Wenn du Corona in Albanien hast

Wenn du in Düsseldorf ins Flugzeug steigst Richtung Tirana, dann bist du in guten zwei Stunden gelandet. Das ist doppelt mal so schnell, wie wenn ich von Dannys Eltern zu meinen fahre. Albanien liegt in Europa, es ist Deutschland geografisch so nah und doch so fern… 

Das spüre ich immer wieder besonders drastisch, wenn es um medizinische Versorgung geht. Nun bin ich über sieben Jahre hier und nichts versetzt mir immer noch einen größeren „Schock“, als der Gang ins Krankenhaus. Ich spreche von unserem hier und dem in der Nachbarstadt. Aber ich weiß aus sicheren Quellen, dass auch die staatlichen Krankenhäuser in Tirana keineswegs besser sind, im Gegenteil. 

Damit ihr es euch besser vorstellen könnt, beschreibe ich einen normalen Gang ins Krankenhaus. Da unsere geliebten Nachbarn von unten leider auch an Corona erkrankt sind, gehen sie nun schon seit 12 Tagen zweimal täglich ins Krankenhaus. Egal wie das Wetter ist, bei Eis und Kälte, Sturm und Wind. Seit wir wieder hier sind, fahren wir sie dorthin. Da es in den letzten Tagen sehr kalt war und auch etwas geschneit hatte, lag der ganze Vorplatz des Krankenhauses noch voller Schnee, Räumung Fehlanzeige. Die wenigen Stufen beim Eingang sind rutschig und gefährlich. Ich hake Rrushe fester ein. Etwas Salz würde dem Abhilfe schaffen. 

Es sind schon einige Leute da, obwohl wir schon recht früh dran sind. Es wird nicht getrennt zwischen Corona Patienten und Patienten mit anderen Problemen, man will ja keinen stigmatisieren oder bloßstellen. Schamkultur sage ich da bloß. Verstandesmäßig nicht einzuordnen. Dort holen die beiden ihre Patientenakte, auf der nur der Name und die verschriebenen Medikamente stehen. Sonst nichts.

Wir gehen zum Arzt ein Haus weiter. Vor der Tür bleiben wir stehen. Geschlossen. Einer der Wartenden ruft die an der Tür stehende Nummer an (völlig normal hier - warum im Zimmer auf Patienten warten, wenn man auch im Nachbarcafe einen Schnaps oder Kaffee trinken kann?)

Dann kommt der Arzt. Er begrüßt einen kaum. Hat seine normale Alltagskleidung an. Er wäscht sich nicht die Hände, geschweige denn desinfiziert er sie. Er fragt kurz aber sehr oberflächlich nach dem Befinden. Misst dann den Sauerstoff und hört die Lunge ab. Dabei ist Rrushe extrem vornübergebeugt, wo ich mich frage, wie man da ordentlich eine Lunge hören will. Jaja, das ist eine schlimme Krankheit und auf die üblichen Medikamente kommen noch mal welche drauf, des Fiebers wegen. In keinster Weise wird erklärt, was verschrieben wird und warum. Der Arzt weiß Bescheid, man glaubt ihm alles und nimmt alles. Es geht ja um die Gesundheit. 

Am Ende nimmt der Arzt auch mich wahr. Ich bin die Frau von Danny. Ach Danny, der ist mein Freund. Ein guter Mann. Komm, ich untersuche dich auch. Ach nein, ich bin doch wieder völlig gesund. Aber doch, es muss sein. Damit zeigt er mir seinen Respekt. Mein Sauerstoffgehalt, sehr gut. Mein Puls etwas hoch. Daher noch Blutdruck messen. Und dann Pulli etwas hoch machen zum Lunge hören. Naja, etwas unangenehm war es schon… aber Respekt. Ich frage mich, wer wem Respekt gezeigt hat…

So nehmen wir die neue Liste an Medikamenten mit und laufen vorsichtig zu der nahegelegenen Apotheke, in der sie in den letzten Tagen schon 500 € gelassen hatten. Man holt also die Medikamente und geht wieder ins Krankenhaus zurück. In einem der kleinen, ziemlich unsauberen Räumen, deren Fenster mit Farbe zugekleistert sind, die Betten mit Wolldecken bedeckt und die Infusionsständer sehr verrostet und alt aussehen. Auf dem Boden steht eine Plastikschüssel, in der alle alten Nadeln und Spritzen geworfen werden. Ein Infusionsschlauch liegt daneben, mit Blutspuren.

Dort liegen und sitzen sie dann und lassen die ganze Palette an Medikamenten in ihren Körper fließen. Gift ist das, sagen sie und ahnen wohl, dass all das seine Nebenwirkungen mit sich bringt. Naja, morgen gehen wir in die Nachbarstadt, um die Niere auf Schädigungen zu prüfen. 

Nach ca einer Dreiviertelstunde gehen wir dann wieder, nur um am Abend wieder zu kommen, und am nächsten morgen wieder usw. 

Es tut mir im Herzen weh, wenn ich all das sehe und erlebe. Klar, es ist das, was sie kennen und vielleicht erleben die älteren all das schon als Fortschritt im Vergleich zur Zeit des Kommunismus. Dennoch, meine deutsche Sicht auf all das ist bestürzt, teilweise fassungslos. Da ich die Arbeit im Krankenhaus kenne und selbst drei Jahre da gearbeitet habe, fallen mir sicher die vielen Mängel allein in der Hygiene (die bei Corona ja nicht unwichtig ist…) auf. Dabei rede ich nicht von unserem teilweise vielleicht auch etwas überzogenen Hygienefimmel, sondern von elementaren Dingen wie Händewaschen.

