Du hast aber einen guten Mann

Letztens war ich zu Besuch bei meiner Freundin. Wie Gott es manchmal so führt, hatte sie an diesem Tag Geburtstag und auf der Straße begegnete ich ihrer Schwiegermutter, Rosa*  (die sich letztens auch zu Jesus bekannt hat) und noch fünf weiteren Schwiegertöchtern, die gerade auf dem Weg zu meiner Freundin waren. Ich habe zu dieser älteren Frau ein sehr gutes Verhältnis. Trotz ihres schweren Lebens hat sie sich noch so eine Freundlichkeit und Güte bewahrt. Das fasziniert mich.

Sie hat neun Söhne, aber 13 Kinder geboren, d.h. vier ihrer Kinder sind gestorben. Nur Söhne zu haben heißt auch, dass sie sehr wenig Unterstützung im Haushalt und auch mit sonstigen Arbeiten hatte. Mädchen beginnen bald, die Mutter zu unterstützen im Putzen, im Bewirten der Gäste, im Hüten der kleineren Geschwister... Söhne helfen in der Regel so gut wie gar nicht mit. (Ich versuche immer wieder Mütter zu ermutigen, doch auch ihre Söhne in die Hausarbeit mit einzubeziehen, aber ich vermute, dass die Tradition da stärker ist.)

So waren wir also bei meiner Freundin alle zusammen. Es gab Kaffee und danach noch ein ausgiebiges Mittagessen. Irgendwann sagte Rosa dann: „Also, dein Mann, der ist ja sehr gut.“ Dann erzählte sie, dass sie zwei Tage zuvor bei uns zuhause war. Sie traf dabei nur Danny und die Kinder an, da ich an diesem Vormittag mit den Frauen aus dem Team in die nächste Stadt in den Kosovo gefahren war, um Blumen für den Garten zu kaufen auf einem großen Markt. (Normalerweise gehen hier eher nur die Männer, um sich in dieser Stadt zu „vergnügen“.) So sah sie Danny im Garten sitzen, um ihn herum ein Haufen spielender Kinder und auf die Frage hin, wo Rakela (mein albanischer Name) ist, bekommt sie die Antwort, dass sie in Gjakovë auf dem Markt ist.

In euren Ohren klingt das jetzt gar nicht besonders, aber diese Frau war absolut von den Socken, dass der Mann die Kinder hütet und die Frau sich „draußen“ vergnügt im einkaufen. Ihren Söhne (aus einem sehr  konservativer Clan) würde das sicher nicht im Traum einfallen.

Wir mussten so lachen, als sie das in der Runde von Frauen so erzählte. Aber sie lobte Dannys Verhalten sehr, und das freute mich. Sie fand es nicht komisch, dass mein Mann so etwas macht, sondern sie war sichtlich berührt von dieser Beziehung, die wir zueinander haben.

Ja, es stimmt, ich habe einen sehr guten Mann. Sicher wird mir das noch mehr bewusst, indem ich hier in dieser Kultur lebe, in der Ehe und Familie so anders gelebt wird. Für uns war von Anfang an klar, dass Danny sich in diesem Punkt nicht anpassen wird, nämlich in dem, dass der Mann sich so gut wie gar nicht um die Kinder und deren Erziehung kümmert. Da wollen wir bewusst einen Kontrapunkt setzen. Und schön, dass das dann auch positiv aufgenommen wird. Ich hoffe, auch von dem ein oder anderen Mann...

Tolle Tierdokus für Kinder jeden Alters

Letztens gab mir eine Freundin, selbst vierfache Mutter, einen tollen Tipp.

Wir sind immer mal wieder auf der Suche nach kurzen und sinnvollen Filmen, die die Kinder vor dem Abendessen anschauen können. Wir waren schon bei Leo Lausemaus, Peterson und Findus, den Kindern aus Bullerbü und Peppa Wutz und ihrem Bruder Schorsch.

Doch der Tipp begeistert uns und darum möchten wir ihn gerne mit all denen teilen, die Kinder haben oder auch keine haben. 🙂

Und zwar handelt es sich um ca. 24 minütige Tierdokumentationen des BR (=Bayrischer Rundfunk.) Da sind Paula oder Anna, zwei junge Frauen, die jedesmal ein anderes Tier entdecken und echt interessante und erhellende Infos eben zu diesem weitergeben. Das tun sie auf eine sehr ansprechende und liebevolle Art. Eben genau richtig für Kinder. Hier kannst du mehr zu der Serie lesen.

Unsere drei schauen es alle gerne. Jemima noch nicht ganz so ausdauernd, aber auch sie freut sich an den Tieren und den lustigen Bildern und gibt immer wieder sehr lustige Geräusche von sich... Toll ist echt, dass man eine ganze Menge dabei lernen kann. (Z.B. Dass die Zähne von einem Krokodil  bis zu 36 mal nachwachsen, wenn sie rausgefallen sind... :).

Es gibt Sendungen mit wilden Tieren (Löwen, Krokodile, Elefanten, Giraffen...), aber auch welche mit ganz normalen und den Kindern gut bekannten Haustieren (Pferd, Pony, Hund...)
Wir Eltern bleiben selbst manchmal dabei hängen, weil es einfach so schön gemacht ist (und wir ja auch noch was lernen können...) Das Abendessen macht sich dabei aber leider auch nicht von allein...

Anschauen kann mal diese Dokus auf youtube (einfach „Anna und die Tiere“ oder „Paula und die Tiere“ eingeben) Hier gibt es wirklich unzählige Sendungen.
Also, unsere Kinder (und wir) lieben sie und wir hoffen, eure Kinder (und ihr) findet sie auch toll...

Hier mal eine kleine Kostprobe...

"Hoffentlich wird es ein Junge."

