Gebe ich mich viel zu schnell mit viel zu wenig zufrieden?

Als ich hier in meiner Unterkunft im Valbona Tal ankam, wurde ich herzlich von der deutschen Inhaberin begrüßt. Sie ist mit einem Albaner verheiratet und seit 12 Jahren in Albanien. Seit acht Jahren führen sie dieses nette Hotel ganz am Ende des Tals. 

Ich muss mich wundern 

Sie erzählte mir gleich von all den unterschiedlichen Wanderungen, die hier möglich sind. Zum Wasserfall und zu der Hochebene und hier und da hin. Ich wusste noch gar nicht recht, ob ich überhaupt so viel Wandern wollte. (Doch die Schönheit der Natur überredete mich dann doch schnell.) Als ich hier und da etwas genauer fragte, bekam ich mit, dass sie selbst das allermeiste noch gar nicht selbst gesehen und erwandert hat. 

Ich war verblüfft. Da lebt sie schon so lange an diesem Ort, von dem aus schon hunderte, ja sicher schon tausende Naturfreunde in die wunderschönen Berge zogen, und sie hat noch das wenigste selbst gesehen. Dennoch erzählte sie voller Freude und Begeisterung davon. 

Das kenne ich ja eigentlich 

Es ist ein bekanntes Phänomen. Ich lebe nun auch schon seit sieben Jahren in Albanien und hab, ehrlich gesagt, auch noch recht wenig von diesem Land gesehen. Jeder Tourist, der zwei Wochen hierher kommt, hat mehr gesehen, als ich (damit meine ich Sehenswürdigkeiten etc). Das ging mir auch damals in Haiti so. Da kamen Gruppen für 10 Tage und sie sahen diese und jene Sehenswürdigkeit, die ich in den 10 Monaten nie zu Gesicht bekam. (Dafür, so sagte ich mir, hab ich viel mehr vom wahren Haiti gesehen: den Menschen und ihrem Leben.)

Gebe ich mich viel zu schnell zufrieden?

Mir ging diese Sache dennoch nach. Und mir kam unweigerlich ein Bild vor Augen:

Geht es mir in meinem Glauben auch so? Hab ich einen angenehmen Ort gefunden, an dem ich mich niedergelassen habe und von dem ich mich kaum weg wage? Bin ich stehen geblieben und habe ich mich zufrieden gegeben mit dem, was ich schon gesehen und erlebt habe? Strecke ich mich noch aus nach neuen Wegen? Bin ich bestrebt, weiterzukommen? Oder erzähle ich andere von der Schönheit, die ich selbst noch gar nicht mit eigenen Augen gesehen und erlebt habe? Ist „da draußen“ nicht noch so viel mehr zu sehen und zu erleben und zu begreifen, von der Schönheit eines Gottes, der sich mir mehr und mehr offenbaren will?

Habe ich mich auch schon zufrieden gegeben - viel zu schnell und mit viel zu wenig?

Die unüberbietbare Schönheit 

Paulus schreibt im Philipperbrief hierzu sehr passende Worte, die mich wieder einmal sehr getroffen haben (noch dazu in einer anderen, der NGÜ Bibel):

„Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich mich auf irgend etwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte. … Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus.  … 

Ja, ich möchte Christus immer besser kennen lernen; ich möchte die Kraft, mit der Gott ihn von den Toten auferweckt hat, an mir selbst erfahren und möchte an seinem Leiden teilhaben…

Es ist also nicht etwa so, dass ich das alles schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat.“  (3,8+10+12)

Der große Paulus sagt, dass er noch lang nicht alles gesehen und erlebt hat, was in Jesus möglich ist. Da sind noch so viele Dinge zu entdecken. So viel noch kennenzulernen. Aber es ist so faszinierend, wie er sich mit allem, was er hat, ausstreckt, um so viel wie möglich zu erfassen, Jesus so gut er kann, kennenzulernen. Dabei ist das nicht irgendein frommer Druck dahinter. Paulus weiß, dass in Jesus absolute Schönheit und Größe und Macht und Weisheit verborgen ist. Nichts scheint ihm wichtiger zu sein, als dass zu erforschen. Alles andere erklärt er im Vergleich dazu als nichts und nichtig. Jesus ist sein Leben! Sein ein uns alles! 

Ihn nicht immer besser kennenlernen zu wollen scheint ihm reine Dummheit zu sein. Irgendetwas höher als Jesus zu schätzen nur Vergeudung.

Sich verwurzeln und nachjagen 

Als ich dann so wandern war und immer wieder große Bäume mit weitverzweigten Wurzeln sah, da fragte ich mich: wie ist es möglich, zufrieden zu leben, verwurzelt zu sein in Jesus und in meiner Identität fest zu stehen, und dennoch nicht stehen zu bleiben, sondern nachzujagen, nicht „zufrieden“ zu sein, mit dem, was ich schon kenne von Jesus. Ja, vielleicht, so kommt mir gerade, ist es der Baum:

Er verwurzelt sich nach unten, aber wenn er gesund ist, hört er nicht auf, zu wachsen und sich dem Himmel entgegenzustrecken. Hier würde ich nicht das Wort „jagen“ verwenden, aber doch ein zielgerichtetes und stetiges vorwärtsschreiten. 

Das wünsche ich mir für mein Leben. Ich will Jesus, seine Macht und Schönheit, immer mehr kennenlernen und von Herzen sagen: Jesus zu kennen ist das unüberbietbar größte, was das Leben auf dieser Welt mir zu bieten hat. 

Jesus, ich will in das Sehnen von Mose einstimmen: 

„Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen.“ (2. Mose 33,18)

Ich habe noch so wenig von Deiner Herrlichkeit gesehen und verstanden. Von deiner Gnade und Güte, deiner Liebe und deinem Plan mit mir und mit der Menschheit. Ich will nicht den Menschen von etwas erzählen, was ich selbst noch nicht gesehen habe. Bitte, lass mich noch so viel mehr sehen von dir und deiner Herrlichkeit. 

Ich will nicht müde werden, mich immer wieder aufzumachen, um dich zu suchen und dich zu erleben, wie ich es noch nie getan habe...

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Take Heart!

Es ist schon wieder ein Lied, das mich in diesen Tagen begleitet und das Gott mir regelrecht geschenkt hat. Ich war gerade mit dem abendlichen Abwasch beschäftigt und hörte dabei, wie sehr oft, Lobpreismusik. Dabei höre ich über Spotify und die Lieder stellen sich selbst zusammen. Ich war in meinen Gedanken schon bei unserem Teamtreffen, das in wenigen Minuten beginnen sollte. Mein Herz war schwer. Es war der letzte Abend gemeinsam mit Bela, unserer langjährigen Teamkollegin (sie kam ein halbes Jahr nach uns nach Krume). Ich war traurig, dass die Zeit in Krume mit ihr so schnell und nicht aus nicht schönem Grund endete. 

Ich hing in meinen Gedanken, was wir an diesem Abend singen und machen würden. Da öffnete Gott mir mein Ohr plötzlich und ich hörte bewusst auf das mir noch unbekannte Lied. Wie hieß es da immer wieder?

Take heart! Take a breath!

