Der Same geht auf

von Rahel Fröse am 29. Dezember 2015

Als wir noch nicht lange hier im Land waren, ging ich an einem trüben Tag spazieren. Ich war entmutigt von so einigen Dingen und wollte einfach nur meine Ruhe haben. Ich ging mit den beiden Kids raus und betete, dass ich möglichst wenige Leute treffe, die meine Kinder kneifen oder mit mir in meinem holprigen albanisch sprechen wollen.

So ging ich los und steuerte Richtung Berg, um zu sehen, ob ich dort vielleicht einen etwas abgelegenen Weg finden würde. Ich hatte es satt, immer angestarrt zu werden. Doch so kam ich in eine Sackgasse. Ich sah mich etwas um, doch es gab keinen Weg.

An einem alten Bretterverschlag kam eine junge Frau zum Vorschein. Sie schaute mich interessiert an und sagte dann: “Ist das nicht die Deutsche?” - So viel verstand ich auf jeden Fall schon. Und ich sagte: “Ja, die ist es.”
Daraufhin freute sie sich und lud mich mit einem strahlenden Lächeln zum Kaffee ein. Wir setzten uns draußen hin, ich mit Livia im Tragetuch. Sie brachte ihren kleinen Bunsenbrenner und braute einen türkischen Kaffee zusammen. Sie lobte mich für mein gutes albanisch (Balsam für meine entmutigte Seele) und so stiegen wir in ein einfaches und doch sehr herzliches Gespräch ein. Gleich kam auch noch ihre Schwägerin, hinzu, die direkt neben ihr im gleichen, einstöckigem Haus wohnt.

Heute sitze ich hier, vielleicht knapp zwei Jahre später und kann nur staunen, was Gott aus dieser Begegnung gemacht hat. Wir entwickelten eine Freundschaft, die anders war als manche andere. Da war Offenheit, gemeinsames Lachen und dennoch auch eine Bereitschaft, mit mir ihre Sorgen und Nöte zu teilen. Sie kamen mich auch immer wieder mal besuchen, was auch schon nicht ganz gewöhnlich ist.

Alma und Rosi (Namen geändert) sind die ersten zwei Frauen, denen Jesus das Herz geöffnet hat und die die Botschaft des Evangeliums verstehen durften:

Ein paar Wochen vor Weihnachten war ich wieder mal zu Besuch (gesegnet ist meine liebe Rrushe, bei der ich meine Kids immer mal wieder lassen kann, wenn ich in Ruhe Besuche machen will). Wir sprachen über unser großes Fest und wieder begann Alma, von Jesus zu reden (sehr außergewöhnlich) und wie er sie damals, als sie sehr viele Probleme hatte, erhört hat. Sie hatte in einer (ich nehme an katholischen) Kirche, in der ein großes Kreuz hing, gebetet und Jesus hatte sie in vielem erhört. Das ist schon viele Jahre her. Sie wusste nichts mehr davon, was das Kreuz bedeutete, aber sie wusste, dass im Namen Jesu Kraft ist!

Ich hatte für sie dann letztes Jahr zu Neujahr gebetet und auch da erhörte Jesus. In ihr ist ein Hunger und eine Leidenschaft, mehr von Jesus zu erfahren. Und es gibt nichts, was ich lieber tue, als mit den Menschen hier über Jesus zu reden. So erzählte ich ihr wieder Seine Geschichte. Ich sagte ihr auch, dass Jesus nicht an heilige Orte gebunden ist, sondern dass er hier in meinem Herzen lebt, und dass das jeder Mensch erleben darf, der mit ihm leben möchte.

Oh, das wolle sie auch! Mit strahlenden Augen, als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, sagte sie, sie wüsste nur nicht, wie sie das machen kann. Ich sagte ihr, sie könne einfach zu Jesus beten und im sagen, dass er in ihr Leben kommen solle. … Dann kamen die Kids vom Kindergarten und von der Schule. Bis an diesen Punkt hatten wir Ruhe und keine Störung (das ist immer wieder ein entscheidender Faktor - so oft kommen Kinder oder Nachbarn und unterbrechen ein Gespräch). Ich hatte großen Frieden und versprach ihr, bald zu kommen, um mit ihr gemeinsam zu beten und in der Bibel zu lesen. (Ich hatte ihr schon vor einiger Zeit eine Bibel geschenkt.)

Nach ein paar Tagen ging ich wieder hin. Ich war aufgeregt. Ich finde es schon in deutsch so eine besondere und nicht ganz einfache Aufgabe, einen Menschen “zu Jesus zu führen”, wie wir so schön sagen. Zuvor hatten wir albanische Kalender aus Deutschland zugeschickt bekommen, die wir hier zu Neujahr als Geschenk weitergeben. Darin fand ich eine Karte in albanisch, wie man ein neues Leben mit Jesus beginnen kann, inklusive Gebet. Das war mir eine große Hilfe.