Ich bin nun in der 24. Schwangerschaftswoche und natürlich ist mein Bäuchlein nun nicht mehr zu verstecken. Menschen hier freuen und wundern sich zugleich, dass wir noch ein viertes Kind bekommen. „Du bist ja wie wir Albaner“, heißt es dann so manchmal. Ich sage dann, dass wir uns bewusst dafür entschieden haben und Kinder ein Segen Gottes sind und wir uns sehr darauf freuen. Der nächste Kommentar dann ist meistens: „Hoffentlich wird es ein Junge.“ - das sagen sie auch ohne zu wissen, dass wir schon einen Jungen und zwei Mädchen haben. (Die „perfekte“ Familie wäre doch zwei mit zwei...)

Nun, was soll ich dazu sagen? Ich sage, dass das nicht wir, sondern Gott entscheidet. Und dass das auch gut so ist, sonst gäbe es in Albanien ja kaum noch Mädchen.
„Ja, ja, natürlich, Hauptsache gesund.“ kommt dann die schnelle und etwas verlegene Antwort. Manchmal möchte ich sagen: „Ja, und auch wenn es nicht gesund ist, ist es ein Geschenk Gottes!“

Als wir zuletzt einen Ultraschall machten, sah es nun mehr nach einem Mädchen aus. Wir freuen uns auch von ganzem Herzen darüber. Natürlich! Aber ehrlich gesagt fürchtete ich etwas die Kommentare der Albaner. Und mehr noch, hatte ich einfach keine Lust über blöde Bemerkungen oder Blicke, die das Leben von Mädchen herabsetzen. Irgendwann reicht einem das.

Im Moment fühle ich mich dabei wie eine Botschafterin für das Leben von Mädchen. Wenn nun Leute fragen, ob wir schon wissen, was es ist, dann sage ich frei heraus, dass es mehr nach Mädchen aussieht und wir uns freuen. Besonders laut sage ich es, wenn Mädchen im Raum sind. Wie müssen die sich nur fühlen, wenn immer nur ein Junge gewünscht wird und die Nachricht, dass es ein Mädchen ist, eine Schlechte ist.

Unsere Nachbarin von unten versuchte mir einmal zu erklären, warum man sich mehr einen Jungen wünscht. Das Leben eines Mädchens und später einer Frau ist so viel mehr von Leiden geprägt, wie das eines Jungen oder Mannes. Das wünscht sich doch keiner für sein Kind. Ich versuchte, mich in diesen Gedanken hineinzuversetzen. Wir können das ja so gar nicht verstehen. Bei uns haben alle die gleichen Chancen, ob Mädchen oder Junge. Aus Angst vor einem leidvollen Leben kein Mädchen zu wollen?

In gewisser Weise kann ich es nachvollziehen. Ja, ich denke auch, dass das Leben der Frauen auf jeden Fall mehr von Arbeit und oft auch Verantwortung tragen etc. geprägt ist. Wenn sie mit einem „schlechten“ Mann verheiratet wird, evtl. noch mit einer schwierigen Schwiegermutter zusammenlebt, dann kann das Leben echt sehr hart werden. Kindererziehung, Hausarbeit, Arbeit im Garten oder auf dem Feld, auch oft sehr schwere Arbeit, ist Aufgabe der Frau. Der Mann sitzt oft genug den ganzen Tag nur irgendwo im Café... Ich empfinde es oft als eine sehr ungerechte Welt...

Ich weiß auch, dass es noch so einige andere Gründe gibt, warum man einen Jungen braucht. Er wird z.B. die Eltern später aufnehmen und für sie sorgen. Töchter werden in andere Familien verheiratet.

Ich denke, Gott hat seinen Plan, wenn wir in Albanien unser drittes Mädchen bekommen (wenn es ein Mädchen ist :). Und ich will voller Stolz dazu stehen und „aller Welt“ bezeugen, dass das Leben von Mädchen genauso wertvoll ist, wie von Jungen.

[Anmerkung: Was ich hier schreibe, trifft für unsere Gegend zu. Nicht in ganz Albanien herrscht mehr dieses ausgeprägte Denken, dass Jungen mehr Wert sind wie Mädchen, oder das jedenfalls so vermittelt wird. Und auch nicht jeder in unserer Gegend denkt so. Aber doch der größte Teil und so begegnet es mir hier immer und immer wieder...]

5 Gründe warum wir uns für ein weiteres Kind entschieden haben

Ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast, aber wir erwarten im Juli unser viertes Kind. Es war eine bewusste Entscheidung dafür. Wir wollten schon immer vier Kinder haben. Doch nachdem ich die Diagnose MS erhielt und das Leben in der Mission nicht einfach ist, hatten wir uns schon mit dem Gedanken angefreundet, dass es bei drei Kindern bleiben wird.

Doch letztes Jahr im Herbst tat Gott etwas in uns, vor allem in Rahel. Irgendwie fühlte sie, dass unsere Familie noch nicht vollständig ist. Einen tiefen Frieden erlangte sie dann dadurch, dass Gott ihr zwei Bibelstellen gab, direkt nachdem sie um Bestätigung gebeten hatte. (Rahel schreibt selbst hier darüber)

Nachdem Rahel ein Ja zu einem vierten Kind hatte, wollte ich mich diesem Wunsch natürlich nicht verschließen.

Wobei es menschlich gesehen einige Gründe gäbe, diesen Schritt nicht zu gehen. Und vielleicht hat sich auch schon der eine oder andere unserer Freunde die positive Frage gestellt: “Wie können die nur so mutig sein?” oder eher im negativen Sinne: “Wie können die sich sowas nur zumuten?”

Wie auch immer. In den folgenden 5 Punkten will ich kurz auflisten, warum wir uns für ein 4. Kind entschieden haben. Dadurch will ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken, jeder sollte es so machen und erst recht nicht will ich mich erheben über andere, die für sich eine andere Entscheidung getroffen haben. Es waren einfach Punkte, die uns zu unserer Entscheidung bewegt haben.

1. Gott ist treu.

Gott, der Vater und Jesus Christus, der Sohn Gottes, und der Heilige Geist sind der lebendige Gott, dem wir unser Leben anvertraut haben, auch unsere Familie. Vor 10 Jahren hat Gott uns zusammengeführt. Er hat uns begleitet auf allen unseren Wegen. Vor allem im Umgang mit der Diagnose MS fanden wir Halt in unserem Glauben an Gott. Auch in unseren 5 Jahren Leben in der Mission haben wir die Treue unseres Gottes immer wieder erlebt.