Menschen sterben hier definitiv schneller. Dennoch wundere ich mich manchmal, dass nicht noch mehr sterben. Dies soll keine Anklage sein, ich möchte auch nicht schlecht über unsere albanischen Freunde schreiben. Aber das ist die Lebensrealität der Menschen hier und vielleicht stimmt es uns mal wieder dankbar für unsere gute deutsche medizinische Versorgung und Absicherung.

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Der kleine Samuel und die Sache mit dem Tod in Albanien

Warum wir Samuel kannten 

Vor ein paar Tagen haben wir von dem Tod eines kleinen Jungen, sieben Jahre alt, gehört. Dieser Junge, Samuel hieß er, hatte ein krankes Auge, was ihn zum Gespött vieler Kinder werden ließ. Das veranlasste ihn, das Haus nicht oft zu verlassen. Zu unserem Kindersommerprogramm letztes Jahr kam er jedoch immer mit großer Freude und es war so schön zu sehen, wie er sich wohl fühlte und einfach einer von allen anderen war.

Zu unserem Abschlussfest am Ende der Woche kam, als eine der wenigen Mütter, auch seine Mutter. Ich unterhielt mich mit ihr und sie erzählte, wie froh er war in diesen Tagen und wie wohl er sich bei uns gefühlt hat. Jeden Tag bat er seine Mutter inständig, doch zu den „Deutschen“ gehen zu dürfen. Sie selbst wollte nun sehen, wer wir sind und warum das so war.

Samuel wurde bald darauf wohl sehr krank. (Er war es auch zu dem Zeitpunkt der Kinderwoche schon.) Leider hatten wir seitdem keinen Kontakt mehr zu der Familie. Jetzt hörten wir von seinem Tod. Es hat uns tief getroffen. Ich habe geweint um diesen Jungen und sein kurzes Leben. Wer von uns hätte im Sommer gedacht, dass er schon wenige Monate später nicht mehr leben würde.

Wie Beerdigungen in Albanien ablaufen 

Gestern gingen wir dann zum Trauerbesuch zu der Familie. Innerhalb von 24 Stunden werden hier die Toten beerdigt. Wenn jemand am Abend verstirbt, wird er normalerweise am folgenden Tag um die Mittagszeit beigesetzt. So schnell… 

Alles folgt einer ganz genauen Tradition. Bevor der Tote beigesetzt wird, wird er im Sarg aufgebahrt vor seinem Haus. Die Familie steht hinter dem Sarg und viele Männer (nur Männer) der Stadt gehen, einer nach dem anderen am Sarg vorbei und wünschen jedem der Familienangehörigen „Zoti te le shenosh“ (Gott erhalte dich gesund). Dann wird der Sarg zugemacht und zum Friedhof gefahren. Alle Männer (keine Frauen, nicht mal ganz nahe Angehörige) begleiten den Sarg und wohnen dann der Beisetzung bei. Manchmal findet diese ganz ohne Worte statt. Manchmal betet der Imam der Stadt. Dann wird zugeschaufelt und die Menge löst sich auf. 

Der Besuchsmarathon an den Tagen danach

An diesem und an den vier darauf folgenden Vormittagen empfängt die Familie dann Besucher. Das sieht dann so aus: die männlichen Angehörigen sind in einem Café versammelt und dorthin kommen dann die Männer der Stadt zum Respektsbesuch. Man gibt jedem der Angehörigen die Hand, spricht Anteilnahme aus, trinkt einen Kaffee und legt dann 500lek auf das Tablett. Nach kurzer wertloser Zeit geht man dann wieder. Die Namen der Besucher und wieviel sie dagelassen haben, wird genau aufgeschrieben. Dieses Buch dient dann dafür, um zu wissen, zu welchen Beerdigungen man in Zukunft gehen muss. (Man geht hier durchaus nicht nur auf Beerdigungen von Menschen, die man persönlich kannte. Es reicht, wenn die Person Teil einer Familie ist, die man kennt…)

Die Frauen treffen sich im Haus des Verstorbenen. Vor der Tür stehen Frauen, die einen in die entsprechende Wohnung führen. Auf der Straße davor (auch vor der Café, steht ein Stuhl mit einem weißen Handtuch darüber - für alle ein Zeichen, dass dort ein Trauerfall ist). Im Wohnzimmer sitzen dann die Weiblichen Angehörigen, alle auf Sofas. Die nächste Angehörige, hier im Fall von Samuel die Mutter und dann die Oma, wird als erstes kondoliert. Dann geht man die ganz Reihe durch. Am Ende setzt man sich auch hin, bekommt einen Kaffee und hinterlässt 500lek auf dem Tablett. Nach einiger Zeit steht man auf, geht wieder durch die ganze Reihe durch und verabschiedet sich. 

Je nachdem, wer gestorben ist, kann es sein, dass gut die ganze Stadt verteilt an diesen fünf Tagen zu Besuch kommt. Das Geld hilft der Familie, die Kosten der Beerdigung zu tragen und darüber hinaus. 

Unser Besuch bei Samuels Familie 

Samuel hatte in einem der Hochhäuser hier gewohnt. Eine typische Wohnung, nicht reich, aber auch nicht zu arm. Die Mutter war sichtlich noch unter Schock. Sie weinte nicht, sie saß mit geneigtem Blick da. Keiner weinte. Dennoch bestimmte Trauer die Stimmung. Wir saßen da und schwiegen erst einmal. Die Menschen hier freuen sich und respektieren sehr, dass wir zu solchen Anlässen kommen und ihnen damit Respekt zollen. 

