Die Brotauslage beim Bäcker

Mit der Bahn unterwegs - Die Lehre aus unserer ersten Bahnreise als Familie

Man lernt nie aus. Diese Erkenntnis gewannen wir, als wir am letzten Montag am Bahnhof in Bonn standen und mit der Menge von Gepäck, auf den Zug nach Mannheim warteten.

Aufgrund von sehr günstigen Flugzeiten und Preisen, hatten wir uns entschieden nach Basel zu fliegen und von dort mit der Bahn weiter zu reisen. Dies haben wir dann auch getan.

Was wir gelernt haben...

Im Nachhinein haben wir bemerkt, dass dies nicht die beste Entscheidung war.

Ostersonntag-2Es war so gut, dass wir durch eine Punkte-Sammelaktion günstig und schnell mit der Bahn reisen konnten. Besonders sind wir dankbar, dass Familienangehörige uns die zwei Bahnfahrten für jeweils hundert Euro voll finanziert haben.

Wir haben uns natürlich sehr gefreut, unsere Freunde in der Nähe von Freiburg zu sehen und wir wurden auch sehr herzlich empfangen. Dankbar sind wir auch für unsere Gastgeber in Buggingen, die uns ganz lieb bewirtet haben.

Ein Zwischenstopp mit einer Übernachtung und einer vierstündigen Bahnfahrt am nächsten Tag klangen für mich, als ich die Flüge buchte, nicht als das größte Problem.

Doch alles in allem bleibt der Eindruck zurück, dass das ganze doch ziemlich herausfordernd war.

Denn ...

... zwei Kinder in einem Zug mit drei Koffern, zwei Rucksäcken und einem Kinderrucksack sind dann doch eine Hausnummer, die nicht zu unterschätzen ist. Immerhin müssen diese ganzen Sachen (Kinder sind keine Sachen, ich weiß ;-)) durch enge Gänge, volle Züge, und von einem Gleis aufs andere geschleppt werden, mit Treppen ohne Rolltreppe.

Ostersonntag-8Es kam hinzu, dass wir unsere Rückfahrt ausgerechnet für den Ostermontag gebucht hatten. Nachdem wir die ärztliche Untersuchung abgewartet hatten, konnten wir erst den Zug buchen. Es gab für die Strecke Mannheim-Freiburg dementsprechend keine Reservierungen mehr. Wir reisten also in einem völlig überfüllten Zug. Immerhin durften wir uns dann in einem Wagon der 1.Klasse niederlassen.

Früher war Bahnfahren entspannend...

heute, mit Kindern ist es eher anstrengend. Im Gegensatz zum Auto sind Kinder in der Bahn nicht angeschnallt. Sie können also herumturnen und Blödsinn machen und ständig ist man dabei, dies zu unterbinden. Bahnfahren bedeutet auch Rücksicht nehmen auf die anderen Fahrgäste. Dies ist eine besondere Herausforderung, wenn man so ein lebendiges Kind wie den Gideon dabei hat.Ostersonntag-9

Schön war, als Gideon irgendwann kurz vor Ende unserer Reise völlig ermüdet auf dem Boden der 1.Klasse sein Haupt niederlegte.

Dankbar sind wir trotzdem ...

Ostersonntag

 

Wenn alle deine Träume platzen...

 

Stell dir vor du investierst 30.000 Euro, um illegal in ein anderes Land zu kommen. Es ist vielleicht mehr, als du in einem Jahr verdienen würdest. Doch du versprichst dir von der illegalen Einreise ein viel besseres Leben.

Du setzt alles auf eine Karte. Es geht um alles oder nichts.
Doch am Ende stehst du mit leeren Händen da. Du hast es nicht geschafft. Noch bevor du das "gelobte Land" betreten konntest, wurdest du geschnappt.

Wieder ist einer gescheitert

Genau so erging es Florit, den ich gerade getroffen habe. Ich hatte mich schon gewundert, wo der junge Mann (Mitte-Ende Zwanzig) wohl sei. Als wir zuletzt frische Forellen aus seinem Forellenteich holen wollten, war er nicht anzutreffen.

Wir hörten dann, dass er nach England gegangen sei, wie so viele der jungen Männer in unserer Stadt. (Ich schrieb schon hier über die hoffnungslose Situation in unserer Stadt.)

