5000 Puzzleteile und das große Aber

pieces-of-the-puzzle-592781_640Für unsere Kurzbeiträge auf der Sommerfreizeit hatte ich an einem Abend eine selbst geschriebene Meditation vorgelesen. Der Gedanke dazu kam mir, nachdem ich ein ungelöstes Puzzle mit 5000 Teilen gesehen hatte. Die erste Freizeit hatte das Puzzle begonnen und wir durften uns in der zweiten Freizeit weiter daran versuchen. Den Text konnte ich dann auch auf der anschließenden Konferenz vor ca. 200 Mitarbeitern vorlesen.

Manchmal stehe ich vor unserer Aufgabe und fühle mich, als stände ich vor einem Puzzle mit 5000  Puzzleteilen, die chaotisch durcheinander auf dem Tisch liegen. Ich stehe vor unserer Vision (Jünger in unserer Stadt zu machen, die wiederum selbst wieder Jünger machen) und denke:     unmöglich.

Da sind so viele Mauern,
so viele verschlossene Türen,
da ist so viel Aberglaube,
und so viel Okultismus.

Die Menschen sind so anders, teilweise verschlossen, verzweifelt, hoffnungslos.
Da ist so viel Enttäuschung, zerstörte Hoffnung, da ist Leere und Resignation.
Und da ist ein Glaube, der die Menschen gefangen hält,
ein Glaube der Erlösung nur durch Leistung verspricht.
Ein Glaube, der die Menschen auf die Knie zwingt und sie dennoch oft so leer zurücklässt.
All das scheint mir so eine Macht zu haben, wie etwas, das die Puzzleteile auseinander treibt, obwohl sie doch zusammen gehören wollen.
Sie wurden doch alle dazu geschaffen, ein tolles Bild zu geben.

Ich sehe auf mich und mein Team.
Was sind wir schon im Gegensatz zu den vielen, vielen Menschen -
was ist ein Puzzler im Angesicht von 5000 Puzzleteilen?

Unsere Kraft ist klein. Wir sind schwach, oft an unseren eigenen Grenzen. Die Aufgabe - so groß.

Wie können wir das schaffen?
Wie kann aus dem, was uns oft noch wie ein großes Durcheinander aussieht,
wie kann aus dem der Leib Christi entstehen?
Wie aus Toten Lebendige?
Wie kann aus dem Durcheinander von 5000 Puzzleteilen in einem Karton ein Meisterwerk entstehen?
Ich stehe davor - Es ist mir zu groß. Zu groß, zu unmöglich, zu schwer.

Aber GOTT.
Ich hebe meinen Blick auf zu den Bergen - woher kommt unsere Hilfe?
Ich hebe meinen Blick auf zu Jesus und
plötzlich weichen alle Mauern,
öffnen sich alle Türen,
plötzlich durchflutet Licht die Dunkelheit,
plötzlich läuft Leben spendendes Wasser durch die Straßen der Stadt, in die Häuser, zu den Menschen.

Plötzlich scheint alles, alles möglich.
Es ist möglich ein Puzzle mit 5000 Teilen zusammen zu setzen.
Wie?

Geduld habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. (Hebr 10,36)

Geduld, ein Puzzle Teil nach dem anderen.
Mir wird bewusst, dass jede Begegnung, jedes Gespräch, jeder freundliche Gruß, jede Geschichte, die wir den Kindern erzählen, jeder Besuch, jede soziale Arbeit
wie ein Puzzle Teil an richtiger Stelle sein kann.
Eine für uns unbedeutende Tat, ein Wort, ein Gebet - all das sind so wichtige Teile, um das Ganze zu bilden. Sie sind ein wichtiger Schritt vorwärts, auch wenn es uns oft nicht so scheint.

Wir sind ein kleines Team, eine kleine Kraft - aber mit Jesus ist diese Kraft unschlagbar.
So wenige für so eine große Aufgabe, aber so ein großer Gott mit uns.
Ich denke an unsere Schwachheit und ich denke an Paulus. Was schrieb er noch an die Korinther?

Ich war bei euch in Schwachheit und Furcht und mit großem Zittern und mein Wort und meine Predigt geschah nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in der Weisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschen Weisheit, sondern auf Gotteskraft. (1.Kor 2,3–5)

Wie gut, dass der Erfolg unserer Arbeit nicht so sehr auf unsere Weisheit baut, wie beim Puzzeln, sondern auf die Kraft und das Wirken Gottes.
Und so wie das Puzzle eines Tages fertig sein wird, so wird auch eines Tages in unserer Stadt Gottes starke Gemeinde stehen.

Meine liebe Hebammerei

hebammereiWie viele sicher wissen, bin ich Hebamme von Beruf. Leider hatte ich bisher nach meiner Ausbildung noch nicht viel Gelegenheit, diesen tollen Beruf auszuüben.

Jetzt, da ich drei kleine Kinder habe, dachte ich meinem Wunsch, darin zu arbeiten, erstmal weit entfernt zu sein. Das hat sich so allerdings nicht bestätigt. Ich arbeite hier in Albanien zwar nicht so richtig darin, allerdings sehe ich meine jetzige "Arbeit", sprich Kontakte knüpfen, mich "bekannt machen" als wichtige Vorbereitung, um später erfolgreich hier zu arbeiten. Dabei habe ich nicht vor, im Krankenhaus Geburtshilfe zu machen, sondern das tun, was es hier nicht gibt, vor und Nachsorge, Rückbildung, Basic über Neugeborene, deren Entwicklung etc. weiterzugeben. Da merke ich immer wieder, wie wenig wissen da ist. Auch hören viele Frauen schon sehr früh auf zu stillen, oft weil sie meinen, nicht genug Milch zu haben. Dann wird Jogurt mit Zucker oder Kuhmilch gefüttert. Beides nicht wirklich gut für ein kleines Baby.

