Die Wiederentdeckung eines Schatzes - Mein Gebetsheft

Wo ist Gott in unserem Alltagsdschungel?

Wünschst du dir auch manchmal, dass du in deinem ganz normalen Alltag mehr mit Gott verbunden wärest? Du weißt ja, dass er immer da ist, er um dich herum ist, dich jederzeit hört und für dich da ist. Aber der Alltag, der Trubel, das Chaos, das alles hält dich so oft gefangen und deinen Blick nur auf das irdische gerichtet. Deine Gedanken und Gefühle laufen überall hin, nur nicht zu Gott. 

So oft verlaufen wir uns, verirren uns im Alltagsdschungel, wie auch immer der aussehen mag. Da ist oft so wenig Zeit zum Innehalten, zum stille sein und neu ausrichten. Wir laufen und mühen uns ab und so wenig geht unser Blick nach oben, zu der Quelle des Lebens, zu der Quelle aller Weisheit und aller Hilfe. 

Erste Bekanntschaft mit Tageszeitengebeten

Schon seit ich eine Teenagerin war, hatte ich Kontakt zu einer Art Kloster (Christusbruderschaft Selbitz). Ich hatte zwei Freundinnen, die dort Schwestern waren (sie waren natürlich einiges älter als ich). Mich faszinierte das Leben dort. Die festen Strukturen und Abläufe. Und v.a. prägten sich mir die festgelegten Gebetszeiten auf den Tag verteilt, ein. Zu bestimmten Zeiten versammelte man sich, hielt inne, sang Psalmen, betete Gebete, saß in der Stille. Diese Zeiten waren nicht lang. Aber regelmäßig riefen die Glocken zu dieser Zeit der Anbetung Gottes. Ja, zuallererst ist es Anbetung Gottes. Aber ist es nicht so, dass wir unsere tiefste Zufriedenheit und Freude gerade in der Anbetung Gottes finden?

Die Entstehung einer Gewohnheit 

Ich wollte das auch für meinen Tag. Auch, wenn ich nicht in den Mauern eines Klosters lebte. So machte ich mir ein kleines Heft und schrieb Morgen-, Mittag- und Abendgebete für jeden Tag der Woche hinein. Dafür sammelte ich Gebete, die mir bedeutsam und einprägsam waren und die ich schön fand. Manche waren bekannte Gebete von berühmten Menschen, andere waren von Unbekannten. 

Ich weiß noch, wie ich dieses Heft mit in die Schule nahm und mich in der Mittagspause in die Bibliothek setzte und mein Gebet sprach. Es half mir, mich auf Gott auszurichten, mir bewusst zu machen, dass Jesus hier ist mit mir und das er mich gebrauchen will. 

Diese Gewohnheit hielt ich auch in Haiti bei. Diese Gebete, die mich bewegt haben, von Mutter Teresa, Franz von Assisi, Guardini und anderen, die haben mich in meiner Zeit unter sehr armen Menschen geprägt und mir unglaublich geholfen. Sie haben mich ausgerüstet, um loszugehen und Gottes Hände, Füße, Augen und Mund zu sein. 

Die Wiederentdeckung eines Schatzes 

Vor ein paar Tagen hab ich dieses Heft wieder gefunden. Teilweise sind die Seiten gewellt. Wenn ich die Gebete lese, dann berühren sie mein Herz in besonderer Weise, weil ich eine Geschichte mit ihnen habe.

Jetzt bin ich nicht mehr die Schülerin Rahel in der Bibliothek. Nicht mehr die Rachelle, die in Haiti ihren Gott erlebt hat im Dienst an den Armen. 

Jetzt bin ich eine Ehefrau. Eine Mutter von vier Kindern. Jetzt bin ich Rakela in Albanien. Eine Frau, die sich danach sehnt, mehr mit Jesus in Kontakt zu sein. Inne zu halten und stille zu werden, genau in den Momenten, in denen ich überschäumen könnte. Mehr denn je brauche ich diese kurzen Zeiten der Ruhe, mitten in allem Gewusel. 

Ich habe mein Gebetsheftchen in den Händen und will wieder beginnen, diese Gebete am Morgen vor dem aufstehen, am Mittag und am Abend vor dem zu Bett gehen zu beten. Es ist ein Schatz und die Worte der Gebete holen mich innerlich ab und richten mich aus. 

Gerne möchte ich dir einige dieser zusammengestellten Gebete vorstellen. Vielleicht nimmst auch du sie auf in deinen Alltag und lässt sie zu einer Oase inmitten deines Alltages werden. Egal, wo du bist.

In den folgenden Tagen werde ich hier immer wieder mir besonders wichtige Gebete veröffentlichen. Ich  hoffe sehr, dass sie auch zu deinem Herzen sprechen und deinen Blick mehr auf ihn richten!

Photo by Joanna Kosinska on Unsplash

Das waren Zeiten

Vor ein paar Tagen haben wir hier unsere zweite junge Lernhelferin begrüßt. Sie wird noch ein halbes Jahr mit uns in unserer schönen Stadt verbringen und uns v.a. beim unterrichten unserer Kinder unterstützen. Als ich am Samstag mit unserer anderen Lernhelferin zum Flughafen gefahren bin und wir uns so unterhielten, da erzählte ich von meiner Zeit als junges Mädel. Ich war fertig mit dem Gymnasium und mein Traum war es, für ein Jahr nach Haiti zu gehen. Das hatte ich schon drei Jahre zuvor von Gott fest aufs Herz gelegt bekommen. 

Meine Reise in die Ferne

Ich erinnerte mich zurück an diese aufregende und so prägende Zeit. Ich war gerade 20 geworden, als ich mich allein aufmachte, mit zwei schweren Koffern und ordentlichem Herzklopfen. Von einem kleinen Flughafen in Oberfranken flog ich nach Frankfurt, von dort nach Paris. Dann ging es das erste mal für mich über den großen Ozean. Ich erinnere mich noch so gut, wie ich mir wünschte, einfach jemand bekanntes dabei zu haben, und wenn es nur mein damals sieben Jahre alter Bruder gewesen wäre.

In Miami angekommen musste ich auschecken, mein kleines Hotel finden unter hunderten anderen und am nächsten morgen rechtzeitig aufstehen, um den frühen Flug, mit fast nur schwarzen Menschen („Was will nur dieses junge blonde Mädel ganz allein unter all diesen Menschen?“ - das kommunizierten mir viele interessierte Blicke) zu bekommen. In der Zwischenzeit, seit meinem Abflug in Deutschland, wurde Haiti von einer großen Überschwemmung heimgesucht. Das erzählten mir meine nicht ganz unbesorgten Eltern, als ich gerade froh war, mein Hotelzimmer gefunden zu haben und erstmal eine kleine Last von mir abfiel. Da kam die nächste Sorge. Werde ich reisen können? 

Doch alles klappte. Die Überschwemmungen waren mehr im Norden des Landes gewesen und daher war meine Fahrt in den Süden Haitis nicht betroffen. 

