Warum es sich lohnt hier zu sein

von Rahel Fröse am 3. Januar 2018

Es sind diese besonderen, unerwarteten Momente. Momente, die Gott schenkt wie aus dem nichts. Ungeplant. Und doch so erbeten.
Es sind diese Momente, die mir zeigen, warum ich eigentlich hier bin und dieses verrückte Leben lebe, das ich lebe.

Einer dieser Momente war gestern.

Wir waren gerade dabei, die Nachmittagsbesuche zu planen. Es sind die Tage nach Neujahr, an denen man hier gewöhnlich viele Besuche macht. Wir nutzen diese Zeit auch und ziehen uns einem regelrechten Besuchsmarathon unter. Jemand zu besuchen ist für diese Person ein Zeichen für Respekt. Für uns willkommene Gelegenheiten, viele Menschen in ihren Häusern anzutreffen und auch mal als ganze Familie loszuziehen.
Nun, unser geplanter Besuch war noch nicht zu Hause. So wollte ich noch schnell bei den Nachbarn vorbei schauen. Die Frau lädt mich oft ein und zeigt auch eine Offenheit für das Evangelium.

Als ich das Tor aufmachte, wusste ich nicht, ob ich kehrtmachen soll. Vor der Tür standen sehr viele Paar Schuhe, was auf sehr viele Besucher schließen lässt.
Doch dann kam mich die Nachbarin auch schon begrüßen. Ein zurück gab es nicht mehr. Nun, ich hatte gedacht, mit ihr in Ruhe reden zu können. Doch nicht jetzt.

Ich trat in den kleinen, dunkeln, wohlbeheizten Raum. Hier saßen 12 Leute auf Sofa und Stühlen. Alle standen auf und jedem gab ich die Hand und wünschte ein frohes neues Jahr. "Das ist die Deutsche." Hörte ich in einer Ecke tuscheln. Ich kannte kaum einen in dem Raum. Nach der Reihe wurde ich von jedem nach meinem Wohlbefinden, dem meiner Familie und meiner Familie in Deutschland gefragt. Ich stellte alle Fragen natürlich höflich zurück. (An dieses Prozedere muss man sich am Anfang hier sehr wohl gewöhnen.)

Nach einigem hin und her, was wir hier machen etc. kam dann auch die Sprache auf Gott. Wie so oft hörte ich auch hier den Satz: "Es gibt nur einen Gott. Es ist doch alles das gleiche. Wir in Albanien kommen mit den anderen Religionen sehr gut zurecht." Einer der Männer ergriff das Wort. Es war ihm nicht peinlich, mit mir zu reden. In der Öffentlichkeit wäre es undenkbar. Doch in dem geschützten Haus konnte er und ich ganz offen und frei reden.

Ich sagte: "Es stimmt wohl, dass es nur einen Gott gibt. Aber die wichtigste Frage ist wohl, wie wir zu diesem heiligen Gott gelangen können." Zustimmung bei den Zuhörern.
Ich ging erst auf ihren Glauben ein. Der Weg der Muslime, gefallen vor Gott zu finden. Auch sie glauben daran, dass Blut fließen muss zur Vergebung der Sünden.

Nach einer Weile erzählte ich von dem Gott, der selbst auf diese Erde kam, was wir auch an Weihnachten gefeiert haben. Ein Gott, der weiß, dass wir von uns aus nicht in seine Nähe kommen können, kommt zu uns. In Jesus!

Er hat ein für alle mal mit seinem Blut die Sühnung geschaffen für unsere Sünden. Daher müssen wir nicht immer wieder opfern. Jesus hat dieses Opfer gebracht. Sein Blut wurde vergossen, um mich rein zu waschen und Gott wohlgefällig zu machen.

Es ist Stille im Raum. Alle Augen schauen mich an. Einer der Männer schaut ungläubig aber doch aufmerksam und fragt den anderen, der engagiert im Gespräch ist. Dieser erklärt in seinen eigenen Worten nochmal das, was ich gerade gesagt hatte und meinte, ich habe es doch sehr gut erklärt. Es kann nichts besseres passieren, als dass Hörer in eigenen Worten das Evangelium erklären und es direkt anderen weitergeben, obwohl sie es selber ja noch gar nicht glauben.

Es ist eine kleine Goldstunde. Eine besondere. Eine Gelegenheit, Menschen, die es noch nie gehört haben zu erzählen.  Ihnen von dem vollkommenen Werk Jesu zu erzählen. Viele große Augen, Stille und Interesse - das kommt nicht so oft alles auf einmal vor.

Je mehr ich über diesen kurzen "Zwischenbesuch" nachdenke, desto mehr staune ich über Gottes Wirken. Er wollte, dass ich genau zu diesem Zeitpunkt in dieses Haus gehe. Mir war seine Führung am Anfang nicht bewusst. Ich dachte eher, es ist unangebracht. Aber er hat daraus eine Lichtstunde gemacht. Das Evangelium kam in diesen Minuten in diesen dunklen Raum und sprach zu all diesen Menschen, jung und alt. Mein Gebet ist, dass es auch in den Herzen dieser Menschen hell wird.

Solche Momente meine ich. Solche Momente, die mir zeigen, dass es sich lohnt, hier zu sein. Sie sagen mir: Rahel, es ist gut, dass du hier bist. Wer sonst bringt diesen Menschen die beste Botschaft der Welt?

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