Es gibt für uns also keinen Grund, daran zu zweifeln, dass dieser Gott auch mit uns geht in ein Familienleben mit vier Kindern und sehr vielen Ungewissheiten. Doch mal ehrlich: das Leben eines jeden von uns ist von "Unsicherheiten" geprägt. Wer weiß schon, was morgen ist? Eines ist gewiss: Gott ist treu und er geht mit.

2. Wir gehen diesen Glaubensschritt.

Trotz des eben gesagten, ist es dennoch ein nicht zu kleiner Glaubensschritt, den wir mit diesem 4. Kind gehen. Vor allem in Anbetracht meiner Erkrankung, mit der man nicht weiß, wie sie sich entwickeln wird. Eine relevante Frage ist zum Beispiel: Wie lange kann ich noch arbeiten und für meine Familie sorgen?

Doch alle Fragen und Sorgen muss ich im Glauben an meinem Herrn abgeben.
Am Ende geht es mir wie allen Familienvätern. Sie leben im Glauben und wissen nicht was kommt. Der eine Vater bleibt gesund und stark sein Leben lang, der andere Vater stirbt schon früh und lässt seine Frau allein mit den Kindern. Wir wissen alle nicht, was kommen wird. Wir leben im Glauben.

3. Wir wollen gehorsam sein.

Gott gab dem ersten Ehepaar auf Erden den Auftrag: “Seid fruchtbar und mehret euch.” Wir glauben, dass dieser Auftrag auch uns gilt und dass wir darauf reagieren müssen. Natürlich sieht das sicher für jede Familie anders aus. Für uns war es eines der Puzzlesteine, das zu dieser Entscheidung führte. Gott als Schöpfer hat ein großes Ja zu Kindern.

Diesem großem Gehorsamsschritt müssen dann natürlich viele weitere kleine Schritte folgen, die von uns als Eltern die täglich neue Selbstverleugnung und den ständigen Dienst an unseren Kindern fordern.

4. Kinder sind ein Segen.

Daran wollen wir festhalten, auch wenn es Tage gibt, an denen man einfach nur verzweifeln kann. Vor allem dann, wenn die Kinder mal wieder sehr herausfordernd sind und einem alles über den Kopf wächst. Doch ungeachtet von all dem Stress, den das Familienleben so mitbringt, sind Kinder ein Segen. Sie erfreuen das Elternherz und es gibt nichts Schöneres als zu sehen, wie aus kleinen hilflosen Babys Kinder heranwachsen. Kinder, die einzigartig sind in ihren Charaktereigenschaften. Kinder, die man prägen kann und die dann hoffentlich eines Tages selbst Segensbringer sein werden, in einer Welt, die sich abgewandt hat von Gott. 

5. Eine größere Familie ist schöner.

Vielleicht ist diese Wahrnehmung darin begründet, weil Rahel und ich jeweils mit 4 Geschwistern aufgewachsen sind. Aber es gibt für uns nichts schöneres als viele Geschwister zu haben, mit denen man Freud und Leid teilen kann. Viele Kinder zu haben bedeutet dann nämlich normalerweise auch, viele Enkel zu haben. Wenn ich meine kleinen Kinder anschaue, denke ich gerne an den Tag, an dem sie erwachsen sind und einen Partner haben, mit dem sie wiederum Kinder haben. Und ich denke dann daran, wie wir alle zusammen sind, und wir als Eltern uns einfach freuen über den Reichtum, den eine große Familie für uns bedeutet.

Wir sind gespannt, was für eine Geschichte Gott mit uns und den Kindern schreiben wird. Mit aller Zuversicht gehen wir in dieses Abenteuer und wir sind uns ganz sicher, dass es gut werden wird. 

Wie Gott mich zum vierten Kind ermutigt hat

Wir saßen gemeinsam am Strand. Danny und ich hatten zwei Tage zu zweit ohne Kinder. Ein besonderes Geschenk unserer Teamfrauen an uns. Wir genossen die Ruhe, die Zeit zum ungestörten reden, viel lesen und einfach zu tun, was man möchte.

Auf dem Heimweg machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Meer. Albanien hat ja eine lange Küste, auch wenn wir von der leider nicht so viel mitbekommen, wie ich gerne würde. Ich liebe das Meer.

Ich lag so in der Spätsommer Sonne und blickte in den strahlend blauen Himmel und hörte Lobpreismusik.

Dann sah ich zu den sich brechenden Wellen und da lief ein Mann mit einem kleinen Baby auf dem Arm am Strand entlang. Es war ein wunderschönes Bild. Zumal hier in Albanien.

Dann sprach ich aus, was schon länger in mir rumorte: "Vielleicht sollen wir auch noch ein Kind bekommen?"

Ich erschrak fast selber über meine mutigen Worte. Danny reagierte gelassen. Aber in keiner Weise abweisend oder: "Nein, das kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen." Gleich kamen mir manchen Dinge in den Sinn, die sich mit einem vierten Kind ändern, z.B. braucht man ein größeres Auto. Menschliche Gedanken.

Wir waren uns schnell einig, dass wir uns eine klare Antwort von Gott erwünschten. Vor allem ich wollte Gott ganz bewusst fragen, ob es sein Wille für uns ist. Dass er mir in meinem Herzen die Antwort so schnell geben würde, hätte ich nicht gedacht.

Noch an diesem Strand las ich "zufällig" zwei Stellen, die ich noch nie so gelesen hatte in meiner kleinen NGÜ. Einmal war es aus Psalm 116 der Vers 16:

"O Herr, ich bin doch dein Diener! Ja, dein Diener bin ich, und bereits meine Mutter hat dir treu gedient."

Und dann direkt darauf noch in Sprüche 31 Vers 1:

"Worte des Königs Lemuel von Massa, die seine Mutter ihn gelehrt hat."

