit Freude. Und der Junge hörte dann auf, seinen Bruder zu ärgern...

Heimatlosigkeit

Ich lese in meiner Bibellese gerade die Geschichte von David. Zu den Stellen in den Samuelbüchern sind auch immer die passenden Psalme angegeben, die David in bestimmten Situationen seines Lebens geschrieben hat.

Davids Heimatlosigkeit

David hatte es sehr schwer. Seit König Saul David wegen seiner Eifersucht fast getötet hätte, ist dieser auf der Flucht. Er führte ein höchst unstetes Leben für viele Jahre. Hier war er nicht willkommen, dort musste er fliehen, dann kam wieder Saul mit seiner Armee, um ihn zu töten. Er flüchtete in die Berge, in die Wüste, in Städte und Höhlen. Er lebte in ständiger Angst vor seinem Verfolger, vor Menschen, die ihm Böses wollten, obwohl er völlig unschuldig war.

Heute las ich Psalm 56. Dieses Lied schrieb David zu Beginn seiner Flucht. Er kam in eine Stadt und war in Gefahr, dem dortigen König ausgeliefert zu werden, da er erkannt wurde. Er bekam Angst und dann die Idee, sich verrückt zu stellen. Er stellte sich wie ein Wahnsinniger und das rettete ihm das Leben. (Ideen muss man haben!)
Daraufhin schrieb er diesen wunderschönen Psalm.

An einer Stelle kam ich beim Lesen ins Stocken:

„Meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen. Gieße meine Tränen in deinen Schlauch. Stehen sie nicht in deinem Verzeichnis?“ (Vers 9)

Heimatlosigkeit. Seit wir vor sechs Jahren ausgereist sind, hat sich die Bedeutung dieses Wortes für mich verändert. David war ganz am Anfang seiner Zeit auf der Flucht. Er musste Hals über Kopf fliehen. Er hat alles zurückgelassen und eine höchst ungewisse Zukunft lag vor ihm. Er fühlte sich plötzlich heimatlos.

Meine Heimatlosigkeit

Bei mir kam dieses Gefühl nicht plötzlich. Es kam schleichend, aber immer mehr.
So sehr wir hier unser Zuhause haben und uns meistens wohlfühlen und am richtigen Platz - hier in Albanien ist nicht unsere Heimat. Die Menschen kommen woanders her. Sie denken zutiefst anders, sie handeln anders, sie reden anders, sie fühlen anders. Wir versuchen, so gut wir können, einer von ihnen zu werden. Aber wir sind es nicht und werden es nie werden. Das ist ernüchternd.

Im gleichen Moment wird die Zeit, die wir getrennt von unserer deutschen Heimat leben, immer länger. Damit tritt automatisch ein gewisser Entfremdungsprozess ein. Wir freuen uns auf Deutschland und wir lieben unsere Familie und Freunde. Wir lieben so vieles in Deutschland. Und doch ist es irgendwie nur ein Land, in das wir zu Gast kommen. Wir haben uns verändert. Dort hat sich vieles verändert.

Die Menschen beschäftigen ganz andere Dinge wie uns hier in Albanien. Die Gesprächsthemen sind oft Welten entfernt von denen hier. Der Wohlstand hat eine ganz andere Dimension. Eigentlich kommt man ja in sein Zuhause, aber man spürt immer wieder, dass man nicht mehr wirklich dort zuhause ist. Es ist komisch und manchmal auch nicht leicht zu benennen oder zu erklären. Ich denke, dass es etwas ist, das tief in der Seele passiert ist und passiert. Dieses Gefühl: hier gehöre ich nicht dazu, aber dort irgendwie auch nicht mehr.

Was Heimatlosigkeit mit dir macht

Dieses Gefühl kennt jeder, so denke ich, der länger im Ausland gelebt hat. Und ehrlich gesagt ist es kein schönes Gefühl. Deshalb redet David auch im nächsten Moment von seinen Tränen. Von seiner Traurigkeit. Es tut weh. Es führt in Einsamkeit und sich nicht verstanden fühlen. Hier nicht und dort nicht. Wo gehöre ich hin? Wer bin ich eigentlich noch? Das sind Fragen, die Tränen produzieren können.

Aber Gott sieht diese Tränen. Er sieht diese Traurigkeit. Er sieht diese Heimatlosigkeit und den Schmerz, der damit kommt.
Er sieht das Herz und er versteht es. Er ist der Herzenskenner (Apg 1,24).

Wo ist unsere Heimat eigentlich?