Was für wundervolle Aufforderungen. So einfach und doch so gut. Ich atmete einmal tief und hörte mir dann das Lied in Ruhe und unter Tränen nochmal ganz bewusst an:

Take heart (Matthew West)

Woke up this morning
And life as you know it
Looks nothing like the kind of life you knew before
All of a sudden
Fear stole the headlines
And it don't feel safe to even step outside your door

In this world you will have trouble
But I have overcome the world
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
I know it's looking dark
When the world falls all around you
I won't let you fall apart
Take heart
Take heart

Do you remember singing
Back when you were younger
He's got the whole world in His hands
Well, that's still true
I hold your family, all your friends, and all your loved ones
And even when you're barely holding on
I'm holding you
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
Take heart
Oh, take heart
Just take heart
In this world you will have trouble
But I have overcome the world
Oh, in this world you will have trouble
But I have overcome the world
So take heart
Take a breath
Let Me lift that heavy weight up off your chest
Take My hand
I know it's looking dark
When the world falls all around you
I won't let you fall apart
So take heart
Child, take heart

Hier die deutsche Übersetzung des Textes:

Bin heute morgen aufgewacht
Und das Leben wie ich es kannte
Sieht überhaupt nicht mehr so aus wie das Leben das du kanntest
Ganz plötzlich hat Angst die Schlagzeilen verdrängt
Und es fühlt sich nicht mal mehr sicher an, vor die Tür zu treten.

In dieser Welt werdet ihr Bedrängnis haben
Aber ich habe die Welt überwunden

Darum: Fasse Mut 
Atme durch
Lass mich die schwere Last von deiner Brust heben
Nehme meine Hand 
Ich weiß, es sieht dunkel aus
Wenn die Welt um dich auseinanderbricht
Werde ich dich nicht auseinander brechen lassen
Fasse Mut! Fasse Mut!

Kannst du dich erinnern
Als du jünger warst zu singen
Er hat die ganze Welt in der Hand
Und ja, das ist immer noch wahr

Ich halte deine Familie, alle deine Freunde, und alle deine Lieben
Und auch wenn du dich kaum noch festhalten kannst
So halte ich dich

Darum: Sei getrost
Atme durch
Lass mich die schwere Last von deiner Brust heben
Nehme meine Hand 
Ich weiß, es sieht dunkel aus
Wenn die Welt um dich auseinanderbricht
Werde ich dich nicht auseinander brechen lassen
Sei getrost

In dieser Welt werdet ihr Bedrängnis haben
Aber sei getrost, ich habe die Welt überwunden )

„Take heart“ - dieser Ausdruck ist schwer eins zu eins zu übersetzen. Aber er heißt wörtlich: nimm dein Herz und wird mit „fasse Mut“ oder „sei getrost“ übersetzt.

Es sind die Worte Jesu, die in diesem Lied zu mir und jedem Hörer sprechen:

„In der Welt habt ihr Bedrängnis, aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ 

oder

„In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: ich habe die Welt besiegt.“ (NGÜ)

Diese Bedrängnis, diese Unsicherheit, diese Angst und Dunkelheit spürt wohl jeder, der in dieser Welt lebt. Bedrängnis hat Jesus uns als seinen Nachfolgern vorausgesagt. Aber er hat uns seinen großen Frieden und seinen Sieg gegeben. 

Diese Tatsache und diese Worte des Liedes klangen in mir den ganzen Abend nach und dieses Lied begleitet mich nun jeden Tag und erinnert mich daran, mit Jesu Hilfe und Frieden mutig voran zu gehen!

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Turn Your Eyes Upon Jesus

Es ist ein weltbekanntes einfaches Lied und doch trifft es die Wahrheit und die Kunst eines Lebens als Nachfolger Jesu auf den Punkt:

Turn your eyes upon Jesus
Look full in his wonderful face
And the things of earth 
Will grow strangely dim
In the light of his glory and grace

Mich begleitet dieses Lied schon sehr lange. Ich erinnere mich, als ich 2004 in Haiti war und ein kleines, süßes Haitianer Mädchen mir dieses Lied vorsang mit ihrer reinen und klaren Stimme. Wie sie mich anschaute dabei und ihre Augen leuchteten. Wie ihre kleinen krausen Zöpfe, die mit lustig bunten Haarbändern zusammengebunden waren, im Rhythmus tanzten. Es war ein wahrhaft heiliger Moment für mich als junges Mädchen, noch unerfahren und am Anfang meines Weges mit Jesus. 

Aber ich wusste, dass diese einfachen Worte mich begleiten sollten. Ich sang dieses Lied oft für mich, oder am Ende meiner Gebete und später zusammen mit Danny. 

Viele Jahre später traf ich auf die doch recht unbekannte Autorin dieser Zeilen: Lilias Trotter. (Hier hab ich schon von ihr geschrieben). Ihre Person und ihr Leben als Missionarin in Algerien beeindruckte mich und gab mir neuen Mut und neue Motivation, auch meinen Ruf in die Mission weiter zu verfolgen. 

Heute stehe ich an einem ganz anderen Punkt meines Lebens. Wie noch nie vorher spüre ich die Herausforderungen, die ein Leben für Jesus mit sich bringen. Die Anfechtungen und Angriffe von außen und innen. 

Die Last will mich manchmal fast erdrücken. 
Die Traurigkeit über etwas, was nicht mehr ist und sein wird.
Die Sorge um unsere Arbeit und unseren Dienst.
Die Hilflosigkeit angesichts von schamloser Ungerechtigkeit.
Die Zweifel, ob ich eine gute Mutter für meine Kinder bin.
Die Verzweiflung, nicht mehr Herr der eigenen inneren Anspannung zu sein.
Die Angst, die Angriffe des Feindes könnten mich übermannen.
Die Mutlosigkeit, die schleichend an mein Bett kommt und mich nicht schlafen lässt.
Die Selbstanklage, die mich zermürben will, hätte ich doch das und das anders gemacht…

Eine Freundin schrieb mir heute von ihrem Traum, in dem sie Jesus gesehen hat:

„Ich hatte kein konkretes Bild von Jesus aber ich habe in seine Augen geschaut, die voller Stärke, Verständnis und unendlicher Liebe waren. Er hat mich fixiert, ich konnte gar nicht woanders hinschauen. Und es hat mir Last genommen, ich konnte dort ausruhen. Diese Woche hatte ich das Bild wieder, aber es war wie bei Petrus, Jesus hat mich aus dem Boot herausgerufen, dabei habe ich meine Umgebung (Sturm, Wellen) kaum noch wahrgenommen, weil ich so sehr an den Augen von Jesus hing…“

Ich musste sofort wieder an dieses Lied denken. Ja, es stimmt, gerade in Zeiten der Not, da ist der Blick auf Jesus, auf unseren Heiland, Retter, Freund, Fürsprecher, Bruder, Hirte, Herr und souveränen Gott das, was meine Seele zutiefst braucht und ihr den Halt gibt in den Stürmen, die toben. 

Ein Gebet in meinem Andachtsbuch („Pressing Pause - 100 quiet moments for moms to meet with Jesus“ - sehr zu empfehlen für Mütter!) hat es dann nochmal auf den Punkt gebracht:

„Dear Lord, forgive me for looking around and comparing myself or my circumstances to others. May I look only to you for contentment and peace. In Jesus‘ name, Amen.“

Turn your eyes upon Jesus, so einfach und oft doch so schwer. So befreiend und doch so umkämpft. Unser Blick zu Jesus, den will der Feind auf alle Fälle trüben, ablenken, verzerren, verklären, verhärten, verkleinern. Er weiß zu gut, dass unser Leben im Geist, unsere Fruchtbarkeit im Dienst, unsere Freude im Leben und Sterben davon abhängt. Ist mein Blick auf Jesus? Unverwandt und ohne Hindernis? 

Ich will in diesen Tagen im Urlaub wieder ganz neu lernen, immer dann, wenn mein Blick, meine Gedanken und Gefühle abwandern zu Sorge und Angst und Machtlosigkeit und Ärger und Schuld - dann will ich mir dieses Lied selbst Singen. Mit tiefem Glauben im Herzen, dass es mehr, als nur ein Lied ist...