Nach einer Weile erzählen wir, woher wir Samuel kennen und welche Freude er auch in unser Herz gebracht hat durch die Freude, die er ausstrahlte. Und war sagten, dass wir für sie beten. Wir fragten, ob wir gleich beten dürften in Jesu Namen. 

Als wir begannen, da fingen plötzlich viele an zu weinen und es war, als würde ein Damm brechen und endlich bekam das Raum, was jeder versuchte in seinem Herzen einzusperren. Es war besonders. Es war hart. Ich kämpfte mit meinen eigenen Tränen, rang um die richtigen Worte in solch einer schweren Situation. 

Darum sind wir hier

Nicht immer ist es uns möglich zu beten. Aber zu sitzen und die Trauernden zu sehen, die ja so oft keine Hoffnung und Gewissheit haben, das bricht mir das Herz. 

Diese Zeiten erinnern mich wie keine anderen daran, warum wir hier sind und warum die Nachricht der Hoffnung hier endlich tiefe Wurzeln schlagen muss und Menschen erfüllt werden mit dem Licht des Evangeliums.

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Warum wir stolz auf Albanien sind

Wir hören hier oft, dass wir in Deutschland eine viel bessere Kultur haben. Damit meinen die Albaner hier unterschiedliche Dinge. Sicher meinen sie damit die Gerechtigkeit und Ordnung, die in unserem Land auf jeden Fall mehr herrschen, als hier. Es ist für uns schwer, darauf zu antworten. Klar, sind viele Dinge in Deutschland „besser“.

Aber eine Sache, die ich immer wieder hervor hebe, die die Albaner auszeichnet, ist ihre Gastfreundschaft, ihr sich Kümmern um einen Gast. Das zeigt sich z.B. auch darin, das ein Gast mindestens bis zum Tor begleitet wird, wenn er geht. Oft begleitet man den Gast auch noch einige Meter auf dessen Heimweg. 

Durch Zufall fand ich einen kurzen Artikel auf der Seite von Yad Vashem, der Holocaust Gedenkstätte in Israel. Dabei ging es um die Albaner und ihr Verhalten gegenüber den Juden im Zweiten Weltkrieg. Eben dieses macht mich stolz auf „unsere“ Albaner. Lest selbst diesen beeindruckenden Teil der albanischen Geschichte im zweiten Weltkrieg:


„Es gibt keine Spur von Judendiskriminierung in Albanien, denn Albanien ist heute eines der seltenen Länder in Europa, in denen es weder religiöse Vorurteile noch Hass gibt, obwohl die Albaner selbst sich aus drei verschiedenen Glaubensgruppen zusammensetzen.“ 
Herman Bernstein, der amerikanische Botschafter Albaniens, 1934

„Albanien, ein kleines, bergiges Land an der Südostküste der Balkanhalbinsel, zählte eine Bevölkerung von 803.000 Einwohnern. Darunter waren nur 200 Juden. Nachdem Hitler 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatte, fanden viele Juden Zuflucht in Albanien. Es gibt keine genaue Angaben über deren Anzahl, aber verschiedene Quellen gelangen zu der Einschätzung, dass zwischen 600 und 1.800 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich, Serbien, Griechenland und Jugoslawien nach Albanien kamen, in der Hoffnung, von hier aus nach Israel oder an andere Fluchtorte zu gelangen. Nach der Besetzung Albaniens durch die Deutschen im Jahr 1943 weigerte sich die Bevölkerung Albaniens in einem außergewöhnlichen Akt, die Anweisungen der Besatzer zu befolgen und ihnen Listen mit den Namen der Juden auszuhändigen, die unter ihnen lebten. Darüber hinaus versorgten verschiedene staatliche Einrichtungen viele jüdische Familien mit gefälschten Papieren, mit denen sie sich unter die Lokalbevölkerung mischen konnten. Die Albaner schützten nicht nur ihre eigenen jüdischen Bürger, sondern gewährten auch jenen Flüchtlingen Zuflucht, die nach Albanien gekommen waren, als es noch unter italienischer Herrschaft stand, und die nun in der ständigen Gefahr lebten, in Konzentrationslager deportiert zu werden. Die bemerkenswerte Unterstützung, die den Juden entgegengebracht wurde, war begründet in dem Ehrenkodex Besa, der noch heute in Albanien als der höchste ethische Wert gilt. Besa heißt wörtlich „ein Versprechen halten“. Jemand, der nach dem Prinzip Besa handelt, ist jemand, der sein Wort hält, jemand, dem man sein eigenes Leben und das seiner Familie anvertrauen kann. Die Hilfe, die Juden und Nicht-Juden gewährt wurde, kann als Angelegenheit nationaler Ehre verstanden werden. Die Albaner scheuten keine Mühe, um zu helfen, ja sie konkurrierten sogar untereinander um das Privileg, Juden zu retten. Sie handelten aus Mitleid, menschlicher Güte und dem Bedürfnis, Menschen in Not zu helfen, sogar denen, die einen anderen Glauben oder eine andere Herkunft hatten als sie. Albanien, ein europäischer Staat mit einer muslimischen Mehrheit, brachte zuwege, woran andere europäische Länder scheiterten. Alle Juden, die während der deutschen Besatzung innerhalb der Staatsgrenzen Albaniens lebten, und zwar albanische Staatsbürger ebenso wie Flüchtlinge, wurden – bis auf einige Mitglieder einer einzigen Familie – gerettet. Es ist eine beeindruckende Tatsache, dass in Albanien am Ende des Krieges mehr Juden lebten als zuvor.“

Die Zeit der Saat

Im Moment wird überall um uns herum fleißig gepflanzt und gesät. Das macht eigentlich hier jeder, der ein Stück Land hat. Es wäre ja Verschwendung, wenn man Land, das man hat, nicht auch nutzbar machen würde. 