Ich freue mich sehr, dass im Moment viele Frauen und Freundinnen um mich herum Kinder  bekommen haben. So konnte ich so schön oft in Einsatz kommen.

Ein Höhepunkt war auch, dass ich bei der Geburt einer Freundin dabei sein durfte.  Die erste Geburt, die ich hier gesehen habe. Um drei Uhr Nachts wurde ich angerufen, und um halb sechs war das Kindle da. Diese Freundin hatte große Probleme beim stillen der letzten zwei Kinder. Sie ist ziemlich arm und stillen wäre so gut. Da ich mit ihr auch schon oft gebetet habe und sie Jesus ihr Herz geöffnet hat, haben wir auch immer wieder dafür gebetet. Die ersten Tage nach der Geburt besuchte ich sie und nun, drei Wochen nach der Geburt ist es einfach schön zu sehen, wie sie ihren Jungen voll stillen kann.

Noch etwas fand ich sehr schön bei der Geburt. Bei Muslimen ist es üblich, dem Kind nach de Geburt etwas ins Ohr zu flüstern. Meist ist es der islamische Gebetsruf, der auch hier jeden Tag fünfmal erklingt.

Als nun meine Freundin schon richtig in Wehen lag, sagte sie mir, sie wolle, dass ich über dem Kind im Namen Jesu bete. Ich solle das machen. Das war schon eine Ehre. Normal macht das sonst der Vorsteher der Moschee.

Das tat ich dann auch am nächsten Tag. Der kleine Junge heißt außerdem "zufällig" Emanuel - Gott mit uns.

Wie Gott es geschafft hat, mich an drei Tagen hinter einander zu Tränen zu rühren

photo-1453167710320-151adc31f6d5Nun sitze ich hier, am Abend eines vollen, lauten Tages und blicke auf die letzten drei Tage zurück. Vorhin, als Danny die Kinder zum schlafen fertig machte und ich noch etwas mit Jemima spielte, sagte ich zu ihm, dass sich in den letzten drei Tagen geballte Höhepunkte aneinander reihten. Dicht und intensiv. Drei Ereignisse, die es geschafft haben, mich zu Tränen zu rühren. Besser gesagt, Gott selbst hat es geschafft, mich dahin zu bringen.
Lasst mich kurz erzählen:

1. Grund: Die Alex

Am Montag kam unsere lang erbetene Alex hier an, eine junge Frau, die voller Freude und Einsatz hier nach Krume kommt, um mit ihrem Beruf und ihren Gaben den Menschen und uns hier zu dienen. Es ist für mich (obwohl ich ja eigentlich auch selber das gleiche getan habe) etwas besonderes und sehr schönes, einen jungen Menschen zu sehen, der sich ganz in den Dienst Gottes stellt, auch wenn das heißt, in das kleine Krume zu gehen.

Als wir wussten, dass Ana, unsere langjährige Physiotherapeutin gehen wird, war uns sofort klar, wir wollen, dass diese Arbeit hier weitergeht. Und wir haben anfangen, dafür zu beten und daran zu glauben, dass Gott uns wieder jemand schenken wird. Und er tat es. Alex kam kurzfristig und entschied sich schnell und mit festem Herzen.
Ich sagte vorher mehrmals zu Danny: Wir brauchen hier wirklich nur jemand, der von Gott voll dazu berufen ist, hier zu leben.
Und Alex erzählte nun, dass sie nie an einen Punkt des Zweifelns kam. Preist den Herrn.

Nun sehe ich vorgestern, wie sie aus dem Terminal kommt und freue mich einfach nur. Und als ich sie so in den Arm nehme, da kann ich nicht anders, als nasse Augen zu bekommen.

Auch schön, dass ich meinen Kindern sagen kann, dass Alex nun zu unserem Team gehört und so schnell nicht mehr weg geht. Das tut unseren Kindern gut zu wissen, bei dem vielen Wechsel und Besuch, den wir bislang hatten.

2. Grund: Das Spielzeug

An eben diesem Montag, an dem wir Alex vom Flughafen abholten, wurde uns gesagt, dass der LKW der Auslandshilfe mit dem Spielzeug am nächsten Tag kommen wird. Etwas später hieß es dann, dass er schon in der Nacht kommt. Um 23 Uhr kam ich von der Fahrt vom Flughafen zurück, wir richteten noch schnell zwei Betten für die Fahrer und um 24 Uhr war ich dann im Bett. In dieser Nacht regnete es und es gab ein heftiges Gewitter. Auch blies ein ordentlicher Wind. Ich stellte mir den großen LKW mitten in der Nacht bei diesem Wetter auf der kurvigen Straße entlang der Berge hierher nach Krume vor. Und ich schlief richtig schlecht und kurz. Morgens erfuhr ich dann, dass der LKW doch erst am Vormittag kommt.

