Nur ein Besuch im Dorf?

Vor einigen Tagen besuchte ich mit meiner Freundin von hier ihre Familie im Dorf. 

Krume ist ja die regionale „Hauptstadt“, kaum zu glauben, wenn man sie sieht, aber im Vergleich zu den vielen kleinen und verstreuten Dörfern drum herum ist sie wirklich eine Stadt. 
Da die Ferien hier ja schon seit Anfang Juni am laufen sind und es echt nicht immer leicht ist, die Kinder hier bei Laune zu halten, empfand ich es als eine schöne Abwechslung, mal ins Dorf zu fahren. Dort läuft das Leben noch mal ganz anders ab. Fast jeder im Dorf hat Tiere: Hühner, Schafe, Kühe, Ziegen. Und dann noch Gärten und Felder und Obstbäume. Außerdem gibt es meistens noch irgendetwas anderes interessantes für Kinder zu entdecken. (Tatsächlich haben wir in diesem Dorf ein halbes Skelett von einer Kuh gefunden, das Gideon spontan als eine Motorsense umfunktionierte und uns die Beine abschneiden wollte... nichts wie weg...:) 
Die Menschen sind extrem gastfreundlich und auch wenn das Essen oft sehr einfach ist, wir genießen es und es schmeckt einfach toll. Unsere Kinder lieben es, bei Albanern zuhause zu essen. 

An diesem Morgen bereitete ich nun alles für unseren mehrstündigen Besuch vor. Kurz bevor es losging nahm ich mir noch einige Momente in der Stille vor Gott. Ich betete für die Zeit. Irgendwie kam ich vorher gar nicht dazu. Ich war zu sehr mit den Kindern beschäftigt und einfach mit der Tatsache, dass es eine willkommene und schöne Abwechslung werden wird.

Als ich so betete, da war es wie Gottes Stimme, die ich hörte: 
„Rahel, du bist meine Botschafterin. Ich sende dich in dieses Dorf. Es ist ein Dorf, das noch unberührt ist von meinem Evangelium. Du bist meine Botschafterin des Friedens. ICH sende dich dort hin. Du bringst mein Reich dorthin. In ein Dorf, das mich nicht kennt, zu Menschen, die mich nicht kennen. Das ist ein Privileg. Du gehst in meinem Namen. Es ist viel mehr, als nur ein Besuch.“

Ich war innerlich echt berührt. Ja, ich bin eine Botschafterin Jesu, egal wo ich hin gehe und mit wem ich hingehe. Und auch wenn ich vier Kinder im Schlepptau habe...

Und interessant war dann, dass die Frau, etwa in meinem Alter, die das Essen vorbereitete, erzählte, wie vor vielen Jahren, als sie noch ein Kind war, mal Deutsche in ihrem Dorf waren und ihr von Jesus erzählt haben. Sie kannte noch den Namen Jesus. Und jetzt, nach vielen vielen Jahren, kam wieder eine, die von ihm erzählte...

Als wir nach fünf Stunden zurück fuhren, kamen wir an der alten Moschee des Dorfes vorbei. Sie hatte selbst die Zeit des Kommunismus einigermaßen heil überstanden. Die Menschen in diesem Dorf sind alle Muslime. Sie brauchen Jesus. Sie brauchen Rettung. Wie gut, dass Gott mich wieder in diese Realität zurückgerufen hatte. 

Was die Geschichte von Kain mit meinem Geburtstag zu tun hat

Seit dem 9.9. bin ich dabei, täglich sechs Kapitel in der Bibel zu lesen. Und ich muss sagen, dass ich schon jetzt einen großen Segen empfinde. Es ist toll, aus dem Alten und dem Neuen Testament parallel zu lesen. Die ersten Worte der Bibel: „Am Anfang schuf Gott...“ und dann zu Johannes zu wechseln und zu lesen: „Am Anfang war das Wort...“. Zu lesen von dem erstem kleinen Evangelium in der Bibel, als der Retter verheißen wurde und dann viele Seiten später, vom dem Retter zu lesen. Das ist Gottes ganze Geschichte mit den Menschen. Ich finde es wieder neu so spannend. 

So erschreckend, wie schnell es mit den Menschen „bergab“ ging nach dem Sündenfall, alles dichten und trachten ist nur böse. Wahnsinn! Es ist spannend, schon so oft irgendwie gelesene und doch packt es mich wieder ganz neu.

Doch nun zu meinem Erlebnis gestern. Wir waren schon auf dem Heimweg von unserem Kurzurlaub und machten noch in einer Stadt Halt, in der wir zuletzt vor fünf Jahren waren. Wir wollten für eine Nacht bleiben, um dann meinen Geburtstag noch dort schön zu feiern. 
Als wir am 11.9. dann früh aufwachten, da regnete es und die Hitze vom Vortag war komplett verflogen. Ich hatte mir gewünscht, mich für ein Stündchen am Morgen noch vor dem Frühstück zurückziehen zu können, um mit Jesus zu sein. Das tat ich auch. Ich suchte ein nettes Café in der Altstadt und saß da, etwas fröstelnd mit herrlichem Blick aufs Meer, das grau in grau vor mir lag. Und ich las weiter bei 1. Mose 4. Kain und Abel werden geboren. Beide bringen Gott ein Opfer dar, doch das von Kain nimmt Gott nicht an. Was ich dann interessant fand war, dass Gott zu Kain spricht. Er spricht zu Kain, nicht zu Abel. Und was sagt er?

„Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum hat sich dein Gesicht gesenkt? 7 Ist es nicht so, wenn du recht tust, erhebt es sich? Wenn du aber nicht recht tust, lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen.“

Gott spricht zu Kain. Er scheint ihm also wirklich auf dem Herzen zu liegen und er liebt ihn. Auch wenn er seine Opfergabe nicht angenommen hatte. Gott wollte ihn für das Gute gewinnen. Aber Kain ließ sich von der Sünde überwinden. Schon im nächsten Vers lesen wir, wie er hinterhältig seinen einzigen Bruder umbrachte. Was für krasse Auswirkungen der Sünde im Menschen! 

Ich musste viel an das denken, was Gott dem Kain gesagt hat. Die Sünde lauert vor unserer Tür. Sie hat Verlangen nach uns, aber wir sollen über sie herrschen. Was bedeutet das für mich?