Das Abenteuer beginnt

Nach dieser abenteuerlichen Reise (oh, Gott hatte mir so viele Engel in unterschiedlichen Personen geschickt, die mich den ganzen Weg begleitet hatten…) begann das Abenteuer der jungen Rahel Hasch. Weit weg von allem bekannten eröffnete sich mir eine neue Welt, neue Menschen, neue Gerüche, neue Ansichten und Weltsichten, eine neue Sprache (die wesentlich einfacher ist als albanisch), und vor allem tauchte ich in eine bisher noch nicht gekannte Tiefe der Beziehung zu Gott ein. (Am Ende des Artikels findest du ein paar Fotos von der Zeit.)

Ohne Verbindung zur Aussenwelt

Ein Grund dafür sehe ich darin: damals, also 2004, da hatte noch nicht jeder ein Smartphone (und schon gar nicht ich, junges Mädel vom Lande…). Ich hatte keinen Laptop dabei. Und stellt euch vor, es gab noch kein WhatsApp oder irgendwelche anderen sozialen Netzwerke. (Um genau zu sein, wurde Facebook genau in diesem Jahr gegründet…). In meinen 10 Monaten in Haiti telefonierte ich vielleicht fünfmal mit meiner Familie. Schlechte Qualität der Verbindung und hohe Kosten mussten wir dabei in Kauf nehmen. Ansonsten schrieb ich hier und da eine Mail und unzählige Briefe. 

Zeit zum Schreiben im Überfluss

Und was ich alles geschrieben habe. Ich habe letztens meine Tagebücher aus dieser Zeit gefunden. Sage und schreibe vier Stück, in kleinster Schrift, ordentlich und sauber geschrieben. Sie lesen sich wie ein Roman. Was hatte ich da doch für Zeit gehabt. Und für ein Bedürfnis, mich mitzuteilen, und wenn auch nur meinem Tagebuch.

Ich hatte am Abend, wenn es dunkel war und man im Haus sein musste, kein Smartphone neben mir liegen, welches mich durch Piepstöne immer wieder unterbrechen konnte, keine Familienmitglieder oder Freunde, die ganz schnell und ganz dringend etwas wissen wollten. Kein Netflix oder Amazon Prime, das mich vielleicht an dem ein oder anderen einsamen Abend verführt hätte, mich in andere Welten versinken zu lassen. 

Das Geschenk ganz da zu sein

Nein, ich war da. Ich war vor Ort. Ich war ganz da, mit meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele. Ja, ich war manchmal einsam und sicher wäre es schön gewesen, etwas öfter Kontakt mit dem ein oder anderen gehabt zu haben. Aber dann hätte es auch nicht diese aufregenden Momente gegeben, als wieder mal ein großer Postsack aus der Hauptstadt gebracht wurde und hunderte Briefe von allen Missionaren der großen Missionsstation auf dem Boden ausgeschüttet wurden. Und die Freude, wenn unter all den Briefen auch einer für mich war. Von so weit her, aus meiner Heimat, einer anderen Welt. 

Ein Leben ohne Ablenkung

Ich bin heute so froh, dass damals noch diese Zeit der geringen Ablenkung (im Vergleich zu heute) herrschte. Abends saß ich an meinem Schreibtisch und schrieb. Jeden Tag, oft morgens (nach meinem 6 Uhr Spaziergang) und abends. Ich schrieb und schrieb. Schrieb mir alles von der Seele und Gott zu. Er hörte zu. Und er brachte mich in dieser Zeit zu einer neuen Reife. Einer neuen Abhängigkeit. Einer tiefen Sehnsucht nach ihm und der Gemeinschaft mit ihm. Er weckte in mir noch mehr wie zuvor, die Lust zum Schreiben. Zum verarbeiten, zum beten in schriftlicher Form. 

Zurück in unserer Zeit

Als ich meinem Sohn heute eine Auszeit gab und es im Zimmer so ruhig war, dass ich dachte, er sei eingeschlafen, da saß er am Tisch und schrieb in sein neues Tagebuch. Er schrieb los: „Gestern…“. Beginnt so die Karriere meines Sohnes als Schreiber? Ich erzählte ihm von meinen Tagebüchern und davon, dass sie sie eines Tages alle lesen dürfen und sie dann wahrscheinlich ihre Mama noch einmal tiefer kennenlernen werden. Das ist ein Schatz. Ein unbezahlbarer Schatz für mich!

Ja, das waren noch Zeiten. Sie haben sich geändert. So viel hat sich in diesen 15 Jahren verändert. So viel. Ich wünschte mir, ich ließe mich weniger ablenken und stattdessen würde ich sitzen, bei Kerzenschein, Tag ein, Tag aus, und würde schreiben… 

Wir sind zurück!

Nach gut fünf Wochen in Deutschland sind wir wieder zurück in Albanien. Wir waren bisher noch nicht im Winter weg gewesen und die Umstellung von einem geheizten Haus in Deutschland zu den schlecht isolierten und wenig beheizten Häusern hier ist schon ein großer Unterschied. Aber so langsam gewöhnt sich unser Körper an die Kälte und es wird wieder normal, wie schon in den letzten sechs Wintern zuvor. 

Bevor wir zurückgeflogen sind, meinte Gideon, dass er sich wünschte, dass es ihn zweimal gäbe. Ein Gideon könnte dann in Deutschland bleiben und einer könnte zurück nach Albanien gehen. Ja, das drückt es wohl sehr gut aus, was viele Kinder, die in zwei Kulturen aufwachsen, empfinden. Deutschland ist ihr Herkunftsland, auch wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens hier in Albanien verbracht haben. Sie sprechen zwar fließend albanisch und dennoch fühlen sie sich in deutsch wohler. Sie freuen sich, wenn sie in Deutschland ankommen und fragen verwundert: „Sprechen hier alle deutsch?“ Sie (und wir) genießen die Vorzüge, die das Leben in Deutschland mit sich bringen. 

Und doch zieht es sie auch wieder zurück in ihre zweite Heimat. Da warten unsere albanischen Großeltern voller Freude auf uns alle und freuen sich über den zurückkehrenden Lärm und das Leben, das eine große Familie mit sich bringt. 

Da sind ihre Freunde aus der Nachbarschaft, die sie mit lieben kleinen Briefen begrüßen, in denen sie bekunden, wie sehr sie sie vermisst haben und dass sie sicher die besten Freunde überhaupt sind. 

Da ist der Alltag und das Leben, die Hunde und die Hühner, die Freiheit und die Enge, die Fröhlichkeit und die Wärme, die das brennende Feuer ausstrahlt. Da ist die Sonne, der zauberhafte Abendhimmel, die Menschen und Freunde, die altbekannten Gesichter, die uns anstrahlen, da sind die immer wiederkehrenden Fragen nach unserem Befinden und dem unserer Familie und unserer Eltern. Die immer gleichen Antworten und Kopfbewegungen, die vielen Küsschen rechts und links. 

Irgendwie ist all das schon so vertraut geworden und daher ein Stück weit Heimat geworden. Und das soll auch so sein. 

Heute haben wir strahlend blauen Himmel. Kurz nach 11 Uhr spitzt die Sonne das erste mal hinter unserem hohen Hausberg hervor und steht dann mit Macht ein paar Stunden am Himmel. Unsere Kinder sind dann ganz im Frühlingsfeeling, ohne Jacken… „Mama, warum brauchen wir die denn?“ - ja, warum braucht man Jacken im Winter… Die Sonne tut gut und hilft mir, wieder mit Freude hier anzukommen und Gott hier zu dienen. 