Unten findest du noch drei Versionen des Liedes als Youtube-Videos.

Gefestigt ist mein Herz, Gott!

Ich hatte bisher in meinem Leben selten so emotional dichte Zeiten wie gerade.

Da ist viel Freude über die lieben Menschen, die aus der Schweiz auch in Zeiten von Corona gekommen sind, um uns und den Menschen hier zu dienen. Ich genieße es, eine Freundin mit ebenso vier Kindern hier zu haben, mit der ich mich austauschen kann, von der ich lernen kann, die mit und für mich betet.

Doch da ist auch diese tiefe Traurigkeit in mir über den Tod eines lieben Jungen, der jeden Tag an unserem Tor stand und mit zarter Stimme nach Gideon rief. Der mit seinem schönen Fahrrad wartete und es mit seinen Freunden teilte. Ein schmächtiger, hübscher, blonder Junge. Wie unserer.
Er, Gideon und die zwei Nachbarjungs waren in den letzten Monaten ein untrennbares Gespann.

Und dann kam der Donnerstag. Unser erster Tag mit der Klinik im Dorf. Mittags kam die schreckliche Nachricht, dass eben dieser Junge tragisch ums Leben kam, als er mit den Nachbarjungs auf dem Fußballplatz spielte. Wohl ist ihm das schwere Tor auf den Kopf gefallen. Später gaben die Eltern als Todesursache einen Herzinfarkt bekannt. Er sei eines natürlichen Todes gestorben. Die meisten, mit denen ich spreche, gehen davon aus, dass das nicht stimmt. Aber es ist wohl für alle leichter das zu verkraften.

Ich muss nun nur einen Jungen sehen, der mit einem Fahrrad fährt und ich werde an Armando erinnert. Ich muss nur zu unserer Mauer aus dem Küchenfenster schauen und ich werde erinnert. An die vier Jungs, die da saßen und Karten spielten. Jetzt ist einer nicht mehr da, einfach weg, von heute auf morgen aus dem Leben gerissen. Und ich verspüre so eine Traurigkeit und Enge in meinem Herzen, die ich immer wieder nur Jesus abgeben kann. Und meinen Tränen will ich Raum geben…

Ich lese zum Abschluss meines Bibelleseplans noch einige Psalmen und sie passen mal wieder genau richtig in die momentane Situation:

Gefestigt ist mein Herz, Gott! (Psalm 108,2)

Denn Ich bin elend und arm, und mein Herz ist verwundet in meinem Inneren.
(Psalm 109,22)

Er (der Gerechte) wird sich nicht fürchten vor böser Nachricht. Fest ist sein Herz, es vertraut auf den Herrn. Beständig ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er heruntersieht auf seine Bedränger.
(Psalm 112,7-8)

Gott sieht und kennt mein Herz (und das aller Menschen). Er sieht meine Traurigkeit, mein Furcht, meine geistliche Armut. In all das spricht Jesus sein Wort:

Herz, sei gefestigt in mir!
Vertraue auf mich!
Fürchte dich nicht!
Nichts geschieht ohne meinen Willen.
Ich bin stärker als alle deine Bedrängnisse und Bedränger.
Du musst dich nicht vor böser Nachricht fürchten.
Sei mutig und stark.
Ich tröste dein Herz, ich stärke dich auch.
Du bist mein.
Sei gestärkt, sei gefestigt du Herz von Rahel!
Ich bin bei dir!

Durch was immer auch du gerade gehen magst - diese Worte Jesus gelten auch deinem elenden und armen und verzagten und furchtsamen Herzen.

Schau auf Jesus und sage: Gefestigt ist mein Herz, Gott!

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Das Geheimnis eines überreichen Lebens

Was kommt dir in den Sinn, wenn du diesen Titel liest? Ein überreiches Leben, wer will es nicht? Nicht nur ein reiches, sondern ein überreiches?

Doch was bedeutet es, überreich zu sein? Heißt es, viel zu besitzen? Ein Haus mit schönem Garten in einer attraktiven Lage? Ein sehr gut bezahlten und vor allem krisensicheren Job haben, der es mir ermöglicht, viermal im Jahr in den Urlaub zu fahren? Ein Bankkonto und Versicherungen zu haben, die mir Sicherheit geben im Hinblick auf das Alter und die Zukunft? Vorgesorgt zu haben für alle möglichen Eventualitäten?

Würdest du dich als einen überreichen Mensch bezeichnen? 

Vielleicht ist für dich der Reichtum nicht in all diesen Dingen gelegen. Eher in einer guten Gesundheit, glücklichen und wohlgeraten Kindern, deiner Familie, deinem Glauben, deinem positiven Blick aufs Leben überhaupt. - Ja, all das ist Reichtum. Und all das macht uns reich. 

Doch meine Frage bleibt noch immer bestehen. Was ist ein überreicher Mensch? Und vor allem: Wen bezeichnet die Bibel als überreich?

Ich lese im Moment meinen Lieblingsbrief von Paulus (naja, ich habe einige Lieblingsbriefe): den 2. Korintherbrief. Je mehr ich ihn zur Zeit studiere, desto mehr wächst wieder meine Liebe und Faszination für diesen außergewöhnlichen Brief. 

Und heute blieb ich besonders hängen an einem Wort: überreich. 

Es kommt im 8. und 9. Kapitel des Öfteren vor. Dieses „über“. Mehr als genug. 

Überschwang (8,2)

Überreich (8,2)

Überreich (8,7)

Überströmend (8,7)

Überreichlich (9,8)

Überreich (9,8)

Überreich (9,12)

Überragend (9,14)

Doch von was redet Paulus in diesen zwei Kapiteln? Was macht überreich? Was lässt ihn so in dieses „extrem“ verfallen?

Er redet vom Geben! 

Nicht vom anhäufen, sich aneignen, sich versichern, sich absichern. 

Nicht vom nehmen und sparen. 

Nicht vom Verständnis dieser Welt, was Reichtum ist.  

Es ist revolutionär: Du wirst überreich, indem du überreichlich gibst!

Es ist ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das immer wieder in diesem Brief vorkommt. 

Das Geheimnis des Reichtums in Jesus! Der Schätze im Himmel! Des Lebens, das Gott verherrlicht und andere zum Lob und dank Gottes anspornt. 

Das Geheimnis eines Lebens, das überreich, ausgefüllt und lohnend ist. 

Nicht in den Augen dieser Welt. Sondern im Angesicht Gottes. 

Das Geheimnis, das zu allererst Jesus Christus in diese Welt gebracht hat und uns gleichsam lehrt:

„Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich wurdet.“ (8,9)

Und Paulus, der Nachahmer Jesu sagt ein paar Verse zuvor:

„Als Arme, aber viele reich machend, als nichts habend und doch alles besitzend.“ (6,10)

In Kapitel 8 nun berichtet Paulus von den Gemeinden in Mazedonien, die genau das getan haben. Nicht nur im geistlichen Sinn, sondern hier sehr eindrücklich im materiellen Sinn. 

Es ist aus der Gnade Gottes geschehen, die ihnen geschenkt wurde, dass sie in viel Bedrängnis und in großer Armut doch bereit waren, überschwänglich zu geben. Und das nicht aus Zwang oder missmutig, sondern im Überschwang ihrer Freude. Es bedeutet für sie Gnade, dass sie geben dürfen. Und sie geben nicht nur soviel sie konnten, sondern darüber hinaus. „Über ihr Vermögen“, so heißt es da. Wieder ein „über“ in diesem Text. Sie mussten sogar Zureden und Überreden, dass Paulus die Gabe annahm. Doch Geben, das haben diese eifrigen Christen verstanden, bedeutet Segen, bedeutet Gehorsam, bedeutet Lobpreis Gottes und zeigt ihre Liebe zu Gott und den Menschen. 