Ich sah an den Himmel. Die ganze letzte Zeit war es schön. Genau heute an meinem Geburtstag war es ein Regentag und es wurde mir schnell klar, dass unsere Pläne für den Tag nicht zu realisieren waren. So ging ich morgens etwas shoppen (was mir so gut tat) und dann entschieden wir, schon früher loszufahren nach Hause. Während wir fuhren bekam ich Kopfschmerzen und eine Übelkeit, wie ich sie schon sehr lange nicht mehr hatte. Ich musste mich übergeben und wusste wirklich nicht, wie ich diese Fahrt überstehen sollte, in einem vollgepacktem Auto, mit lebendigen Kindern, einem Baby das weint und etwas von mir möchte... zum stillen hielten wir an. Den einen sticht dann eine Biene und er heult, der nächste schmiert die halbe Fenistil Tube auf den Sitz, es ist heiß und ich sitze am Rand des Autos, Kopf nach unten, müde und so elend wie noch lange nicht mehr, und alles will in mir sagen: „So habe ich mir meinen Geburtstag nicht vorgestellt. Warum Gott?“ Die vielen lieben Nachrichten von Freunden stacheln es ungewollt noch an: „Wir hoffen, du hast einen wunderschönen Tag.“ Ja, ja, wenn die wüssten... Ich habe mich schon lange nicht mehr so elend gefühlt... 

Es war mir, als wäre es eine Probe. Die Sünde lauert auch vor meiner Tür. Klage ich Gott an? Werde ich missmutig und traurig? Verbreite ich schlechte Stimmung? - All das läge meinem Naturell nahe. Über all das hätte sich der Teufel gefreut und er hätte gesiegt. Zweifle ich an der Güte Gottes an diesem Tag? 

Nein. Nein, ich will dem Teufel nicht diesen Sieg geben. Ich will Gott dennoch loben und ihm danken, auch wenn mein 35. Geburtstag so verläuft. Es war ein Sieg für mich und für Jesus. Und das war ein wunderschönes Erlebnis, auch an solch einem Tag. Das hat Gottes Geist in mir gewirkt. Ich bin nicht stolz oder denke, dass das immer so sein wird. Nein, ganz und gar nicht. Aber es war so schön zu sehen, wie Gottes Wort in mein Leben gesprochen hat und mich zum Guten angespornt hat. 

An alle Frauen, die Stärkung, Erfrischung, Wegweisung, Weisheit, Einsicht, Wahrheit, Gerechtigkeit... suchen

In Psalm 19 las ich die Tage folgende Verse:

Das Gesetz des Herrn ist vollkommen,
Es stärkt und erfrischt die Seele.
Was der Herr in seinem Wort bezeugt,
Darauf kann man sich verlassen,
Auch einen Unerfahrenen wird dadurch Weisheit geschenkt.
Die Anordnungen des Herrn sind wegweisend
Und erfreuen das Herz.
Das Gebot des Herrn ist klar und deutlich,
Es schenkt neue Einsicht. ...

Wertvoller als Gold sind sie,
Kostbarer als eine Menge von feinsten Gold;
Sie sind süßer als Honig,
Ja, süßer noch als Honig, der aus der Wabe fließt.
Herr, auch ich, dein Diener,
Lasse mich durch sie zurechtweisen,
Sie zu befolgen bringt großen Lohn. 
Wem fällt es schon gleich auf,
Wenn er falsch gehandelt hat? Sprich mich frei von unbewusster Sünde. 

Mögen die Worte, die ich spreche,
Und die Gedanken, die mein Herz ersinnt,
Dir gefallen, Herr, mein Fels und mein Erlöser! 

Genau das brauche ich wieder! Dachte ich. 
Ich brauche Stärkung und Erfrischung meiner Seele. 
Ich brauche Weisheit in so vielen Bereichen meines Lebens.
Ich brauche Wegweisung und ich suche diese tiefe Freude, die nur von Gott kommt. Ich sehne mich nach neuen Einsichten, nach Gottes Wahrheit. 
Ich möchte mein Leben neu von Gott durchleuchten lassen und mir von ihm meine verborgenen Sünden zeigen lassen.
Ich möchte dieses feine Gold besitzen, ich möchte diesen süßen Honig genießen. Doch wie geht das? Wie komme ich dort hin? 

Der Psalmist gibt eine klare Antwort. All das kommt von Gottes Wort! Gottes Wort selbst ist das Gold und der Honig. Ja, noch viel mehr als das. Von seinem Wort kommt Stärkung und Erfrischung und Weisheit und Einsicht und Wahrheit und Wegweisung und, ach, noch so viel mehr. 

Dann las ich einen Artikel. Lasst uns Frauen des Wortes Gottes sein. So war er überschrieben. Darin forderte die Autorin, Rachel Jankovic, ihre Leser auf, sich nicht zufrieden zu geben mit diesen kleinen Abschnitten, kleinen Brocken aus Gottes Wort, die wir mal hier und mal da lesen, wenn grad etwas Zeit da ist. Wir gehen immer wieder zu unseren Lieblingspassagen, die uns gefallen. Wir sind zufrieden mit nur so wenig von diesem Gold und diesem Honig. Doch das ganze Wort Gottes ist uns gegeben als ein Schatz. 

Ich fand mich sehr angesprochen, denn genauso habe ich in den letzten Monaten, ja, Jahren, in der Bibel gelesen. Meine kleinen Kindern, klar, die sind eine Ausrede und es stimmt, ja, wirklich stille Zeit zu finden ist echt schwer. Aber auch dazu hat Rachel einen tollen Artikel geschrieben, den ich las. Könnten wir doch nur unser vorgefertigtes Bild von dem, was „stille Zeit“ ist, aufgeben. Denn auf stille Zeit zu warten mit vier kleinen Kindern, das gleicht fast einem haschen nach Wind. 

Aber nein, Schluss. Ich will das nicht mehr vorschieben. Ich sehne mich zu sehr danach, wieder voll aus dem Schatz Gottes zu schöpfen. Will mich in diese Segenswellen stürzten, wie heute morgen, als ich um halb sieben in die Fluten des Meeres sprang. Vielleicht scheinen mir die Wellen zu hoch. Sie sind so groß, so mächtig. Ich werde das nie schaffen. Sie machen mir sogar etwas Angst. Werde ich es schaffen? 
Das sind Gedanken, die kommen, wenn ich bedenke, dass ich jeden Tag sechs Kapitel der Bibel lesen möchte. (Mit freien Sonntagen dazwischen und freundlichen „Aufholtagen“ 🙂

Doch ich möchte losgehen. Möchte feste Schritte ins Wasser machen. Möchte mich fallen lassen und spüren, wie mich die Wellen tragen. Von einer Welle zur anderen. Es geht immer weiter. Ich bin getragen. Ich bin gesegnet. Ich bin glücklich. Ich bin froh, allen inneren Gefühlen der Angst zu versagen (und wenn ich es nicht immer schaffe, ich bin und bleibe Gottes geliebte Tochter, nicht mehr und nicht weniger), der Mutlosigkeit, des Zweifelns... widerstanden zu haben. Mit Gottes Hilfe und seiner Gnade kann ich es schaffen!

