Herr, schenke mir immer wieder neu den Mut zum Aufbruch.
Ich möchte mich aus den schützenden Mauern begeben und mich dieser so anderen Welt aussetzen.
Ich will sehen, riechen, hören.
Will angeschaut und manchmal auch angestarrt werden,
von manchen belächelt, von wenigen gegrüßt werden.
Schenke mir Mut und Selbstbewusstsein, mich als Frau hier frei zu bewegen, keinen Anstoß zu erregen, aber auch nicht mit dem Strom zu schwimmen.
Schenke mir Freude im Aufbruch, neben all dem Müll will ich die kleinen schönen Blümchen sehen. Öffne meine Augen für das Unscheinbare. Schenke mir die Augen kleiner Kinder, wie Gideon, dem die Müllberge nichts ausmachen, sondern der sich an der Katze darauf erfreut.
Herr, schenke mir den Mut zum Aufbruch.
Ich will es wagen, will nicht für mich bleiben, will Sprachlosigkeit ertragen und Achselzucken mit einem Lächeln entgegennehmen.
Schenke mir Liebe für die Menschen, die Bereitschaft den ersten Schritt zu gehen, wenn auch ohne Sprache -
ein freundlicher Gruß, ein Lächeln, ein Zunicken.
Ich will meinen Blick nicht senken, sondern ihn erheben, frei und offen.
Oh Herr, schenke mir jeden Tag neu den Mut zum Aufbruch!
Das war mein Gebet von heute. Gestern ging ich mit meinen Kindern spazieren. Es kostet mich noch Überwindung "raus" zu gehen, aber ich merke, dass es für mich sehr wichtig ist und mir gut tut. Ich gehe betend durch die Straßen, v.a. durch die, wo sich fast nur Männer befinden.
Durch meine Kinder spüre ich auch einen gewissen "Schutz", aber es ist schon komisch, so angeschaut zu werden (die Menschen kennen es auch nicht, Babys im Tragetuch zu tragen...). Ich wünsche mir sehr was ich oben geschrieben habe: Mut und Selbstbewusstsein, dort zu gehen, frei und offen.
In meiner stillen Zeit las ich passend in Jeremia 20, 11:
Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held,
darum werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen... .