Jedes Jahr schaffen wir mehrere Schubkarren Steine aus dem Nutzgarten. Ich frage mich immer wieder, wie das möglich ist. Sie scheinen mit am besten hier zu wachsen. (Vielleicht liegt es auch daran, dass wir direkt neben einem hohen Felsen leben...).
Als die Erde dann soweit vorbereitet war, kam ich mit meinen kleinen Samentütchen und entschied gemeinsam mit Rrushe, wo wir nun meine Kräuter (Basilikum, Petersilie, Koriander und Dill) und meinen geliebten Rucula dieses Jahr Pflanzen würden. Die letzten Jahre hatte ich eine schier unglaubliche Ernte gehabt, das Basilikum war in unserer Abwesenheit im Sommer zu einem regelrechten Busch gewachsen. 
Nun, damals sagte ich mir, dass ich das nächste Jahr nicht so viele Pflanzen so eng säen wollte. Doch mein Blick fiel wieder auf diese mini kleinen Körner und dann auf den rauhen, steinigen, groben Erdboden. Wie ist es möglich, dass sich hier so ein kleines zartes Körnchen durchsetzen kann? Lieber mehr Pflanzen, falls es eines oder mehrere nicht schafft. 

Es fällt mir schwer, vollkommen zu vertrauen, dass da wieder was wachsen wird. Und wahrscheinlich wieder viel zu eng... doch wie durch ein Wunder wird das Samenkorn aufbrechen und sie Pflanze wird sich ihren Weg durch noch so harten Boden brechen. Sie wird erst vorsichtig und unscheinbar hervorspitzen, nur um dann in unbändiger Macht zu wachsen. Was für ein Wunder ist es jedes Jahr neu.

Oder unsere Blumen: Ich habe in Albanien gelernt, dass es sich lohnt, den alten Samen vom letzten Jahr, den uns die abgestorbenen Blütenköpfe als Erbe gegeben haben, aufzubewahren und in die Erde fallen zu lassen. Wie wunderschön und prächtig wachsen sie jedes Jahr wieder treu und erfreuen unser Herz. Jedes Jahr werden es mehr. 

Ich hab in den letzten Tagen viel über dieses Bild nachgedacht. Es ist ein Thema, das mich beschäftigt, geistlich gesehen. Zuletzt sprach ich mit meinen Freundinnen darüber, dass es unser Auftrag ist, die gute Botschaft weiterzuerzählen. Ja, das machen sie, aber die anderen wollen es nicht hören. Ich erzähle ihnen dann immer wieder dieses Gleichnis Jesu vom Sämann. Unser Auftrag ist es, zu säen. Gott wird das Gedeihen schenken. Wir müssen nur in Treue säen und nicht entmutigen lassen.

Nun, das sage ich auch in erster Linie zu mir selbst. Ehrlich gesagt ist säen kein leichter Job. Es kostet Kraft, es kostet Zeit, und manchmal auch Tränen, es ist eine Arbeit, in der wir auf Hoffnung hin arbeiten. Wir sehen die Frucht noch nicht. Im Vertrauen legen wir das Samenkorn in den steinigen Boden. 

Ich denke an all die vielen Situationen, in denen ich säen durfte. Das Wort Gottes in erster Linie, aber auch jede gute Tat, jedes freundliche Wort, jede Hilfsbereitschaft, jedes Mitdenken und Mutmachen- all das ist eine Art zu säen, manches ein vorbereiten des Bodens, bevor die Saat kommt. 

Psalm 126, 5-6 spricht genau davon:

„Welche mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. 
Er geht weinend hin und trägt den Samen zum säen. 
Er kommt heim mit Jubel, und trägt seine Gaben.“

Wir befinden uns hier immer noch in der Zeit des Säens. So manche Frucht ist schon aufgegangen, aber die große Ernte, die ist noch nicht gekommen. Noch mühen wir uns, nich wissen wir of nicht weiter, noch sind wir mit ausweglosen Situationen konfrontiert, noch legen wir unseren kleinen Samen in das weite Feld. Noch können wir es kaum sehen. Aber wir wollen nicht aufhören. Die Verheißung Gottes steht. Wir werden ernten! Wenn nicht wir, dann jemand anders. Aber die Ernte wird kommen. 
Unser Auftrag ist zu säen und uns jetzt schon zu freuen, dass Gott seine Verheißung erfüllen wird. 

An welchem Ort stehst du gerade und legst Samen in harte Erde? Schaust du auf den Boden und alles in dir sagt: es ist sinnlos? Wie soll daraus etwas entstehen? 
Sei ermutigt! Werde nicht müde, in dieser schweren Arbeit des Säens zu stehen. 
Schaue nach oben. Schaue auf Jesus, der versprochen hat, das wir in Freude ernten werden. 

„Gott aber sei dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus. Daher meine geliebten Brüder (und Schwestern), seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.“ (1. Korinther 15,57f)

„Lasst uns aber im Gutestun (im säen!) nicht müde werden! Denn zur bestimmten Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ (Galater 6,9)

Photo by Markus Spiske on Unsplash

Im Winterwunderland

Seit zwei Tagen schneit es ununterbrochen. Leise und kaum spürbar. Doch jede Flocke trägt dazu bei, dass unsere Stadt so langsam in den Schneemassen versinkt. Autos sind komplett eingeschneit, die Bäume tragen eine weiße Last und der Schneeberg in der Mitte der Stadt wächst und wächst. Kinder sieht man allerdings kaum draußen.