In dem ersten Artikel, den ich las, erzählte die Frau von einer Bible Reading Challenge unter Frauen. Dazu gibt es einen tollen Plan, den man ausdrucken kann und der jetzt am 9.9. beginnt. (Man kann ihn auch als App haben, z.b. Bei YouVersion. Suche nach dem Begriff "Keep the feast". Dort kann man auch starten, wann man möchte...) 

Ich finde den Gedanken so schön, dass Zausende andere Frauen zu dieser Zeit beginnen und das lesen, was ich lese. Man ist verbunden mit so vielen Schwestern auf der ganzen Welt. Ich habe auch schon einige meiner engen Freundinnen gefragt, ob sie dabei sind. 

Ich finde es toll, dass er jetzt beginnt. Nicht erst am 1. Januar. Nein, jetzt brauche ich es. Jetzt ist mein Feuer angezündet. Jetzt will ich beginnen, wieder mehr zu einer Frau des Wortes zu werden. 

Und ich will dich herausfordern! Mache mit! Springe mit mir und tausenden anderen in diese Wellen, die dich mit Segen umgeben und dich tragen, dich erquicken. Das ist Gottes Verheißung an uns, wenn wir sein Wort lesen. (Lese Psalm 119 dazu!!)

Vielleicht liest du das nach dem 9.9. Das macht nichts. Du kannst jederzeit damit beginnen (mit dem Plan "Keep the Feast" in der App YouVersion). Lasst uns dieses Abenteuer gemeinsam erleben, Goldgräber sein. Lasst uns Gott bei seinem Wort nehmen und erleben, was sich verändert. Ich bin gespannt und bete, dass du, der du das liest, neu herausgefordert wirst, eine Frau des Wortes Gottes werden zu wollen. Gehe mutig voran. Ich will es auch tun. Gott ist mit uns! Und er tut nichts lieber, als dieses Vorhaben zu segnen!

Photo by Rachel Lynette French on Unsplash

Eine von Ihnen

Vor ein paar Tagen habe ich mit einer lieben Freundin telefoniert. Sie war selbst vier Jahre in Krume und ein halbes Jahr hatten wir noch gemeinsam hier. Als ich so auf dem Balkon saß, konnte man im Hintergrund die für den Sommer übliche laute Musik hören, die zu Verlobungen oder Hochzeiten gespielt wird. (In unseren Ohren klingt sie bissle Türkisch, also komplett anders als unser Ohr normal gewöhnt ist.)

Uli meinte dann, dass sie das in Deutschland ja schon vermisst, diese Feststimmung im Sommer in Krume. Oh, das man das mal vermissen wird, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Uns nervt es eher manchmal, die immer gleichen Lieder, von 7-12 Uhr und dann wieder am Abend ab 19 Uhr. Aber wie mit den meisten Dingen, die man manchmal gar nicht schätzt, wenn man sie nicht mehr hat, dann vermisst man sie.

Während ich das hier schreibe läuft auch wieder laute Musik. Gute Bekannte verheiraten ihren Sohn. Am Sonntag ist die offizielle Hochzeit mit Bankett etc. Aber seit Mittwoch Abend treffen sich alle Verwandte und Freunde und Nachbarn am Abend und sitzen zusammen und tanzen. Unterhalten kann man sich bei dieser ohrenbetäubenden Musik nicht viel. 

Gestern Abend war ich mit meinen beiden großen Kids dort. Sie wollten so gerne gehen, da auch ihre Freunde gingen. Das war sehr besonders für sie, um 20:30 Uhr nochmal raus zu gehen. Viele Kinder waren da und es war echt eine schöne Atmosphäre. Männer und Frauen sitzen natürlich getrennt voneinander. Die Männer trinken ihr Bier und rauchen und die Frauen Vergnügen sich beim Tanzen. 

Das schöne an dieser Hochzeit ist, dass ich aus dieser Familie sehr viele kenne. Meine Nachbarinnen, meine engen gläubigen Freundinnen, alle sind aus diesem Clan. Gestern saß ich in dem kleinen Garten, der hübsch albanisch dekoriert war, dicht gedrängt mit den anderen, immer wieder trafen mich freundliche Blicke, ich zwinkerte vertraut einer Freundin zu, ein wissendes Lächeln. Ich bin eine von ihnen. Ich gehöre irgendwie dazu. Das war so ein schönes Gefühl. Wenn ich mich in den Gruppentanz einreihte und im fremden Rhythmus, der gar nicht mehr ganz so fremd ist, zu wirklich ohrenbetäubend lauter Musik mich bewege. Das ist Albanien. Das ist auch das Leben hier. Zutiefst Kultur. Ich dachte: wenn das hier für mich „normal“ und schön ist, dann bin ich wirklich angekommen. Und das war es. Ich bin angekommen. Ich liebe es.

Und es war so schön so geballt zu sehen, wieviele Menschen ich hier kenne und auch liebend wertschätze. Und wie sie mich lieben und küssen und gar nicht mehr loslassen. Das tat mir gut. Menschen, mit denen ich die letzten sechs Jahre meines Lebens Leben geteilt habe. Menschen, die irgendwie zu mir gehören und die mir ans Herz gewachsen sind. Obwohl doch alles so anders ist und sich manchmal auch anfühlt. 

Doch an diesem Abend, im schwachen Licht der aufgehängten Glühbirnen, in der abendlichen Wärme, bei diesen vertrauten Klängen, da gehöre ich einfach dazu. Da bin ich nicht die Deutsche. Da bin ich eine von ihnen. Und ich genieße dieses Gefühl.

Come messy - Der Beginn, wieder in eine intime Beziehung zu Jesus zu kommen

Ich sehne mich im Moment wieder sehr nach einer intensiven und intimen Beziehung zu meinem himmlischen Vater. 