Wir sagen noch einmal allen danke, die uns in unserer Zeit in Deutschland ermutigt, eingeladen, und umarmt haben. Auch wenn die Zeit so manche Herausforderung mit sich brachte (v.a. unseren kleinsten, der zwei Wochen brauchte, bis man ihn wieder erkannte, da er so aus dem Gleichgewicht war…), war die Zeit echt sehr schön und gesegnet und wir wurden ermutigt, hier weiter zu machen. Danke!

Das erste Weihnachten in Deutschland

Wir leben nun schon seit sechs Jahren in Albanien. In all diesen Jahren sind wir nicht für Weihnachten nach Deutschland gegangen. Letztens wurde mir bewusst, dass unsere Kinder alle eigentlich noch kein Weihnachten in Deutschland erlebt haben.

Gideon war noch sehr klein an seinen zwei Weihnachtsfesten in Deutschland und die anderen drei haben schlichtweg noch keinen Dezember in Deutschland verbracht. Es wird also echt spannend für sie. Was werden sie zu all der schönen Beleuchtung überall sagen? Zu den vielen geschmückten Fenstern und Gärten, der Weihnachtsmusik überall, den großen Weihnachtsmärkten und den schönen Weihnachtsgottesdiensten? Wie werden sie diese gespannte Vorfreude erleben und Heiligabend mit Dannys ganzer Familie unter einem großen und echten Weihnachtsbaum?

Hier in Krume deutet noch nichts auf Weihnachten hin. Irgendwann wird auch hier in kleinem Maße Beleuchtung angebracht. Die Albaner lieben bunte, blinkende Lichter. Und ja, unsere Kinder mittlerweile auch. Nur ihre Mama nicht so, deshalb haben es bunte Lichter noch nicht bis zu uns geschafft, dafür aber blinkende. 🙂

Bisher konnten wir unser eigenes, selbstbestimmtes Weihnachten hier feiern. Und ehrlich gesagt fand und finde ich das sehr gut. Wir bestimmen, welche Tradition wir als Familie haben wollen und welche nicht. Da ist kein Druck von außen. Kein Vergleichen mit anderen. Kein Geschenkestress oder ähnliches. Unsere Kinder sind mit wenig zufrieden und freuen sich daran. Das schätze ich bei meinen Kindern sehr. Aber klar, sie sehen es auch nicht anders. Im Vergleich zu den Kindern hier haben sie ja sehr viel.

Ich bin jedenfalls gespannt. Ich freue mich, ihnen unsere deutschen Traditionen näher zu bringen und sie sie sehen und anfassen können. Wir hoffen sehr, dass es eine sehr gute Erfahrung für unsere Kinder (und uns nach sechs Jahren) wird.

Das Erdbeben in Albanien und was es mit dir und mir zu tun hat...

Heute um ca. 4 Uhr morgens hat Albanien das stärkste Erdbeben seit einigen Jahrzehnten erschüttert.

Das Erdbeben in Albanien

Seit wir in Albanien leben, haben wir immer mal wieder kleinere Erschütterungen gespürt. Auch wenn es nicht viel war, hatte ich doch immer so ein komisches Gefühl in mir. Da passiert etwas und du hast absolut keine Kontrolle darüber. Einfach alles um dich wackelt und zittert. Man schaut sich um und wartet, dass es vorbei geht. Alles, was sonst doch so fest und sicher steht, ist auf einmal gar nicht mehr so sicher und fest.

Heute Nacht lagen wir in unserem Bett. Henry schlief sehr unruhig und wir waren öfter wach wegen ihm. Dann plötzlich wackelte die Erde. Wir spürten es so deutlich wie noch nie zuvor. Eine ganz Weile ging es so. Es schepperte etwas, ein Bilderrahmen fiel von der Wand, die Bücher auf unserem Regal bewegten sich und eines fiel mit einem Knall zu Boden und riss die Lampe mit. Ein kurzer Impuls in mir sagte: wir müssen raus. Und als ich es Danny gesagt hatte, da war es wieder ruhig. Das wackeln war zu Ende.

Als ich um sechs Uhr dann zu unseren Nachbarn von unten ging, hatten sie schon die Nachrichten an und erzählten von den Zerstörungen in Durres und anderen Städten.
Ich bin froh, dass bei uns nichts passiert ist und gleichzeitig tut es mir sehr leid für die Menschen, die viel verloren haben.

Die Schule fiel heute landesweit aus. Wohl aus Angst vor Nachbeben. Unsere Kinder haben sich natürlich darüber gefreut.

Was das Beben in mir ausgelöst hat

Mir geht es schon noch nach, dieses komische Gefühl, plötzlich keinen festen Boden mehr unter den Füßen haben zu können. Hilflos einer großen und mächtigen Naturgewalt ausgeliefert zu sein. Von jetzt auf gleich, urplötzlich, kann alles anders sein. Könnte dein Leben zu Ende sein. Könntest du alles verlieren. Von jetzt auf gleich könnte das, was am Tag zuvor noch groß und wichtig erschien, komplett an Bedeutung verlieren. Irgendwie erschreckend.

Erdbeben ganz anderer Art

Mir ist bewusst, dass es dafür nicht ein Erdbeben braucht. Keines der Art, wie wir es letzte Nacht erlebt haben. Vielleicht hast du vor kurzem ein Erdbeben ganz anderer Art erlebt. Deine gesamte Welt wackelt. Nichts scheint mehr fest und sicher. Vielleicht ist es eine Krankheit, eine neue Diagnose oder auch der Kampf mit den immer währenden Schmerzen.

Vielleicht ist es ein Kind, das ganz andere Wege geht, wie du es dir gewünscht hättest, vielleicht ist ein lieber Mensch gestorben, vielleicht ist deine Arbeit unsicher, deine Ehe am bröckeln. Vielleicht erlebst du am laufenden Band Nachbeben und weißt gar nicht mehr genau, wo du dich noch festhalten kannst. Vielleicht wackelt dein Bild von dir selbst, vielleicht hasst du dich selber für etwas, was du getan oder nicht getan hast. Vielleicht stehst du vor dem Trümmerhaufen einer Beziehung und du hast keine Ahnung, wie du daraus wieder etwas neues bauen kannst.

In unserem Leben gibt es Beben ganz unterschiedlicher Art. Und ich bin mir sicher, dass jeder schon mal eines erlebt hat, oder erleben wird. Die Stärke mag variieren, aber der Effekt in uns ist ähnlich: nichts ist so, wie es vorher war. Sicherheiten schwinden. Die Zukunft vernebelt sich. Ich bin am Boden und kenn den nächsten Schritt nicht mehr.

Mein persönliches Beben

Ich selbst habe das am 29. Februar 2012 erlebt. Ich saß mit meinem kleinen Sohn Gideon, gerade mal fünf Monate alt, im Wartezimmer eines Radiologen in Freiburg. Danny hatte einige Symptome, die er abklären wollte. Dafür ließ er ein MRT seines Kopfes machen. Wir warteten. Innerlich dachte ich immer wieder: nein, das kann nicht sein. Dannys Onkel und Tante hatten bzw. haben MS, sein Bruder hat es, nein, das kann doch nicht sein, dass er es auch hat. Ich schob diese Gedanken weg.

