Du hast aber einen guten Mann

von Rahel Fröse am 13. April 2018

Letztens war ich zu Besuch bei meiner Freundin. Wie Gott es manchmal so führt, hatte sie an diesem Tag Geburtstag und auf der Straße begegnete ich ihrer Schwiegermutter, Rosa*  (die sich letztens auch zu Jesus bekannt hat) und noch fünf weiteren Schwiegertöchtern, die gerade auf dem Weg zu meiner Freundin waren. Ich habe zu dieser älteren Frau ein sehr gutes Verhältnis. Trotz ihres schweren Lebens hat sie sich noch so eine Freundlichkeit und Güte bewahrt. Das fasziniert mich.

Sie hat neun Söhne, aber 13 Kinder geboren, d.h. vier ihrer Kinder sind gestorben. Nur Söhne zu haben heißt auch, dass sie sehr wenig Unterstützung im Haushalt und auch mit sonstigen Arbeiten hatte. Mädchen beginnen bald, die Mutter zu unterstützen im Putzen, im Bewirten der Gäste, im Hüten der kleineren Geschwister... Söhne helfen in der Regel so gut wie gar nicht mit. (Ich versuche immer wieder Mütter zu ermutigen, doch auch ihre Söhne in die Hausarbeit mit einzubeziehen, aber ich vermute, dass die Tradition da stärker ist.)

So waren wir also bei meiner Freundin alle zusammen. Es gab Kaffee und danach noch ein ausgiebiges Mittagessen. Irgendwann sagte Rosa dann: „Also, dein Mann, der ist ja sehr gut.“ Dann erzählte sie, dass sie zwei Tage zuvor bei uns zuhause war. Sie traf dabei nur Danny und die Kinder an, da ich an diesem Vormittag mit den Frauen aus dem Team in die nächste Stadt in den Kosovo gefahren war, um Blumen für den Garten zu kaufen auf einem großen Markt. (Normalerweise gehen hier eher nur die Männer, um sich in dieser Stadt zu „vergnügen“.) So sah sie Danny im Garten sitzen, um ihn herum ein Haufen spielender Kinder und auf die Frage hin, wo Rakela (mein albanischer Name) ist, bekommt sie die Antwort, dass sie in Gjakovë auf dem Markt ist.

In euren Ohren klingt das jetzt gar nicht besonders, aber diese Frau war absolut von den Socken, dass der Mann die Kinder hütet und die Frau sich „draußen“ vergnügt im einkaufen. Ihren Söhne (aus einem sehr  konservativer Clan) würde das sicher nicht im Traum einfallen.

Wir mussten so lachen, als sie das in der Runde von Frauen so erzählte. Aber sie lobte Dannys Verhalten sehr, und das freute mich. Sie fand es nicht komisch, dass mein Mann so etwas macht, sondern sie war sichtlich berührt von dieser Beziehung, die wir zueinander haben.

Ja, es stimmt, ich habe einen sehr guten Mann. Sicher wird mir das noch mehr bewusst, indem ich hier in dieser Kultur lebe, in der Ehe und Familie so anders gelebt wird. Für uns war von Anfang an klar, dass Danny sich in diesem Punkt nicht anpassen wird, nämlich in dem, dass der Mann sich so gut wie gar nicht um die Kinder und deren Erziehung kümmert. Da wollen wir bewusst einen Kontrapunkt setzen. Und schön, dass das dann auch positiv aufgenommen wird. Ich hoffe, auch von dem ein oder anderen Mann...

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