Ich glaube auch, dass jeder, der dieses Gefühl kennt (vielleicht muss man auch nicht im Ausland leben, um das zu fühlen, vielleicht reicht schon ein Wechsel des Bundeslandes…;) besser verstehen kann, was es heißt,

Eine Heimat zu haben, das ist etwas schönes und kostbares. Ich denke, eines Tages wird auch Deutschland wieder in gewisser Weise zu unserer Heimat werden.
Aber ich möchte nicht dieses tiefe innere Gefühl verlieren für
die bessere, himmlische Heimat,
das bessere, ewige Bürgerrecht,
den besseren, bleibenden Besitz.
Es ist all das, was uns unser Vater versprochen hat zu geben.
Die Heimat, die wir suchen und auf die hin wir leben.
Den Ort, den Jesus für uns bereitet, an dem wir zuhause sind. Wirklich zuhause.
An dem keine Tränen mehr gezählt werden, weil es sie nicht mehr gibt.
An dem wir uns nicht unverstanden und fehl am Platz fühlen. Warum?

Weil Jesus an diesem Ort ist. Weil Gottes Herrlichkeit da ist. Weil wir dafür geschaffen wurden und unruhig und heimatlos auf dieser Erde waren, bis wir diese ewige Heimat gefunden haben.

Davids Heimatlosigkeit - Gott hat sie gesehen und David durchgetragen.
Meine Heimatlosigkeit hier - Gott sieht sie. Und Gott gebraucht sie, um meinem Herzen Großartiges zu lehren, auch durch so manche Träne hindurch.

Photo by Marco López on Unsplash

Ein paar hilfreiche Gedanken zum Urlaub mit Kindern

In der letzten Woche waren wir im Urlaub im Nachbarland Montenegro. Wir hatten uns sehr auf den Urlaub gefreut, mal hier raus zu kommen und abzuschalten. Schön war auch, dass Dannys Eltern mit dabei waren. Wir haben die Zeit sehr genossen. Das Wetter war traumhaft und wir konnten auch unsere albanischen Freunde erfreuen, indem wir schön braun geworden sind. (Das ist für viele hier das wichtigste, was man im Urlaub machen soll: braun werden 🙂

Dennoch ist Urlaub mit vier noch recht kleinen Kindern auch nicht mehr der Urlaub, den wir noch ohne Kinder hatten, das ist ja klar. Den ganzen Tag tun und lassen, was man möchte, Fehlanzeige. Sich lange in die Sonne legen und ein Buch lesen, naja, vielleicht ein paar Minuten mal, bis eines der Kinder ruft und dir unbedingt etwas zeigen muss. (Es gab aber auch durchaus mal Zeiten, in denen wir uns gegenseitig die Kinder abnahmen und tatsächlich Ruhe auch für ein paar Stunden da war. Ich habe immerhin geschafft, ein Buch durchzulesen.)

Am ersten Tag besuchten wir eine schöne Stadt, in der die Altstadt noch gut erhalten ist. Wir schlenderten durch die Straßen und dann musste unsere kleinste mal ganz dringend. Wir hatten sie gerade die Woche vorher trocken bekommen und ich wusste, dass ich jetzt sehr schnell eine Toilette finden musste. Meine andere Tochter kam auch noch dazu. Wir fanden Gott sei dank eine in einem Eiscafé. Direkt neben der Truhe mit Eis war eine kleine Tür zur Toilette. So stand ich da, zwischen Eis und Toilette, fragte immer wieder, ob sie nicht bald fertig wären. Ne, beide hatten ein großes Geschäft zu erledigen und ich war nur dankbar, dass das an den dafür vorgesehenen Ort ging und nicht, wie schon manchmal zuvor, ins Höschen. Ich stand und stand. Die Kellner kamen und gingen. Ich lächelte. Und drängte. Aber es kam nicht so schnell, wie es sollte.

Dann kam auch noch mein Großer. Insgesamt stand ich sicher 20 Minuten an dieser Tür, neben dem Eis. Etwas verlegen, so lange die Toilette zu blockieren und innerlich doch lachend: ja, das heißt es auch, Mama zu sein. In Situationen zu stehen, naja, die man sich nicht unbedingt aussuchen würde.

Da wir so lange Zeit auf der Toilette verbrachten und der Rest der Truppe geduldig warten musste, war dann leider keine Zeit mehr, mir einen schönen neuen Schal auszusuchen. Aber auch ok.

Was mir ganz zu Beginn des Urlaubes geholfen hatte, und an was ich oft denken musste, war ein Satz von Ann Voskamp:

„The greatest living always happens through the giveness.“

(Das großartigste Leben passiert immer dann, wenn wir (uns) geben.)