„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ - Bin ich so ein fröhlicher Geber, wie Paulus ihn hier beschreibt. Zeichne ich mich aus durch Großzügigkeit? Habe ich tief in meinem Herzen begriffen, dass es in diesem Leben als Christ nicht darum geht, Dinge anzuhäufen, mir anzueignen, auf mich zu schauen, sondern darum, weiterzugeben, nicht festzuhalten, mich lösen und großzügig sein? Auch und gerade mit meinem Besitz, meinem Geld? 

Wir sind ja selbst davon „abhängig“, dass Menschen uns unterstützen, uns geben, damit wir hier leben und arbeiten können. Aber das heißt nicht, dass mir dieser Aufruf nicht auch gilt. Denn es ist ein Geheimnis, dass geben nicht bedeutet, dass man ein Opfer gibt, weil es eben nicht anders geht. Sondern indem ich gebe, werde ich überreich beschenkt, werde ich gesegnet, es ist ein Gnadenwerk. Es ist ein Geheimnis. Der Geber ist der Beschenkte. Und Gott ist der, der die Ehre und den Dank bekommt. Allen wird geholfen! Alle werden gesegnet. Doch vor allem der Geber!

Ich will zutiefst diesen Lebensstil des Gebens leben. Ich weiß und spüre es, dass es das richtige ist. Doch so viel in dieser Welt will einen eher davon abhalten. Die Vernunft: du musst doch auch an dich und deine Kinder denken. Und an dein Alter. Und wenn etwas unvorhersehbares geschieht und und und. 

Doch worin unterscheiden wir uns dann von dieser Welt und ihrer Denkweise? 

Wir sind ein Brief Christi (2.Kor 3,3), Diener des neuen Bundes (2.Kor 3,6), neue Kreaturen (2.Kor 5,17), Gesandte an Christi statt (2.Kor 5,20) und Diener Gottes (2.Kor 6,4). Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist (2.Kor 5,15). 

Unser Leben und unser Geben muss sich so radikal unterscheiden von denen, denen der Gott der Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht sehen (2.Kor 4,4).

Doch uns ist diese Lichtglanz in unseren Herzen aufgeleuchtet. - Wie können wir da noch für uns leben?

Ich wünsche mir so sehr, dass wir als Christen ein radikal anderen Umgang mit unserem Besitz und unserem Geld leben. Ich weiß, geben ist nicht nur auf materielles bezogen, viel wichtiger ist ja auch das geben von Zeit und Liebe und Anteilnahme. Aber Paulus schreibt hier explizit, dass das Geben von Geld die Echtheit der Liebe bezeugt. Und da sicher erst einmal unserer Liebe zu Gott aber dann auch zu unseren Geschwistern. 

„Wenn es ums Geld geht, dann hört die Liebe auf.“ - das ist ein bekannter Satz. Bekannt für diese Welt, in der wir leben. 

Nach Paulus müsste es heißen:

„Wenn es ums Geld geht, dann beginnt die Liebe erst richtig.“ 

Wir leben in unsicheren Zeiten. Unser bisheriger Wohlstand ist bedroht. Wie wird alles werden? Kann ich überhaupt noch weitergeben? Oder nicht doch lieber zurücklegen soviel es geht, man kann ja nie wissen? 

Und bitte versteht mich nicht falsch. Das soll in kleinster Weise ein versteckter Aufruf sein, uns zu unterstützen. Ich spreche für dich und mich. Lasst uns gerade in dieser unsicheren Zeit ein Zeichen setzen und großzügig sein. Nicht festhalten, was wir nicht festhalten können. Gerade jetzt lasst uns mindestens noch ein Patenkind unterstützen in einem armen Land. Gerade jetzt Missionare unterstützen und Gemeinden helfen. 

„Denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk.“ (2.Kor 9,7+8)

Ein wichtiges Dokument und wie es beginnt

Eines der wichtigsten Dokumente der Mission und Evangelisation ist die Lausanner Verpflichtung von 1974. Auf dem Internationalen Kongreß für Weltevangelisation in Lausanne, trafen sich Gläubige, Leiter und Pastoren aus 150 Nationen, um über den Auftrag der Mission nachzudenken.

In einer Verpflichtung fassten die Teilnehmer verschiedene Glaubenssätze zusammen, die bis heute von großer Bedeutung sind für die Mission. Damit diese nicht in Vergessenheit geraten und neu in den Fokus rücken, möchte ich dir diese Lausanner Verpflichtung mal vorstellen und mit dir gemeinsam durchgehen.

In der Einleitung sind folgende Worte zu lesen.

Wir loben Gott, weil Er Sein Heil geschenkt hat und freuen uns an der Gemeinschaft, die Er uns mit Ihm und untereinander schenkt. Gottes Wirken in unserer Zeit bewegt uns tief. Unser Versagen führt uns zur Buße.
Die unvollendete Aufgabe der Evangelisation fordert uns heraus. Wir glauben, dass das Evangelium Gottes gute Nachricht für die ganze Welt ist. Durch Seine Gnade sind wir entschlossen, dem Auftrag Jesu Christi zu gehorchen, indem wir Sein Heil der ganzen Menschheit verkündigen, um alle Völker zu Jüngern zu machen. Darum wollen wir unseren Glauben und unseren Entschluss bekräftigen und unserer Verpflichtung öffentlich Ausdruck geben.

Ich weiß nicht, wie du diese Worte liest, aber mich bewegen sie. Vor allem, weil mir diese Einsicht heute oftmals fehlt.

Schauen wir uns diese Punkte einzeln an.

  1. Wir loben Gott, weil Er Sein Heil geschenkt hat und freuen uns an der Gemeinschaft, die Er uns mit Ihm und untereinander schenkt.

Ist es nicht so, dass wir dies heute viel zu sehr voraussetzen? Erkennen wir noch, was für ein Vorrecht dieses Geschenk des Heils in sich trägt. Wir können Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Christen haben. Ich wünschte mir, wir würden öfter in Lob Gottes ausbrechen über dieser Wahrheit.

  1. Gottes Wirken in unserer Zeit bewegt uns tief.

Sehen wir noch Gottes Wirken in unserer Zeit? Ich wünschte, wir könnten einmal mit Gottes Augen sein ganzes Handeln in dieser Welt sehen, vor allem dort, wo bislang so wenig geschah. Aber wir sind oft viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Ich für meinen Teil will mehr bewegt werden von dem was Gott tut.

  1. Unser Versagen führt uns zur Buße.

Hier ist natürlich die ganze Christengemeinschaft mit eingeschlossen, aber natürlich muss sich auch jede Gemeinde fragen, inwieweit sie sich schuldig gemacht hat daran, den Auftrag der Mission nicht so zu vollenden, wie es möglich wäre.

  1. Die unvollendete Aufgabe der Evangelisation fordert uns heraus.

Noch immer gibt es Milliarden von Menschen, die noch nie von Jesus gehört haben. Diese Tatsache hast du vielleicht schon mal gehört, aber was macht dies mit dir? Wie sehr fordert sie dich heraus? Wie sehr lassen wir uns bewegen?

  1. Wir glauben, daß das Evangelium Gottes gute Nachricht für die ganze Welt ist.

Die Bibel lässt eigentlich keinen andere Deutung zu. Doch wenn wir das wirklich noch glauben würden, wie müsste dann unser ganzes Handeln anders aussehen?