Manchmal schiebe ich meine Kinder vor und denke: das ist vielleicht jetzt in diesem Abschnitt meines Lebens nicht möglich. Wo habe ich schon Zeiten der Ruhe und der Konzentration. Morgens bin ich zu müde und abends, sobald ich etwas runter fahre und nur 5 Minuten in einem Buch lese, schlafe ich ein. Mein Körper will nicht, wie mein Geist will. Und am Tag... da scheint alles noch schwieriger und von Stille ist weit und breit nichts zu hören. 

Das habe ich mir oft eingeredet. Aber nein. Das kann nicht sein. Gerade in dieser herausfordernden Phase meines Lebens brauche ich diese Beziehung zu Gott umso mehr. Ich brauche es nicht nur, ich sehne mich danach. Ich sehne mich nach mehr. Ich sehne mich danach, ihn wieder mehr zu erleben und zu erfahren. Wie er mein Herz füllt und ich wieder neu angesteckt werde von seiner Liebe zu mir. 

Ich sehne mich danach, dass mein Gebetsleben wieder auflebt. Ich will mich neu aufmachen. Das Leben eines Christen besteht wohl hauptsächlich darin: Immer wieder neu anzufangen. Nicht müde zu werden, wieder zu beginnen, wieder neu mein Leben Ihm geben, wieder neu bekennen, wo man sich verrannt hat, wo man sich hat einlullen lassen von allem möglichen nur nicht von Gott. Ich will, dass Gott mein Herz wieder zu sich zurück holt. Ich will wieder in ihm ruhen und trotz viel Unruhe von außen, innen einen tiefen Frieden spüren. Das will ich. 

Und dazu habe ich mir ein Buch aus dem Regal gezogen, das wir schon lange haben und dass ich schon vor etwa sieben Jahren zuletzt ganz gelesen habe. Und ich weiß noch, wie es mich damals berührt hat. Es ist ein Buch über Gebet und heißt: 
„A Praying Life - Connecting with God in a distracting World“ von Paul E. Miller. 

Das schön ist, dass es dieses Buch jetzt auch auf deutsch gibt, wie ich gesehen habe.

Betend leben von Paul E. Miller

Wie Sie in jeder Lebenslage mit Gott im Gespräch bleiben

Ich empfehle dieses Buch sehr. Der Autor schreibt authentisch über sein eigenes Leben und macht echt Mut seinem Gebetsleben neues Leben und neue Frisch zu verleihen. Im folgenden Artikel findest du einige Zitate aus dem Buch. Diese sind jedoch in Englisch, weil wir das Buch nur in englisch vorliegen haben. Aber vielleicht macht es dir Mut dieses Buch auf deutsch zu lesen.

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Der Autor schreibt so ehrlich und so oft denke ich: genau so ist es. Und es ist irgendwie heilsam zu sehen, dass es nicht nur mir so zu gehen scheint:

„Most christians feel frustrated when it comes to prayer!“ (S. 16)

Prayer exposes how self-preoccupied we are and uncovers our doubts. It was easier on our faith not to pray. After only a few minutes, our prayer is in shambles. Barely out of the starting gate, we collapse on the sidelines - cynical, guilty and hopeless.“ (S.15)

Das klingt nach mir, so oft in den Zeiten, in denen ich beten möchte, länger als ein kurzes Stoßgebet. Manchmal habe ich den Eindruck, ich muss es wieder neu lernen. Neu lernen, zu Gott zu kommen und bei ihm zu sein. Doch was tun? Wie geht es nach dieser doch eher desillusionierten Einleitung weiter, nach dieser harten Realität, in der ich mich befinde und wahrscheinlich viele andere auch?

Das erste Kapitel ist überschrieben mit „Learning to pray like a child“ (Lerne wie ein Kind zu beten). Ein Abschnitt, der dann kommt, hat mich besonders berührt und irgendwie auch aufgerüttelt. Er ist überschrieben mit „come messy“ (komme unordentlich):

„The difficulty of coming just as we are is that we are messy. And prayer makes it worse. When we slow down to pray, we are immediately confronted with how unspiritual we are, with how difficult it is to concentrate on God. We don’t know how bad we are until we try to be good. Nothing exposes our selfishness and spiritual powerlessness like prayer.
In contrast, little children never get frozen by their selfishness. Like the disciples, they come just as they are, totally self absorbed. They seldom get it right. As parents of friends, we know all that. In fact, we are delighted (most of the time) to find out what is on their little hearts. We don’t scold them for being self absorbed or fearful. That is just who they are.

God also cheers when we come to him with our wobbling, unsteady prayers. Jesus does not say, „Come to me, all you who have learned how to concentrate in prayer, whose minds no longer wander, and I will give you rest.“ No, Jesus opens his arms to his needy children and says, „Come to me, all who are weary and heavy-laden and I will give you rest.“ (Matthew 11,28) The criteria for coming to Jesus is weariness. Come overwhelmed with life. Come with your wandering mind. Come messy.

What does it feel like to be weary? You have trouble concentrating. The problems of the day are like claws in your brain. You feel pummeled by life. 
What does heavy-laden feel like? Same thing. You have so many problems you don’t even know where to start. You can’t do life on your own anymore. Jesus wants you to come to him that way! Your weariness drives you to him
.

Don’t try to get the prayer right; just tell God where you are and what’s on your mind. That’s what little children do. The come as they are, runny noses and all. Like the disciples, they just say what is on their minds. (S.31-32)

Der Autor hat so recht. Weil ich es oft nicht schaffe, mich auf Gott zu konzentrieren, alles andere auszuschalten und vor ihm zu sein, weil ich genau das nicht schaffe, bin ich so oft schon nach wenigen Minuten frustriert, dann fühle ich mich schuldig, als schlechter Christ und lasse es und mache lieber die nächste Arbeit. 

Aber genau das will Jesus nicht. Er lädt uns zu sich ein, genau wie wir sind, genau so, wie ich mich gerade fühle. Mit allem, was auf meinem Herzen lastet. Ich muss ihm nichts vorspielen, er erforscht ja mein Herz bis in die tiefste Tiefe, er kennt es viel besser als ich. Aber ich muss es zulassen. Mich vor ihn stellen, wir ich bin. Völlig messy (ich mag dieses Wort; irgendwie finde ich das deutsche Wort unordentlich nicht so aussagekräftig 🙂

Ich möchte mich wieder neu darauf einlassen. Ich möchte wieder neu lernen, wie ein Kind zu Jesus zu kommen, mit meiner laufenden Nase, unperfekt, sündig, müde und abgekämpft. Genau solche Menschen lädt Jesus ein, in seine heilsame Gegenwart zu kommen. Hab keine Angst: Come messy! 