An beiden Stellen ist so explizit von der Mutter und ihrem positiven Einfluss auf ihren Sohn die Rede. Ich möchte auch so eine Mutter sein, die ihren Kindern gutes lehrt und die sie zu Jüngern Jesu macht. Dabei kenne ich nur zu gut auch meine Fehler und Beschränkungen. Aber dennoch steht Gottes Gnade in besonderer Weise über dem Leben der Kinder von gläubigen Eltern.

Für mich sprachen diese Worte eine klare Sprache. Als ich dann auch sehr schnell schwanger wurde, war es für mich klar, dass dieses Kind noch zu uns gehört. Und dass es ein besonderes sein wird. Wie jedes andere ja auch...

Für mich ist es ein Wunder, das Gott in mir getan hat. Noch Monate zuvor hätte ich nie gedacht, noch ein Kind zu bekommen. Jetzt ist mein Herz die allermeiste Zeit voller Freude über dieses vierte Geschenk Gottes in unsere Familie.

Eine Vorstellung unserer geliebten Küche

Im Winter ist unsere Küche mehr denn je unser Lebensmittelpunkt. Oft bleibt sie den ganzen Tag über der einzige Raum, der geheizt und daher belebbar ist. Sie ist nicht gerade groß, höchstens vier mal vier Meter. Doch in ihr spielt sich das Leben einer fünfköpfigen Familie ab. Neben der Küche an sich steht da noch ein Sofa, ein Ofen und ein Tisch. Im Winter legen wir einen Teppich vor das Sofa, damit wir auch auf dem sonst eher kalten Boden sitzen und spielen können. Jetzt, wo die kalte Zeit schon in den 5. Monat geht, merkt man doch, wie einem manchmal die Decke auf den Kopf fällt. Dennoch muss ich auch sagen, dass vieles einfacher geworden ist, wo unsere Kinder schon etwas älter geworden sind. Sie beschäftigen sich oft gut allein und ich staune manchmal, wie sie es auch schon gelernt haben, in dieser Enge zu leben. Ich denke, normale deutsche Familien würden durchdrehen, da sie es nicht gewöhnt sind. Ich möchte es einfach auch genießen, dass wir so viel Zeit gemeinsam verbringen. Das schweißt uns als Familie sehr zusammen. Im Sommer spielt sich meistens alles draußen ab und verteilt sich sehr. So tanken wir im Winter viel Zeit der körperlichen Nähe. Ich habe gelernt, meine Küche zu lieben und hoch zu schätzen. Hier möchte ich sie euch ein wenig vorstellen: Unser Küchentisch ist unser Zentrum. Danny hat ihn vor einigen Jahren selber gebaut. Dort begegnen wir Gott im Lesen seines Wortes und beten, dort begegnen wir einander, dort genießen wir unsere drei oder vier gemeinsamen Mahlzeiten, dort sitzen die Kinder und malen unzählige Bilder und schreiben und malen Buchstaben, dort basteln wir und spielen. Wir lieben unseren Tisch, auch wenn ich mir einen größeren wünsche. Er verbindet uns als Familie. Eine Lampe mit warmen Licht verbreitet am späten Nachmittag eine angenehme und gemütliche Atmosphäre. Im Winter findet dort unsere traditionelle „Kaffeepause“ (unsere Kinder nennen sie so) statt, in der wir meistens eher Tee trinken und viel Obst essen. Unser Obstkorb ist nie leer und dank der sehr günstigen Preise für Obst und Gemüse können wir unseren Vitaminspeicher auch im Winter gut füllen. Oft wünschen sich die Kinder zum Abendessen einen Obstteller, den ich ihnen nur zu gerne mache. Neben dem Tisch an der Wand habe ich eine Schnur mir Holzherzen aufgereiht, die dahinter kleine Klammern haben. Dort hänge ich Karten auf, die uns geschickt wurden oder die letzten Bastelkreationen der Kinder. So verändert sich diese Wand immer wieder und bietet Abwechslung, oft Ermutigung durch schöne Karten mit Versen und erinnert uns dabei an liebe Freunde, die sie geschickt haben. Seit nicht allzu langer Zeit hängt dort auch ein einfaches Kreuz, das ich aus Holz gemacht habe. Irgendwie fehlte mir eines in der Wohnung. Daneben steht unser treuer Ofen, der uns wärmt und dankbar macht, dass wir Holz haben (hier nicht selbstverständlich). Ich habe mich schon so gut daran gewöhnt und nun scheint uns eher das in Deutschland durch und durch beheizte Haus fremd. Auf dem Ofen steht eine Schiefertafel, die ich schon lange habe und die der Hitze trotzt mit dem Vers: „Vertraue auf den Herrn! Sei mutig und tapfer und hoffe geduldig auf den Herrn.“ (Psalm 27,14) Schon in so mancher Situation hat er mir Mut zugesprochen, weiter zumachen! Ich brauche solche Erinnerungen um mich herum. Um unser Fenster herum windet sich eine Pflanze. Als ich sie am Anfang unserer Zeit hier kaufte, war sie noch sehr klein. Ihr stetiges und gutes Wachstum trotz meiner Pflege erinnert mich an Gottes Treue durch die letzten Jahre und daran, dass Er das Wachstum schenkt. Das Sofa ist ein wichtiger Teil des Raumes. Dort findet unser Besuch Platz, liegen die kranken und müden Kinder, oder mache ich meine Mittagsruhe. Es ist Kuschelort (wenn auch extrem durchgesessen), Buch-lese Ort, und bietet zusätzlichen Sitzplatz, wenn wir viele Gäste in unserer Küche bewirten, was immer wieder vorkommt. Auch steht mein Korb mit Büchern auf dem Sofa, da es sonst keinen Platz gibt, sowie der der Kinder. Es ist unverzichtbar im Winter- unser geliebtes, altes, albanisches Sofa. Der Kühlschrank dann ist viel mehr als nur Aufbewahrungsort für Lebensmittel. Er ist übersät mit Bildern von unseren Freunden, von denen viele Jesus überall auf der Erde dienen und auf die wir sehr stolz sind. Es ist ein Vorrecht so in diesem Auftrag gemeinsam unterwegs sein zu dürfen. Die Bilder erinnern mich zu beten. Da sind auch Bilder von unserer Familie, oder auch die neusten Kunstwerke der Kinder finden hier ihren Platz. An der Tür hängt seit diesem Jahr ein großer Jahreskalender. Dort können die Kinder sehen, wann es nach Deutschland geht, wer wann Geburtstag hat usw.  Da unsere Kinder viel mehr fragen und gerne wissen wollen, wie lange etwas noch dauert, leistet uns dieser Kalender echt gute Dienste und schürt die Vorfreude auf gewisse Zeiten und Daten. In unseren Küchenschränken findet so allerhand Platz. Vor allem meine Bastelsachen haben sich hier eingenistet (da sonst kein Platz in der Wohnung...). Einige wissen ja, dass ich sehr gerne v.a. Karten für unsere Freunde und Unterstützer bastele. Das verschafft mir immer wieder schöne Winterabende, auch wenn es manchmal Überwindung kostet, alles herauszuholen, um es dann auch alles wieder ordentlich zu verstauen, da die Kinder am Morgen früh wieder in der Küche stehen. Und noch eine wichtige Kleinigkeit hängt über unserem Spülbecken. Ich habe hier keine Spülmaschine. Daher verbringe ich sehr viel Zeit an dieser Stelle der Küche. Ich weiß, dass sich viele in Deutschland ein Leben ohne Spülmaschine gar nicht mehr vorstellen können, schon gar nicht mit drei bis vier Kindern. Probiere es doch mal eine Woche aus, dann weißt du, wie es mir geht. 🙂 Direkt vor meinen Augen hängt eine Karte. In großen Buchstaben steht da: SEID DANKBAR! - und das will ich sein. Einige Wochen lang hatte ich kein heißes Wasser. Nun läuft es wieder und ich bin so dankbar dafür. Und dankbar überhaupt, Geschirr zu haben, fließend Wasser, eine Küche (die hier lang nicht jeder hat). Soweit mal ein kleiner Einblick in unseren „Lebensraum“ im Winter. In den Wintern zuvor haben wir in unserer Küche auch immer noch geschlafen in der Nacht, da es im Schlafzimmer zu kalt war. In diesem Winter wurden wir bisher davon verschont. Darüber bin ich nich traurig. Ich liebe unsere Küche zwar, aber etwas Abstand in der Nacht ist auch nicht schlecht. Der Morgen mit einem wohligen Feuer in der schon warmen Küche (Danny macht diesen Dienst ganz treu, wofür ich ihm so dankbar bin) wartet schon auf mich...