Doch dann wurden wir ins Zimmer gerufen. Auf einem großen Monitor sahen wir die Bilder von Dannys Kopf. Gideon saß etwas unruhig auf meinem Schoß, als uns der Arzt ehrlich und irgendwie auch traurig sagen musste, dass die weißen Flecken nichts gutes bedeuten und auf MS schließen lassen. Unter mir bebte es. Ich verstand kaum noch, was geredet wurde. Mein Mann also auch MS krank? Alles war plötzlich anders.

Als wir in die Sonne nach draußen traten, vor der Tür, hob Danny seine Arme und lobte Gott. Ich konnte das in diesem Moment nicht...

In mir zerbrachen meine Lebensträume. Der Traum von einer großen Familie. Der Traum vom Leben im Ausland im Dienst für den Herrn. Wollte Gott das etwa alles nicht mehr für mich? Meine Sicherheiten schwanden dahin. Wird Danny je mit seinem Sohn Fußball spielen können, wie lange wird er uns versorgen können?

In der darauf folgenden Zeit allerdings erlebte ich Gottes Hilfe und Zuspruch. Und ich durfte über die Jahre einen gewissen Frieden finden. Gott war treu und wir sind seinen Weg für uns weiter gegangen. Ins Ausland. In eine große Familie. Im Glauben und Vertrauen auf ihn!

Wo bebt es bei dir?

Ich weiß nicht, wo du gerade stehst. Fühlst du dich wackelig auf den Beinen, unsicher und verlassen von Gott? Ist deine Zukunft nur ein einziger dichter Nebel vor deinen Augen? Siehst du den nächsten Schritt nicht? Hast du Angst und überwältigt dich ein Sorgenheer, manchmal des nachts, wie uns das Erdbeben zuletzt und du bist machtlos dagegen?

Doch dann kommt Gott ins Spiel

Dann will ich dir laut einen Vers zurufen! Es ist ein Satz, ganz am Ende der fünf Bücher Mose. Was für eine Geschichte lag hinter dem Volk Israel, was für eine Tragöde, was für Treubrüche und was für Wunder haben sie doch erlebt. Aber Gott war seinen ungehorsamen Kindern immer treu gewesen, auch wenn sie ihn bis ans Äußerste getrieben hatten.
Was steht nun hier, am Ende der langen Wüstenwanderung?

Eine Zuflucht ist der Gott der Urzeit,
Und unter dir sind ewige Arme.

(5. Mose 33, 27)

Gott ist der gleiche von Ewigkeit.
Er ist unsere Zuflucht!
Er ist unser sicherer Ort!
Er ist unsere Burg und unser Schild.
Bei ihm dürfen wir uns immer bergen!
Wenn alles wankt, er steht fest!

Seine ewigen, liebenden Vaterarme sind unter dir. Immer. Unerschütterlich.
Wenn du fällst, du fällst in sie.
Den ganzen Weg, bis in unser verheißenes Land,
sind seine Arme unter dir und tragen dich.

Fasse Mut!
Eine Zuflucht ist dir der Gott der Urzeit!
Unter dir sind seine ewigen Arme! Immer!

Photo by Yves Moret on Unsplash

Übergangszeit

Da bin ich wieder. Ich kenne diese Gefühle nur zu gut. Dieses Schwanken. Diese Melancholie. Dieses sehnsüchtige zurückblicken auf lange, warme Tage, während ich mich bücke und die herunter tanzenden, welken Blätter unseres Maulbeerbaumes aufsammele. Henry hilft mir dabei. Ich freue mich über diesen kleinen Mann, der in diesem Sommer solch große Schritte gemacht hat, der laufen gelernt hat und nicht mehr zu bremsen ist.

Ich reiße die verblühten Sommerblumen heraus. Wie jedes Jahr wundere ich mich, wie es nur so schnell gehen konnte. Gerade erst die kleinen Samen in die Erde gelegt und schon ziehe ich mit nicht zu geringer Kraftanstrengung an den Wurzeln der vielverzweigten Blumen. Meine geliebten Blumen. Wieder heißt es Abschied nehmen von der bunten Pracht. Wieder heißt es, ein Ja zu finden für die Vergänglichkeit. Ein Ja für Veränderung. Ein Ja zum Sterben. Zum kahl sein und braun werden. Scheinbar leblos sein.

Im Haus ist es die Tage kälter als draußen. Das kommt in dieser Übergangszeit öfter vor. Ich ziehe mir meine Fließjacke an, ohne sie fühle ich mich nicht wohl. Aber es ist noch nicht kalt genug für die lodernde Hitze des Feuers. Noch nicht. Doch das kann schnell kommen. 

Ich sitze auf dem Sofa und schaue auf den großen Berg hinter unserem Haus, der immer brauner wird. Wie oft habe ich ihn schon gesehen, wie er sein Kleid wechselt. Ich atme tief ein und aus. Wie ein Seufzer, wie ein stilles Gebet: Oh Herr, trag uns auch durch diesen Winter. Hilf uns, als große Familie mit unterschiedlichen Bedürfnissen in dieser kleinen Wohnung das Beste aus der Enge zu machen. Uns näher zu kommen. Nicht uns ständig auf den Füßen stehen.

In Deutschland waren mir diese Übergangszeiten von Sommer auf Winter (einen richtigen Herbst gibt es hier nur sehr kurz) nie so bewusst gewesen. Nun ist es hier um fünf Uhr stockdunkel und man hat im Haus zu sein. 
Noch greift diese Dunkelheit manchmal spürbar an mein Herz und will mich traurig machen. Noch kann ich so oft nicht aus vollem Herzen Ja sagen zu dieser neuen Zeit. Noch weiß ich nicht, wie die nächsten Monate werden. Welchen Rhythmus unser Leben annehmen wird. Ich weiß nur, dass ich Zeit brauche. Zeit, um voll und ganz Ja zu sagen und etwas schönes aus dem gegebenem zu machen. Die Dunkelheit umarmen und nicht als finsteren Feind zu sehen, der mir Lebensfreude rauben will. Der mich packt und runter ziehen will.
Ich möchte mir selbst eingestehen, dass ich diese Zeit brauche. Zeit, mich zu sortieren um mutig weitergehen zu können. 

Die Tage las ich einen Artikel, der mich angesprochen hat. Besonders diese Zeilen:

„Vielleicht erfordert eine Übergangszeit ein Stehenbleiben.
Sich neu ausrichten. 
Das anschauen, was ist. 
Das feiern, was bereits erreicht wurde. 
Und was nicht ist, das darf ich getrost aufs Wartebänkchen schieden.“ (Veronika Smoor)

Das will ich in diesen Tagen. Und Gott wird mir helfen, mit Freude und Kraft durch diese Übergangszeit hindurch zu gehen und im neuen und alt bekannten wieder anzukommen. 

Mein Frust und wie mich Gottes Gnade fand

Ich lebe nun ziemlich genau 6 Jahre hier in Albanien. Vieles ist normal geworden. Das fällt mir gar nicht mehr auf. Über anderes habe ich gelernt, hinwegzusehen. Anderes kann ich nur aushalten, weil ich es mit Humor nehme. Und das allermeiste schaffe ich nur, weil Gottes Gnade mich dazu befähigt. Mir Liebe schenkt und Geduld und Nachsicht und Freude. Ja, ohne seine Gnade würden wir hier sicher nicht mehr in Freude leben.