Gott vertrauen in den schlaflosen Nächten des Mutterseins

Kurz nachdem Danny für zwei Wochen aufgebrochen war, schickte er mit einen Artikel. Die Autorin war mir schon durch ein tolles Buch für Mütter bekannt. (Falls du dieses Buch noch nicht hast, dann kaufe es, oder lass es dir schenken, oder studiere es gemeinsam mit anderen Müttern...)

Die Überschrift des Artikels sprach mich direkt an: „Trusting god in the sleepless nights of motherhood“ (Gott vertrauen in den schlaflosen Nächten des mutterseins). Allein der Gedanke daran, dass ich nicht die einzige Mama bin, die bis zu zehnmal in der Nacht zu irgendeinen der vier Kinder muss, die dreimal stillt, unzählige Male den Schnuller wieder andockt und dadurch wirklich nur in kurzen Abständen in kurze Kurzschlafphasen mit komischen Träumen kommt- allein dieser Gedanke tröstete mich. Da sind noch andere Mamas, die sich so manche Nacht um die Ohren schlagen. Das weiß man ja eigentlich schon, aber in langen einsamen Nächten, da fühlt man sich manchmal wie die einzige auf der Welt, der kein Schlaf gegönnt ist... einfach komisch. Nebenbei: was mir echt geholfen hat, nachts nicht so viel „Stress“ zu empfinden und mich nicht aufzuregen war es, dass ich keine Uhr mehr sehe. Der Wecker mit den großen roten Zahlen drauf hatte mich so getrieben und mich so wütend gemacht, wenn ich bemerkt hatte, dass ich keine Stunde am Stück schlafen konnte, dass ich ihn kurzerhand weg getan habe und nun in der Nacht nicht mehr weiß, wie spät es ist, und wie oft ich wach werde zähle ich auch nicht mehr...

Als ich den Artikel las, da ging mir das Herz auf, wie es einem aufgeht, wenn man denkt: genau so empfinde ich auch. Da ist jemand, der versteht mich, der durchlebt ähnliches und der hat einen guten Weg aus der Misere.

Sara schreibt, dass die Zeit, in der sie zu wenig Schlaf kam, eine der schwersten in ihrem Leben war. Sie schreibt von ihrem ersten Kind und wie es schlecht schlief und oft aufwachte und sie nicht zu ihrem Schlaf kam, den sie so dringend brauchte. Sie fühlte sich so hilflos. Was sollte sie machen?
Sie bettelte Gott an, ihr Schlaf zu schenken. „Weißt du nicht, dass ich das brauche?“ „Wie kann ich tun, zu was du mich berufen hast, wenn ich nicht schlafen kann?“ - oh Ich kenne diese Fragen...
„Eine Mutter zu sein war schwer genug. Wie konnte ich es sein ohne Schlaf?“

Es ist interessant, was sie dann schreibt:

„Es ist wahr, wir brauchen Schlaf. Schlaf ist eine gute Gabe Gottes. Gott nimmt unsere körperlichen Bedürfnisse nicht auf die leichte Schulter. Er ist derjenige, der uns mit diesen Bedürfnissen geschaffen hat, und er freut sich darüber, sie zu erfüllen. Aber, wie es mit vielen guten Gaben ist, die unsere Bedürfnisse erfüllen, wurde mir dieses zu einem Götzen. Mein Herz erklärte Gott: Ich kann deiner Fürsorge für mich nicht trauen, bevor ich nicht genug Schlaf habe. - Meine Hoffnung lag in der Gabe und nicht im Geber.

Sara hat auch in den schwierigen Tagen, und gerade dann, Gottes Gnade in so vielerlei Art erlebt. Wir haben ein Versprechen von Gott:

„Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue. Mein Anteil ist der Herr, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.“

Toll, dass dort „jeden Morgen“ steht, da das oft die schwierigste Zeit ist nach schlechten Nächten. Seine Gnade wird uns genau dann am meisten zuteil. Vielleicht fühlen wir uns nicht jeden Morgen „neu“, aber Gottes Gnade ist es!

Dann schreibt Sara noch etwas, was ich auch absolut bejahen kann:

„Wenn alles gut läuft, ist es einfach für uns zu sagen, dass wir Gott vertrauen. Wir haben nicht mal realisiert, dass wir Bedingungen an ihn knüpfen, bis diese Bedingungen geprüft werden. Meine schlaflosen Nächte offenbarten mir, dass ich eigentlich dachte: Gott kann mir durch den Tag helfen (solange ich einen guten Schlaf in der Nacht bekomme). Und als er mir dann den Schlaf nahm, nahm er gnädigerweise diese Bedingungen weg. Er zeigte mir, dass er genug ist.

Vertrauen wir Gott, dass er uns ausrüstet für die Aufgaben, zu denen er uns ruft? Als er mich berief, eine Mama zu sein und mir meine Marschbefehle gab, da musste ich ihm nicht auch eine Liste mit seinen Marschbefehlen aushändigen: ‚Du muss mir Schlaf geben, körperliche Kraft, Energie, Klarheit im Denken und emotionale Stabilität. Dann kann ich das tun.‘ Anstatt dessen sollte ich sagen: ‚Alles, was ich brauche, bist du!‘“

Ja, das ist so wahr. Ich dachte auch öfter: mit so einer miserablen Nacht, wie soll ich und die Kinder da den nächsten Tag heil überstehen. Aber von diesem Denken hat mich Gott echt schon fast befreit. Ich möchte ihm vertrauen! Er gibt, was nötig ist, wenn wir ihn darum bitten.

Photo by Mink Mingle on Unsplash

Eine Hochzeit in Nordalbanien…

…ist definitiv anders, als ich es bisher kannte…

Einen Tag vor der ersten Hochzeitsfeier kommen Nachbarn und die engste Familie zu dem Haus der Braut. Dort werden dann alle Handarbeiten, die die Braut gemacht hat präsentiert: einen Koffer mit gehäkelte Tischdeckchen/Perlentischdecken, einen mit gestrickten Pullis und Socken, alles in vielen verschiedenen Varianten. Danach werden die Geschenke gezeigt, die die Braut bekommen hat: Umschläge mit Geld, viele Koffer mit neuen Kleidern (die Kleider von vor der Hochzeit zieht man nicht mehr an), Schuhen, Schmuck, Taschen und bei allem wird der Name des Schenkenden dazu gesagt.