Unsere und ihre Kinder und ihre Zukunft

Heute nachmittag verbrachte ich viel Zeit mit den Kindern bei unseren Nachbarn, die Kinder im ähnlichen Alter haben. Es ist schön zu sehen, wie sie miteinander spielen und (die meiste Zeit) harmonieren.  Ich hatte Magic Papiere dabei und jeder der Kinder durfte sich verkünsteln.

Wenn man mit sechs Kindern und vier Erwachsenen in einem relativ kleinen Raum sitzt, dann muss man immer wieder kreative Ideen haben, das Ungestüm der Kinder etwas zu zügeln, so dass wir „Großen“ auch mal zu Wort und zum Gespräch kommen.

Die Kids begannen begeistert mit kleinen Zahnstochern das schwarz von dem Papier zu kratzen und darunter die schönen bunten Farben zu entdecken. Ela, die vierjährige Tochter meiner Nachbarin, zeichnete verschiedene Kleidungsstücke auf das Papier. Ich staunte über ihr Verständnis darüber. Ihre Mutter erzählte mir, dass sie sehr gerne zeichnet und dafür ein großes Geschick hat. Sie würde sie so gerne später auf eine entsprechende Schule oder Uni schicken, aber das wird sicher nicht gehen.

Mein Blick fiel auf unsere Kinder. Wie sie hier so völlig auf einer Ebene miteinander spielen, da ist kein Unterschied zwischen ihnen. Sie sind Kinder und spielen wie Kinder überall auf der Welt. Und doch ist da so ein großer Unterschied. Unseren Kindern werden einmal alle Wege offen stehen (wenn sie wollen). Sie werden etwas Gutes lernen können und haben die Hoffnung auf ein gutes Leben, auf Entfaltung ihrer Vorlieben und Gaben.

Die gleichaltrigen Mädchen dagegen haben einen ganz anderen Weg vorgezeichnet. Schule, vielleicht eine Ausbildung, sehr unwahrscheinlich ein Studium (da sie auch Teil eines konservativen Familienclans sind), Heirat, Kinder, zuhause sein, vielleicht, wenn es ihnen so geht wie ihrer Mutter, sehr eingeschränkte Freiheit in der Öffentlichkeit. Ein anderes Leben. Ihr Leben.

Irgendwie tut es mir leid. Ich finde es ungerecht, dass diese begabten Mädchen, die genau so sind wie meine Kinder, so viel weniger Chancen in ihrem Leben haben werden. Keiner kann etwas dafür, wo er geboren wird.

Ich frage mich, ob all die Kinder in Deutschland wissen, wie gesegnet sie sind. All die Jugendlichen, die eine gute Ausbildung machen können, ein Studium, die ihren Weg gehen können, sich verwirklichen können, Geld verdienen können, das zum Leben reicht. Klar, ist da auch nicht alles so leicht und vieles muss hart erarbeitet werden. Dennoch, es gibt Perspektiven.

Die einzige Perspektive, die männliche Jugendliche hier haben, scheint mir oft nur der Weg nach England. Oft ohne Schulabschluss (der bringt einem dort ja auch nichts, wenn man illegal im Land ist). Es macht mich traurig, noch nie einem Jugendlichen begegnet zu sein, der für sein Land brennt und etwas verändern möchte. Das ist nicht zu verurteilen, wenn man die korrupten Strukturen des Landes nur im Ansatz kennt und kennen gelernt hat. Da braucht man sehr viel Idealismus, um an Veränderung zu glauben, die ich bewegen kann.