Ich lief dann mit den Kids hoch zu der Stelle, an der der LKW entladen werden sollte. Da waren viele Helfer, natürlich auch Neugierige. Die Polizei war so nett und sperrte die Straße für diese Zeit. Und dann ging ich in den Raum, in dem wir die Sachen lagern und da konnte ich wieder nicht anders. Mir kamen einfach so die Tränen und wenn nicht so viele Leute dagewesen wären, hätte ich am liebsten richtig losgeheult. Ich war einfach so gerührt. Gerührt von all der Güte der Menschen in Deutschland. Gerührt von so viel Engagement von so vielen Menschen. Und jetzt sind all diese Güter tatsächlich hier in Krume.

Wir haben viel an diesem Projekt "gearbeitet", es gab immer wieder Unsicherheiten (wir hatten ja so etwas noch nie organisiert) und viel nachdenken und bereden usw. Und nun war es erstmal geschafft. Hier war das Ergebnis. Und irgendwie fiel manches auch wie schwere Steine von meinem Herzen.
Danke Gott! Danke dass du uns geholfen hast in all unserer Unbeholfenheit und danke für all die lieben Menschen, vor allem alle Kinder, die ihren Reichtum mit den Menschen hier geteilt haben!

3. Grund: Die Einweihung

In den letzten zwei Monaten haben wir viel Arbeit in die Renovierung des neuen Kinderzentrums gesteckt. Das war auch echt ein großes Projekt, was uns viel abverlangt hat. Auch hier haben so viele mitgeholfen, aus Deutschland, aus der Nachbarstadt, aus Krume. Wenn man weiß, wie dieser Raum noch im April aussah und was nun mit ihm gemacht wurde, das allein ist schon ein paar Tränen wert.

Heute jedoch war die Einweihung dieses Raumes. Ein großes Kinderfest! Wir wussten nicht, wieviele Kinder kommen würden. Wir haben eingeladen, es wurde dekoriert und schon zwanzig Minuten vor Beginn standen die ersten Kinder vor der schön geputzten Tür. Und es kamen immer mehr. Wir mussten immer mehr Stühle und Hocker herbeischaffen, sie reichten nicht. Der Raum war voll! So viele Kinder von 4 bis 12, Mädchen und ebensoviele Jungs, sicher mehr als 70 Kinder.

Dann begann das Programm. Das erste Lied: "Zoti eshte i mire!" Was soviel heißt wie: "Gott ist gut!" Die Kinder sangen alle so laut und es klang so schön im Raum. In diesem Raum, der noch vor kurzem so herunter gekommen war. In dem Raum, in den wir so viel Arbeit gesteckt haben und der uns manchmal echt Nerven gekostet hat. Es war alles wert! Gott ist gut! Wie toll, dass diese 70 Kinder nun diese Möglichkeit haben, hierher zu kommen und von Gottes Güte zu hören, die er uns in Jesus gezeigt hat. Mir kamen die Tränen. Ein sehr bewegender Augenblick für mich!

Drei Tage - dreimal zu Tränen gerührt. Das habe ich selten. Gott ist so gut! Ihm gebührt alle Ehre!

Frauen können doch denken

IMG_3961Ich sitze mit Livia am Strand und sie erzählt mir mal wieder so einiges.
Dann sagt sie: "und dann habe ich gedenkt...". Wie man das als deutsche Mama dann so macht, sage ich ihr: "nicht gedenkt, sondern gedacht" (so macht man das doch, oder? 🙂

Und wieder beginnt sie: "dann habe ich gedenkt...".  "Gedacht" füge ich wieder dazu. Das wiederholt sich noch einmal, bis Livia mich anschaut und sagt: "Mama, ich kann doch denken, ich bin doch eine Frau." - Wo sie recht hat, hat sie recht! Frauen können denken, nicht dachten... 🙂

Jesus ist Sieger!

wellenIch weiß nicht, wie es dir als Mutter, oder euch als Eltern geht: ich komme mir manchmal vor wie in einem Boot, mit dem ich eine lange Reise angetreten habe. Mal fährt es ruhig über das Wasser, alles scheint gut zu sein, ich bin stolz auf meine Kinder, das Wort Danke scheint langsam in ihrem Wortschatz Fuß gefasst zu haben, sie entwickeln sich gut, spielen friedlich miteinander und mit den Nachbarskindern und überhaupt sind sie doch so süß und hübsch!

Und dann, wie aus heiterem Himmel kommen da die Wellen, der Wind und sogar richtige Stürme. Da steh ich Samstag morgen um sechs Uhr auf, da einer wach wurde und alle anderen mit ihm. Da gibt es schon 10 Minuten später Geschrei und ich will am liebsten unter meiner Decke verschwinden und den Tag im Bett verbringen. Da sagen diese süßen, hübschen Kinder doch glatt albanische Schimpfwörter (das ist der Nachteil, wenn sie eine zweite Sprache können und oft dieses unschöne Wort hören, dass sie in Deutsch noch gar nicht kennen...), Livia kneift das Nachbarskind, es gibt Geschrei, Unfreundlichkeit und diese leidige Sache mit dem Gehorsam, den wir als Eltern doch so gerne haben. An manchen Tagen bin ich am verzweifeln und eine dunkle Wolke macht sich breit und verfinstert meinen Blick und meine Gedanken: was mache ich nur falsch, wie konnten sie nur so weit kommen? Was wird aus ihnen nur mal werden (hab eigentlich nur ich manchmal solche Gedanken?)