Dann kommt die Braut in einer traditionellen Kleidung dazu, zeigt sich einmal und geht wieder ins Haus rein. Lächeln darf sie nicht, sondern es wird erwartet, dass sie weint, da sie bald ihre geliebte Familie verlassen wird und in eine neue Familie kommt. Die letzten Tage vor der Hochzeit verbringt die Braut in ihrem Zimmer und hat wenig Kontakt zur Außenwelt.

Am ersten Tag der offiziellen Hochzeit feiert die Braut mit ihrer Familie und Freunden. Frühmorgens wird sie einige Stunden lang gestylt, weil alles perfekt aussehen soll. Die Feier findet mit ca. 200 Leuten in einem gemieteten Feiersaal statt. Der Bräutigam kommt zwischendurch ca. 2 Stunden mit 25 engen Familienangehörigen dazu und geht dann wieder. Es wird fast die ganze Zeit traditionell im Kreis getanzt, vorher wird angekündigt, welcher Teil der Familie dran ist mit Tanzen. Die verschiedenen Tänze lernen alle von kleine auf und deshalb tanzt auch jeder Mal mit. Die ganze Zeit über wird Essen verteilt und gegessen. Es wird immer wieder viel Fleisch auf die Teller nachgelegt, auch wenn man noch welches auf dem Teller hat. Die Braut steht den großen Teil des Festes alleine (oder mit ihrem Mann) vor Kopf des Saales und wird immer wieder von Gästen beglückwünscht. Bei manchen Tänzen kommt sie dazu. Ein spezieller Kreistanz wird von 20 Frauen in der traditioneller Kleidung vorgeführt. Es gibt auch einen eigenen Tanz des Brautpaares bei dem Gäste Geld auf das Paar werfen können. Zwischendurch liest der DJ Glückwünsche von Familienangehörigen aus dem Ausland vor, die nicht kommen konnten.

Am zweiten Tag wird die Braut morgens (wieder nach intensivem Styling) mit viel Gehupe und einer Autokolonne vom Bräutigam und seiner Familie abgeholt und in ihr neues Zuhause gebracht. Es wird erwartet, dass die Braut weint, was sie meistens auch tut, weil sie ihre neue Familie, bei der sie wohnen wird oft nicht wirklich kennt. Nachmittags feiert der Bräutigam dann mit seiner Familie, die Familie der Braut kommt wieder mit einigen Leuten für kurze Zeit dazu. Der Ablauf der Feier ist ziemlich ähnlich.

Am nächsten Tag kommen Nachbarn und die engste Familie zum Haus des Bräutigams und es werden wieder die ganzen Handarbeiten und Geschenke gezeigt wie am Tag vor der ersten Feier. Die Braut steht still und traurig daneben.

An diesen ganzen Feierlichkeiten wird das Brautpaar genaustens beobachtet und es ist wichtig alles richtig zu machen, wenn man möchte, dass nicht schlecht geredet wird. Die Fassade nach außen muss stimmen. Für die Braut ist es wichtig, dass ihre neue Schwiegerfamilie zufrieden mit ihr ist und sie schön findet. Deshalb hat die Schwiegerfamilie einen großen Einfluss auf die Wahl des Kleides, je pompöser umso besser. Die Braut steht vorher und während der Feiern durch das ganze ziemlich unter Stress. Es ist außerdem wichtig, dass die Braut sich verändert für die Hochzeit, deshalb färben sich die meisten Bräute vor der Hochzeit ihre Haare und werden sehr stark geschminkt. Teilweise erkennt man die Braut nicht wieder. Es macht den Eindruck, dass das Fest und alles drum herum mehr für die Gäste und für den guten Ruf ist, als dass das Brautpaar es genießen und feiern kann.

Teil von etwas Größerem

Welche Ehre könnte größer und höher sein, als die, ein auserwähltes Werkzeug zu sein im allerwichtigsten Erneuerungswerk des Universums?

Jesu Auftrag an seine Jünger ist Jesu Auftrag an die Gemeinde und es ist sein Plan für das Leben jedes einzelnen Jüngers. Niemand wurde erwählt um einfach ein Empfänger vom Rettungswerk zu sein im Reich Gottes. Nein, jeder der erwählt ist ein Empfänger zu sein, ist ebenso beauftragt sich als Werkzeug einzubringen um Gottes Reich zu bauen.

Die Aufgabe der Evangelisation, das geistliche Wachstum der Gemeinde und das Anliegen der weltweiten Mission, wurde von unserem Heiland niemals so vorgesehen, dass es getragen wird von einer kleinen Schar bezahlter Professioneller.

Sondert Gott Menschen speziell für den Dienst aus? Natürlich tut er das. Aber ihre Rolle ist nicht einfach nur den Dienst zu tun, sondern sie sollen mobilisieren, trainieren und Gottes Volk ausrüsten für die große Ehre und das Privileg seine überwältigende Gnade bekanntzumachen, wo immer sie sind. Es ist traurig, dass so viele von Gottes Volk ihr Leben damit verbringen nach einem bedeutenden Anliegen zu suchen, dem sie sich hingeben können, während sie doch dazu erwählt sind teilzuhaben am größten Veränderungswerk in der Geschichte des Universums.

Ein Teil des Problems ist, dass wir tendenziell eine unbiblische Definition vom Dienst mit uns herumtragen, die uns erlaubt entspannt als christliche Konsumenten zu leben. Wir denken über den Dienst in dieser Weise: Wir haben unsere kleinen privaten Leben, die uns gehören, und wir treten aus diesen Leben heraus in Momente des Dienstes und dann treten wir wieder zurück in unser Leben, wenn der Dienst vorbei ist.

Tatsächlich ist es aber so, dass unsere Leben, seitdem wir erkauft sind durch das Blut von Jesus, nicht mehr uns selbst gehören. Sie sind sein Eigentum zu seinem Nutzen. Dies bedeutet unser Leben ist Dienst und Dienst ist unser Leben. Es gibt keine wirkliche Trennung mehr zwischen Leben und Dienst. Das bedeutet, dass wir leben, arbeiten, spielen, uns entspannen und in Beziehungen leben mit einer Dienst-Mentalität. Es bedeutet, dass ich immer darüber nachdenke, wie ich ein Teil sein kann von dem, was Gott dort tut, wo er mich hingestellt hat. Dies bedeutet, meine Verbindung zu dem Werk des Leibes Christi ist nicht, dass ich ein Besucher von etwas bin, sondern dass ich ein Teilnehmer bin an etwas, gemeinsam mit allen anderen.