Mir bleibt der Blick auf unsere Kinder. Sie wachsen hier gleich auf und doch unter so unterschiedlichen Vorzeichen. Mein Gebet für meine Nachbarmädchen ist nur, dass Gott ihnen begegnet und sie ein erfülltes Leben in Ihm finden, wie auch immer es äußerlich aussehen wird.

Der Sinn hinter unserem Heimweh

Vor einigen Tagen schrieb Rahel einen für mich bewegenden Text, der beschreibt, wie es ihr gerade innerlich geht. Der Artikel war überschrieben mit dem einfachen Wort "Heimweh". In diesem Begriff ist der ganze Schmerz zusammengefasst, den wir empfinden, wenn wir nun das fünfte Jahr zur Advents- und Weihnachtszeit nicht in Deutschland sein können.

Wie dieser Schmerz im Einzelnen zu erklären ist, hat Rahel gut beschrieben. Und ich stimme dem voll zu, auch wenn ich wahrscheinlich nicht den gleichen tiefen Schmerz empfinde. Wobei ich natürlich auch sehr gerne dabei gewesen wäre, wenn meine Mutter, wie am letzten Wochenende, groß ihren 60.Geburtstag feiert.

Aber trotz dieses großen Schmerzes, fern von der eigenen Familie und Gemeinde zu leben, macht es Sinn, diesen Schmerz des Heimwehs auszuhalten und in Kauf zu nehmen.

Worin der Sinn liegt, will ich kurz beschreiben.

1. Wir empfinden Heimweh, damit Menschen in Jesus ein neues zu Hause finden.

Dieser zeitliche, kurze Schmerz des Heimwehs ist nicht zu vergleichen mit dem Schmerz, den Menschen empfinden, die für immer getrennt sind von Gott. Wir sind hier und wir bleiben gerade an Weihnachten hier, um Menschen zu zeigen, dass sie uns wichtig sind. Wir lieben sie und verkündigen ihnen das Evangelium von Jesus dem Retter, der gekommen ist, um Menschen in Gottes Familie zu holen.

2. Wir empfinden Heimweh, weil wir uns eins machen mit dem Leiden Jesu.

Mit jedem Schmerz, jeder Entbehrung und jedem Opfer im Dienst für Jesus, veranschaulichen wir das Leiden Jesu. So hat Paulus zumindest sein eigenes Leiden erklärt als er sagte: Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was noch aussteht von den Bedrängnissen des Christus für seinen Leib, das ist die Gemeinde. (Kol 1,24) Wir hoffen, dass Menschen irgendwann begreifen, dass unser Dienst mit allem was dazugehört ein Hinweis ist auf Jesus und sein Leiden.

3. Wir empfinden Heimweh, weil wir noch nicht zu Hause sind.

Wir freuen uns sehr, eine irdische Familie zu haben, die wir lieben und vermissen. Und von ihnen getrennt zu sein bedeutet, Heimweh zu haben. Aber unsere christliche Hoffnung geht über diesen Trennungsschmerz hinaus. Eines Tages werden wir endgültig zu Hause sein, bei Gott unserem Vater. So lesen wir auch in Hebräer 13,14:

"Denn hier auf der Erde gibt es keinen Ort, der wirklich unsere Heimat wäre und wo wir für immer bleiben könnten. Unsere ganze Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, ´zu der wir unterwegs sind`."

Weil wir unterwegs sind zu unserem ewigen zu Hause, empfinden wir Heimweh. Hör dir hier die Predigt zur entsprechenden Jahreslosung 2013 an.

4. Wir empfinden Heimweh, weil wir wissen, dass es sich lohnt.

Petrus fragte Jesus einmal, was er davon hat, Opfer zu bringen und alles zu verlassen, um Jesus nachzufolgen. Wahrscheinlich gehörte auch das Heimweh zu dem Opfer, dass er zur Sprache brachte, den Jesus bezieht sich in seiner Antwort auf die Trennung von der Familie, indem er sagt:

Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus, Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker zurücklässt, bekommt alles hundertfach wieder: jetzt, in dieser Zeit, Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker – wenn auch unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben.

So wollen wir trauern in diesem Schmerz des Heimwehs, wissend, dass es einen größeren Sinn hat. Diesen Sinn habe ich in vierfacher Weise erklärt. Und wir hoffen so sehr, dass andere unter unseren Lesern bereit sind, diesen Schmerz des Heimwehs in Kauf zu nehmen, in dem sie alles verlassen, um Jesus nachzufolgen und zu Menschen zu gehen, die getrennt sind von Gott.

Wir leiden Heimweh damit,
  1. Menschen ein neues zu Hause in Jesus finden.
  2. Menschen das Leiden Jesu veranschaulicht sehen.
  3. Menschen verstehen, wir sind noch nicht zu Hause.
  4. wir am Ende belohnt werden.

Vom Leben und Sterben in Albanien

Diesen Artikel hat Rahel vorgestern geschrieben. Heute Nachmittag ist unsere liebe Nena Aishe gestorben.

Seit zwei Tagen liegt die Mutter meiner albanischen Mutter im Sterben. Sie hatte am Sonntag Abend ganz plötzlich einen Schlaganfall und liegt seither im Koma. Es geht dem Ende entgegen…

Ich kenne und liebe diese alte Frau sehr. Gerade in der Anfangszeit war sie häufiger bei uns im Haus, auch für mehrere Wochen. Unsere Rrushe ist ihre geliebte älteste Tochter, die sie mit 16 Jahren bekommen hat. Rrushe sagte mir öfter, dass ihre Mutter ihr eher wie eine Schwester ist, als wie eine Mutter.