Ja, die Wellen schlagen hier öfter über mir ein, als mir lieb ist. Mir fehlt meine Mutter, die mir die Kinder ab und zu mal abnimmt, mir fehlt eine Freundin, der es genauso geht wie mir und mir fehlen Kinder, die mir zeigen: deine Kinder sind ganz normal! (Mit den albanischen Kindern möchte ich meine nicht vergleichen, da hier total andere Erziehungsmethoden herrschen.)

Ich frage mich, wie es mir besser gelingen kann, über den Wellen zu bleiben, sprich, besonnen, ruhig, hoffnungsvoll, sanftmütig und vor allem zuversichtlich zu bleiben. Wie meistens, wenn wir meinen, unter zu gehen, fehlt mir, der Blick auf Jesus. Ich muss an Petrus denken, der aus dem Boot stieg und Jesus entgegenging, auf dem Wasser. Doch er sah auf die Wellen und begann zu sinken. Sein Blick löste sich von Jesus und er sah nur noch auf die "Probleme". Und ich denke an meine kleine Tochter, die ruhig in der Wanne liegt, von mir gehalten und die unruhig wird, wenn sie auf ihre Geschwister schaut (wenn sie zusammen baden).

In meiner stillen Zeit las ich heute im 1. Korintherbrief folgendes:

Gott aber sei dank, der dir den Sieg gibt durch deinen Herrn Jesus Christus!
Daher, Rahel, sei fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da du weißt, dass deine Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.

(15,57-58 - geschulten Bibellesern wird die leichte Veränderung des Textes aufgefallen sein... 🙂

In all meinen auf und abs, die ganze Zeit meiner Bootstour ist Jesus mit mir. Und warum ist das so gut? In ihm habe ich allezeit den Sieg, weil er selbst der Sieger ist und auf meiner Seite ist. Das kann und soll mich so froh und dankbar machen, mitten in meinem täglichen Leben. Ich darf darum, weil Jesus der Sieger über allem ist, fest sein, unerschütterlich und darf meinem Herrn dienen. Im Moment besonders als Mutter von drei Kindern. Und welcher Trost ist es zu wissen, dass meine Mühe, meine Arbeit, alles, was ich an Zeit, Nerven, usw. investiere - es wird nicht leer zurückkommen. All das ist nicht vergeblich. Ich darf Jesus vertrauen, dass er es gut machen wird! Er ist der Sieger!

An Tagen wie diesen

cochin-1415260_640Vielleicht kennt ihr auch diese Tage, an denen ihr euch viel vorgenommen habt, und nichts so richtig gelingen will. Ich hatte am Samstag so einen Tag.
Ich kam aus einer sehr vollen Woche und hatte dennoch auch für diesen Samstag einiges im Sinn. Putzen im neuen Kinderzentrum, Nachbarin besuchen, meinen eigenen Haushalt in Ordnung bringen, mit den Kindern Zeit verbringen, und vor allem Zeit mit Gott und Zeit, meine vielen vielen Gedanken zu Papier zu bringen. Ich merke immer nur zu gut, wann es für mich Zeit wird, mein Gedankengewirr zu entwirren, aufzuschreiben und vor Gott zu bringen.

So startete ich in den Tag, alles brauchte mal wieder mehr Zeit als geplant, die Kinder spielten mit den Nachbarsmädels, aber ständig war eines am weinen, ständig war ich am schlichten, wenn ich mich gerade mal oben hingesetzt hatte, um eine Andacht zu lesen, da rief schon wieder ein Kind nach mir.

Wieder oben höre ich Jemima im Kinderwagen weinen. Ach ja, die Stillzeit steht wieder an. Da meine kleine Prinzessin so lieb ist, vergesse ich sie oftmals und plane ihre Bedürfnisse auch nicht so recht mit ein. Aber es tut mir auch immer wieder gut, sie zu haben, sie zu stillen, ihr schönes verzauberndes Lächeln zu sehen, mich einfach an ihr zu freuen.

Doch dann ist sie wieder vorbei, die Zeit, in der ich Ruhe vor Gott haben wollte.
So gehe ich nochmals in den Garten, lege Jemima in den Kinderwagen und schaukele sie etwas in den Schlaf. Dabei fällt mein Blick bei schöner, tiefstehender Sonne auf unsere Hühnerschar. Seit ein paar Tagen sind die frischgeschlüpften neun Küken mit ihrer Mama im Gehege unterwegs. Es sind so wahnsinnig süße, kuschelige Bällchen, die da umeinander laufen. Ich liebe es, sie einfach nur zu beobachten.
Ich halte einen Moment inne, werde innerlich ruhig und schaue einfach nur auf die Henne mit ihren Küken. Nun setzt sie sich hin und ruft ihre Kinderchen zusammen. Eins nach dem anderen schlüpft unter das wärmende und schützende Gefieder ihrer Mama. Bald kann ich unter den Federn viele kleine Beinchen sehen, die hin und her treten. Zu süß!

An Tagen wie diesem, so denke ich, an Tagen wie diesem, spricht Gott zu mir in dieser wunderschönen Szene. An Tagen wie diesem scheint mir dieses Bild genügen zu müssen: genauso darf ich als Gottes Kind unter seinen Flügeln Zuflucht finden. Ich darf mich einfach so bei meinem himmlischen Vater bergen, darf einfach kommen, er lädt mich ein. Dieses Bild gibt meiner Seele Ruhe und sättigt sie in gewisser Weise. Ich hatte nicht die ausgedehnte Zeit mit Gott in der Stille, aber hier stehe ich, an einem Tag wie diesem und erlebe Gottes Nähe.