Dennoch gibt es auch immer mal wieder Momente, in denen mich der Frust überkommt. Vielleicht sind es auch späte Kulturschocks. Man könnte auch einfach sagen: manchmal bekomme ich den Koller! Da schreit alles in mir. Da kommen mir die Tränen und die Wut zugleich hoch. Ich weiß, dass alle, die ebenso wie ich im Ausland leben, sehr gut verstehen, was ich meine...

Gestern war so ein Moment. Ich bin dabei, Jemima in dem städtischen Kindergarten einzugewöhnen. Diese Aufgabe hatte ich vor drei Jahren mit Gideon und Livia schon einmal. Sie gingen nach einer gewissen Zeit dann auch gerne hin und ich brachte sie hin und war dann wieder weg. Ehrlich gesagt hielt ich mich, glaub ich, absichtlich etwas fern von einem tieferen Eintauchen in dieser Zeit, da ich weiß, wie es mich schon damals echt umgetrieben hat, die Zustände dort zu sehen.

Aber jetzt bin ich wieder damit konfrontiert. Ich dachte, meine Seele ist schon abgehärtet. Ich hab hier schon so viel gesehen. Ich weiß ja, wie es hier läuft. Bin abgeklärt, könnte man sagen. Hab mich abgefunden, dass meine Kinder nun mal nicht den toll ausgestatteten deutschen Kindergarten genießen können. Aber gestern traf es mich wieder. Es stach mich mitten ins Herz. Und ich hätte weinen können. Vielleicht bin ich doch nicht so abgeklärt, wie ich dachte, gleichgültig und: so ist es halt, die anderen haben es auch gut überlebt. Und vielleicht ist das gut so. Wahrscheinlich ist es einfach die große Liebe zu meinem Kind, die ihm das allerbeste wünscht.

Von was rede ich eigentlich? Kindergarten läuft hier ganz anders ab. Es gibt kaum Spielsachen. Obwohl wir vor einigen Jahren jeden Kindergarten mit mehreren Bananenkisten Spielsachen versorgt hatten, ist davon nicht allzu viel übrig. Und das, was da noch ist (auf meine Anfrage hin) ist vermischt mit anderen Sachen, mit Müll und kaputten Teilen in einer Kiste. Da blutet mein Ordnungsherz. Wo ist nur die schöne große Kiste mit Duplo Steinen hin?
Dann ist die Erzieherin allein mit bis zu dreißig Kindern. Ich ziehe echt meinen Hut vor ihr. Aber es gibt ständig Ablenkung während des Programmes. Das Handy klingelt mitten im Stuhlkreis, eine Mutter steht vor der Tür, ein Kind muss auf Toilette, ein Papa möchte sein Kind abholen etc. ...

Als ich nachhause ging, da war ich innerlich aufgewühlt und unruhig. Ich fragte Jesus um Rat und bat auch um Vergebung, wo ich in meinem Herzen schlecht über die „Albaner“ und ihre Kindergärten dachte. Aber es fällt mir einfach so schwer, manches hier einfach mit Freude anzunehmen, wenn es doch so sichtlich nicht optimal ist.

Später las ich meine Texte für diesen Tag aus meinem Bibelleseplan. Es war der 1. Petrusbrief dran. Dort geht es viel um das Leiden um Jesu Willen. Ich möchte mein Erlebnis vom Vormittag nicht als großes Leiden darstellen, aber für mich war es das. Es ist ein Leiden um Jesu Willen, das ich in Kauf nehme, weil ich hier lebe und ihm hier diene. Ohne Jesus wären wir ganz sicher nicht hier!

Ein Vers sprach mich dann besonders an. Da werden eigentlich Sklaven angesprochen, die einem schlechten Herrn dienen müssen. Es heißt da:

„Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ (1.Petrus 2,20-21)

Ausharren, Gutes tun und Leiden. Das gehört alles zusammen für einen Christen, der Jesus nachfolgt. Es war gut für mich, mir das ins Gedächtnis zu rufen. Auch die Umstände im Kiga (und der Schule hier) bedeuten für mein Mutterherz ein Leiden. Aber es ist Gnade bei Gott, wenn es so ist. Gnade bei Gott. Was kann es besseres geben.
Plötzlich wurde aus meinem Frust Dankbarkeit. Und Annahme und Bereitschaft, dieses Leiden auf mich zu nehmen. Denn es ist Gnade bei Gott.

Was die Geschichte von Kain mit meinem Geburtstag zu tun hat

Seit dem 9.9. bin ich dabei, täglich sechs Kapitel in der Bibel zu lesen. Und ich muss sagen, dass ich schon jetzt einen großen Segen empfinde. Es ist toll, aus dem Alten und dem Neuen Testament parallel zu lesen. Die ersten Worte der Bibel: „Am Anfang schuf Gott...“ und dann zu Johannes zu wechseln und zu lesen: „Am Anfang war das Wort...“. Zu lesen von dem erstem kleinen Evangelium in der Bibel, als der Retter verheißen wurde und dann viele Seiten später, vom dem Retter zu lesen. Das ist Gottes ganze Geschichte mit den Menschen. Ich finde es wieder neu so spannend. 

So erschreckend, wie schnell es mit den Menschen „bergab“ ging nach dem Sündenfall, alles dichten und trachten ist nur böse. Wahnsinn! Es ist spannend, schon so oft irgendwie gelesene und doch packt es mich wieder ganz neu.

Doch nun zu meinem Erlebnis gestern. Wir waren schon auf dem Heimweg von unserem Kurzurlaub und machten noch in einer Stadt Halt, in der wir zuletzt vor fünf Jahren waren. Wir wollten für eine Nacht bleiben, um dann meinen Geburtstag noch dort schön zu feiern. 
Als wir am 11.9. dann früh aufwachten, da regnete es und die Hitze vom Vortag war komplett verflogen. Ich hatte mir gewünscht, mich für ein Stündchen am Morgen noch vor dem Frühstück zurückziehen zu können, um mit Jesus zu sein. Das tat ich auch. Ich suchte ein nettes Café in der Altstadt und saß da, etwas fröstelnd mit herrlichem Blick aufs Meer, das grau in grau vor mir lag. Und ich las weiter bei 1. Mose 4. Kain und Abel werden geboren. Beide bringen Gott ein Opfer dar, doch das von Kain nimmt Gott nicht an. Was ich dann interessant fand war, dass Gott zu Kain spricht. Er spricht zu Kain, nicht zu Abel. Und was sagt er?

„Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum hat sich dein Gesicht gesenkt? 7 Ist es nicht so, wenn du recht tust, erhebt es sich? Wenn du aber nicht recht tust, lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen.“

Gott spricht zu Kain. Er scheint ihm also wirklich auf dem Herzen zu liegen und er liebt ihn. Auch wenn er seine Opfergabe nicht angenommen hatte. Gott wollte ihn für das Gute gewinnen. Aber Kain ließ sich von der Sünde überwinden. Schon im nächsten Vers lesen wir, wie er hinterhältig seinen einzigen Bruder umbrachte. Was für krasse Auswirkungen der Sünde im Menschen! 

