Über allem steht: Gnade

von Rahel Fröse am 12. Oktober 2015

Am Ende eines nebligen und trüben Tag bricht mit Macht noch einmal die Sonne durch die Wolkendecke, bevor sie hinter den albanischen Alpen verschwindet. Der Berg hinter unserem Haus erstraht in einem zauberhaften Licht, die kleinen Büsche beginnen sich in verschiedene Farben zu kleiden.

Ich blicke aus unserem Küchenfenster, dieser Blick, der mich nun schon seit zwei Jahren begleitet. Ich sehe mein Nachbarhaus, die enge Straße, die durch Mauern führt, die Berge, die frisch gepflügten kleinen Felder. Weit verstreute Häuser, die mich aus der Ferne rufen.

Zwei Jahre in Albanien. Zwei Jahre in Krume.

Vieles ist einem schon so vertraut und anderes noch so fremd. Und vieles muss man sich immer wieder neu vertraut machen.

In diesen zwei besonderen, herausfordernden und bewegten Jahren steht ein Wort über allem: GNADE.

Ich bin immer noch dabei zu begreifen, was sie wirklich bedeutet, aber sie hat mich immer wieder gefunden! Und wäre sie nicht da, ich wäre untergegangen.

Mir ist noch nie so bewusst geworden wie in diesen zwei Jahren, wie abhängig ich bin von dieser Gnade. Es gab Momente, da hab ich mich im Badezimmer eingeschlossen und habe geweint. Ich wusste nicht weiter. Ich war verzweifelt. Da sind die Momente des Heimwehs und die Stimmen, die dich innerlich zurückrufen in deine "Heimat", die den Zweifel schüren, ob dieser Weg, dieser Ort wirklich der beste ist für dich und deine Kinder. Da ist dein Kind, das zutiefst kämpft in der Eingewöhnung in ein neues Leben, eine neue Sprache, neue Menschen. Ich stehe daneben, oft machtlos. Ich kämpfe. Und doch merke ich immer wieder, dass mein Sieg nicht im Kämpfen lag und liegt, sondern in der Ergebung.

Bei unserem Abschied in unserer Organisation gab mir eine Mitarbeiterin eine Karte mit auf den Weg: offene, nach oben gestreckte Hände. Ich strecke meine leeren Hände Jesus hin, immer wieder und er füllt sie mir. Von ihm empfange ich, was ich hier für ein freudiges Leben brauche. Nicht im Kämpfen, sondern im Ergeben liegt der Sieg!

Ich erinnere mich an einen Tag in den ersten Monaten hier. Es ging mir nicht gut, ich war entmutigt von der schweren Sprache und dem Schimmel in der Wohnung. Ich ging einfach raus mit den Kids, wollte eigentlich gar keinem begegnen (was hier unmöglich ist). Ich ging einen Weg, den ich noch nicht gegangen war und kam in eine Sackgasse. Etwas weiter unten hörte ich eine Frauenstimme an einem Zaun sagen: "Das ist doch die Deutsche." und ich sagte: "Ja, die bin ich." Sie luden mich zu einem Kaffee ein, zwei lebenslustige Mütter. Aus dieser ersten Begegnung heraus ist mein tiefster Kontakt zu einer Frau entstanden, die das größte Interesse an Jesus hat.

Ich staunen über Jesu Gnade, wie er in meinem Leben wirkt und in den Menschen, denen ich hier dienen darf. Es ist ein Vorrecht, in dieser Weise Seine Gnade in aller meiner Schwachheit erleben zu dürfen.

Nach zwei Jahren Krume kann ich sagen: es waren die bisher herausfordernsten Jahre meines Lebens, aber auch die, in denen ich am meisten lernen durfte in meiner Beziehung zu Gott. Ich darf schwach sein, und er gebraucht mich dennoch. Er richtet mich wieder auf und zeigt neue Wege und Perspektiven.

Es ist ein Vorrecht, hier leben zu dürfen, bei allen Einschränkungen und allen Schwierigkeiten. Es ist einfach ein Vorrecht, Jesu Licht hier verbreiten zu dürfen. Gerade jetzt, wo die dunkle Jahreszeit beginnt, wird es mir bewusster denn je, warum wir hier sind. Es geht nicht um mich. Es geht um Jesus und darum, dass er hier verherrlicht wird. Und ich will von Herzen dankbar sein für jeden neuen Tag hier! Gott ist da!

 

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