Ich bin Teil von Gottes "Mein ganzes Volk, zu jeder Zeit"-Erlösungsplan. Die größte Ehre meines Lebens ist es, dass ich erwählt bin, sowohl ein Empfänger als auch ein Instrument zu sein. Dies hat meinem Leben einen tieferen Sinn gegeben, mehr als alles, was ich selbst hätte entdecken können. Das ist es, was Gnade allein tun kann.

Zwei besondere Frauen und wie sie für mich da waren in den letzten Tagen

Heute habe ich es geschafft und ich bekomme meinen Mann wieder und die Kinder ihren Papa. Zwei Wochen Trennung sind für unsere Familie schon eine lange Zeit, auch wenn meine albanischen Freundinnen mit einem Lächeln auf mich geschaut haben, als ich davon erzählte. Ihre Männer sind oft viele Monate und sogar Jahre weg. Aber bei uns ist es anders. Wir vermissen uns alle sehr nach so einer Trennung.

Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir in dieser Zeit mit meinen vier Kindern geholfen hat. Ich habe die vielen Gebete gespürt und hatte auch nach oft sehr durchwachsenen Nächten (wenn man alleine ist, muss man eben immer aufstehen, wenn eines der Kinder ruft ... 😉 immer wieder die nötige Kraft für den Tag. Auch hatte ich tatkräftige Unterstützung vom Team und nicht zuletzt von zwei ganz besonderen Frauen.

Eine alte neue Freundin

Sie sind sehr verschieden. Die eine von ihnen kenne ich seit meiner Kindheit und wir waren sehr enge Freunde bis zum Abitur gewesen. Dann haben sich unsere Wege getrennt. Wir sind in unterschiedliche Richtungen gegangen und hatten lange Zeit keinen Kontakt mehr miteinander. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, haben wir ihn wieder aufgenommen, haben uns letztes Jahr kurz getroffen und jetzt war sie auf mein Anfragen hin bereit gewesen, mir für ein paar Tage in dieser Zeit zu unterstützen.

Obwohl sie einen heftigen Fahrradunfall eine Woche vor ihrem Abflug hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, die Strapazen auf sich zu nehmen und zu kommen.
Und es war einfach super. Irgendwie hatte ich meine alte Freundin wieder. Es war so besonders sie zu beobachten, wie liebevoll und gekonnt sie mit den Kindern umging, welche sie schon nach einer gemeinsamen Stunde liebten.
Wir saßen abends oft zusammen und sprachen bis spät über vergangene Zeiten, über Gottes Wege mit einem jeden von uns. Die Zeit mit Johanna war einfach nur schön. Gemeinsam Sonnenuntergänge genießen, Fotos machen und Pflaumenkuchen essen, shoppen gehen, einander beraten, einfach so wie früher. So schön, in diesen besonderen Tagen eine besondere Freundin wieder gefunden zu haben!

Eine Freundin, die ich noch nie gesehen habe

Die andere Freundin habe ich noch nie persönlich getroffen. Sie ist auch eine ganz besondere. Keine hat mich in diesen Tagen so angefeuert und hat so mit mir gelebt (jedenfalls nicht das ich wüsste...) wie sie. Constanze hat uns das erste Päckchen geschickt, da waren wir noch ganz neu hier und eigentlich war sie mit der damaligen Teamleiterin befreundet. Aber wir als Familie schienen es ihr irgendwie angetan zu haben und so wurden auch wir und das ganze Team immer wieder mit schönen Sachen beschenkt.

In den letzten Tagen habe ich sie so schätzen gelernt und mein Wunsch, sie endlich persönlich kennenzulernen ist um ein riesiges Maß gewachsen. 🙂
Immer wieder schrieb oder sprach sie mir Nachrichten auf und ermutigte mich, versicherte mir, dass sie betet und an mich denkt. Einfach so lieb und mitfühlend. So unkompliziert und nahe, wie man sich nur sein kann, wenn Jesus in der Mitte steht.

An dem Tag, an dem Danny abflog bekam ich ein Paket von ihr mit Sachen drin, die ich genau brauchen konnte, als hätte Gott hinter ihr gestanden und es ihr eingeflüstert. Und jetzt, ein Tag bevor Danny zurückkommt, wieder ein kleines Päckchen mit einer wunderschönen Zeitschrift und einer Karte mit folgendem Text:

Und jeden Tag,
Wenn die Welt an dir
Zerrt und schreit...

Das ist wichtig!
Und das ist wichtig!
Und das hier auch!
Du musst an das denken!
Und auch an das!

Und jeden Tag ist es
Deine Entscheidung,
Ob du dich
Zurückziehst,
Deine Hand an
Dein Herz legst
Und sagst...

Nein.
Das hier
Ist wichtig.

(Iain Thomas)

So passend, nicht nur für eine Mama mit vier Kindern...

Ich bin jedenfalls im Herzen total dankbar für diese beiden Frauen, die Gott auf ganz unterschiedliche Weise in mein Leben gestellt hat und die in den letzten zwei Wochen an besonderer Bedeutung für mich gewonnen haben. Es ist ein Geschenk.
Danke lieber Vater im Himmel.

Und Danke dir, Johanna. Und Danke dir, Constanze! Ihr seid Geschenke des Himmels zur genau richtigen Zeit!

Und Danke allen, die uns Freunde sind, die Beten, die Unterstützen, die Nachfragen. Danke!

Eine Woche mit Nehemia in Bildern

Die Kinderwoche war eine unvergessliche Zeit für die Kinder, die daran teilnahmen. Wir haben für dich ein paar fotografische Eindrücke festgehalten. Sieh selbst.

Bist du heute ein Jünger Jesu?

Eine der wichtigsten Fragen im christlichen Leben ist die: Bist du ein Jünger Jesu?

Vielleicht denkst du dir, du bist Christ und du liebst deine Gemeinde und du liebst deinen Hauskreis und die ganzen Leute darin und in deinem Auto läuft vielleicht die modernste Lobpreismusik rauf und runter und vielleicht gehst du sogar auf christliche Konferenzen, um ermutigt nach Hause zu gehen.