Auch so scheint das Leben zum Erliegen gekommen zu sein. Die Schule hat für zwei Tage ihren Betrieb eingestellt (kein Wunder, hat die neue Schule doch auch keine Holzöfen, sondern Zentralheizung- die leider bei Stromausfall nicht funktioniert und die Schüler samt Lehrer im völlig kalten Zimmern zurücklässt...), im Kindergarten sind schon seit Tagen nicht mehr als vier Kinder in jeder Gruppe (trotz Holzöfen).

Viele Läden haben geschlossen, es fahren nur noch schneetaugliche Autos (von denen es hier nicht allzu viele gibt). Das Leben ist ruhig. Jeder scheint sich zu Hause einzuigeln. 

Doch wir Deutsche waren draußen. Schlittenfahren und rum schlittern, den Schnee und die herrliche Natur bewundern, lachen und fröhlich sein, in die Schneemassen springen, Schneeengel machen und Fotos schießen. Sicher wunderten sich einige über diese verrückten Deutschen. Aber das macht uns nichts. Dazu stehen wir. 🙂

Und so schneit es immer noch weiter. Mal sehen, wann es aufhört. Mal sehn, wie lange wir noch Strom haben. Mal sehen, wie lange das Wasser noch aus dem Hahn kommt ohne zu gefrieren. Aber bis dahin genießen wir einfach das herrliche weiß um uns herum... 


Bilder von unserem letzten Einsatz wie aus einer anderen Zeit

Kannst du dich noch an die Zeit erinnern, in der Fotos mit Filmkameras gemacht wurden? Das waren Kameras in die man einen Film einlegen musste. Mit diesen Filmen konnte man dann 24 oder 36 Fotos machen. Diese Art Fotos zu machen war für viele Jahrzehnte die einzige Methode das Leben in Bildern festzuhalten. Es gab nichts anderes. Es war normal Filme zu kaufen, diese vorsichtig einzulegen, weiterzuspulen und am Ende zu entwickeln. Ob was aus den Fotos geworden war, das konnte man erst am Ende sehen. Es war eine andere Zeit, aber diese ist ehrlich gesagt noch gar nicht so lange her.

Vor zwei Wochen hatten wir ein Einsatzteam aus Zwickau da. Einer der Teilnehmer, Max, hatte solch eine analoge Kamera, die berühmte Leica M6, mit einer entsprechenden Auswahl von verschiedenen Filmen dabei.

Max hat die Bilder von dem Einsatz digitalisiert und mir zur Verfügung gestellt. Damit du einen Eindruck davon bekommst, wie Bilder aussahen, die mit einer analogen Filmkamera gemacht wurden, habe ich eine Auswahl erstellt. Natürlich liefern die Bilder auch einen Einblick in das Leben hier in Albanien und den Einsatz selbst. 

 

Unsere Kinder und die Tiere

Ein großer Vorteil von unserem Leben hier in Albanien ist die Natürlichkeit, mit der unsere Kinder hier aufwachsen. Wenn das Wetter schön ist, dann sind sie nur draußen mit den Nachbarskindern am spielen.
Auch der Kontakt zu den vielen verschiedenen Tieren hier ist besonders und schön.

Klar, da sind die vielen kleinen Käfer und Würmer und Eidechsen, die beobachtet werden und das leider manchmal zu handfest.
Oder da ist die Schildkröte, die wir auf dem Weg finden und bestaunen.
Oder das gerade frisch geborene Kalb, das einfach nur zu süß ist auf seinen wackeligen Beinen.

Oder unsere vielen Hühner, die von Mima fleißig gefüttert werden. (Mima hat in keinster Weise Angst vor ihnen). Hühner, die jetzt wieder ihre Küken ausbrüten und ich den lieben langen Tag nur diese süßen Geschöpfe und ihre sie schützende Mama anschauen könnte.

Aber auch das Interesse unserer Kinder, unserer Nachbarin beim Schlachten von zwei Hühnern zuzusehen. Ganz ohne Probleme sehen sie zu, bekommen einen Einblick in das Innere der Hühner, sehen die Eier in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien im inneren der Hühner. Sie lieben dann die Hühnersuppe, die ich daraus mache...

Gestern waren wir bei Freunden im Dorf. Sie haben Hunde, Kühe, Hühner, Enten und seit neustem auch einen megasüßen Esel. (Ich bin selbst als Kind mit einem Esel aufgewachsen, daher liebe in gerade diese Tiere so...). Es ist so schön zu sehen, wieviel Freunde sie haben, auf dem Esel zu reiten oder ihn zu führen. Ich kann meinen Kindern zwar keine Reitstunden bieten, aber auf einem Esel reiten, das können wir hier auch und viel Spaß dabei haben. Und noch dazu kostet es nichts...

Es erfreut mein Herz zu sehen, wie das Leben hier bei allen Entbehrungen, die vielleicht vorhanden sind, doch so viel schönes und bereicherndes bietet, Dinge, die ein normales Kind in Deutschland nicht so leicht zu sehen bekommt und nicht erlebt.

Unsere Kinder sind bald Fachmänner und -frauen im Hühnerschlachten und Eselreiten. Das ist doch was! 🙂

Endlich gefunden!

Vor einigen Tagen bat ich Danny, mit uns etwas aus der Stadt herauszufahren. Das Wetter war schön, die Natur ist am grünen und blühen.

