Warum nicht ich?

von Danny Fröse am 8. Juni 2019

David Powlison, ein bekannter Seelsorger aus Amerika, ist heute nach einem kurzen Krebsleiden im Alter von 69 Jahren verstorben. Im Gedenken an ihn möchte ich diesen Artikel neu veröffentlichen. In diesem Artikel findest du eine sehr bewegende Art mit Leid umzugehen. Wieviel schwerer wiegen diese Worte im Anblick des Krebsleidens, an dem der Autor jetzt verstorben ist.


Vor ein paar Tagen habe ich das Buch "God`s Grace in Your Suffering" zu Ende gelesen. In dem Buch geht es um den Trost und Zuspruch, den unser Glaube an Gott uns in Zeiten des Leidens bietet.

Durch meine Erkrankung mit MS ist das Thema: "Gott im Leiden erfahren" immer wieder sehr aktuell. Das Buch spricht verschiedene Bereiche an, wie wir in unserem Glauben Trost im Leiden empfangen. Es hat mir sehr viel Mut gemacht. Ich bin sicher, dass ich dieses Buch nicht zum letzten Mal gelesen habe.

Im Schlusskapitel führt der Autor David Powlison seine mutmachenden Worte dann auf die Spitze. Ich gebe sie hier mit eigenen Worten und auf mich bezogen wieder:

Am Anfang jeden Leidens steht die Frage: "Warum ich? Warum muss mir dies widerfahren? Warum jetzt? Warum?"

Doch auf diese Fragen bekommen wir zumeist keine hinreichende Antwort. Wir wissen, dass unser Gott selbst Mensch wurde, in Christus kam er ins Leiden, an meiner Stelle. Mein Gott speist mich nicht ab mit Ratschlägen aus der Ferne. Er kommt in mein Leiden und er geht mit mir den ganzen langen Weg. Er trägt mich selbst in den schwierigsten Momenten. 

Diese Tatsache verändert die Fragen, die in meinem Herzen aufkommen. Das nach innen-gewandte "Warum ich?" tritt in den Hintergrund, hebt die Augen und beginnt sich umzuschauen.

Ich wende mich nach aussen und neue und wundervolle Fragen entstehen: "Warum du? Warum du, Herr des Lebens? Warum kommst du in diese Welt voller Bosheit? Warum nimmst du Verlust, Schwachheit, Leiden und den Tod in Kauf? Warum solltest du das für mich tun? Aber du hast es getan, weil du die Freude gesehen hast die vor dir lag. Du tatest es aus Liebe. 

Wenn diese tieferen Fragen ihr Ziel finden, dann werde ich freudevoll ruhig. Das Universum dreht sich dann nicht mehr um mich. Und dennoch bin ich Gott nicht egal. Gottes Geschichte stutzt mich genau auf die richtige Größe zurück - weder zu groß noch zu klein. Alles zählt und jeder ist bedeutungsvoll, aber der Maßstab ändert sich, zu etwas, das viel mehr Sinn macht. Ich erlebe schwierige Dinge. Aber ich habe schon viel besseres empfangen,  was mir nicht mehr genommen werden kann. Und dieses bessere etwas wird mit mir den ganzen langen Weg beistehen. 

Ich werde sogar fähig von ganzem Herzen Danke zu sagen, in mitten von all dem was wirklich falsch ist, denn alle Sünden und alle Leiden kommen nun unter seine liebende Fürsorge. 

Am Ende bin ich sogar so weit zu sagen - und es auch so zu meinen - eine geradezu unvorstellbare Frage: "Warum nicht ich? Warum nicht dies? Warum nicht jetzt?" Wenn mein Glaube in irgendeiner Weise scheint als ein Nachtlicht in einer sehr dunklen Welt, warum nicht ich? Wenn mein Leiden den Retter der Welt bekannt macht, warum nicht ich? Wenn ich durch mein Leiden die Leiden Christi ausfüllen kann, warum nicht ich? Wenn er mich heiligt durch die heftigste Bedrängnis? Wenn meine Schwachheit die Kraft Gottes darstellt uns zu retten von all dem was falsch ist? Wenn meine aufrichtigen Kämpfe anderen Strauchelnden zeigen, wie man auf seinen Füßen landet? Wenn mein Leben für andere eine Quelle der Hoffnung ist, warum nicht ich?

Natürlich, ich will nicht leiden, aber ich werde willig,  wie mein Retter, der sagte: "Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht wie ich will, sondern du wie du willst." (Matth 26,39)

Wie bei ihm, werden meine lauten Schreie und Tränen gehört von dem Einen, der vom Tode erretten kann. Wie er, werde ich gehorsam lernen durch das was ich leide. Wie er, werde ich mitfühlend sein mit der Schwachheit anderer. Wie er, werde ich behutsam umgehen mit denen die ignorant und eigensinnig sind. Wie er, werde ich einer ungläubigen Welt Glauben zeigen, Hoffnung einer hoffnungslosen Welt, Liebe einer lieblosen Welt, Leben einer sterbenden Welt. Wenn all diese Verheißungen tatsächlich wahr werden, warum dann nicht ich?

 

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