Doch all diese Dinge liefern keine Antwort auf die Frage, ob du ein Jünger von Jesus bist. Der Punkt ist leider dieser: all die gängigen Muster, die sich in unser Bild von einem Christen eingeprägt haben, geben uns nicht unbedingt einen Hinweis, um diese Frage verlässlich zu beantworten.

Jesu Jünger zu sein oder auch Jesus nachzufolgen, muss demnach etwas völlig anderes sein.

In einem Vortrag zum Thema Jüngerschaft fand ich einen Abschnitt, der mich ins Nachdenken brachte.

Wenn dich jemand zu deinem Leben als Christ befragt und wissen will, wie es dir darin geht, dann wirst du tendenziell daran denken, wie treu du zuletzt deine Bibel gelesen und gebetet hast und wie regelmäßig du zum Gottesdienst gegangen bist. Das sind alles gute Dinge, die wir nicht außer acht lassen sollten.

Es ist jedoch besser einen Schritt zurück zu treten und sich zu fragen: Folge ich heute Jesus nach? Stell dir nicht so sehr die Frage: Bin ich im moment "christlich" sehr aktiv? Frag dich eher: Liebe ich heute Jesus? Ist Jesus heute vorherrschend in meinen Gedanken? Bin ich mir seiner Gegenwart bewusst?

Diese Fragen und ihre Antwort darauf, sind entscheidend bei der Frage: Bist du ein Jünger Jesu? Ich will mich heute diesen Fragen ganz neu stellen. Ja, ich weiß, ich bin im vollzeitlichen Dienst und trotzdem muss ich mir diese Fragen immer wieder stellen: Liebe ich Jesus heute? Bin ich mir seiner Gegenwart bewusst?

Und auch wenn du denkst, du hast dich mal bekehrt, so reicht die zurückliegende Entscheidung nicht aus. Es geht darum, was heute in deinem Herzen passiert. Was du heute mit Gott erlebst.

August Herman Franke, der große Pietist, sagte mal: "Wir müssen nicht fragen: "Bist du bekehrt?" oder "Wann hast du dich bekehrt?", sondern vielmehr: "Was bedeutet dir Christus persönlich? Was hast du selbst mit Gott erlebt? Ist Christus dir wichtig in deinem persönlichen Alltag?"

Die Fragen gehen alle in die gleiche Richtung. Der Glaube an Jesus ist im Wesentlichen eine Sache des Herzens. Lass dich heute neu herausfordern, dein Christenleben zu hinterfragen. Bist du ein Jünger Jesu? Folgst du Jesus heute nach?

Was mich auch nach 6 Jahren in Albanien immer noch herausfordert

Ich habe hier zwei liebe Freundinnen, die auch an Jesus glauben, mit denen ich bete und Bibel lese. Diese zwei Frauen sind mit fanatischen Männern verheiratet. Was das bedeutet hat Danny hier ausgeführt. Wenn ich sie sehen will, dann muss ich zu ihnen nach Hause gehen. Sie können aus verschiedenen Gründen so gut wie nie zu mir kommen.

Nun hatte eine von beiden Geburtstag und ich wollte sie schon sehr lange mal in ein schönes Café etwas außerhalb von Krume, aber nicht weit, einladen. Einfach mal ein anderes Umfeld, eine andere Ambiente, mal raus von den teilweise auch erdrückenden Umständen in ihrem zuhause. Wir hatten es ausgemacht und ich hatte den festen Glauben, dass es klappen wird. Zum Geburtstag mal einen Kaffee trinken zu gehen ist hier eigentlich selbst für Frauen mit fanatischen Männern schon drin.

Als ich mich dann heute nochmal vergewissern wollte, ob es auch klappt, musste ich die Nachricht hinnehmen: „Nein, nein, wir haben keine Erlaubnis.“

Irgendwie hat es mich diesmal mehr getroffen. Ich kenne ja die Kultur hier nun schon seit fast sechs Jahren. Ich kenne diese teilweise oft unerträglichen Umständen mancher Frauen hier leider viel zu gut. Ich kenne diese Engstirnigkeit. Ich kenne diese Männer, die selbst den ganzen Tag unterwegs sind und sich nicht blicken lassen, aber ihre Frauen zuhause einsperren und ihnen jegliche Freiheit nehmen. Ich kenne es nur zu gut. An manchen Tagen nehme ich es hin, weil es halt so ist. An anderen Tagen, da macht es mich innerlich traurig und wütend zugleich.

Es tut mir für mich leid, dass ich hier nicht einmal mit meinen guten Freundinnen einfach einen Kaffee trinken kann. Aber noch mehr tut es mir für diese Frauen hier leid. Stell dir vor, du müsstest bei allem, was du tust, deinen Mann um Erlaubnis fragen. Er entscheidet, was du tun darfst und was du lassen musst. Er entscheidet alles über dich. Stell dir vor, dass das ein Mann ist, der selbst sich nur rumtreibt, keine geregelte Arbeit hat, sein Geld verspielt oder vertrinkt, dich anschreit und keinen Finger krumm macht zuhause. Stell dir vor, dass dieser Mann über dich und dein Leben entscheiden darf.

Ich finde es schlimm. Heute finde ich es richtig schlimm. Und ich leide innerlich mit all diesen Frauen (und es gibt derer unzählige auf dieser Welt), die so leben müssen.

Und ich will einmal mehr dankbar sein, dass ich zu den glücklichen Frauen gehören darf, die einen Mann hat, der sie liebt, der sie schätzt, der ihr Freiheit gibt und der sich um sie und ihre Kinder liebevoll kümmert. Ein Geschenk! Etwas, was wir viel zu schnell als selbstverständlich ansehen!

Meine beiden Freundinnen, nun, die werde ich wieder in ihrem zuhause besuchen gehen. Und wir werden dort wieder unseren türkischen Kaffee trinken. Oder ich rufe selbst ihre Männer an und frage um Erlaubnis. Ganz sicher werden sie mir gegenüber ja zu dieser Unternehmung sagen...

Ansonsten kann ich nur beten und sie der Gnade Jesu anbefehlen! Und ich kann meinen Frust und keine Traurigkeit zu Ihm bringen! Und dort lassen. Und von dort aus weitergehen und die Menschen hier lieben und achten, auch diese fanatischen Männer..