  1. Durch Seine Gnade sind wir entschlossen, dem Auftrag Jesu Christi zu gehorchen, indem wir Sein Heil der ganzen Menschheit verkündigen, um alle Völker zu Jüngern zu machen.

Dies ist die passende Schlussfolgerung zu dem vorher gesagten. Gehorsam gegenüber dem Auftrag Christi ist gefragt. Alle Völker sollen von Jesus hören und Menschen aus allen Völkern sollen zu Jüngern gemacht werden.

Ich wünschte mir diese Entschlossenheit von mehr Christen und auch von Lesern dieses Blogs. Ja, wir haben oftmals ermutigende Artikel und wir bekommen immer wieder positives Feedback dazu. Aber hin und wieder wollen wir auch bewusst herausfordern.

Und nicht nur allgemein. Sondern vielleicht gerade dich. Bist du ein Leiter in der Gemeinde, dann kannst du das Anliegen der Mission in deiner Gemeinde stärken. Bist du ein "einfacher" Christ, dann kannst du deine Gemeindeleitung herausfordern, mehr über Mission nachzudenken. Oder du kannst dich selbst Gott zur Verfügung stellen.

In den nächsten Wochen werde ich diese Lausanner Verpflichtung in ihren Einzelteilen besprechen und hoffentlich mutmachende Aspekte daraus ableiten.

Der Ramadan hat begonnen

Seit dem letzten Freitag fasten weltweit wieder Millionen von Muslimen. Der Ramadan, einer der fünf Säulen des Islam, hat begonnen. 

Mir scheint es so, als ob auch in unserer Stadt immer mehr Menschen den Ramadan halten (wie man so schön sagt). Die Moschee im Ort ist weiterhin geöffnet (gegen das Gesetz…) und Menschen gehen hin zum beten. 

Vor ein paar Tagen war ich bei meiner Nachbarin, eine gute Freundin, der ich schon sehr viel von Jesus erzählt habe und die einmal schon sehr nahe dran war, Jesus anzunehmen. Schon im letzten Jahr hat sie gefastet. Warum? Nun, das konnte sie mir auch nicht so genau erklären. Es ist gut und vielleicht erfüllt Gott ihr einen ihrer Wünsche. Dieses Jahr fasten nun auch ihre zwei älteren Mädchen mit. Auch ihre Antwort auf meine Frage, warum sie das machen, war doch eher oberflächlich. Ach, zum Spaß, weil es viele machen. Dann schaute sie wieder in ihr Smartphone.

Ich muss ehrlich sagen, dass in mir schon ein gewisser Ärger aufstieg. Nicht gegen sie natürlich, sondern eher gegen dieses ganze System, das so dermaßen an unserem eigentlichen Problem vorbei driftet. Vielen Menschen hier sind das ganze Jahr über dem Glauben so gleichgültig gegenüber, aber dann kommt der Ramadan und man kann seine Geistlichkeit zeigen. So kommt es mir vor. Aber da ist so wenig wissen über den Glauben, über das, was dahinter steckt, über den Koran etc. es macht mich so traurig und wütend, dass so viele Menschen hier sich in einer falschen Sicherheit wiegen, etwas tun, und doch gar nicht wissen warum.

Diese gute Freundin hatte mir vor einer Weile die Bibel, die ich ihr geschenkt hatte, zurückgegeben. Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Es tat mir so weh. Und diese Nachbarin versucht jetzt ihr Heil im halten des Ramadan zu finden. 

Als ich mich von ihr verabschiedete, da wünschte ich ihr von Herzen, dass Gott ihr in dieser Zeit begegnet und das ich dafür beten würde. 

Und ja, ich glaube, dass Menschen oft in dieser Zeit offener sind für geistliches wie zuvor. Und es ist mein echtes und inniges Gebet, dass sie Jesus begegnet und dass sie nach der Fastenzeit eine Bibel wieder haben möchte!

Betest du mit mir für sie und für die vielen vielen Muslime in dieser Zeit?

Vielleicht helfen dir die täglichen Anliegen der Initiative „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ daran zu denken und dir deinen Blick zu weiten. Hier kannst du für jeden Tag eine spezielle muslimische Gruppe und Gebetsanliegen finden. 

Was du dir an jedem Morgen bewusst machen solltest

Wir leben in bewegten und aus menschlicher Sicht unsicheren Zeiten. In so noch nie dagewesene Zeiten. Solche Zeiten gab es immer wieder. Es sind Zeiten, die uns wunderbare Lehrmeister sind, um auf Jesus zu schauen und unsere einzige und ewige Sicherheit in ihm zu suchen und zu finden. In seiner Gegenwart, in seiner Nähe, in seinem Wort.

Dietrich Bonhoeffer lebte auch in Zeiten, die so noch nie dagewesene waren. In sehr schweren Zeiten, lebensbedrohlichen Zeiten. Hört, welchen Rat er uns gibt:

„Die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören 

nicht eigenen Plänen und Sorgen,

Auch nicht dem Übereifer der Arbeit,

Sondern

Gottes befreiender Gnade,

Gottes segnender Nähe.

Jeder morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens.

Jeder Tag ein abgeschlossenes Ganzes.

Der heutige Tag ist die Grenze unseres Sorgens und Mühens.

Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren,

Um Glauben zu halten.

Darum schuf Gott Tag und Nacht,

Damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten,

Sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen.

Dazu passen auch Jesu Worte aus Matthäus 6,34:

„So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem übel genug.“

Leider schaffe ich es lang nicht immer, morgens so in den Tag zu starten. Aber ich will nicht aufgeben, es immer wieder zu versuchen. Und wenn es nur ein paar Augenblicke sind, in denen ich innerlich ganz still werde und weiß:

Jesus ist da. Er kennt meinen Tag. Er kennt meine Mühe. Er will mir heute begegnen. Er will mich segnen. Nur diesen Tag muss ich leben. Nur diesen Tag will ich ihm ganz geben. Mich investieren in sein Reich. Nur heute. Und am Abend lege ich alles wieder zurück in seine gnädigen Hände, die mich halten. 

Nur an diesem Tag, heute, bin ich aufgerufen, im Vertrauen auf Gott und in seiner Nähe zu leben. 

Wie mich das Buch Jeremia erschlagen hat und welche anderen Gedanken mir kamen

Gerade habe ich das Buch des Propheten Jeremia fertig gelesen. Ich sitze nun in der Sonne auf unserem Balkon und bin irgendwie erschlagen. 

Erschlagen 

Erschlagen von den vielen Erschlagenen, von denen in diesem Buch die Rede ist.

Erschlagen von der völlig unverständlichen Gnade Gottes.

Erschlagen von seiner rigorosen Treue zu seinem Volk.

Erschlagen aber auch von seinem Zorn und seiner Rache, die sich über Nationen ergießt.

Erschlagen zu sehen, wie der größte König der damaligen Welt als  „Knecht“ Gottes bezeichnet wird. 

Wieder einmal völlig hin und weg von der Größe und Souveränität Gottes (wenn es dir schwerfällt, daran voll und ganz zu glauben, dann lies Jeremia!)

völlig hin und weg von seiner Geduld und Güte,

seinem Erbarmen und seiner Vergebungsbereitschaft. 

Immer wieder

Wie er immer und immer wieder sich „früh aufmachend und sendend und redend“ (diese Wendung kommt 10x vor) seinem untreuen Volk zuwendet.

Wie er immer wieder Worte des Heils inmitten völliger Gottlosigkeit spricht, 

Worte des Friedens und der guten Zukunft, 

wie er redet von all dem Guten, das er seinem Volk zuteilwerden lassen möchte. 

