Gezuar Vitin e ri - Frohes Neues

von Danny Fröse am 1. Januar 2014

Heute haben wir den ersten Tag des Neuen Jahres gefeiert. Hier in Albanien sind dieser und der morgige Tag die höchsten Feiertage im ganzen Land. Sie bedeuten den Menschen sehr viel. Für uns als Deutsche dagegen ist Neujahr einfach nur der Tag nach dem Sylvesterabend.

Es gab für uns also viel Neues zu lernen. Was nun hinter diesem wichtigen Fest steckt und wie wir uns selbst darin wiedergefunden haben, davon will ich in diesem Artikel kurz berichten.

Die Vorbereitungen

Wir durften in den letzten Tagen live miterleben, wie sich die Menschen um uns herum auf diese höchsten Feiertage vorbereitet haben.

  • Der Großputz - Im Garten werden die Pflanzen beschnitten und der Hof wird gekehrt. Auf der Eingangstreppe wird ein schöner Teppich verlegt. Innen wird der Empfangsraum auf Vordermann gebracht. Teppiche werden ausgeklopft und Gardinen gewaschen.
  • Einkäufe - An Vitin e ri werden die Gäste meistens mit Getränken, Obst und Süßigkeiten bewirtet. Diese müssen natürlich vorher besorgt werden. Dabei machen die Geschäfte in den Tagen vor Vitin e ri so viel Umsatz, wie im ganzen Jahr nicht. Kistenweise werden Äpfel, Mandarinen und sonstiges Obst  sowie Getränke verkauft.
  • baklava-w300Baklava - Das traditionelle Gebäck wird von vielen Hausfrauen in mühevoller Arbeit gebacken. Dabei werden 50-60 hauchdünne, runde Teigplatten aufeinander geschichtet. Dazwischen kommen Walnüsse. Das ganze wird dann gebacken. Serviert wird dieses Gebäck mit einer guten Portion Zuckerwasser. (Ich hatte das Vorrecht heute drei verschiedene Baklava-Portionen zu probieren. Eigentlich schmeckt es ganz gut. Es ist nur total süß und man kann nicht viel davon essen.)

Das Feuerwerk am Sylvesterabend

In Deutschland kann man erst drei Tage vor Sylvester Feuerwerkskörper kaufen. Hier in Albanien gab es Kracher und Böller schon zwei Wochen vor Weihnachten zu kaufen. Dementsprechend fing auch schon zu der Zeit das Geballere an.

Scheinbar stört das hier niemanden. Auf dem großen Platz unserer Stadt wurden in den letzten Tagen Unmengen an lauten Böllern losgelassen, während die Polizei daneben stand und das ganze begutachtete.

Gestern Abend ging das Geknalle dann schon 20 Minuten vor Zwölf los. Wir bestaunten ein paar prächtige Raketen. Viele von ihnen sind in Deutschland gar nicht frei verkäuflich.

Das Interessanteste aber war: Drei Minuten nach Zwölf war alles vorbei. Scheinbar waren alle Knaller und Raketen verschossen. Jetzt hört man hier und da noch die heftige Chinaböller knallen. Besonders eindrücklich ist das Echo, das sich an der etwa 300 m hohen Felswand bricht, die sich in der Nähe unseres Hauses befindet.

Der Besuchsmarathon

Anstatt auszuschlafen bereiten sich die Menschen darauf vor, den ganzen Tag ihre Freunde, Verwandte und Nachbarn zu besuchen oder Besuch zu empfangen. Wir gingen auch um 11 Uhr zu unseren Vermietern runter. Sie waren schick gekleidet und auf dem Tisch befanden sich all die Kostbarkeiten, von denen ich oben schon geschrieben habe: Getränke, Obst, Süßigkeiten und Baklava.

Das besondere an den Neujahrsbesuchen ist: Ganze Familien besuchen sich gegenseitig. Das was man sonst überhaupt nicht in der Stadt sieht, ist also an Neujahr normal: Familien sind gemeinsam in der Stadt unterwegs. Die Besuche sind jedoch meist nicht lang. Man trinkt und isst etwas, befragt sich gegenseitig über das Ergehen der ganzen Familie und dann ist es auch schon wieder vorbei.
Wichtig dabei ist, dass man sich gegenseitig besucht. So dauerte es also auch nicht lange, und wir bekamen  Besuch. Wir hatten natürlich nicht so toll aufgetischt, aber wir haben uns bemüht.

Am Ende des ersten Tages haben wir vier Besuche hinter uns. Morgen geht es weiter. So starten wir und die Menschen hier ins Neue Jahr.

Also noch einmal: Gezuar Vitin e ri. Frohes Neues.

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