Für mich hieß das ganz praktisch, dass ich in diesem Urlaub nicht mit aller Macht versuchen will, mir möglichst viel freie Zeit freizuschaufeln und den Dienst an meiner Familie als nebensächlich und nicht so wertvoll zu sehen. Gerade wenn ich diene und gebe, dann geschieht Großes in mir und mein Herz kann mit viel Freude und Glück erfüllt werden. Ich muss es aber wollen und meine Einstellung überprüfen.

Es heißt aber sicher auch nicht, dass wir immer nur geben sollen und uns selbst vergessen dabei. Aber den Dienst, den Gott uns in Form unserer Familie auch im Urlaub gibt, diesen Dienst mit Freude tun, weil das wahrhaft großes Leben ist.

Nun, diese Gedanken sind dir und mir vielleicht auch nicht wirklich neu, aber mir haben sie geholfen, diese Zeit nochmal mehr zu genießen und Glück nicht nur in der Zeit allein, sondern v.a. auch in der Zeit mit den Kindern zu empfinden.

Meine Tage sind gezählt

Diese Tage hat ein uns sehr naher Angehöriger die Diagnose Krebs bekommen.

Es war ein Schock für uns alle. Es trifft einen so unvorbereitet, so plötzlich. Auf einmal ist alles anders als zuvor. Alle Pläne, die man hatte, scheinen klein und unbedeutend. Vor einem liegt nur das Ziel: wieder gesund werden. Da liegt eine anstrengende Therapie, vielleicht eine OP, viele Arztbesuche, Ungewissheit, Angst und so viel mehr. 

Und unwillkürlich denkt man bei einer Diagnose wie Krebs auch an den Tod. Schon zu viele Menschen hat man sterben gesehen an dieser Krankheit, als dass dieser Gedanke nicht kommen könnte. Die Tage sind gezählt...

Aber halt mal! Bei all diesen Gedanken klingelt in meinem Kopf eine Glocke. Laut verkündet sie mir: Rahel, deine Tage sind auch gezählt. Auch ganz ohne einer Krebsdiagnose (die mich aber auch jeden Tag treffen könnte...) Meine Tage sind gezählt. Unser aller Tage sind gezählt. 
Vielleicht wissen wir das. Sicher wissen wir das. Alle müssen eines Tages sterben. Aber doch nicht jetzt. Der Gedanke, ich könnte wissen, wieviele Tage ich noch zu leben habe, der ist mir irgendwie unangenehm.

Gestern wollte Gideon wissen, wieviele Tage wir schon alle gelebt haben. 
Danny kam auf stattliche 14.780 und ich auf 12.560, während Henry grad mal 210 Tage gelebt hat. Doch wieviele kommen noch? 

Meine Tage sind gezählt. Und die Bibel sagt uns, dass es gut ist, dass wir daran denken:

Tue mir kund, Herr, mein Ende und welches das Maß meiner Tage ist, damit ich erkenne, wie vergänglich ich bin. Siehe, handbreit hast du meine Tage gemacht und meine Lebenszeit ist wie nichts vor dir; nur ein Hauch ist jeder Mensch, wie fest er stehe.“

Psalm 39,5-6

So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen.“

Psalm 90,12

Mose, der alte, weise Mose, der schrieb dieses letztere Gebet auf. An die eigene Endlichkeit zu denken beschert uns Weisheit. Warum, frage ich mich. Was geschieht in meinem Herzen, wenn ich anfange, meine Tage zu zählen? Wenn ich anfange, mit dem Gedanken täglich zu leben, dass ich sterben werde. Dass meine Tage gezählt sind?

Ich kann nur von mir selbst sprechen. Wenn ich an meine Endlichkeit denke, wenn ich daran denke, dass morgen mein letzter Tag sein könnte, daran, dass morgen schon der Tag sein könnte, an dem ich vor Jesus stehe in seiner Herrlichkeit, dann macht das was mit mir und meiner Perspektive auf mein Leben. 

Da werden plötzlich alle Sorgen klein, die vorher so groß schienen, da scheint mir der Gedanke, was ich wohl mal für eine Rente bekomme, unbedeutend. Da wächst in mir der Wunsch, noch viel mehr für Jesus zu leben. Noch mehr in sein Reich zu investieren und nicht in mein kleines Königreich. Da geht mein Blick auf Wesentliches.
Ich denke, dass das damit gemeint ist, weise zu werden: Mehr für Jesus zu leben. 
Mich weniger um mein unbedeutendes Leben zu drehen und mich mehr um Jesus drehen. Mehr Zeit und Geld und Kraft zu verwenden, damit Menschen von ihm hören, durch mich oder durch andere. 