Als ich nun in Almas Haus kam, waren da gerade zwei Nachbarinnen. Ich wusste fest im Inneren, dass Gott uns den richtigen Augenblick schenken wird. Ich freute mich wie immer, neue Frauen kennenzulernen. (Sie luden mich auch herzlich in ihre Häuser ein - Halleluja!) Eine von beiden stellte sich als gute Bibelkennerin heraus. Sie meinte, sie hätte vor langer Zeit mal Bücher darüber gelesen. Sehr interessant!

Nach einer Weile gingen sie. Zuvor hatte Alma noch gesagt, dass sie gestern mit ihrem Mann gesprochen hätte und der nicht wolle, dass sie in der Bibel liest, da das nicht ihr Buch sei. Mit Jesus hätte er kein Problem. - Ich dachte schon: Hoffentlich macht sie jetzt nicht einen Rückzieher.

Doch nachdem der Besuch weg war, rückten die zwei, Rosi und Alma, nahe zu mir und ich fragte sie, was wir jetzt machen. Doch das Interesse war unverändert. Die geschenkte Bibel, die einen Ehrenplatz im Regal hat, sei kein Problem, da sie ja ein Geschenk ist.
Ich hatte auch noch eine Kinderbibel dabei, da ich weiß, dass gerade Alma das Lesen in der Bibel schwer fällt (sie hatte nur einfache Schule gemacht und danach keinerlei Übung im Lesen gehabt - das geht vielen Frauen hier so).
Diesmal war auch Rosi viel mehr bei der Sache und stellte gute Fragen und lenkte nicht mehr ab (wie sie manchmal tat). Wir lasen gemeinsam die wichtigen Bibelstellen und Rosi las das Gebet laut vor. Bei dem Vers, dass die Gnade Gottes das ewige Leben ist, meinte Alma ganz begeistert, dass wir uns ja dann später in der Ewigkeit sehen und uns zuwinken können - darüber freute sie sich sehr. 🙂

Ich betete noch mit den beiden und nahm sie fest in den Arm. Sie hatten mir schon öfter gesagt, dass ich für sie wie eine Schwester bin. Nun konnte ich ihnen sagen, dass wir geistlich wirklich Schwestern sind.

Als sie mich nach draußen begleitetet (man wird hier immer mindestens bis zum Tor begleitet, wenn nicht noch ein ganzes Stück länger!), sprachen wir darüber, wie wunderbar es ist, dass Jesus jetzt immer bei ihnen ist. Ich gehe vielleicht irgendwann, doch er bleibt. Beide haben große Nöte in ihren Familien. Rosi hat vier Jungs, die jetzt in die Pupertät kommen. Ihr Mann lebt illegal in England und kann daher auch nicht so einfach zurückkommen. Alma hat einen Mann, der spielsüchtig ist und auch viel trinkt. Er war schon viele Jahre im Gefängnis (was den großen Altersunterschied ihrer Kinder erklärt: der eine ist 14, der andere 4 Jahre alt). Jetzt ist sie nochmals schwanger.

Ich bin sehr gespannt, was Gott in diese Familien tun wird. Sie haben den gleichen Nachnamen, wie “unsere” Familie hier, Rrushe und Shaban. Sie haben noch sieben Schwägerinnen von seitens der Männer. Immer wieder treffe ich Besuch in ihren Häusern an. Zwar dürfen sie nicht allzu viel raus (natürlich nur mit Erlaubnis - auch des Mannes, der in England ist…), aber sie haben ein offenes Haus und das lässt mich hoffen, dass sie die gute Botschaft weitersagen können.

Betet bitte für diese zwei jungen Gläubigen. Betet für Wachstum und steigende Erkenntnis. Um Weisheit für mich und um wirkliche Veränderung und Gebetserhörungen in ihren Familien. Vielleicht sind diese beiden Frauen nur der kleine Anfang! Betet, dass in ihren Häusern ein Hauskreis entsteht. Betet um Errettung für ihre ganze Familie!

Mir zeigt diese ganze Geschichte Gottes wunderbares Handeln in den einzelnen Schritten, die ich gemeinsam mit diesen beiden Freundinnen gehen durfte. Er benutzte meine Entmutigung für die erste Begegnung. Er ließ Freundschaft und Vertrauen wachsen. Er machte ihnen Dinge klar (z.B. haben sie aufgehört, den Kaffeesatz zu lesen, eine abergläubische Praktik, die sie aber fast immer bei meinem Besuch taten). Er erhörte mein Gebet und schenkte Veränderung in Almas Herzen. Er hatte sie schon vor vielen Jahren vorbereitet und wusste genau, dass sie nun mir begegnen würde, einem Menschen, der ihr die Bedeutung des Kreuzes erklären kann. Gott hat es geschenkt, dass nun beide Schwägerinnen, die fast immer zusammen sind, nun gemeinsam erkennen durften, wer Jesus ist und diesen Weg gehen wollen. Ich bin begeistert! Preist den Herrn!

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