Ich musste viel an das denken, was Gott dem Kain gesagt hat. Die Sünde lauert vor unserer Tür. Sie hat Verlangen nach uns, aber wir sollen über sie herrschen. Was bedeutet das für mich?

Ich sah an den Himmel. Die ganze letzte Zeit war es schön. Genau heute an meinem Geburtstag war es ein Regentag und es wurde mir schnell klar, dass unsere Pläne für den Tag nicht zu realisieren waren. So ging ich morgens etwas shoppen (was mir so gut tat) und dann entschieden wir, schon früher loszufahren nach Hause. Während wir fuhren bekam ich Kopfschmerzen und eine Übelkeit, wie ich sie schon sehr lange nicht mehr hatte. Ich musste mich übergeben und wusste wirklich nicht, wie ich diese Fahrt überstehen sollte, in einem vollgepacktem Auto, mit lebendigen Kindern, einem Baby das weint und etwas von mir möchte... zum stillen hielten wir an. Den einen sticht dann eine Biene und er heult, der nächste schmiert die halbe Fenistil Tube auf den Sitz, es ist heiß und ich sitze am Rand des Autos, Kopf nach unten, müde und so elend wie noch lange nicht mehr, und alles will in mir sagen: „So habe ich mir meinen Geburtstag nicht vorgestellt. Warum Gott?“ Die vielen lieben Nachrichten von Freunden stacheln es ungewollt noch an: „Wir hoffen, du hast einen wunderschönen Tag.“ Ja, ja, wenn die wüssten... Ich habe mich schon lange nicht mehr so elend gefühlt... 

Es war mir, als wäre es eine Probe. Die Sünde lauert auch vor meiner Tür. Klage ich Gott an? Werde ich missmutig und traurig? Verbreite ich schlechte Stimmung? - All das läge meinem Naturell nahe. Über all das hätte sich der Teufel gefreut und er hätte gesiegt. Zweifle ich an der Güte Gottes an diesem Tag? 

Nein. Nein, ich will dem Teufel nicht diesen Sieg geben. Ich will Gott dennoch loben und ihm danken, auch wenn mein 35. Geburtstag so verläuft. Es war ein Sieg für mich und für Jesus. Und das war ein wunderschönes Erlebnis, auch an solch einem Tag. Das hat Gottes Geist in mir gewirkt. Ich bin nicht stolz oder denke, dass das immer so sein wird. Nein, ganz und gar nicht. Aber es war so schön zu sehen, wie Gottes Wort in mein Leben gesprochen hat und mich zum Guten angespornt hat. 

Eine von Ihnen

Vor ein paar Tagen habe ich mit einer lieben Freundin telefoniert. Sie war selbst vier Jahre in Krume und ein halbes Jahr hatten wir noch gemeinsam hier. Als ich so auf dem Balkon saß, konnte man im Hintergrund die für den Sommer übliche laute Musik hören, die zu Verlobungen oder Hochzeiten gespielt wird. (In unseren Ohren klingt sie bissle Türkisch, also komplett anders als unser Ohr normal gewöhnt ist.)

Uli meinte dann, dass sie das in Deutschland ja schon vermisst, diese Feststimmung im Sommer in Krume. Oh, das man das mal vermissen wird, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Uns nervt es eher manchmal, die immer gleichen Lieder, von 7-12 Uhr und dann wieder am Abend ab 19 Uhr. Aber wie mit den meisten Dingen, die man manchmal gar nicht schätzt, wenn man sie nicht mehr hat, dann vermisst man sie.

Während ich das hier schreibe läuft auch wieder laute Musik. Gute Bekannte verheiraten ihren Sohn. Am Sonntag ist die offizielle Hochzeit mit Bankett etc. Aber seit Mittwoch Abend treffen sich alle Verwandte und Freunde und Nachbarn am Abend und sitzen zusammen und tanzen. Unterhalten kann man sich bei dieser ohrenbetäubenden Musik nicht viel. 

Gestern Abend war ich mit meinen beiden großen Kids dort. Sie wollten so gerne gehen, da auch ihre Freunde gingen. Das war sehr besonders für sie, um 20:30 Uhr nochmal raus zu gehen. Viele Kinder waren da und es war echt eine schöne Atmosphäre. Männer und Frauen sitzen natürlich getrennt voneinander. Die Männer trinken ihr Bier und rauchen und die Frauen Vergnügen sich beim Tanzen. 

Das schöne an dieser Hochzeit ist, dass ich aus dieser Familie sehr viele kenne. Meine Nachbarinnen, meine engen gläubigen Freundinnen, alle sind aus diesem Clan. Gestern saß ich in dem kleinen Garten, der hübsch albanisch dekoriert war, dicht gedrängt mit den anderen, immer wieder trafen mich freundliche Blicke, ich zwinkerte vertraut einer Freundin zu, ein wissendes Lächeln. Ich bin eine von ihnen. Ich gehöre irgendwie dazu. Das war so ein schönes Gefühl. Wenn ich mich in den Gruppentanz einreihte und im fremden Rhythmus, der gar nicht mehr ganz so fremd ist, zu wirklich ohrenbetäubend lauter Musik mich bewege. Das ist Albanien. Das ist auch das Leben hier. Zutiefst Kultur. Ich dachte: wenn das hier für mich „normal“ und schön ist, dann bin ich wirklich angekommen. Und das war es. Ich bin angekommen. Ich liebe es.

Und es war so schön so geballt zu sehen, wieviele Menschen ich hier kenne und auch liebend wertschätze. Und wie sie mich lieben und küssen und gar nicht mehr loslassen. Das tat mir gut. Menschen, mit denen ich die letzten sechs Jahre meines Lebens Leben geteilt habe. Menschen, die irgendwie zu mir gehören und die mir ans Herz gewachsen sind. Obwohl doch alles so anders ist und sich manchmal auch anfühlt. 

Doch an diesem Abend, im schwachen Licht der aufgehängten Glühbirnen, in der abendlichen Wärme, bei diesen vertrauten Klängen, da gehöre ich einfach dazu. Da bin ich nicht die Deutsche. Da bin ich eine von ihnen. Und ich genieße dieses Gefühl.

Come messy - Der Beginn, wieder in eine intime Beziehung zu Jesus zu kommen

Ich sehne mich im Moment wieder sehr nach einer intensiven und intimen Beziehung zu meinem himmlischen Vater. 

Manchmal schiebe ich meine Kinder vor und denke: das ist vielleicht jetzt in diesem Abschnitt meines Lebens nicht möglich. Wo habe ich schon Zeiten der Ruhe und der Konzentration. Morgens bin ich zu müde und abends, sobald ich etwas runter fahre und nur 5 Minuten in einem Buch lese, schlafe ich ein. Mein Körper will nicht, wie mein Geist will. Und am Tag... da scheint alles noch schwieriger und von Stille ist weit und breit nichts zu hören. 

Das habe ich mir oft eingeredet. Aber nein. Das kann nicht sein. Gerade in dieser herausfordernden Phase meines Lebens brauche ich diese Beziehung zu Gott umso mehr. Ich brauche es nicht nur, ich sehne mich danach. Ich sehne mich nach mehr. Ich sehne mich danach, ihn wieder mehr zu erleben und zu erfahren. Wie er mein Herz füllt und ich wieder neu angesteckt werde von seiner Liebe zu mir. 