Manche denken vielleicht, ich bin ja schon voll dabei, ich bin ja im Ausland, um Menschen von Jesus zu erzählen, mein Leben ist doch schon „hingegeben“ und ich opfere doch schon viel. Aber nein. Auch für mich und uns ist das immer wieder eine Herausforderung: In welches Königreich investiere ich? In meines oder in das von Jesus?

Ich finde schön, was Mose in seinem Gebet nur wenige Zeilen nach dem „Tage zählen“ schreibt:

„Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen.“

Psalm 90,14

Das Leben für Jesus ist nicht trister Dienst. Nein, Leben für Jesus bedeutet in Freude und Zufriedenheit, in Dankbarkeit und innerem Frieden zu leben... an allen Tagen unseres Lebens. Doch wie geschieht das? Wenn ich mich sättigen lasse von Gottes Gnade. Wenn ich seine Gnade zu meinem täglichen „Frühstück“ mache, sie zu meiner Stärkung mache für jeden Tag! 

Ich habe mir wieder neu vorgenommen, die ersten Minuten eines neuen Tages bewusst diese Speise in mich aufzunehmen: Seine Gnade, aus der heraus ich leben will. Seine Gnade, durch die die leben können, die schwer krank sind. 

Und ich will mir mehr bewusst machen, dass mein Leben ein Ende hat, meine Tage sind gezählt. Ich bin nur wie ein Hauch, der gerade da ist und schnell vergeht. Ich möchte mein Leben in das investieren, was zählt, auch für die Ewigkeit. 

Ich will dir Mut machen, darüber nachzudenken. 

In was investierst du deine Zeit? Für welche Dinge gibst du dein Geld aus oder sparst du es? Wohin fließt deine Kraft, deine Energie, deine Freude? Sind es Dinge, die auch im Licht deiner Endlichkeit Wert besitzen und bestehen bleiben? Oder dreht sich eigentlich alles nur um dich und dein kleines Reich? Wie würdest du dein Leben verändern, was würdest du anders machen, wenn du wüsstest, dass du nur noch wenige Tage zu leben hast? 

Wieder geht ein Mensch

Ich hatte mich gerade hingesetzt, als mein Bekannter sich bei mir entschuldigte. Er war zu spät zu unserem Treffen im Cafe gekommen, weil es einen Unfall gegeben hatte. Schnell stellte ich fest, dass es sich nicht um einen kleinen Blechschaden handelte, sondern es war ein Mann von einem Auto erfasst worden.

Unfälle passieren bei uns immer wieder. Und Menschen werden bei uns sehr oft auf der Straße von Autos umgefahren. Es gehört für die Menschen unserer Region dazu, dass so etwas passiert. Die Verletzten werden dann meistens in das nahegelegene Krankenhaus nach Kukes gefahren, weil es in unserem keine wirkliche Hilfe in Notfällen gibt.

Als wir mit unserem Treffen fertig waren, kam ich noch einmal an der Unfallstelle vorbei, einer zentralen Kreuzung in unserer Stadt. Es waren unzählige Männer versammelt und mir wurde schnell klar, dass hier etwas Schlimmes passiert ist.

Es dauerte nicht lange, dann verbreitete sich die Nachricht. Ramiz Gjini, ein älterer Mann, ist seinen Verletzungen erlegen. Mir sagte der Name erst nichts, doch als man mir bestätigte, dass Ramiz jeden Tag in unser Familienzentrum kam, um dort Domino zu spielen wurde mir bewusst, um wen es sich handelt.

Ramiz war ein stiller Mann, doch er begrüßte mich immer herzlich, mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht. Er hörte und sah nicht mehr gut. Zusammen mit unserem Nachbarn Shaban, spielte er jeden Tag seine Runde Domino.

Da die Menschen in unserer Stadt innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden, findet morgen die Beerdigung statt. Frieder(mein Kollege vor Ort) und ich werden hingehen. Es wird meine 8 Beerdigung sein. Es ist so traurig. Wieder stirbt ein Mensch und wird beerdigt. Dieses Wegsterben von Menschen wird uns hier im Leben mit den Menschen viel mehr bewusst. Es ist als wenn hier die Menschen viel schneller und öfter sterben wie in Deutschland.

Ich werde morgen trauern. Und ich werde mich nicht für meine Tränen schämen, auch wenn keiner hier bei einer Beerdigung weint.

Ich werde trauern um Ramiz und seine Kinder(4 Töchter und einen Sohn), die zurückbleiben. Ich werde aber auch trauern um das Leben des Fahrers, dessen Leben für immer zerstört ist. Zuerst wird er ins Gefängnis gehen und dann wird er leben müssen mit der Schuld, einem Menschen fahrlässig das Leben genommen zu haben.