Seine absolut „unmenschliche“ Liebe, die man nur so erklären kann: 

Er selbst ist die Liebe! 

Dieses Volk 

Da ist ein Volk, das eigentlich immer nein zu seinen Worten sagt. 

Das ihm eigentlich immer den Rücken zukehrt.

Das eigentlich immer nicht hört und das Gegenteil von dem tut, was geboten wird.

Das eigentlich immer den Weg des Ungehorsams und des Untergangs geht.

Das Lüge zur Wahrheit erklärt und Wahrheit verdreht und mit Lüge tauscht.

Das einfach nicht versteht. Nicht begreift, dass da ein Gott ist, ihr Gott, der sich ausstreckt nach ihnen aus reiner Liebe!

Dieser Gott 

Ein Gott, der sie aus dem Sklavenhaus geführt hat und ihr Retter ist!

Ein Gott, der die Quelle lebendigen Wassers ist und den sie ablehnen.

Ein Gott, der allmächtiger Schöpfer aller Dinge ist und der ihnen nachgeht.

Ein Gott, der sich nicht spotten lässt und der der einzige Gott sein will.

Warum?

Ich lese diese Worte Jeremias und frage mich, wie dieses Volk nur so dermaßen verstockt sein konnte. 

Warum, warum hören sie nicht? 

Warum machen sie nicht ihre Augen auf und sehen, dass Jeremia Wahrheit spricht? Warum kehren sie nicht um? 

Warum wählen sie den Tod? 

Warum lästern sie Gott ins Gesicht? 

Warum lassen sie sich blenden von Lügen?

Warum, warum, warum?

Und heute?

Wenn ich so darüber nachdenke, dann könnte man sich eigentlich genau diese Fragen auch heute stellen. Auch heute handeln die Menschen nicht anders. Wir laufen weg von Gott. Wir glauben Lügen mehr, wie unserem Schöpfer, beten Geschaffenes an und machen uns abhängig von irdischen Dingen anstatt von unserem Gott.

Wir vertrauen auf unsere eigene Stärke, sind hochmütig und stolz (das sind genau die Anklagepunkte, die Gott gegen die verschiedenen Völker hat, die am Ende des Jeremia Buches gerichtet werden). Vielleicht hat uns Gott deshalb diesen Virus geschickt, um uns genau an diesen Punkten die Realität vor Augen zu malen?

Traurige Geschichte 

Am Ende des Buches steht sehr eindrücklich, wie alles, was Jeremia vorhergesagt hat, eingetroffen ist. Das schreckliche Gericht über den gottlosen König Zefanja wird sogar zweimal fast wortgleich beschrieben. Jerusalem wird komplett zerstört und alles was Rang und Namen oder Fähigkeit hat, entweder getötet oder gefangen weggeführt. Der andere Rest findet sein Ende wieder wegen seines Ungehorsams im „Sklavenhaus“ Ägypten. Traurige Geschichte.

Armer Jeremia 

Traurig vor allem auch für Jeremia. Was hat er nur für einen frustrierenden Dienst gehabt. So oft im Namen des Herrn geredet und eigentlich immer abgewiesen. Oft sogar in Lebensgefahr oder im Gefängnis oder in Gewahrsam, einmal sogar in einer mit Schlamm gefüllten Zisterne, in der er fast stirbt. 

Aber all das ist nichts gegen seine inneren Kämpfe. 

Seine innere Zerrissenheit und Trauer. 

Seine Depression und Todessehnsucht. 

Er verwünscht den Tag seiner Geburt, er fühlt sich von Gott betrogen und verlassen. Er will seiner Aufgabe entfliehen, aber es ist unmöglich, weil Gottes Wort wie ein brennendes Feuer in ihm ist. 

Er darf nicht heiraten und nur einmal liest man davon, dass er eine Familie hat, die er sehen wollte und bei diesem Versuch wird er beschuldigt, sein Volk zu verraten.

Armer Jeremia. Geschundener Prophet. 

Aber ein goldenes Werkzeug in Gottes allmächtiger Hand. 

Wie oft werden die Worte Gottes in seinem Herzen nachgeklungen haben, die er zu Beginn seines Dienstes mit auf den Weg bekommen hat: 

„Fürchte dich nicht vor ihnen!

Denn ich bin mit dir, um dich zu retten.“ (Jeremia 1,8)

Hoffnungsvolle Geschichte 

Jeremia muss viel und oft Gericht ankündigen. Die meisten Kapitel enthalten eine Gerichtsandrohung Gottes. Da ist viel von Zerstörung und Schwert und Hunger und Pest die Rede. Von Wegführung und Zerstreuung. 

Aber immer wieder lässt Gott durch die dunklen und dichten Wolken, die den Himmel verfinstern, Lichtstrahlen leuchten, Hoffnungsstrahlen, die all die Finsternis wie aus dem nichts in helles Licht verwandeln. 

Jeremia verkündet mehrfach Gottes Erbarmen nach dem Gericht, er segnet den Mann, der sich auf den Herrn verlässt und vergleicht ihn mit einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Plötzlich, nach unschönen Weherufen, kommt die Verheißung des Messias, Jesus wird mehrmals angekündigt als „Herr der Gerechtigkeit“, als „Spross Davids“.

Dann wird verheißen, dass das Volk ein neues Herz bekommt, um Gott zu erkennen, dass sie eine Umkehr zu Gott mit ganzem Herzen vollziehen werden.

Den Menschen im babylonischen Exil schreibt Jeremia im Namen Gottes: 

Es sieht zwar im Moment überhaupt nicht so aus, aber ich habe Gedanken des Friedens für euch und ich gebe euch Zukunft und Hoffnung. Ich höre euch, wenn ihr ruft und ich lasse mich finden, wenn ihr sucht. Ich bringe euch in euer Land zurück. 

Die Wunden scheinen unheilbar, aber Gott wird sie heilen und Genesung bringen.

Mit ewiger Liebe liebt Gott sein Volk und zieht es zu sich aus lauter Güte.

Und ja, der neue Bund, Gottes Gesetz im Herzen der Menschen geschrieben, dass jeder ihn erkennen kann. Und die Vergebung der Schuld: 

„Denn ich werde ihre Schuld vergeben

Und an ihre Sünde nicht mehr denken.“ (Jeremia 31,34)

Lies Jeremia

Ich will dich ermutigen, dieses mit seinen 52 Kapiteln doch eher lange biblische Buch zu lesen. Bewusst habe ich nicht überall Versangaben gemacht. Ich wünsche mir, dass du dich selber ran machst und all diese Dinge (und noch so viel mehr,) in diesem so eindrücklichen Buch findest.

Lass dich dadurch neu begeistern von Gottes Liebe und Treue, aber auch von seiner Heiligkeit, seinem gerechten Zorn und seiner absoluten Souveränität, die das Weltgeschehen lenkt. Gerade das finde ich in unserer heutigen Zeit von unglaublicher Kraft. Mir gibt es Ruhe und Frieden zu wissen, Gott hat das Heer der Babylonier gebraucht, wie er es wollte, und er gebraucht den Corona Virus, wie er es will. 

Ich möchte hier enden mit diesem wunderbaren Lobpreis auf Gottes Größe:

„Er ist es, der die Erde gemacht hat durch seine Kraft,

Der den Erdkreis gegründet hat durch seine Weisheit 

Und den Himmel ausgespannt hat durch seine Einsicht,

Auf dessen Befehl sich die Menge des Wassers am Himmel ergießt,

Der Wolken aufsteigen lässt vom Ende der Erde,

Blitze macht für den Regen 

und den Wind aus seinen Kammern herauslässt!

