Kostbare Momente

"Es sind seltene und kostbare Momente, wenn wir einem Menschen wirklich begegnen. Ohne Schauspiel, behutsam, respektvoll, aufrichtig, voller Sympathie."

Dieser Satz von Ansgar Hörsting (aus dem tollen Buch "Leben heißt unterwegs sein") hat mich sehr angesprochen, denn genau das ist es, was ich hier möchte: wirkliche Begegnungen. Als ich in Haiti war, habe ich genau das auch sehr intensiv erlebt. Es waren Gott geschenkte Momente, ich habe sie auch mal Begegnungen echter Menschlichkeit genannt, aber eigentlich leuchtet in ihnen ein gewisser Grad an Göttlichkeit.

Ich wünsche euch von Herzen solche seltenen und kostbaren Momente in den doch oft so vollen Dezembertagen.

Die Ganzheit unseres Seins

Wie kostbar ist es doch, dass Gott uns mit Menschen verbindet, die wir gar nicht persönlich kennengelernt haben. Auf irgendeine Weise ist der Kontakt entstanden und nun nehmen die Menschen Anteil an unserem Leben. Sie antworten auf unsere Rundbriefe mit ermutigenden Worte.

Ein junger Mann(zumindest denke ich, dass er jung ist) erstaunte uns vor einigen Tagen, als er uns ein Gedicht sandte, das genau auf uns zugeschnitten war. Ich konnte es nicht glauben, und so fragte ich nach, ob er es persönlich für uns geschrieben hätte. Und die Antwort war: Ja, das ist Extra für euch. Hier ist es:

Aus der Ganzheit die der Herr  geschaffen,

entstand die Ganzheit eures Seins.

Aus der Ganzheit der Schöpfung

gingt ihr ganzheitlich hervor.

In eurer Ganzheit spiegelt sich,

die Ganzheit dieser Schöpfung wieder.

Nimmst du dich nun fort von dieser Ganzheit,

so wird Ganzheit übrig bleiben.

Und nimmst du weg die Ganzheit der Schöpfung

so bleibst du als Ganzheit zurück,

seit unser Vater uns Ganzheitlich geschaffen hat,

nach seinem Bilde, seit dem gibt es nichts geteiltes mehr.

Für Euch nun beginnt der Auszug in die Ferne, ganzheitlich.

So bleibt euch bewusst das nichts Euch trennt,

nichts von uns die wir hinter Euch stehen,

nichts von uns die wir Euch im Gebet begleiten,

nichts davon, Euch im Gedanken nahe zu sein.

Ihr werdet immer Ganz sein, durch die gnädige Hand Gottes.

Nichts wird Euch dies nehmen können, nicht einmal wenn diese Welt vergeht.

bleibt stark denn ihr seid nicht allein......

Als ich diesem jungen Mann meine Verwunderung zum Ausdruck brachte über die Tatsache, dass er uns solch einen Text schreibt, obwohl wir uns gar nicht kennen,  hatte er nur die Antwort:

Und was heißt: dass wir uns gar nicht kennen? Ich dachte wir hätten den selben Vater 😉

Ist das nicht großartig? 

Warum ist Ermutigung wichtig?

In seinem Buch "Berufen zum Senden" erzählt Neal Pirolo eine kleine Begebenheit:

Es gibt eine Geschichte über einen jungen Seemann, der letzte Vorbereitungen für eine Alleinumsegelung der Welt in einem selbst gebauten Boot traf. Menschenmengen drängten sich an Pier, während er die letzten Kisten mit Verpflegung verstaute. Die von Pessimismus und Besorgnis erfüllte Atmosphäre machte sich schließlich Luft in einer lautstarken Entmutigung: »Du wirst es niemals schaffen! Das Boot kann den Wellen und Stürmen nicht standhalten! Lebensmittel werden dir ausgehen! Die Sonne wird dich rösten!«

Ein Mann, der später gekommen war und all diese entmutigenden Warnungen mitbekommen hatte, verspürte den unwiderstehlichen Drang, ein wenig Optimismus und Ermutigung dagegenzusetzen. Während das kleine Boot los gemacht wurde, bahnte er sich einen Weg zum Ende des Docks.