Ich werde vor allem aber trauern, über die Folgen der Sünde. Weil Sünde in die Welt gekommen ist, ist der Tod in die Welt gekommen. Und ich werde trauern, wegen der Hoffnungslosigkeit der Menschen. Wieder starb ein Mensch ohne Hoffnung und wieder beerdigen andere ihn, ohne Hoffnung.

Aber ich werde auch festhalten an der Hoffnung, die in Jesus liegt. JESUS LEBT und jeder, der an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Noch sind all die anderen Menschen am Leben, denen ich in den nächsten Tagen begegnen werde. Noch ist es Zeit für sie, die Hoffnung in Jesus zu ergreifen. Magst du Mitbeten, dass ich ein Hoffnungsbringer sein kann.

Im Gedenken an Ramiz habe ich hier noch einige Bilder von ihm.

Zur Erinnerung. Was es mit dem Familienzentrum und den alten Männern auf sich hat, die bei uns Domino spielen, erklärt folgendes Video. Dort ist ab Minute 1:37 auch Ramiz mit seiner weißen Kappe zu sehen.

Weihnachten ist immer noch eine Verheißung

Dieser Satz blieb mir an diesem Weihnachtsfest von all dem guten, was ich gelesen habe, am meisten in Erinnerung: 

„Christmas is still a promise.“

Weihnachten ist immer noch eine Verheißung. Er stammt aus dem Andachtsbuch von Joni Eareckson Tada. Dieses gibt es seit kurzer Zeit auch auf deutsch. Ich empfehle es dir herzlich.

Meine Gedanken zu der Aussage von Joni habe ich unten mal in Worte gefasst.

Weihnachten ist noch nicht die Erfüllung 
Das Fest der Liebe nicht das Ziel
Frieden und Freude 
Von den Engeln auf dem Felde versprochen
Wo seh ich sie?
Friede auf Erden 
Haben die Nachrichten das vergessen?
Das Engelswort damals in der heiligen Nacht?
Als der Sohn Gottes unter Schmerzen geboren wurde 
In der nicht so stillen Nacht?
Als Gott Fleisch wurde
Emmanuel
Gott mit uns.
Der langersehnte Retter
Wunderbarer Ratgeber, starker Gott 
Vater der Ewigkeit und Fürst des Friedens.

Ich sehe in diese Welt
Nein ich muss nicht in das hungernde Afrika 
Oder das kriegszerstörte Syrien schauen
Vor meiner Tür 
Lebt die Leere, die Hoffnungslosigkeit,
Der Streit und die Unversöhnlichkeit,
Die Trauer und der Tod,
Die Verzweiflung und der Kampf 

Ich begegne diesen Menschen hier tagtäglich
Weit entfernt von Freude und Frieden
Hoffnung und Licht.
Ich seh in ihre Gesichter 
Frag mich manchmal, wie man überhaupt so leben kann
Arm und einsam,
Krank und ohne Aussicht auf Besserung 
Ausgestoßen wegen einer Behinderung 
Ohne Arbeit. Ohne Sinn. Ohne ... Hoffnung. 

Ich seh in ihre Gesichter. Ich sehe sie.
Und in mir klingt das Wort 
Christmas is still a promise.

Weihnachten ist der wundervolle Anfang. 
Frieden hat es mir ins Herz gebracht
Doch Frieden muss noch werden
An so vielen Stellen in dieser Welt
In so vielen Herzen,
Die noch getrennt schlagen 
Von ihrem Schöpfer, der sie liebt.

Weihnachten muss noch werden. 
Friede und Freude muss werden.
Da ist diese Verheißung 
Die mich motiviert zu gehen
Die mich ruft zu diesen Menschen 
Und an diese Orte, 
Die noch immer ohne Weihnachten leben
Ohne Verheißung. Ohne Retter. Ohne Jesus.

Christmas is still a promise
Das Beste wird noch kommen
Menschen werden frei und freudig
Und erfüllt von Frieden, 
Auch wenn um sie herum alles zerbricht.
Die Verheißung, sie erfüllt sich immer mehr
Wo Menschen ihre Herzen öffnen 
Und ich dabei steh wie ein stauendes Kind 
Menschen hier die sein Wort lesen
Und verändert werden in sein Bild. 

Christmas is still a promise. 
Friede auf Erden muss noch werden.
Große Freude will sich weiter ausbreiten. 
Sie sucht Raum in Herzen
Bin ich bereit? Hat sie Raum in mir?