Ich denke an den Vers, den ich kurz zuvor gelesen hatte aus Psalm 63:

Denn du bist mir zur Hilfe geworden, und im Schatten deiner Flügel kann ich jubeln.

Und auch Jesus spricht davon, dass er die seinen unter seinen Flügeln sammeln will, wie eine Henne ihre Küken. Die Menschen damals haben nicht gewollt. Aber ich will!

Ich will meine Zuflucht bei ihm suchen. Ich will mich bei ihm bergen und wissen, unter seinen Flügeln ist alles gut. Ich darf einfach kommen. Ich darf mich bergen, ich darf mich wärmen, er schützt mich! Ich darf einfach Dasein!

An Tagen wie diesem Samstag weiß ich einmal mehr: es kommt nicht immer darauf an, dass ich all das schaffe, was auf meiner Liste steht. Es kommt auch leider nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Das Leben hat seine eigene Dynamik, im Leben mit drei kleinen Kindern führe oft nicht ich die Regie, und in einem Land wie Albanien lernt man schnell, dass man nur überlebt wenn man spontan ist und bereit für Überraschungen.

Aber Gott, er weiß das alles und er holt mich da ab, wo ist stehe. Inmitten des Trubels des Alltags stehe ich am Hühnergehege, schaukele meine Tochter in den Schlaf und begegne Gott! Das ist das wirklich wichtige!

In seiner Nähe

festmahlAls wir letzte Woche für zwei Tage am Strand von Albanien waren, mir der Wind um die Ohren pustete und die Kinder fröhlich in dem feinen Sand buddelten, nahm ich die Gelegenheit wahr und öffnete unsere neue Bibel, die neue Genfer Übersetzung(NT+Psalmen& Sprüche)
Ich las Psalm 62 und 63. An einer Zeile blieb ich hängen wie eine Biene am Honig:

Deine Nähe sättigt den Hunger meiner Seele wie ein Festmahl... (Psalm 63,6)

Schon seit längerer Zeit begleitet mich der Gedanke, was Gottes Nähe bedeutet. Sicher könnte ich eine theologische Erklärung geben, was es heißt, doch ich möchte wissen, was es für mich als Ehefrau und Mutter in einem fremden Land bedeutet. In meinem ganz normalen Alltag, zwischen putzen, kochen, waschen, Kinder trocken bekommen und wickeln, in dem ständigen Kämpfen, Siegen und Niederlagen.

Was bedeutet es, in der Nähe Gottes zu leben, wenn mich Heimweh und Sehnsucht nach meiner Familie packen, wenn ich mir so sehr eine gute Freundin wünsche, die ich besuchen kann und die mich versteht und mit mir betet, die ähnliche Kämpfe hat wie ich mit den drei kleinen Kindern. Was bedeutet Gottes Nähe mir? Wie wird sie praktisch erlebbar?

Wie schön wäre es, wenn ich das erleben würde, was David erlebt hat:
Gottes Nähe sättigt nicht nur, sie ist eine große Freude und ein "Schmaus", ein super leckeres Essen, auf das ich mich schon lange gefreut habe.

Ich denke auch an den Vers, den ich zu Beginn meines letzten Tagebuches geschrieben hatte:

Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend.
Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. (Ps. 73,28)

Gottes Nähe ist ein Festmahl und folgemäßig auch beglückend. Habe ich das so schon erlebt. Hast du es schon so erlebt? Was nenne ich sonst beglückend?

Ich kann mich an einige Situationen erinnern, bei denen ich das so erlebt habe. Aber ich wünsche es mir so, dass ich es jeden Tag erlebe. Dass ich an Gottes Tisch komme, mich setze und ausruhe und seine Gegenwart genießen kann, seine Nähe tief in mir spüre und sie mir die Kraft gibt für meinen ganz normalen, chaotischen, vollen Alltag.

Gestern las ich noch in 1.Chron. 16, 10-12

Seid stolz, dass ihr seinen heiligen Namen kennt und anrufen dürft.
Von ganzem Herzen sollen sich alle freuen, die den Herrn suchen.
Ja, fragt nach dem Herrn und nach seiner Stärke,
Kommt immer wieder vor sein Angesicht, sucht seine Nähe.

Es ist eine Herausforderung für mich, ja, aber ich will nicht aufhören seine Nähe zu suchen und es soll mein Lebensziel sein, zu erleben und zu begreifen, was es bedeutet, in seiner Nähe zu sein.

Ein Plädoyer fürs Tagebuchschreiben

Heute ist der 1. Juni. Hier in Albanien feiern wir den Tag der Kinder. Am Vormittag war ich schon bei einer Veranstaltung des Kindergartens. Schön und gewöhnungsbedürftig... 🙂

Auch ein guter Tag für mich, ein neues Tagebuch zu beginnen. Dieses habe ich mir schon vor einigen Tagen selbst gestaltet. Etwas, was mir sehr viel Spaß macht! Hier ist das Ergebnis:

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Ich schreibe schon seit meinem 12. Lebensjahr sehr regelmäßig Tagebuch. Das ist etwas, auf das ich schon ein bisschen stolz bin. Ich habe keine Ahnung, wieviele Bücher ich schon voll geschrieben habe. Es sind sicher an die 20. Allein in den knapp drei Jahren in Albanien habe ich über vier Bücher gefüllt.