Ich erinnerte mich an einen Ort, von dem schon ehemalige Teammitglieder gesprochen haben, nicht weit von hier. Dennoch war ich noch nie dort gewesen.
Jetzt war endlich der Zeitpunkt gekommen.

Und was soll ich sagen? Schade, dass wir nicht schon in den letzten dreieinhalb Jahren dort hingegangen sind? Nein. Ich will mich freuen, endlich einen schönen Ort gefunden zu haben, nicht weit weg von uns, mit Blick auf unsere Stadt und Gegend, mitten in schöner Natur, keine oder wenig Menschen nur... So schön, für ein Picknick, für ein Versteckspiel mit den Kids, ein Fotoshooting oder einfach einem ruhigen Nachmittag auch mal ohne Kinder.

Ich hoffe sehr, wir gehen jetzt öfter mal dort hin, wenn wir mal raus wollen.

14 harte Fakten über den Winter in Albanien

So wie in Deutschland, so ist es auch in Albanien zur Zeit richtig, richtig kalt. In den Nachrichten hieß es wohl, dieser Winter sei der Kälteste sei 35 Jahren. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es gerade richtig kalt ist und für uns ist es der bisher Kälteste hier.

Mir ist bewusst, dass es auch anderswo kalt ist, aber hiermit möchte ich dir kurz 14 Fakten zum Winter in Albanien aufschreiben. Es geht darum zu zeigen, was dies für uns und die Menschen hier bedeutet.

Ich will mich nicht beklagen oder irgendwie jammern. Natürlich weiß ich, dass der Winter in einem Flüchtlingslager voller Zelte noch mal heftiger ist. Mir geht es darum, ganz nüchtern  ein authentisches Bild unserer Situation zu liefern.

Eines steht fest: Wir freuen uns und machen das Beste draus.

1. Der Schulbeginn wird verschoben

Eigentlich sollte die Schule schon am 04.Januar beginnen. Aber weil landesweit die Grippe wütet, hat man den Beginn auf Montag, den 09. verschoben. Jetzt wo zur Grippe noch der eisige Winter gekommen ist, hat man den Beginn wieder in ganz Albanien verschoben. Nun soll es am 16.Januar weitergehen. Auch ich werde mit meinem Deutschkurs nicht vorher beginnen.

2. Die Krankenhäuser sind voll

Schon seit einigen Wochen wütet in unserer Stadt die Grippe. Jeden Tag treffen wir Leute, die die Grippe hatten, oder sie noch haben. Da es hier keine Hausärzte gibt, gehen die Menschen alle ins Spital. Dort bekommen sie dann eine Infusion mit Antiobotika. Dabei müssen sie die ganze Medizin selbst bezahlen. Zur Zeit sitzen bis zu fünf Menschen auf einem Bett, während sie ihre Infusion bekommen.

3. Es wird viel Holz gebraucht

Das klingt logisch, ist aber in der Praxis für viele Menschen ein existenzielles Problem, denn Holz muss man erstmal haben. Jede Familie muss für sich selbst Holz besorgen. Arme Familien haben hier ein Problem. Sie haben nicht das Geld und auch nicht die Lagermöglichkeit für das Holz. So wird das Holz auf dem Balkon, in der Wohnung oder im Hausflur gelagert. Heute hieß es sehr richtig in den Nachrichten: "Der Winter ist der schlimmste Feind der Armen."

4. Es wird auch innen kalt

Auch in der Wohnung wird es so kalt, dass man seinen Atem sehen kann (in den Räumen, in denen nicht geheizt wird). Das sind bei uns, Bad, Schlafzimmer und Wohnzimmer. Dort herrschen dann Temperaturen zwischen 6–8 Grad. Bei 7 Grad lässt sich nicht so gut schlafen. So schleppen wir am Abend unsere Matratzen in den Raum, den wir geheizt haben, die Küche oder das Wohnzimmer.

5. Die Tiere frieren auch

Unsere Kuh und die Hühner haben es bei den eisigen Temperaturen nicht leicht. Die Hühner sitzen den ganzen Tag nur noch im Stall. Der Stall ist nicht isoliert. Es ist nur ein Bretterverschlag, durch dessen Ritzen der eisige Wind weht, wie er will.

6. Die Wasserleitungen frieren ein

So war es bei uns heute morgen, als nur noch heißes Wasser aus dem Boiler floß. Die Kaltwasserleitung war eingefroren. Wenn dies so bleibt, dann heißt es in Kanister Wasser beim Wasserwerk zu holen. Geduscht wird dann, indem man warmes Wasser per Kanne über sich gießt.

7. Die Straßen sind vereist

Die Räumfahrzeuge fahren den Schnee zwar weg, aber sie benutzen kein Salz. So bleibt die Straße am Ende voller Eis, selbst die Hauptzufahrtsstraßen. Mit einem Allrad-Geländewagen, wie wir ihn haben, kann man dennoch gut auf den Straßen fahren. Die meisten fahren hier jedoch ohne Winterreifen, sondern mit schlechten Sommerreifen. Auf beiden Straßen aus Krume raus herrscht Schneekettenpflicht.

8. Schneesturzgefahr von oben

Viele Gebäude haben nur Blechdächer. Hier rutscht der Schnee hin und wieder in einem Sturz runter. Als ich zuletzt mit Livia auf dem Basar war, um Handschuhe zu kaufen, da stand sie unter solch einem Blechdach. Eine Lawine von Schnee viel genau auf ihren Kopf. Glücklicherweise war es nicht allzuviel.