Er winkte heftig mit beiden Armen und rief: »Gute Reise! Du hast wirklich Mut! Wir stehen hinter dir! Wir sind stolz auf dich! Gott sei mit dir, Bruder!«

Wahrscheinlich haben wir alle schon die Erfahrung gemacht, was Worte oder manchmal auch nur kleine Taten für Auswirkungen auf unser Befinden, unser Leben und Erleben haben können. Dabei können sie zerstören, entmutigen, herunterziehen, aber auch, im Gegenteil, ermutigen, motivieren, beflügeln.

Gute Worte und Taten haben Kraft, unserem Leben ein andere Richtung zu geben. - Wir brauchen sie alle! Doch in besonderer Weise, davon sind wir überzeugt, sind wir davon abhängig. Warum?

1. Das Leben ist schwer!

Wie der junge Mann in der Geschichte oben sind auch wir, die wir Gott in einem fremden Land dienen wollen. Wir wagen uns aus dem sicheren Hafen von Familie, Gemeinde, Freunden und machen uns auf in "unruhige Gewässer".

Der Weg bis dahin ist nicht einfach, viele Dinge müssen geklärt, viele Abschiede genommen und manche Sicherheiten aufgegeben werden.  Mehr als jeder andere sind wir auf Menschen angewiesen, die hinter uns stehen, uns ermutigen und anspornen.

2. Die Herausforderungen sind besonders

Diese Ermutigung ist im Vorfeld, aber auch besonders dann im Einsatzland von Nöten. Wie schnell kann sich Entmutigung angesichts der neuen, großen Herausforderungen breit machen - eine neue Sprache und Kultur, andere Umgangsformen, eine nicht vorhandene Gemeinde und Familie und andere Dinge.

Wie gut tut es da, wenn man merkt: Wir kämpfen hier nicht allein. Da ist ein Team hinter uns. Da sind Leute, die an uns denken und uns das auch zeigen, indem sie mal anrufen, einen Brief schreiben, ein Päckchen schicken, oder ein paar Zeilen auf den letzten Rundbrief antworten. All das kann den Wert eines Glases Wasser in der Wüste haben!

3. Die Einsamkeit ist größer

Es wird sicher viele Abende geben, an denen man sich nach seinen Hauskreis oder Gebetskreis oder einfach nur in seine fröhliche Freundeskreisrunde sehnt. Statt dessen ist man allein in einer Stadt fernab von allem Vertrauten. Das soll keine Klage sein. Wir haben uns für diesen Weg von ganzem Herzen entschieden.

Aber es soll verständlich machen, was in solch einer Situation ein Anruf oder ein Brief oder eine Nachricht in welcher Form auch immer bedeuten kann. Das Gefühl der Einsamkeit wird kommen. Doch es kann erträglicher gemacht und gelindert werden durch euer praktisches "an-uns-denken".

Deutschland ist doch auch Missionsland. Wieso bleibt ihr nicht hier?

Wie oft haben wir schon diesen Einwand gehört? Diejenigen, die so ewtas sagen, wollen die Not betonen, die in unserem Land herrscht. Das schätzen wir sehr, wenn Menschen eine Last für unser Land haben.

Wir können es jedoch nicht verstehen, wenn die Not in Deutschland gleich gesetzt wird mit der Not unter den unerreichten islamischen Volksgruppen.

Ja, es stimmt in Deutschland glauben nicht mehr viele Menschen. Aber es gibt immerhin noch viele Gemeinden, die ihre Aufgabe wahrnehmen könnten. Wir sind davon überzeugt, dass Deutschland genügend Christen hat um den Missionsauftrag im Land zu erfüllen.

Das Problem liegt nicht bei uns, die wir bereit sind zu gehen, sondern das Problem liegt bei denen die im Land keinen Finger krümmen um ihre Nachbarn und Freunde zu erreichen.

Die Not in anderen Teilen der Welt ist so viel größer, so dass wir fast ärgerlich sind, wenn wir diesen Vorwurf hören. Es gibt Städte und Regionen auf der Welt mit Millionen von Einwohnern ohne eine lebendige Gemeinde.

Milliarden von Menschen hatte noch nie die Möglichkeit zu hören, wer Jesus ist, und was er für sie getan hat. Und deswegen gehen wir, weil die Not viel größer ist in anderen Teilen der Welt.