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Für mich ist das Schreiben so etwas wie Verarbeitung, Vertiefung, Klärung, Reinigung und noch einiges mehr. Mein Tagebuch ist wie ein Freund und begleitet stets meine Bibel. Die beiden gehören untrennbar zusammen. Vieles, was ich in Gottes Wort lese, schreibe ich mir nieder, um es besser zu verstehen und zu verinnerlichen. Dann leuchtet mir so manche Wahrheit noch klarer entgegen. Es hilft mir ungemein.

Es hilft mir auch, die schönen Momente meines Lebens festzuhalten. Ich will nicht mein Leben einfach so leben. Ich will es intensiv tun. Und es scheint mir, dass so vieles in Vergessenheit gerät, wenn ich es nicht aufschreiben würde. All die Erlebnisse mit Gott, mit meinen Kindern, in dieser fremden Kultur. Es ist mir ein Schatz, dieses niedergeschriebene Leben zu haben.

Ich schreibe auch meine Kämpfe hinein, meine Müdigkeit und manchmal auch meine tiefe Verzweiflung. Es ist, als ob alles damit etwas leichter würde, denn oft sind es eigentlich Gebete, die ich hineinschreibe. Meine Trauer und meine Tränen ... In einem Buch las ich, dass Trauer auch Gebet ist, wenn wir weinen und wissen, Er hört!
Meine Einträge werden mir später klar vor Augen malen, dass die Zeit mit drei kleinen Kindern hart ist und sie werden mich hoffentlich dahin führen, anderen Müttern mit kleinen Kindern zu helfen, da, wo ich mir auch oft Hilfe gewünscht hätte.
Falls ich meine Tagebücher später lesen sollte, werden sie mich sicher davor bewahren, meine Vergangenheit zu verklären. Sie sind absolut realistisch! Und doch so voller Hoffnung - Jesus sei dank!

In meinem Tagebuch halte ich auch gute Zitate fest, die ich gelesen habe. Oft streiche ich in Büchern nicht nur an, sondern schreibe mir Dinge heraus. Das sind dann Worte, die mich zum nachdenken bringen, die mich verändern und die ich weitergeben möchte, in einer Mail, in einem Brief oder in einem Artikel.
So ist mir mein Tagebuch echt ein kostbarer Schatz mit Ermutigungen aus der Bibel und aus anderen Büchern. Ich mache es dann so, dass ich Zitate versetzt schreibe, so dass ich sie zwischen meinen Gedanken schnell finden kann.

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Seit dem letzten Tagebuch habe ich auch begonnen, am Ende des Buches einige Seiten zu reservieren für lustige Aussprüche oder Situationen meiner Kinder. Davon gibt es immer mehr. Da ich mein Tagebuch meistens schnell zur Hand habe, meistens auch einmal am Tag, ist es für mich einfacher, diese Dinge (die man leider so schnell wieder vergisst) dort hinein zu schreiben. Eines Tages werde ich sie für die Kinder rausschreiben und ihnen in ihre Kiste legen (habe für jedes Kind eine Kiste angefangen, in die ich typische Dinge für sie lege, Fotos etc.).

Manchmal denke ich, dass Rahel ohne Tagebuch nur eine halbe Rahel wäre. Es ist für mich so essentiell wichtig zu schreiben. Das spiegelt sich nicht in meinem Artikel-schreiben wider (ich würde so gerne mehr schreiben), aber in erster Linie schreibe ich auch für mich und meine Gesundheit. Meine Seelen-Gesundheit.

Jedes Tagebuch ist aufs neue ein Zeichen für Gottes Treue und für sein Durchtragen. Es ist ein Zeichen seiner Liebe und lässt mich staunen über seine Gnade über meinem Leben und das meiner Familie.

Nun beginne ich also wieder ein neues Buch. Leere Seiten. Das nächste halbe Jahr wird es mich begleiten oder auch länger. Ich bin gespannt und freue mich darauf. Ich beginne es mit einem großen: Danke Jesus!

Ich möchte dir Mut machen, egal in welcher Phase du dich befindest: beginne ein Buch für dich (ich kann dir auch gerne eines machen, melde dich einfach... Ich bekomme die Bücher sehr günstig im Kosovo und gestalte sie dann, wie es mir - oder dir- gefällt...)!

Versuche, Dinge die dich bewegen, die dich aufregen, traurig machen, aber v.a. auch die Dinge, die dir Freude machen, aufzuschreiben. Schreibe Gottes Wort auf, in dieser Weise setzt es sich tiefer in deiner Seele ab, schreibe gute Sätze, Ermutigungen auf, dann hast du sie schnell zu Hand, wenn du sie brauchst für dich oder für andere.

Und über allem: Staune über Gottes Treue und Fürsorge über deinem Leben!

Ihr fester Blick

babybadewanneIch finde es immer wieder schön, meine kleine Tochter Jemima zu baden. Wir haben da so eine kleine Babywanne, manchmal darf sie auch ins Wasser mit ihren zwei großen Geschwistern.