9. Ausrutschgefahr

Die Pflicht, den Schnee vor der eigenen Haustür zu räumen, gibt es nicht. So räumt kaum einer ernsthaft die Gehwege frei. Auch vor Geschäften und Cafes kann es oftmals zu gefährlichen Rutschpartien kommen. Für den Schaden, der nach Stürzen entsteht, muss jeder selbst aufkommen. Da gibt es keine Versicherung, die hier eingreift.

Da die Menschen in der Hafenstadt Dürres kein Schnee und Eis gewöhnt sind, sind allein heute 60 Personen ins Krankenhaus gekommen, die sich verletzt haben auf spiegelglatter Straße. (Über alles werden wir sehr gut von den albanischen Nachrichten informiert.)

10. Die Dörfer sind abgeschnitten

Da die Straßen in die Dörfer nur spät oder gar nicht geräumt werden, können die Menschen aus den Dörfern auch nicht mehr nach Krumë kommen. Der rege Verkehr zwischen den Dörfern und Krumë kommt zum Erliegen. Die Menschen sitzen jetzt fest und können sich nichts besorgen.

11. Man hilft sich wo man kann

Als der Geländewagen von unseren Nachbarn vorgestern nicht mehr startete, da eilte ich mit meinem Wagen zur Hilfe. Die Überbrückung brachte nichts, aber als sie meine Batterie ausbauten und bei ihm ein bauten, da startete der Wagen wieder. Heute blieb ich mit meinem Wagen in einem Kanal stecken, und auch hier fand ich Leute, die bereit waren mir zu helfen.

12. Mit Stromausfall ist zu rechnen

Immer wieder fällt der Strom aus. Wenn der Strom weg geht, dann kann er nach 20 Sekunden wieder kommen, oder es kann auch mal 2 Stunden dauern. Das ist vor allem am Abend heftig, weil man dann im Dunkeln bei Kerzenschein sitzt. So wie am Sylvesterabend von 20 bis 22 Uhr.

13. Keiner geht mehr raus

Bei eisigen Temperaturen, begleitet von heftigen Sturmböen, wagt sich kaum ein Mensch noch auf die Straße. Hin und wieder trifft man Männer, die gelangweilt sind davon, den ganzen Tag drin zu sitzen. Sie vertreiben sich die Zeit, indem sie in Cafes gehen. Kleine Kinder kommen in der Regel gar nicht raus.

14. Das Leben bleibt stehen

Weil jeder nur noch zu Hause bleibt, kommt das öffentliche Leben zum erliegen. Die Straßen sind leer, die Cafes auch. In den Geschäften ist kaum noch etwas los. Friseure, Näherereien und andere kleinere Geschäfte haben nicht mehr geöffnet.

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Und in all dem möchten wir mit den Menschen leben und ihnen die Hoffnung des Evangeliums bringen. Das ist unter diesen besonderen Bedingungen noch mal eine besondere Herausforderung. Aber wir beten, dass Gott uns hilft.

25 Jahre Freiheit des Evangeliums

albaniaLetzten Samstag waren wir als kleine Gruppe von Gläubigen in Tirana, um dort im Park der Jugend einen ganz besonderen Tag zu feiern. Am 18.06. vor genau 25 Jahren traf sich eine kleine Schar von Gläubigen im Park der Jugend. Sie feierten die Befreiung der schrecklichen kommunistischen Diktatur. In dieser Zeit war jeder Glaube an Gott verboten. Es gab nur eine handvoll von Christen.

Als dann die Diktatur zusammenbrach, waren die Christen frei sich zu treffen. Das taten sie dann an diesem besagten Samstag, den 18.06.

Heute, 25 Jahre später, gibt es viele Gemeinden in Albanien. Diese trafen sich letzten Samstag um diese Freiheit des Evangeliums zu feiern.

Wir aus Krumë-Has waren auch dabei. Doch wir müssen leider sagen, dass das Evangelium auch 25 Jahre später noch nicht bis in unsere Region vorgedrungen ist. Deswegen sind wir hier um auch in der Has-Region Menschen für Jesus zu gewinnen.

Der Tag in Tirana war besonders schön um zu sehen, was Gott schon getan hat. Es kamen unzählige Gemeinden aus allen Teilen Albaniens, um diesen Tag gemeinsam zu feiern. Es begann damit, dass die Gruppen sich jede für sich im Park trafen um Lieder zu singen und Gott zu danken. Später versammelten wir uns im Schatten einiger Bäume, genau wie es vor 25 Jahren die ersten Christen taten.

Ein Pastor, der damals schon als 21-jähriger Mann dabei war, gab ein Zeugnis. Und der Missionar Von Golder, der als aller erstes Albanien nach der Befreiung betreten hatte, sprach ein Grußwort und danke Gott in einem Gebet.

Vor allem aber stimmten wir gemeinsam den Lobpreis auf unseren Gott an, der die Menschen in Albanien liebt und der schon so viel getan hat und noch so viel tun wird. Ich hatte meine Kamera dabei und konnte einige Eindrücke einfangen. Das folgende Video bietet einen kleinen Einblick in den Lobpreis.

Das Projekt: Ausstattung der Sporthalle

Für die 1200 Schüler in Krume gibt es nur eine einzige Sporthalle. Im dritten Stock gelegen ist sie in das normale Schulgebäude integriert. Allerdings kann man dabei nicht von einer Sporthalle reden.

Es gibt dort eigentlich nichts. Es ist einfach ein großer, hoher Raum. Es gibt keine Umkleidekabinen, keine Tore, keine Basketballkörbe, keine Volleyballpfosten, keine Spielfeldmarkierungen, keine Turnmöglichkeiten, einfach gar nichts.