Ich sehne mich danach, dass mein Gebetsleben wieder auflebt. Ich will mich neu aufmachen. Das Leben eines Christen besteht wohl hauptsächlich darin: Immer wieder neu anzufangen. Nicht müde zu werden, wieder zu beginnen, wieder neu mein Leben Ihm geben, wieder neu bekennen, wo man sich verrannt hat, wo man sich hat einlullen lassen von allem möglichen nur nicht von Gott. Ich will, dass Gott mein Herz wieder zu sich zurück holt. Ich will wieder in ihm ruhen und trotz viel Unruhe von außen, innen einen tiefen Frieden spüren. Das will ich. 

Und dazu habe ich mir ein Buch aus dem Regal gezogen, das wir schon lange haben und dass ich schon vor etwa sieben Jahren zuletzt ganz gelesen habe. Und ich weiß noch, wie es mich damals berührt hat. Es ist ein Buch über Gebet und heißt: 
„A Praying Life - Connecting with God in a distracting World“ von Paul E. Miller. 

Das schön ist, dass es dieses Buch jetzt auch auf deutsch gibt, wie ich gesehen habe.

Betend leben von Paul E. Miller

Wie Sie in jeder Lebenslage mit Gott im Gespräch bleiben

Ich empfehle dieses Buch sehr. Der Autor schreibt authentisch über sein eigenes Leben und macht echt Mut seinem Gebetsleben neues Leben und neue Frisch zu verleihen. Im folgenden Artikel findest du einige Zitate aus dem Buch. Diese sind jedoch in Englisch, weil wir das Buch nur in englisch vorliegen haben. Aber vielleicht macht es dir Mut dieses Buch auf deutsch zu lesen.

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Der Autor schreibt so ehrlich und so oft denke ich: genau so ist es. Und es ist irgendwie heilsam zu sehen, dass es nicht nur mir so zu gehen scheint:

„Most christians feel frustrated when it comes to prayer!“ (S. 16)

Prayer exposes how self-preoccupied we are and uncovers our doubts. It was easier on our faith not to pray. After only a few minutes, our prayer is in shambles. Barely out of the starting gate, we collapse on the sidelines - cynical, guilty and hopeless.“ (S.15)

Das klingt nach mir, so oft in den Zeiten, in denen ich beten möchte, länger als ein kurzes Stoßgebet. Manchmal habe ich den Eindruck, ich muss es wieder neu lernen. Neu lernen, zu Gott zu kommen und bei ihm zu sein. Doch was tun? Wie geht es nach dieser doch eher desillusionierten Einleitung weiter, nach dieser harten Realität, in der ich mich befinde und wahrscheinlich viele andere auch?

Das erste Kapitel ist überschrieben mit „Learning to pray like a child“ (Lerne wie ein Kind zu beten). Ein Abschnitt, der dann kommt, hat mich besonders berührt und irgendwie auch aufgerüttelt. Er ist überschrieben mit „come messy“ (komme unordentlich):

„The difficulty of coming just as we are is that we are messy. And prayer makes it worse. When we slow down to pray, we are immediately confronted with how unspiritual we are, with how difficult it is to concentrate on God. We don’t know how bad we are until we try to be good. Nothing exposes our selfishness and spiritual powerlessness like prayer.
In contrast, little children never get frozen by their selfishness. Like the disciples, they come just as they are, totally self absorbed. They seldom get it right. As parents of friends, we know all that. In fact, we are delighted (most of the time) to find out what is on their little hearts. We don’t scold them for being self absorbed or fearful. That is just who they are.

God also cheers when we come to him with our wobbling, unsteady prayers. Jesus does not say, „Come to me, all you who have learned how to concentrate in prayer, whose minds no longer wander, and I will give you rest.“ No, Jesus opens his arms to his needy children and says, „Come to me, all who are weary and heavy-laden and I will give you rest.“ (Matthew 11,28) The criteria for coming to Jesus is weariness. Come overwhelmed with life. Come with your wandering mind. Come messy.

What does it feel like to be weary? You have trouble concentrating. The problems of the day are like claws in your brain. You feel pummeled by life. 
What does heavy-laden feel like? Same thing. You have so many problems you don’t even know where to start. You can’t do life on your own anymore. Jesus wants you to come to him that way! Your weariness drives you to him
.

Don’t try to get the prayer right; just tell God where you are and what’s on your mind. That’s what little children do. The come as they are, runny noses and all. Like the disciples, they just say what is on their minds. (S.31-32)

Der Autor hat so recht. Weil ich es oft nicht schaffe, mich auf Gott zu konzentrieren, alles andere auszuschalten und vor ihm zu sein, weil ich genau das nicht schaffe, bin ich so oft schon nach wenigen Minuten frustriert, dann fühle ich mich schuldig, als schlechter Christ und lasse es und mache lieber die nächste Arbeit. 

Aber genau das will Jesus nicht. Er lädt uns zu sich ein, genau wie wir sind, genau so, wie ich mich gerade fühle. Mit allem, was auf meinem Herzen lastet. Ich muss ihm nichts vorspielen, er erforscht ja mein Herz bis in die tiefste Tiefe, er kennt es viel besser als ich. Aber ich muss es zulassen. Mich vor ihn stellen, wir ich bin. Völlig messy (ich mag dieses Wort; irgendwie finde ich das deutsche Wort unordentlich nicht so aussagekräftig 🙂

Ich möchte mich wieder neu darauf einlassen. Ich möchte wieder neu lernen, wie ein Kind zu Jesus zu kommen, mit meiner laufenden Nase, unperfekt, sündig, müde und abgekämpft. Genau solche Menschen lädt Jesus ein, in seine heilsame Gegenwart zu kommen. Hab keine Angst: Come messy! 

Zwei besondere Frauen und wie sie für mich da waren in den letzten Tagen

Heute habe ich es geschafft und ich bekomme meinen Mann wieder und die Kinder ihren Papa. Zwei Wochen Trennung sind für unsere Familie schon eine lange Zeit, auch wenn meine albanischen Freundinnen mit einem Lächeln auf mich geschaut haben, als ich davon erzählte. Ihre Männer sind oft viele Monate und sogar Jahre weg. Aber bei uns ist es anders. Wir vermissen uns alle sehr nach so einer Trennung.

Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir in dieser Zeit mit meinen vier Kindern geholfen hat. Ich habe die vielen Gebete gespürt und hatte auch nach oft sehr durchwachsenen Nächten (wenn man alleine ist, muss man eben immer aufstehen, wenn eines der Kinder ruft ... 😉 immer wieder die nötige Kraft für den Tag. Auch hatte ich tatkräftige Unterstützung vom Team und nicht zuletzt von zwei ganz besonderen Frauen.

Eine alte neue Freundin

Sie sind sehr verschieden. Die eine von ihnen kenne ich seit meiner Kindheit und wir waren sehr enge Freunde bis zum Abitur gewesen. Dann haben sich unsere Wege getrennt. Wir sind in unterschiedliche Richtungen gegangen und hatten lange Zeit keinen Kontakt mehr miteinander. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, haben wir ihn wieder aufgenommen, haben uns letztes Jahr kurz getroffen und jetzt war sie auf mein Anfragen hin bereit gewesen, mir für ein paar Tage in dieser Zeit zu unterstützen.