Was mir am besten dabei gefällt, das ist ihr Blick. Diesen richtet sie fast die ganze Zeit auf mich, ihre Mama, die sie in der Hand hält und nicht loslässt. Es ist ein Blick, der soviel Vertrauen in mich ausdrückt. Sie muss sich ganz fallen lassen und mir zutrauen, dass ich sie halte in diesem fremden "Gewässer". Meistens schaut sie fest und dennoch freudig zu mir auf, strampelt mit ihren Beinchen und macht auch schon mal ihre kleinen Fäustchen auf.

Ich muss in meinem Alltag oft an Jemima beim Baden denken. Warum? Ich wünsche mir ihren festen, vertrauensvollen Blick. Auch ich fühle mich manchmal wie in fremden Gewässern, am schwimmen, unsicher. Da ist der turbulente Alltag als Mutter von drei kleinen Kindern, da ist das Leben in dieser fremden Kultur, der Umgang mit den Menschen hier, der immer wieder Weisheit erfordert, da sind die unruhigen Gedanken, die sich in mir breit machen wollen, Sorgen um die Kinder, die Zukunft, die Gegenwart.

Ich denke, die meisten wissen, was ich meine. Ich fühle mich des Öfteren überfordert und komme immer wieder an mein Limit. Und das ist gut so. Denn ich wünsche mir sehr, das all das mich eines lehrt: meinen Blick fest auf Gott zu richten.

Ich möchte es den Umständen nicht überlassen, mich einzulullen, mich zuzuschütten und meinen Blick von dem wegzurichten, der mich hält: mein großer Gott!

Das wünsche ich mir gerade dann, wenn alles um mich herum schwankt. Dann will ich nur den sehen, der über den Wellen steht, der stärker ist als alles, was mir im Moment Sorgen machen will.

In Psalm 16,8-9 steht:

"Ich habe den Herrn stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken. Darum freut sich mein Herz und jauchzt meine Seele."

Das lehrt mich meine kleine Tochter. Ihr Blick auf mich zeigt mir, was es heißt, stets auf jemanden zu sehen. Auf den, der das Leben in der Hand hält. Ich will auf ihn sehen und erleben, wie ich fest stehe und mein Herz sich freuen darf trotz mancher schwieriger Umstände. Ich kann es Gott zutrauen, dass er alles gut machen wird, weil er gut ist!

Da standen sie plötzlich...

besucherGestern war mal wieder ein Paradebeispiel davon, wie hier alles dann passiert, wenn man es nicht plant.

Ich habe in der letzten Zeit immer versucht, entweder  die Küche oder das Wohnzimmer einigermaßen aufgeräumt und sauber zu haben. Das ist im Hinblick darauf, dass wir kein Kinderzimmer haben gar nicht so einfach.
Dazu kam, dass es seit Tagen absolutes Regenwetter ist und an länger rausgehen ist nicht zu denken. Und was Kinder innerhalb von wenigen Minuten für ein Chaos anrichten können, das ist nicht zu glauben (und wird jeder mit Kindern nur zu gut verstehen 🙂

Da ich ein Kind geboren habe, muss ich mit Besuch rechnen. Das macht man hier in der Kultur so: eine junge Mutter und das Neugeborene werden besucht. Dabei wird ein Geldschein dem Baby auf den Bauch gelegt und ihm 100 Jahre gewünscht.
Ein sauberes und aufgeräumtes Haus ist hier auch sehr wichtig, das weiß ich nur zu gut.

Gestern nun hatte ich einen ziemlich anstrengenden Vormittag. Ich war mit den Kindern unterwegs gewesen und war beim Mittagessen müde. Dann kamen noch drei albanische Freunde der Kinder und innerhalb kurzer Zeit war das Wohnzimmer ein "Schlachtfeld". (Danny würde in diesem Fall wieder sagen, dass ein Schlachtfeld anders aussieht, aber ihr wisst, was ich meine.) Wir aßen dann zu Mittag und mein frisch geputzter Boden weinte...

Alles stand herum, als Danny mit Gideon schnell weg musste. Livia brachte ich ins Bett und dann wollte ich mich ans aufräumen machen. Ist steckte mir ein großes Stück Schokolade in den Mund (das brauche ich manchmal einfach...) und da hörte ich die Tür aufgehen und Stimmen in unserem Flur. Da waren sie, pünktlich um 13 Uhr (oh nein, meine "heilige" Mittagsruhe-Zeit...). Fünf Frauen und Mädels aus der Nachbarschaft waren gekommen, freudig grinsend und 100 Jahre für Jemima wünschend.

Ich stand nur da, Schokolade noch im Mund und wusste erst nicht, in welches Chaoszimmer ich sie leiten sollte. Erstmal in die Küche, dann räumte ich schnell im Wohnzimmer einigermaßen auf und bat sie dorthin.
Nach der ersten Aufregung konnte ich mich dann so einigermaßen auf die Besucher konzentrieren und es war eine schöne Gemeinschaft.

Schon oft lief es genau so ab. Warum kommen die Besucher immer dann, wenn es mir äußerlich und emotional gar nicht passt? Was will mich Gott dadurch lehren? Was denkt ihr?

Und wieder dieses Buch...

diesesBuchNach gut zwei Jahren nehme ich wieder das Buch "Desperate - Hope for the Mum who needs to breathe" in die Hand. Nicht, weil ich mich so verzweifelt fühle, sondern weil ich nur zu gut in Erinnerung habe, wie es mir damals geholfen hat. Hier habe ich schon darüber geschrieben.