Als ich diesen Zustand sah, war mir klar, dass ich hier mit wenigen finanziellen Mitteln vernünftige Sportmöglichkeiten schaffen kann. Und so fing ich an, dieses Projekt zu planen.

Die Umsetzung des Projektes zog sich einige Wochen hin, wie das halt in Albanien so ist. Aber vor einigen Tagen konnten wir tatsächlich die Einweihung der frisch ausgestatteten Sporthalle feiern.

Ich habe versucht dieses Projekt in einem Video festzuhalten. Sieh selbst.

Was ich auf meiner ersten albanischen Hochzeit erlebte

Vor einigen Wochen hat meine liebe Freundin geheiratet. Ich war die einzige, die außerhalb ihrer Familie eingeladen war. Nun wartete die erste richtige albanische Hochzeit auf mich, an der ich komplett teilnehmen würde.

Die Idee

An dem Tag als es am Abend starten sollte, bestellte mich meine Nachbarin und gute Freundin zu sich und fragte mich, ob ich nicht die traditionelle Tracht am Abend tragen wollte. Erst zögerte ich etwas, doch als ich hörte, dass ich nicht den ganzen Abend damit rumlaufen musste, sondern erst zu einem bestimmten Zeitpunkt ich mich umziehen müsste, war ich bereit, die doch sehr schwere und sehr aufwendig gemachte Tracht zu tragen. Davor probierte ich sie an. Hier könnt ihr sehen, wie ich aussah.

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Gar nicht so schlecht, oder?

Die Hochzeit beginnt

Dann ging es am Abend los. Üblicherweise wird auf albanischen Hochzeiten zu ohrenbetäubender Musik im Kreis getanzt. Ich wusste schon, dass ich diesmal nicht drum herum kommen würde zu tanzen. Doch da ich mich ja unter “Freunden” befand, fiel es mir doch leichter, mich einzureihen. Als ich dann den ein und anderen Tanz konnte, da merkte ich, welches Gemeinschaftsgefühl einem diese Art des Tanzens gibt. Ich fühlte mich wie eine von ihnen.

Ich tanzte viel, richtig viel. Und das schöne war, ich konnte mich ganz darauf einlassen. Egal, was andere denken. Egal, was ich selbst denke.

Gegen halb zehn wurde gegessen. Ich saß zwischen all den zahnlosen alten Tanten und Omas. So besorgt schoben sie mir immer mehr Essen zu und immer wieder begegneten meine Augen in der Dämmerung den von Falten klein gewordenen Augen dieser besonderen Menschen.

Jetzt wird es ernst

Nach und nach kamen alle Frauen, alt und jung, aus dem ganzen Viertel. Irgendwann saßen dann sicher über 100 Frauen und vereinzelt auch Männer im Kreis um die Tanzwiese.
Dann bekam ich mit, wie um ca. 23 Uhr einige Frauen ins Haus gingen, um sich umzuziehen.
Jetzt oder nie, dachte ich. Und obwohl ich sehr müde war und mein Bauch von all dem Essen auch etwas gebläht war, zog ich schnell mit meiner Nachbarin los, um mich umzukleiden. Ihre kleinen Kinder auf dem Bett im Schlafzimmer schlafend und ich am Tracht anziehen. Schon komisch.

Etwas zögerlich ging ich dann wieder zur Hochzeitsgesellschaft zurück. Sicher hatten sie noch nie einen Ausländer in ihrer Tracht, die doch sehr besonders ist, gesehen. So jedenfalls deutete ich ihre Blicke. Die ein oder andere ältere Frau zupfte noch an mir rum, den Rock tiefer, den Gürtel schräger… Ich ließ es gerne und lächelnd über mich ergehen.

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Der kurze Schock

Insgesamt waren wir dann mit der Braut ungefähr fünf Frauen in Tracht. Dann hieß es plötzlich, dass wir nun vortanzen. Ich dachte, ich höre nicht recht. Die Tänze konnte ich noch nicht ganz exakt. Doch Gott sei dank, es kam genau der, den ich schon ziemlich sicher beherrschte.
So tänzelte ich in der schweren, albanischen, typisch hasianischen Tracht an all den Frauen meines Viertels vorbei. Und es ging mir sehr gut dabei, wer hätte das gedacht.

Ups…

Der peinlichste Moment kam dann aber doch noch: es war “Freestyle” Tanz angesagt. Ich hatte eigentlich zuvor schon mitbekommen, dass man diesen doch zu zweit tanzt. Man hält sich nicht fest, dennoch tänzelt man immer umeinander herum. Mir wurde dann die Braut zugeteilt. Irgendwie war mir das nicht bewusst. So tanzte ich über die Fläche, schäkerte noch mit kleinen Mädels in Tracht, bis dann die Braut angetanzt kam (da sie eine Hüftdysplasie hat, war sie auch etwas langsamer unterwegs). Sie flüsterte mir nur zu: du musst mit mir tanzen. Oh, das tat mir leid und ich konnte nur verlegen zu den grinsenden Mädels am Rand lächeln.

Aber genau das bedeutet es, in einer anderen Kultur zu leben: Fehler machen. Doch wir müssen bereit sein, immer wieder einzutauchen und es in Kauf zu nehmen. Und vor allem braucht man die Gabe, über sich selbst zu lachen. Das tat ich…

Insgesamt war dieser Abend eine sehr gute Erfahrung für mich und ein tiefes Eintauchen in die albanische Kultur und in das Leben der Menschen hier.