Obwohl sie einen heftigen Fahrradunfall eine Woche vor ihrem Abflug hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, die Strapazen auf sich zu nehmen und zu kommen.
Und es war einfach super. Irgendwie hatte ich meine alte Freundin wieder. Es war so besonders sie zu beobachten, wie liebevoll und gekonnt sie mit den Kindern umging, welche sie schon nach einer gemeinsamen Stunde liebten.
Wir saßen abends oft zusammen und sprachen bis spät über vergangene Zeiten, über Gottes Wege mit einem jeden von uns. Die Zeit mit Johanna war einfach nur schön. Gemeinsam Sonnenuntergänge genießen, Fotos machen und Pflaumenkuchen essen, shoppen gehen, einander beraten, einfach so wie früher. So schön, in diesen besonderen Tagen eine besondere Freundin wieder gefunden zu haben!

Eine Freundin, die ich noch nie gesehen habe

Die andere Freundin habe ich noch nie persönlich getroffen. Sie ist auch eine ganz besondere. Keine hat mich in diesen Tagen so angefeuert und hat so mit mir gelebt (jedenfalls nicht das ich wüsste...) wie sie. Constanze hat uns das erste Päckchen geschickt, da waren wir noch ganz neu hier und eigentlich war sie mit der damaligen Teamleiterin befreundet. Aber wir als Familie schienen es ihr irgendwie angetan zu haben und so wurden auch wir und das ganze Team immer wieder mit schönen Sachen beschenkt.

In den letzten Tagen habe ich sie so schätzen gelernt und mein Wunsch, sie endlich persönlich kennenzulernen ist um ein riesiges Maß gewachsen. 🙂
Immer wieder schrieb oder sprach sie mir Nachrichten auf und ermutigte mich, versicherte mir, dass sie betet und an mich denkt. Einfach so lieb und mitfühlend. So unkompliziert und nahe, wie man sich nur sein kann, wenn Jesus in der Mitte steht.

An dem Tag, an dem Danny abflog bekam ich ein Paket von ihr mit Sachen drin, die ich genau brauchen konnte, als hätte Gott hinter ihr gestanden und es ihr eingeflüstert. Und jetzt, ein Tag bevor Danny zurückkommt, wieder ein kleines Päckchen mit einer wunderschönen Zeitschrift und einer Karte mit folgendem Text:

Und jeden Tag,
Wenn die Welt an dir
Zerrt und schreit...

Das ist wichtig!
Und das ist wichtig!
Und das hier auch!
Du musst an das denken!
Und auch an das!

Und jeden Tag ist es
Deine Entscheidung,
Ob du dich
Zurückziehst,
Deine Hand an
Dein Herz legst
Und sagst...

Nein.
Das hier
Ist wichtig.

(Iain Thomas)

So passend, nicht nur für eine Mama mit vier Kindern...

Ich bin jedenfalls im Herzen total dankbar für diese beiden Frauen, die Gott auf ganz unterschiedliche Weise in mein Leben gestellt hat und die in den letzten zwei Wochen an besonderer Bedeutung für mich gewonnen haben. Es ist ein Geschenk.
Danke lieber Vater im Himmel.

Und Danke dir, Johanna. Und Danke dir, Constanze! Ihr seid Geschenke des Himmels zur genau richtigen Zeit!

Und Danke allen, die uns Freunde sind, die Beten, die Unterstützen, die Nachfragen. Danke!

Was mich auch nach 6 Jahren in Albanien immer noch herausfordert

Ich habe hier zwei liebe Freundinnen, die auch an Jesus glauben, mit denen ich bete und Bibel lese. Diese zwei Frauen sind mit fanatischen Männern verheiratet. Was das bedeutet hat Danny hier ausgeführt. Wenn ich sie sehen will, dann muss ich zu ihnen nach Hause gehen. Sie können aus verschiedenen Gründen so gut wie nie zu mir kommen.

Nun hatte eine von beiden Geburtstag und ich wollte sie schon sehr lange mal in ein schönes Café etwas außerhalb von Krume, aber nicht weit, einladen. Einfach mal ein anderes Umfeld, eine andere Ambiente, mal raus von den teilweise auch erdrückenden Umständen in ihrem zuhause. Wir hatten es ausgemacht und ich hatte den festen Glauben, dass es klappen wird. Zum Geburtstag mal einen Kaffee trinken zu gehen ist hier eigentlich selbst für Frauen mit fanatischen Männern schon drin.

Als ich mich dann heute nochmal vergewissern wollte, ob es auch klappt, musste ich die Nachricht hinnehmen: „Nein, nein, wir haben keine Erlaubnis.“

Irgendwie hat es mich diesmal mehr getroffen. Ich kenne ja die Kultur hier nun schon seit fast sechs Jahren. Ich kenne diese teilweise oft unerträglichen Umständen mancher Frauen hier leider viel zu gut. Ich kenne diese Engstirnigkeit. Ich kenne diese Männer, die selbst den ganzen Tag unterwegs sind und sich nicht blicken lassen, aber ihre Frauen zuhause einsperren und ihnen jegliche Freiheit nehmen. Ich kenne es nur zu gut. An manchen Tagen nehme ich es hin, weil es halt so ist. An anderen Tagen, da macht es mich innerlich traurig und wütend zugleich.

Es tut mir für mich leid, dass ich hier nicht einmal mit meinen guten Freundinnen einfach einen Kaffee trinken kann. Aber noch mehr tut es mir für diese Frauen hier leid. Stell dir vor, du müsstest bei allem, was du tust, deinen Mann um Erlaubnis fragen. Er entscheidet, was du tun darfst und was du lassen musst. Er entscheidet alles über dich. Stell dir vor, dass das ein Mann ist, der selbst sich nur rumtreibt, keine geregelte Arbeit hat, sein Geld verspielt oder vertrinkt, dich anschreit und keinen Finger krumm macht zuhause. Stell dir vor, dass dieser Mann über dich und dein Leben entscheiden darf.

Ich finde es schlimm. Heute finde ich es richtig schlimm. Und ich leide innerlich mit all diesen Frauen (und es gibt derer unzählige auf dieser Welt), die so leben müssen.

Und ich will einmal mehr dankbar sein, dass ich zu den glücklichen Frauen gehören darf, die einen Mann hat, der sie liebt, der sie schätzt, der ihr Freiheit gibt und der sich um sie und ihre Kinder liebevoll kümmert. Ein Geschenk! Etwas, was wir viel zu schnell als selbstverständlich ansehen!

Meine beiden Freundinnen, nun, die werde ich wieder in ihrem zuhause besuchen gehen. Und wir werden dort wieder unseren türkischen Kaffee trinken. Oder ich rufe selbst ihre Männer an und frage um Erlaubnis. Ganz sicher werden sie mir gegenüber ja zu dieser Unternehmung sagen...

Ansonsten kann ich nur beten und sie der Gnade Jesu anbefehlen! Und ich kann meinen Frust und keine Traurigkeit zu Ihm bringen! Und dort lassen. Und von dort aus weitergehen und die Menschen hier lieben und achten, auch diese fanatischen Männer..