Vor ein paar Tagen sah ich ihn wieder in der Stadt. Ich dachte mir nichts dabei, außer dass sein Besuch in England wohl wieder zu Ende sei.

An der Grenze geschnappt

Aber als ich ihn jetzt traf, erfuhr ich den Grund seiner Abwesenheit und seiner Rückkehr. Ich fragte ihn noch ganz unbedarft, wie es denn in England gewesen sei. Er lächelte nur verlegen und legte beide Hände aufeinander. Mir war schnell klar, dass er bei seinem Versuch illegal nach England einzureisen geschnappt worden war.

Er erklärte mir dann den Hintergrund seiner Reise. Versteckt in einem LKW wollte er mit vier anderen jungen Männern über Belgien durch den Tunnel nach England einreisen. Am Eingang des Tunnels in Calais, wurde der Lastwagen aber von von der Polizei geprüft. Deren Spürhunde haben die vier versteckten Männer natürlich gewittert und damit waren sie aufgeflogen.

Abgeführt in Handschellen kamen Florit und seine Kollegen für 20 Tage ins "Lager".

Mehr als ein Jahresgehalt

Ich fragte ihn, wieviel ihn das gekostet hat. Er nannte mir die unglaubliche Summe von 6000 britischen Pfund. Das sind umgerechnet 7287 Euro.

Möglicherweise hatte Florit Jahre gespart, um sich diesen Traum zu erfüllen. Doch nun war alles umsonst. Das Geld ist weg. Zurück bleibt ein junger Mann, dessen Traum geplatzt ist.

Jetzt arbeitet er wieder an seinem Forellenteich und lebt bei seinen Eltern.

Die unendliche Hoffnungslosigkeit

Diese Begegnung heute nachmittag hat mir noch einmal gezeigt, wie unendlich hoffnungslos die jungen Männer hier sind. Ja, es stimmt, viele schaffen es tatsächlich nach England zu kommen und jahrelang unentdeckt schwarz zu arbeiten. Doch viele werden auch geschnappt und müssen zurück kommen.

Wie verzweifelt muss man sein, um so viel Geld zu riskieren.

Ich konnte nichts anderes als mein tiefes Bedauern zum Ausdruck zu bringen. Nicht über den gescheiterten Versuch einer illegalen Einreise, aber über gescheiterte Hoffnungen und geplatzte Träume.

Mein Gebet ist, dass ich diesem Mann helfen kann, in Jesus Hoffnung zu finden.

Der Segen eines Briefes, geschrieben mit der Schreibmaschine

schreibmaschine

Wir staunen immer wieder, wie sehr wir gesegnet sind durch die Vielfalt unserer Freunde. Es ist für uns ein großer Schatz, zu wissen, dass Geschwister in Deutschland hinter uns stehen. Wir haben junge und alte Freunde, reiche und arme. Es ist ein buntes Gemisch von Brüdern und Schwestern, die sich vereinen in dem Anliegen, uns zu stärken.

Als wir nun aus Deutschland zurück kamen, erwartete uns schon ein Brief, den ein älterer Bruder uns geschrieben hat.

Dieser Brief ist etwas ganz besonderes. Er ist mit einer Schreibmaschine geschrieben. (Erklärung für die Jüngeren unter unseren Lesern 😉 : Das sind schwere Maschinen auf denen man tippen kann. Per Anschlag werden einzelne Buchstaben auf das Papier gedruckt. Tippfehler sind nicht wieder gut zu machen.)

Unser Freund hat sich die Mühe gemacht, einen Brief mit der Schreibmaschine zu schreiben. Aber was noch viel besser ist, ist die Liebe und Herzlichkeit, die in diesem Brief zum Ausdruck kommt.

Es ist so gut zu hören, dass dieser Freund für uns vor Gott eintritt.

Wir finden diesen Brief und die Art, wie er geschrieben ist, so schön, dass wir ihn gerne mit dir teilen wollen. Deswegen haben wir hier mal einen originalgetreue Abbildung eingefügt. Die persönlichen Angaben sind dementsprechend geschwärzt.

Lass dich erbauen durch diesen Brief, der auch uns erbaut hat.

brief von günter-w720