Mein Frust mit den Handwerkern

von Danny Fröse am 19. Mai 2016

arbeiterNach vier Wochen Arbeit mit albanischen Handwerkern und einfachen Arbeitern muss ich folgendes festhalten. Ich habe viel aufgeben müssen von meinen Ansprüchen an ordentliche Arbeit. Ich habe gezweifelt und gehadert, diskutiert und gerungen mit meinen Arbeitern.

So oft versprachen sie mir etwas und am Ende kam etwas anderes heraus. Ja, ich weiß: Ich kann nicht mit meinen deutschen Ansprüchen an die albanischen Arbeiter herantreten.

Aber ich frage mich: Kann ich nicht wenigstens ein kleines bisschen ordentliche Arbeit erwarten?

Bis vor Kurzem ist es mir ganz gut gelungen meine eigenen Ansprüche mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Doch letzten Freitag hatte ich einen Fliesenleger zur Arbeit bestellt, der mir eine Sockelleiste an die frisch-verputzte Fassade anbringen sollte. Dies hat er auch getan, aber das Ergebnis hat mich geradezu schockiert. Er hat mir, um es einfach zu sagen, die ganze Fassade versaut.

Sockelleiste

Als ich ihn darauf hinwies, doch bitte sauberer zu arbeiten, sagte er nur, er würde das später alles wieder sauber machen. Ich fragte ihn, warum er nicht gleich von Anfang an sauber arbeitet, dann muss er später nicht so viel reinigen. Mir war klar, dass er den Fliesenkleber gar nicht mehr von der Wand abbekommen würde. Doch mein Versuch, für eine andere Arbeitsweise zu argumentieren, ging ins Leere.

Heute sprach ich mit dem Arbeiter, der mir diesen Fliesenkleber besorgt hatte, und ich versuchte ihn auf diese unordentliche Arbeitsweise aufmerksam zu machen. Doch es gelang mir nicht, ihn zu überzeugen.

Mir wurde klar, dass hier mal wieder kulturell zwei Welten aufeinander treffen. Da bin ich mit meiner Kultur und meinen Rechtsbewusstsein. Ich bin davon überzeugt: Wenn jemand schlechte Arbeit gemacht hat, dann kann man darüber reden und die Person darauf hinweisen.

Leider funktioniert die albanische Kultur ganz anders. Das Gespräch über schlechte Arbeit führt unweigerlich zur Beschämung des Arbeiters, der die Arbeit getan hatte.

Das wurde mir ziemlich schnell klar, als ich sah, wie die Arbeiter die schlechte Arbeit des Fliesenlegers verteidigten. Sie sagten: “Schau mal, wie lang der gearbeitet hat.” oder “Du musst die Wand doch eh weiß streichen, dann sieht man den Fliesenkleber nicht mehr.” Ich fand keinen der mir zustimmte, dass diese Arbeit nicht gut gemacht war.

Und so ging ich davon. Im Inneren schüttelte ich meinen Kopf, unsicher wie ich dem Fliesenleger morgen begegnen soll. Eine Stimme in mir sagt: “Der kriegt keinen Lohn für solch eine Arbeit” und eine andere Stimme sagt: “Lass es gut sein. Es ist wie es ist. Ich werde die Kultur und die Art zu Arbeiten nicht ändern.”

Am Ende des Tages wünscht mir meine Frau, dass ich gnädig bin mit den Arbeitern. Ich denke ihren Rat werde ich annehmen.

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