Dumm steht da jeder Mensch, ohne Erkenntnis.“   (Jeremia 51,15-17)

Ein Gebet von Ann Voskamp

Schon seit vielen Jahren lese ich den Blog von Ann Voskamp und ich habe auch hier immer wieder von ihr geschrieben. 

Zuletzt las ich ein Gebet von ihr, das sie in ihrer gewohnt poetischen Art verfasst hat. 

Ich fand es sehr schön und es hat mich berührt. 

Ich habe nun versucht, ihre Sprache in gut verständliches deutsch zu übersetzen, was beinhaltet, dass ich manches abgewandelt, teilweise auch weggelassen habe. Falls du das englische Original lesen und beten möchtest, dann findest du es hier.

Ich möchte euch dieses Gebet ans Herz legen. Macht es zu dem euren und geht weiter mutig und tapfer durch diese besondere und herausfordernde Zeit, an der Hand dessen, der die Tapferkeit in Person ist: Jesus! Seid gesegnet!

Überschrieben ist es mit:

„This is a war and where are the prayer warriors to win this battle?“ -

Das ist ein Krieg und wo sind die Gebetskämpfer, die diese Schlacht gewinnen werden? 

Herr Gott,

Wenn die Plagen herabkommen, dann steigen unsere Gebete auf zu dir.

Denn wenn dein Volk, das bei deinem Namen genannt ist, sich demütigt und betet und zu dir umkehrt, dann handelst du!

Mach uns zu Menschen, die sich Dir als unserem Haupt zuwenden - und nicht nur den Schlagzeilen.

Mach uns zu Menschen, die in ihre Gebetskammern gehen - und nicht nur ihre Vorratskammern mit Essen füllen.

Mach uns zu Menschen, die sich abkehren von ihrer Selbstgenügsamkeit, Arroganz und Selbstfokussierung - und die sich voll und ganz dir überlassen. 

Mach uns zu Menschen, die nicht nur ihre Hände waschen, sondern auch auf den Knien bleiben.

Inmitten einer Coronavirus-Pandemie bereuen wir unsere Pandemie der Selbstzufriedenheit, der Gleichgültigkeit und Sünde, der Apathie und des Götzendienstes.

Während wir versuchen, die Kurve abzuflachen -

liegen wir flach auf unserem Gesicht,

bereuen wir eine Welt,  die mehr an Berühmtheiten und Ruhm interessiert ist, als daran, 

deine Diener zu sein und die Herrlichkeit Deines Namens anzubeten.

Wir sind mehr der Bequemlichkeit verpflichtet, als den Kosten der Nachfolge Christi.

Wir verbringen mehr Zeit vor den Bildschirmen als vor unserem Erretter.

Wir bekennen es. Vergib uns, Herr.

Dort, wo der Coronavirus in uns Angst schürt, beugst du dich herab, nahst dich uns und sprichst uns neuen Mut zu.

„Ruf mich einfach an. Ich garantiere, ich werde dir antworten ...Ich werde dich stark und mutig, ja, sehr mutig machen.“

(Jeremia 33: 3; Joshua 1,9)

Und wir glauben:

Unsere Welt hat sich verändert, aber Du hast dich nicht verändert. 

Was auch immer kommt, du bist schon vorher gekommen.

Wie auch immer unser Leben von dieser Pandemie betroffen wird, dein Kreuz gibt uns echte und lebendige Hoffnung.

Wann immer uns harte Dinge begegnen, begegnet uns deine Gnade, die aus allem etwas herrliches macht.

Wann immer wir nach dem Weg suchen, müssen wir nur auf dich, Jesus, schauen.

Du selbst bist der Weg.

Du beruhigst unsere Herzen und bewegst sie mit deiner Wahrheit:

Mutig zu sein bedeutet ertragen und durchhalten zu können. 

Der Weg durch das Leiden besteht darin, unsere Hände immer wieder vor dir offenzuhalten. 

Der Weg durch die tägliche Angst besteht darin, ganz nahe bei dir zu sein und zu bleiben.

Und unsere Herzen bitten dich:

Mach uns stark und mutig.

Unser Glaube an dich ist größer als alle Ängste in uns oder um uns herum.

Mach uns stark und mutig.

Gib uns den Glauben, der Angst, Sorge und Leiden nicht ignoriert, sondern täglich all das überwindet, weil wir immer wieder zu dir kommen.

Mach uns stark und mutig.

Heute werden Augen auf uns gerichtet sein 

und sie sollen Christus in uns sehen und spüren, 

Dass du durch uns wirkst und leuchtest.

Mach uns mutig,

um aufzutauchen, wenn es einfacher wäre unterzutauchen;

harte und heilige Dinge zu tun, wenn es einfacher wäre, bequeme Dinge zu tun,

nicht stehenzubleiben, auch wenn wir nicht wissen, wie wir weitermachen sollen.

Wir können stark und mutig sein, 

weil wir täglich von Dir gerettet werden,

und das lässt uns immer sicher sein.

Der sicherste Ort überhaupt ist in deiner Hand. 

So können wir ein übernatürlich mutiges Leben führen.

Mögen wir mutig sein, weil da Engel sind, die uns näher sind als wir wissen.

Mögen wir tapfer sein, weil wir uns an den Tapfersten klammern,

an den Einzigen, der uns jemals bis zum Tod geliebt hat,

und uns gerettet hat zu wirklichem und ewigem Leben.

Wir glauben, dass Engel gerade jetzt nahe sind

und dass Jesus selbst uns durchbringen wird 

und unser Land heilen wird. 

Und alle tapferen Gebetskrieger sagen: Amen.

Photo by Ruben Hutabarat on Unsplash

„Dass Ich wäre wie in den früheren Monaten…“

Dieser Satz könnte wohl von fast jedem Bewohner dieser Erde in dieser Zeit stammen. Ach, wenn ich doch wieder da wäre, wo ich vor Corona war. Was war mein Leben da noch geordnet und geplant und gesichert und …

Seit einigen Wochen ist alles anders. Und ich ertappe mich, dass ich das auch manchmal denke.

Hiobs Sehnen

Dieser Satzanfang stammt aber nicht von mir, sondern von einem Mann, der vor einigen tausend Jahren gelebt hat: Hiob. Als ich das Buch Hiob in diesen Tagen gelesen habe, da fiel mir dieser Satz besonders auf. (Wahrscheinlich wäre er mir in normalen Zeiten nicht so aufgefallen…) 

„Dass ich wäre wie in den früheren Monaten, wie in den Tagen, da Gott mich behütete!“ (Hiob 29,2)

Dann benennt Hiob eine ganze Liste an Dingen, die sein Leben vor den Tagen, in denen er sich befand, ausmachten:

Er war geehrt, hatte Einfluss und Reichtum. Jeder holte sich gerne Rat bei ihm. Er war ein Helfer der Armen, der Witwen und Waisen, er machte den Mutlosen Mut und war bekannt für sein Gerechtigkeit, die ihn bekleidete. Wenn man Hiobs Beschreibung seiner selbst so liest, dann staunt man nur über so einen scheinbar  tadellosen Mann. 

Kapitel 30 jedoch bringt den Bruch. Da kommt das große Seufzen: 

„Jetzt aber lachen sie über mich, die jünger sind als ich an Jahren…“

Das ist bitter und es ist wirklich kein Wunder, bei all dem, was man dann liest, dass Hiob sich die früheren Zeiten zurückwünscht.

Und unser Sehnen?

In diesen Tagen geht es mir auch immer wieder so. 