Seit einiger Zeit nun war sie zunehmend dement. Körperlich aber doch noch sehr fit, trotz ihren 84 Jahren und einem unvorstellbar hartem Leben.
Sie hat mit 15 Jahren geheiratet und mit 16 Jahren ihr erstes Kind bekommen. Es folgten acht weitere Schwangerschaften, wobei nur vier der acht Kinder ihre Kindheit überlebten. Zu dieser Zeit war es noch so normal, dass in fast jeder Familie ein Kind an einer heute vermeidbaren Krankheit starb. Wenn Rrushe mir erzählt von den Geburten im Kuhstall, weil das im Winter der wärmste und geschützteste Ort war, dann wird mir ganz anders. Was für ein hartes Leben. Immer wieder stehe ich voller Respekt vor diesen alten Frauen, schau mir ihre Hände und ihren abgenutzten Körper an und kann nur erahnen, was sie in ihrem Leben alles körperlich leisten mussten.

Und so liegt da nun diese dünne Frau. Sie atmet schwer. Sie liegt nicht weit von dem Haus entfernt, in dem sie die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat. Die Frauen im Raum, Verwandte und Nachbarn, glauben, dass sie noch alles mitbekommt und weisen die zurecht, die weinen und ihrer Traurigkeit freien Lauf lassen wollen. Das wird strikt unterbunden. Seit heute sind Männer und Frauen getrennt in zwei Räumen. Die Frauen halten die „Wache“ bei der Sterbenden.

Als ich gestern das erste Mal dorthin kam, war ich überrascht so viele Menschen zu sehen. Die verbliebenen zwei Geschwister waren schon angereist und auch alle möglichen anderen Verwandten. Ich hatte viele sehr unterschiedliche Gedanken.
In Deutschland läge diese Frau jetzt auf der Intensivstation, würde beatmet und mit einer Sonde ernährt werden. Und man wüsste ganz genau, was in ihrem Körper eigentlich passiert ist. Hier wissen wir nichts so wirklich. Die Menschen nehmen an und sicher haben sie auch Erfahrung. Dennoch, die Ungewissheit und die Spannung: sollen wir noch in ein Krankenhaus gehen, oder nicht? Machen wir noch alles menschenmögliche für den geliebten Menschen? In welches Krankenhaus kann man gehen? Das in unserer Stadt kann man vergessen. Alle anderen sind weit und will man das der alten Frau noch zumuten?
Es ist schwierig und es tut mir so leid, dass sie nicht bessere Hilfe zur Seite haben.

Auf der anderen Seite denke ich auch, dass es für diese Frau doch besser ist, jetzt gehen zu dürfen und nicht noch künstlich am Leben erhalten zu werden.

Eine Krankenschwester, die in dem Dorf lebt, kommt immer wieder vorbei, um Blutdruck, Temperatur und den Puls zu messen. Die Menschen hier haben oft schon so viele sterben sehen, sodass sie sehr gut auch die Anzeichen kennen, die das fortschreitende Abscheiden des Sterbenden begleiten. Darum werden immer wieder die Füße der alten Frau betastet. Werden sie schon kälter?
In einem letzten verzweifelten Versuch, probiert die Krankenschwester eine Infusion zu geben. Doch die schwachen Venen platzen immer wieder nach kurzer Zeit. Dann geben sie es noch viermaligem Probieren auf. Ein gewisser Hoffnungsschimmer schwindet…

Als ich mich in dem Raum umschaute, sah ich alte und junge, Frauen und Männer, wahrscheinlich alle haben noch nie wirklich von Jesus gehört. Von dem Licht, das er gebracht hat, von der Hoffnung auf ein ewiges Leben mit ihm, von dem Weg, den er durch sein Sterben und seine Auferstehung geöffnet hat zum Vater. Es macht mich traurig. Und ich spüre innerlich einen Antrieb zu reden. Aber was sagen?
Ich möchte nicht taktlos sein. Eigentlich spricht eine junge Frau nicht vor so vielen Männern. Aber das soll mich nicht abhalten.

Kurz bevor wir gehen, nehme ich nochmal meinen Mut zusammen und frage um Erlaubnis, etwas aus der Bibel lesen zu dürfen. Ich lese Psalm 23 und sage noch etwas dazu. Manche schauen nachdenklich, einer lächelt mich immer nur an. Aber gerade die Söhne der Sterbenden, zu denen ich eine sehr gute Beziehung habe, hören zu und wollen etwas hören. Als ob sie die ganze Zeit darauf gewartet hätten.

Wie Verdurstende, die nach Wasser rufen.

Hier ein Foto von Rahel und der lieben Nena Aishe.

 

Mein größter Fehler als Mutter

Vor ein paar Tagen schickte mir mein Mann einen tollen Artikel. Er war überschrieben mit: "Mein größter Fehler als Mutter" (ins deutsche übersetzt). Geschrieben ist der Artikel von Carolyn Mahaney, die mittlerweile vier erwachsene Töchter hat.

Vor einigen Jahren wurde ihr die Frage gestellt, was sie anders machen würde, wenn sie ihre Töchter noch einmal großziehen könnte. Es kamen ihr schnell all ihre Fehler und Niederlagen in den Sinn, aber sogleich hatte sie ihre Antwort:

"Ich wünschte, ich hätte mehr auf Gott vertraut."

Einer ihrer Lieblingsverse steht in Psalm 37,3: "Vertraue auf den Herrn und tue Gutes."
Im alltäglichen Muttersein allerdings lebte sie den Vers von hinten. "Tue Gutes" stand vor dem "Vertraue auf den Herrn". Dabei ist es nicht so, dass sie nicht auf Gott vertraute. Aber zu manchen Zeiten rückte dieses Gutes tun in den Vordergrund und das Vertrauen auf den Herrn in den Hintergrund. Sie war so darauf fokussiert, was sie tun für ihre Kinder tat oder auch nicht tat, dass sie gar nicht wahrnahm, was Gott in dem Leben der Kinder tat. Gott zu vertrauen war mehr so ein Nebengedanke und eigentlich erzog sie die Kinder so, als läge alles an ihr.