Jetzt habe ich ein Kind mehr, drei Kindern unter vier Jahren. Das ist wohl manchmal ein Grund zu verzweifeln. Noch dazu zurück in Albanien, die einzige deutsche Frau mit einer deutschen Familie in einem weiten Umkreis und die einzige "westliche" Mama weit und breit.
Hier stehe ich wieder und will den Kampf, den es manchmal bedeutet, aufnehmen. Und ich weiß, dass ich so sehr abhängig bin von Jesus und seiner Gnade im täglichen Leben. Er muss mich füllen, wenn ich hier trotz allem erfüllt leben will.
Und der Familienalltag mit den dreien (noch sind alle zuhause) ist voll und turbulent. Doch ich will ihn mutig und freudig angehen, nicht ängstlich und resignierend.
Dazu brauche ich Gnade!

Heute Morgen las ich Psalm 90:

Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade,
So werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen. (V.14)

Das Buch, das ich nun wieder täglich lese, führt mich immer wieder zu dieser Gnade zurück. Im Vorwort (von Ann Voskamp) heißt es:

Göttliche Erziehung wird angetrieben von Gottes Gnade, nicht von unserer Anstrengung....

Es ist so gut zu wissen, dass mir Gottes Gnade jeden Tag neu zur Verfügung steht und über meinem Versagen steht.

Und ich lese das Buch wieder, weil es mir zeigt: ich bin nicht allein. Oftmals fehlt mir eine Freundin, die ebenso Kinder hat, die mich versteht, die ich treffen kann und mit der ich mich gegenseitig ermutigen kann. Das habe ich in Deutschland genossen. Nun habe ich wieder dieses Buch in den Händen und ich freue mich drauf, es zu lesen. In gewisser Weise ersetzt es mir die Freundin um die Ecke.

PS: Für alle Mütter mit kleinen Kindern, die es noch nicht kennen, kann ich es sehr empfehlen. Lies dazu auch meine Buchempfehlung: Das Beste Buch für "Verzweifelte Mütter". Mittlerweile gibt es dieses Buch auch auf Deutsch. Es heißt:

Du bist nicht allein: Ermutigung für Mütter von kleinen Kindern*

*  (Affiliate Link: Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, dann bekommen wir einen kleinen Betrag gutgeschrieben)

Angekommen

angekommenNach genau neun Wochen sind wir wieder hier. Sind wir wieder in unserer Wahlheimat. Sind wir wieder in unserem kleinen Krume.

Als wir vom Flughafen zurückgekommen sind konnte es Gideon nicht abwarten: wann sind wir denn da? Da standen die ersten Kühe auf der Straße und ich konnte sagen: es ist nicht mehr weit. Wir sind gleich da.

Nach neuen Wochen Deutschland ist dieses Leben hier wirklich wieder eine Veränderung. Ich bin nun mit drei kleinen Kindern hier. Noch eine Veränderung. Unser Garten hat sich verändert. Die schöne alte Mauer vom alten Wohnhaus wurde abgerissen und mit einer neuen, kalten Mauer ersetzt. Auch das bedeutet eine Veränderung für mich. Noch wächst kein Gras in unserem Garten, auf den ich nach den Monaten Matsch gehofft hatte. Aber es wird kommen. Veränderung!

Und doch, ich bin von Herzen dankbar, wieder hier zu sein. Die Freundlichkeit der Menschen, die einen herzlich begrüßen, in den Arm nehmen, küssen, die Beschaulichkeit des Lebens hier, die Natürlichkeit, vieles habe ich so schätzen gelernt und nochmal mehr in der Zeit in Deutschland. Natürlich vermissen wir manches hier, aber dennoch erleben wir jeden Tag neu so viel ... Gnade.

Gnade ist für mich, dass meine Kinder sich hier wohl fühlen und Freunde in der Nachbarschaft haben. Gnade ist die Wäsche, die im warmen, sanften Wind flattert und die ich aus dem Wohnzimmerfenster sehe. (Nach den kalten Wintermonaten, in denen die Wäsche oft mehrere Tage brauchte, bis sie trocken war - bei drei kleinen Kindern jetzt - Gnade.) oder die kleinen Vögelchen, die sich in der Erde des frisch umgehackten Gartens baden, die kleinen Kücken, die fröhlich umher rennen, das frische Obst und Gemüse vom kleinen Laden um die Ecke, das Glück der Kinder, als sie ihr erstes kleines Eis im Geschäftle drei Häuser weiter bekamen (wer hat schon Eis so nahe?), unsere schöne, wenn auch gerade kalte Wohnung - Gnade.

Ganz neu erkenne ich auch die Berufung, die Gott uns gegeben hat, hier und jetzt. In diesem kleinen Ort, unter diesen Menschen dürfen wir Reich Gottes leben, Menschen lieben, Ihnen helfen. Mehr denn je ist mir bewusst: genau diese Menschen hat uns Gott anvertraut, um sie in sein Reich zu lieben und ihnen zu dienen. Es sind nicht die reichen und erfolgreichen, nicht wirklich was "besonderes". Die kleine Hausfrau mit ihren vier Kindern, eine unter so vielen auf dieser Erde. Doch genau sie ist mir anvertraut von Gott. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe und ich will mein Leben hier mit Freude leben Gott zur Ehre!