Wie war es doch noch alles einfach, in den Tagen vor Corona. Was hatte man da doch für Freiheiten. Und wie schienen die Sorgen klein im Vergleich zu den gegenwärtigen. Wie unbekümmert konnte man noch planen und reisen und leben.

Wir konnte man doch noch Besuche machen und Gemeinschaft genießen. Zur Gemeinde gehen (das können wir schon seit 6 Jahren nicht mehr, da es hier keine Gemeinde gibt). Ach, wie war doch alles noch gut, in früheren Zeiten. Was waren die Probleme doch noch klein und kaum bemerkenswert im Vergleich zu den Nachrichten, die uns täglich mit viel Schrecken und Angst bombardieren. 

Was hatten wir doch für ein schönes Leben. … so denkst du vielleicht auch manchmal?

Mein Leben hier und jetzt

Heute haben wir wieder neue Anweisungen von unserem Präsidenten bekommen. Sonntags darf man nun gar nicht mehr raus. Alle sollen und müssen zuhause bleiben. Ab Montag darf nur noch einer aus der Familie zum einkaufen gehen. Und  das seit neustem nun nur mit einer Genehmigung, die man sich per Mail oder telefonisch einholen muss. (Wo und wie das alles funktionieren soll, das verstehe ich nicht. Naja, es wird sich schon zeigen.)

Ich merke, wie ich innerlich etwas aufbegehre gegen diese strengen Regeln. 

In früheren Zeiten, als ich noch alle Freiheit hatte mich zu bewegen, selbst da habe ich mich hier des Öfteren eingesperrt gefühlt. Wir leben in so einem kleinen Ort, es gibt hier kaum etwas, was man unternehmen könnte, außer in die Natur zu gehen, oder mal in den Kosovo zu fahren, um etwas anderes zu sehen und freiere Luft zu schnuppern. 

Jetzt ist alles dicht. Jetzt könnte man von gefangen sein sprechen. Der Kosovo ist dicht. Aus dem Ort darf man nur mit Genehmigung fahren und kommt kaum mehr rein. Die Ausgänge und Eingänge sind von der Polizei gesichert. Nun darf man eigentlich auch gar nicht mehr raus. Ich kann nicht nach Deutschland fliegen und keine Post oder Päckchen erhalten (wie es aussieht…) Wir leben fast in einer absoluten Quarantäne.

Wie gut ging es uns da doch vorher. Wie konnte ich mich nur gefangen fühlen, wenn ich doch so viel Freiheit hatte, im Vergleich zu unserer momentanen Situation. 

Mein Leitvers in diesen Tagen 

Heute las ich im Philipperbrief Verse, die mich sehr herausgefordert haben und die ich mir groß in mein Herz schreiben möchte in den nächsten Wochen (wer weiß schon, was die noch mit sich bringen werden):

“Denn ich habe gelernt, in jeder Lebenslage zufrieden zu sein.

Ich weiß, was es heißt, sich einschränken zu müssen, und ich weiß, wie es ist, wenn     alles im Überfluss zur Verfügung steht. Mit allem bin ich voll und ganz vertraut:

satt zu sein und zu hungern, Überfluss zu haben und Entbehrungen zu ertragen.

Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.“

 (Philipper 4,11-13)

Paulus hat es gelernt. Das finde ich ermutigend. Er konnte es nicht von Anfang an, sonst hätte er es nicht lernen müssen. Ich will mich nicht, wie Hiob, in die früheren Zeiten zurücksehnen, sondern ich möchte mit dem, der alles in mir zu tun vermag, Jesus, lernen, was es heißt, hier und in dieser Situation zu leben und das in Zufriedenheit! Dazu brauche ich Seine Kraft, ganz sicher! Aber die stellt er mir ja gerne bereit.  

Lasst uns gemeinsam lernen, was die Worte Paulus bedeuten. 

Ich habe es gelernt, frei zu sein und ich habe gelernt, isoliert zu sein. 

Ich habe gelernt, in der Weite zu leben und ich habe gelernt in der Enge zu leben. 

Alles aber vermag ich durch den, der mich kräftigt: Jesus! Welche wunderbare Chance, das gerade jetzt lernen zu dürfen. Bist du dabei?

Tageszeitengebete (Teil 3)

Hier nun der dritte Teil meiner kleinen Gebetsreihe.

Ich möchte noch einmal betonen, dass diese Gebete nicht der Ersatz sind für unsere sonstigen Gebete. Für manche sind sie vielleicht zu wenig christuszentriert, zu wenig anbetungsorientiert oder was auch immer. Diese Gebete helfen mir einfach zu diesen drei festen Zeiten des Tages kurz inne zuhalten, meine Gedanken zu sammeln und sie mit Herz und Zunge meinem Herrn zu bringen. 

Vielleicht spornen dich die Worte an, deine eigenen Gebete zu formulieren und in ein Heft zu schreiben und sie immer wieder an dein Herz zu nehmen und sie Jesus zu bringen als ein wohlgefälliges Opfer… 

Noch ein Wort zu Hanna Hümmer: sie und ihr Mann haben die Christusbruderschaft in Selbitz gegründet, ein Ordenshaus. Viele meiner Gebete stammen von ihr aus dem wirklich tollen kleinen Buch „Es ist ein Raum bei dir - Gebete“.

1

Gott, zu Dir rufe ich in der Frühe des Tages.

Hilf mir beten

und meine Gedanken sammeln zu Dir;

ich kann es nicht allein.

In mir ist es finster,

aber bei Dir ist das Licht;

ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht;

ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist die Hilfe;

ich bin unruhig, aber bei Dir ist der Friede;

in mir ist Bitterkeit, aber bei Dir ist die Geduld;

ich verstehe Deine Wege nicht, aber

Du weißt den Weg für mich.

Vater im Himmel,

Lob und Dank

sei Dir für die Ruhe der Nacht;

Lob und Dank sei Dir für den neuen Tag.

Lob und Dank sei Dir für alle Deine Güte

und Treue in meinem vergangenen Leben.

Du hast mir viel Gutes erwiesen,

lass mich nun auch das Schwere

aus Deiner Hand hinnehmen.

Du wirst mir nicht mehr auflegen,

als ich tragen kann.

Du lässt Deinen Kindern alle Dinge zum

Besten dienen.

(Morgengebet von Dietrich Bonhoeffer)

2

Herr Jesus Christus,

Ich möchte dich anbeten.

Du bist das große Du,

Das mein Leben erfüllt.

Du bist der weite Raum,

Der alles in mir zur Ruhe bringt.

Du hast Anbetung geschaffen,

Wo Unruhe war in meinem Herzen.

Allen Unfrieden hast du getilgt

Und mich mit deinem Frieden gestillt. 

Du machst mein Leben leuchtend

Durch deine heilige Gegenwart.

Ehre sei dir, o Christus!

(Hanna Hümmer)

Herr Jesus Christus,

Ich bringe dir diesen Tag zurück,

Mit allem, was er gebracht hat,

Mit allem, was mich bewegt hat.

Ich danke dir, dass ich wissen darf 

Um den Raum deiner Liebe 

In allen Situationen meines Lebens,

Wenn ich noch klage und unzufrieden bin

mit meinem Leben.

Du verstehst meine Gedanken,

Meine Nöte und Anfechtungen.

Du stillst mein Fragen.

Ich bringe dir die Menschen,

Die dich nicht kennen und lieben,

Die nicht an deine Liebe glauben.

Sie ist größer als alle Schuld.

Ich danke dir,

Dass du in der Nacht denen hilfst,

Die dich zu den Menschen tragen,

Die dir überall auf der Welt dienen. 

Herr, erbarme dich ihrer. 

Erbarme dich meiner. 

Photo by Artem Kovalev on Unsplash