Das hatte zur Folge, dass sie von Schuld geplagt wurde. Nichts, was sie tat, war jemals gut genug. Und sie bekam Angst. Angst und Sorge, dass all ihre Bemühungen in einer Niederlage enden würden. Sie sorgte sich, dass ihre Begrenzungen ihre Kinder einschränken würde, dass ihre Sünde sie für ihr Leben zeichnen würde und dass all ihre Hoffnung enttäuscht würde. Sie versuchte eigentlich im Leben ihrer Kinder der Heilige Geist zu sein. Doch das kann nicht gut gehen.

Was nun ist der Ausweg aus dem ganzen?

"Beladen mit Schuld und voll mit Angst, fliege ich zu dir, mein Herr!" (Isaac Watts)

Das ist der Weg, den wir immer wieder gehen müssen. Immer, immer wieder.
Das, was wir im Leben unser Kinder nicht tun können, das tut Gott.

Wenn man noch so mitten in seiner Aufgabe der Kindererziehung steht, empfinde ich es manchmal als schwierig, darauf zu vertrauen, dass es wirklich an Gott liegt nicht an meiner tollen Erziehung. (Was auch nicht heißt, dass es völlig egal ist, wie ich erziehe). Aber die entscheidenden Dinge, die tut Gott.

Wenn wir das Herz unserer Kinder verändern könnten, dann hätte Jesus nicht kommen müssen. Er ist gekommen, um uns zu erlösen von uns selbst. Von unserer Sünde, die in jedem von uns wohnt. Unsere Regeln und Gebote "machen" vielleicht wohlerzogene Kinder, aber keine Kinder, die ein neues Herz haben. Dafür ist Jesus gekommen! Und das ist gut so! Das ist so befreiend!

Ich wünsche mir jetzt schon manchmal den Blick, den ich erst in 20 Jahren haben werde. Sicher werde ich auch dann staunend dastehen und eingestehen, dass ich doch mehr hätte vertrauen sollen. Weniger Sorgen machen um Dinge, die eh nicht in meiner Hand liegen. Und darauf vertrauen, dass Gott es gut machen wird mit allem, weil er gut ist!

Aber heute schon, mitten drin, will ich vertrauen und immer wieder, immer wieder meinen Blick weg richten von mir hin zu ihm!

Gedanken zum Geburtstag unseres tapferen Helden

Vorgestern wurde unser Gideon sechs Jahre alt!

Sechs Jahre. Schon?
Und dennoch kann ich mich kaum an das Leben vor den Kindern erinnern.
Zu dicht, zu intensiv, zu voll waren diese letzten Jahre.
Voll schöner Momente. Voller Staunen und Lachen. Voller Liebe und Zärtlichkeit, Nähe und Wärme. Aber auch voller Herausforderung.

Gideon. Unser erstes Kind. Der erste Enkel meiner Eltern.
Gideon, unser kleiner Held.
Das soll er sein und das soll er immer mehr werden.

Sein junges Leben war schon voller Veränderungen. Diese machten ihm manchmal sehr zu schaffen.
Doch jetzt ist unser kleiner Held ein kleiner Deutscher und zugleich ein kleiner Albaner.
Fließend in deutsch und in albanisch. Vertraut mit dem Leben hier und dort.
Welten-wechsler immer wieder. Immer wieder neu herausgefordert sich anzupassen.

Hier ein kleiner Lebenslauf unseres Helden:

Geboren am 15.10.2011 in Freiburg
Drei Monate nach seiner Geburt macht seine Mama ihr Staatsexamen als Hebamme
Juli 2012 Umzug nach Swisttal
Februar bis Mai 2013 Umzug nach Meinersen (zum Kandidatenkurs von F)
Juni 2013 Umzug nach Swisttal
August 2013 Gideon wird großer Bruder von Livia
Oktober 2013 Umzug in die andere Welt: Albanien
Ein Jahr Kulturstress, dann ein neues Zuhause erkämpft
März 2016 Gideon wird großer Bruder von Jemima
Oktober 2016 Start im Kindergarten in unserer Stadt
September 2017 Start mit der deutschen Vorschule

Unser Gideon, der kleine Held. Wohl keine Person auf dieser Erde hat mich mehr herausgefordert, mich ganz auf Jesu Gnade zu verlassen. Und das ist eine gute Sache, für die ich jetzt im Nachhinein dankbar bin.

Und mehr denn je ist es mein Gebet, dass unser kleiner Held wächst. Nicht nur an Jahren und Größe, sondern dass er zu Jesus hin wächst. Dass er sieht, so wie Gideon einst im Kampf gegen die Midianiter:

Ich brauche nichts als Gott an meiner Seite um das Böse zu bekämpfen.
Das Böse zuallererst in mir und dann auch in dieser Welt.

Mein Gebet ist es, dass er sich trotz so mancher Einschränkung in unserem Land entfaltet, seine Stärken entdeckt und fördert und Jesus auch seine Schwächen verwandelt in Stärke.

Ich bete, dass er ein Held wird für Jesus. Für sein Reich. Der seine Herrlichkeit auf dieser Erde ausbreitet wie einst der andere Gideon.

Gideon, wir lieben dich und wir beten für dich. Gott segne dich in deinem neuen Lebensjahr. In allem Wechsel, in allem Anders sein, im allem Fremden, in aller Veränderung ist der mit dir, der dich nie verlässt, sich nie verändert und dich immer liebt!! Jesus ist an deiner Seite. Sei gegrüßt, der Herr ist mit dir, du tapferer Held!

Ein Fotoshooting von uns als Familie

Während unseres Deutschlandaufenthaltes haben wir eine Menge Bilder geschossen. Dabei sind ein paar richtig schöne Aufnahmen entstanden. Am vorletzten Tag konnten wir noch mal meine Schwester Juli Esau dafür gewinnen, von uns ein paar Fotos zu machen. Wir waren dazu in einer nahegelegenen Kiesgrube. Der Boden war von dem vielen Regen der vergangenen Tage noch völlig schlammig. Aber wir fanden eine Wiese, die sich als Location zum Fotos machen eignete. Die untergehende Sonne sorgte dann für das besonders schöne Licht. Doch schau selbst und sieh, wie es uns geht.